Krebs 
 
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Nachdem ich die Ehre habe, die Reihe der Referate des Rheinseminars zu eröffnen, möchte ich Sie zunächst von Herrn ISSELS grüßen, dessen Vortrag ich übernommen habe. Er hat die Folgen seines Autounfalls wieder einigermaßen überstanden, fühlt sich aber weiteren Reisen noch nicht gewachsen. Nachdem ich mehrere Jahre Mitarbeiter sowohl der Klinik von Prof. ZABEL als auch der Ringbergklinik von Dr.ISSELS war, hoffe ich Ihnen vertretungsweise keine allzu große Enttäuschung zu bereiten, wenn ich zwar nicht genau das von Herrn ISSELS vorgesehene Thema übernehme, aber doch ein ihm nahe verwandtes und nicht weniger aktuelles Konzept anspreche und zur Diskussion anheimstelle. Ich möchte es etwa so formulieren:

WAS STEHT EINER VERBESSERUNG UNSERER HEUTIGEN KREBSTHERAPIE IM WEGE ?

Nach den geltenden wissenschaftlichen Begriffen ist ein Mensch als gesund zu erachten, wenn er in psychischer und physischer Hinsicht keine nennenswerten Abweichungen von einer mehr oder weniger fiktiven Norm des Verhaltens und der Reaktion aufweist und wenn seine nach medizinischen Gesichtspunkten erhobenen Organbefunde und -funktionen, hämatologischen, serologischen und bakteriologischen Untersuchungsergebnisse dem alters- und geschlechtsbedingten Soll entsprechen. Dennoch kann ein solcher, wissenschaftlich als "gesund" und "normal" bewerteter Mensch wenige Tage später erkranken oder sterben, er kann im tiefsten Herzen unglücklich sein, er kann in sozialer Hinsicht Minderwertigkeiten bis hin zur Kriminalität aufweisen oder er mag der Träger genetischer, sich erst an den Nachkommen manifestierender Leiden oder Defekte sein, die sich mit unseren heutigen Untersuchungsmethoden nicht nachweisen lassen.

Offenbar gelingt es also auch unter Einsatz äußerster Akribie und maximaler Exaktheit nicht, den Begriff "Gesundheit" zu definieren, und die auf unseren heutigen wissenschaftlichen Erkenntnismöglichkeiten und Maximen beruhende Medizin muß unvollkommen bleiben, solange sie sich auf Teilerkenntnisse verläßt, ohne sich um Totalität und Gesamtordnung zu kümmern. Der Nobelpreisträger Werner HEISENBERG sagte: Die Ergebnisse der Naturwissenschaft seien zwar "richtig", sie würden aber dem Unum, Bonun, und Verum, dem Einen, Guten und Wahren des lebendigen Geschehens nicht gerecht. Oder, wie es DRIESCH, der Vater des Neovitalismus, formulierte: "Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile."
Die von BIRCHER-BENNER um die Jahrhundertwende entwickelte Gesundheitslehre stellt als Hauptforderung das Streben nach Ganzheit und Ordnung in den Mittelpunkt des ärztlichen Handelns. Mit jeder Analyse, Zerstückelung, Isolierung verstoßen wir aber gegen dieses Prinzip und befinden uns nicht mehr im Bereich des Lebendigen. Bei KÖTSCHAU, einem der wenigen noch lebenden Schöpfer einer neuen, vom deutschen Sprachraum ausgehenden biologischen Heilkunde, lesen wir: „Die Gefahr des analytischen Denkens liegt darin, daß man wohl über Schädigungen redet, diese aber erst anzuerkennen bereit ist, wenn sie meßbar geworden sind. Wie aber will der Analytiker Störungen der Ordnung messen? Er kann nur morphologische, chemische und physikalische Ordnung messen, nicht aber lebendige. Die Intaktheit der Ordnung und Ganzheit eines Organismus, oder einer Lebensgemeinschaft ist nicht meßbar." 

Der Heidelberger Physiologe SCHÄFER gab seiner Besorgnis über diese Entwicklung 1975 in einer Sendung des Südwestfunks Ausdruck mit der Feststellung, die heutige Medizin fixiere sich diagnostisch und therapeutisch immer ausschließlicher auf die klinisch erfassbaren und messbaren Daten der pathologischen Vorgänge, obwohl jede Krankheit doch weit mehr als eine nur körperlich-materielle Veränderung darstelle.
Die Lehrmedizim kann also nur Teile erfassen, nur Teile manipulieren. Sie ist weder fähig, Ordnung und Ganzheit zu erkennen, noch diese wiederherzustellen. Dazu bedarf es einer fundamentalen Umstellung unserer Denkweise in Richtung der schon von GOETHE angewandten geisteswissenschaftlichen Schau der Dinge und Vorgänge, insbesondere aber einer aus dieser vertieften Erkenntnis emwachsenden Intensivierung aller natürlichen 
psychosomatischen Hilfs- und Heilfaktoren, die sich im Falle des Krebsgeschehens über die klinischen Mögltchkeiten der Operation, Bestrahlung und Chemotherapie auf die Unterstützung des Selbsheilvermögens und die Ausschaltung jeder Behinderung oder Schädigung dieser Fähigkeit auszudehnen hat.

Wer sich als Arzt um die Realisierung einer solchen biologischen, lebensgerechten, ganzheitsmedizinischen Heilkunde bemüht, gleichgültig, welcher der vielen Möglichkeiten er sich dazu bedient, den muß es angesichts der unzähligen Opfer maligner Erkrankungen tief bekümmern, welche Verständnislosigkeit und Ablehnung, ja, Bekämpfung unserem Einsatz für eine verbesserte Nachsorgebehandlung, Rehabilitation und Langzeitbetreuung Krebskranker und Krebsgefährdeter seitens der Schule entgegengebracht wird. Dies ist umso unverständlicher, als die Erfolge der operativen und radiologischen Richtung seit 25 Jahren stagnieren und trotz eines enormen Aufwandes an diagnostischen und therapeutischen Bemühungen und Verbesserungen mit der Häufigkeit und Sterblichkeit solcher Leiden keineswegs Schritt halten. Nach Angabe des USA-National Cancer Instituts konnte zwischen 1950 und 1973 eine Steigerung der 5-Jahres-Überlebensquote aller Tumorerkrankungen um
ganze 2 Prozent erreicht werden, und das wohl im wesentlichen auf Grund einer früheren Erkennung mancher Krebsarten. Eine 5-Jährige Beobachtungszeit des Tumorpatienten ist nach unserem heutigen Wissen außerdem viel zu kurz, um den Therapieerfolg zu beurteilen, denn auch in den Jahren darnach kommt es je nach Geschwulstart bei einem mehr oder weniger hohen Prozentsatz zur Metastase, zum Rezidiv oder zu einem Zweittumor.

Es sei nicht verkannt, daß die in der Bundesrepublik Deutschland mit großem propagandistischem und finanziellen Engagement betriebene Vorsorgeuntersuchung eine Verbesserung der Früherkennung in bestimmten Fällen gebracht hat. Leider waren aber bisher nur etwa 30% der Frauen und nur 15% der Männer im untersuchungsbedürftigen Alter für diese kostenlosen Untersuchungen zu gewinnen. Zahlen, die in letzter Zeit nicht weiter verbessert werden konnten. Aber auch innerhalb der erfassten Gruppen wirkte sich die Vorsorgeuntersuchung während der vergangenen 5 Jahre in keiner erkennbaren Weise verbessernd auf die Krebsletalität aus. Denn fataler Weise machen 7 von 70 registrierten
Geschwulstarten 70% aller Krebserkrankungen aus, und von diesen 7 sind wieder nur 4, d.h. knapp 1,8 % aller Krebsarten unserer derzeitigen systematischen Früherkennung zugänglich.
Hinzu kommt ein Umstand, auf den der Röntgenologe KROKOWSKI mit Eindringlichkeit hinweist. Der Krebskranke stirbt im allgemeinen nicht an seinem Primärtumor, sondern an den durch die Metastasierung verursachten Komplikationen, und viele von Ihnen kennen Patienten, die mit einem Tumor, unberührt von Stahl und Strahl, aber auch ohne jede sonstige Therapie, sich jahrelangen Wohlbefindens erfreuen und ein hohes Alter erreichen. KROKOWSKI erbringt nach sehr sorgfältigen Feldstudien und Langzeitbeobachtungen den Beweis, daß die für den Kranken verhängnisvolle Metastasierung genau während der Zeit stattfindet, die mit der Ersterkennung, also mit der größten diagnostischen und therapeutischen ärztlichen Aktivität zusammenfällt und seiner festen Überzeugung nach durch diese verursacht wird. Er gibt für diese Kausalität sogar für die verschiedenen Tumorarten Prozentsätze an, die zwischen 30 und 90 schwanken, und er rät dringend davon ab, den Geschwulstkranken nach der Diagnosestellung überstürzt dem Chirurgen zu überweisen. Es sollte vielmehr ein Zeitraum der psychischen und physischen Vorbereitung und immunologischen Festigung eingelegt werden, einer präoperativen Therapie, wie sie schon lange vor KROKOWSKI von zahlreichen ärztlichen Außenseitern gefordert und praktiziert wurde.

Diese Erkenntnis eines Lehrmediziners stellt ein besonders bedrückendes Eingeständnis der gängigen Fehleinschätzung des Krebsgeschehens dar. Die heutige Anästhesie-, Operations- und Bestrahlungstechnik weist eine kaum mehr zu steigernde Perfektion auf, die Ärzte sind bis ins letzte spezialisiert und beherrschen jede überhaupt nur mögliche Technik der diagnostischen und chirurgischen Eingriffe, die Kliniken besitzen die vollkommensten und teuersten Einrichtungen und Geräte, Schwestern, Pfleger und technisches Personal weisen einen hervorragenden Ausbildungsstand auf. Ein gigantischer Einsatz - der praktisch keine nennenswerte Besserung der schon vor einem Vierteljahrhundert erzielten kurativen Erfolge brachte. Dabei gelangt dieser von KROKOWSKI erkannte Therapieschaden den sich damit befassenden Fachärzten vorerst gar nicht zum Bewußtsein oder wird begreiflicherweise energisch bestritten. Der Grund für diese tragische Verkennung der Tatsachen liegt darin, daß die klassischen Erstmaßnahmen üblicherweise "erfolgreich", risikoarm und komplikationslos verlaufen. Ihr Verhängnis macht sich zu diesem Zeitpunkt noch nicht bemerkbar. Der Tumor wird „weit im Gesunden" entfernt, Operations- und Lymphabflußbereich ausgiebig bestrahlt, wie es die Regel vorschreibt. Erst nach Monaten, oft nach Jahren werden die Metastasen festgestellt, meist gar nicht mehr von dem zuerst operierenden Chirurgen. Die Wendung des Leidens wird als schicksalhaft, nicht etwa therapiebedingt, angesehen und nunmehr palliativ radiologisch, chemotherapeutisch oder chirurgisch weiterbehandelt. Früher oder später ist der Patient dann inkurabel und wird mit infauster Prognose dem Hausarzt zurücküberwiesen. Der lange Zeitabstand zwischen der scheinbar „erfolgreichen" Erstbehandlung und der lebensbedrohlichen Metastasierung läßt bei keinem der Beteiligten den Gedanken an eine kausale Beziehung zwischen beiden Ereignissen aufkommen. Man wird hier an ein anderes tragisches Phänomen historischer Art erinnert, an die Erkenntnis des 1865 in einer Irrenanstalt verstorbenen Wiener Klinikers SEMMELWEIS, daß das Kindbettfieber durch die unsterile Hand des Untersuchers übertragen wird. Hier der tötliche iatrogene Infekt, hier die iatrogene Auslösung der tötlichen Metastasierung!

Zwingt uns die eingangs erhobene Forderung, das Krebsgeschehen als ganzheitlichen, in allen seinen Stadien und Erscheinungsformen als systemischen, niemals lokal begrenzten Prozess aufzufassen, so wird dies durch die KROKOWSKIsche Lehre in allen Punkten bestätigt. Der Primärtumor ist zu entfernen, aber der Metastasenschutz hat Vorrang. KROKOWSKI selbst gibt dazu eine Reihe von Maßnahmen an, die sich z.T. mit denen decken, die seit Jahrzehnten von den Ganzheitstherapeuten empfohlen wurden, etwa die immunstimulierenden BCG-Impfungen, die prä-, para- und postoperativ einzusetzenden Antithrombotika, und Fibrinolytika und anderweitigen Aggregationshemmer, den radiogenen Schutzeffekt unterschwelliger Strahlendosen, die lokale Vorbestrahlung des Tumorbettes mit schnellen Elektronen. Es muß erreicht werden, daß vom Zeitpunkt der ersten Diagnosestellung an jede Gefahr der Metastasierung ausgeschaltet wird. Diese Forderung gilt selbstverständlich auch für alle traumatisierenden diagnostischen Maßnahmen, wie brutale Mammographie, Probeexzision und Punktion. Beim malignen Melanom ist seit jeher die Exzision oder anderweitige Alteration streng verpönt. Warum wurde diese Erfahrung nicht schon längst auf alle Geschwulstarten übertragen? - Es entstehen hieraus freilich zweifellos Konflikte für unsere ärztliche Entscheidung. Denn die bisher als uneingeschränkt und unbestritten geltende Regel, daß vor jeder Tumoroperation oder anderweitigen Therapie der histologische Befund geklärt und der Tumor klassifiziert sein müsse, wird durch die KROKOWSKIsche Lehre in Frage gestellt oder verunmöglicht. Ich bin jedoch überzeugt, daß wir uns eines Tages auf anderen, nicht traumatisierenden Wegen Gewissheit über die vorliegende Geschwulst verschaffen können. Jedenfalls muß uns schon heute das Schicksal des Kranken wichtiger sein als die histologische Beschaffenheit seines Tumors.

Wenn demnach in Zukunft der Organismus selbst mit seinem krebserzeugenden oder
-begünstigenden Milieu und nicht mehr die Geschwulst im Mittelpunkt des Geschehens zu stehen hat, so wird damit gleichzeitig die Summationsdiagnostik und Summationstherapie rehabilitiert, wie sie von unzähligen Ärzten dieser und der verflossenen Generation gefordert wurde und entwickelt wurde. 

K.H. BAUER, jahrzehntelang die unwidersprochene höchste Kapazität im Tumorbereich und Gründer des Krebsforschungszentrums in Heidelberg, verkündete noch 1960 während des berüchtigten Issels-Prozesses - und Sie können es ähnlich in seinem Buch "Das Krebsproblem“ nachlesen - : "Beim Menschen spielt die Frage der Resistenz oder der aktiven Immunität keine Rolle". Und an anderer Stelle: "Krebsabwehr ist kein naturwissenschaftlich erwiesener Naturvorgang, sondern ein aus teleologischem Mystizismus abgeleitetes Wunschtraumpostulat“. Erst 1966 horchte man wieder auf, als MAURER, ein gewiss über jeden Verdach der Unwissenschaftlichkeit erhabener Mann, als Präsident des 77. Chirurgenkongresses in München die ausschließlich operative und radiologische Versorgung des Krebskranken als ungenügend bezeichnete. Im gleichen Jahr trat WARBURG auf der Tagung der Nobelpreisträger in Lindau mit der beschwörenden Mahnung an die Öffentlichkeit, daß aus den bis dato vorliegenden, bis in die letzten Details gehenden Erkenntnissen über die Lebensbedingungen der Tumorzelle, insbesondere auch aus seinen eigenen, mit dem Nobelpreis ausgezeichneten Forschungen über die anaerobe Dysoxybiose keineswegs die nötigen Konsequenzen für die praktische Prophylaxe und Therapie der malignen Erkrankungen gezogen worden seien. Auch der Appell dieses Berufenen änderte nichts an den bestehenden Verhältnissen, Ja, man scheute sich nicht, seine Worte hinter der vorgehaltenen Hand als cerebralsklerotisches Symptom eines alternden, enttäuschten Forschers auszulegen. Jedoch, es folgten in den letzten 60er und ersten 70er Jahren die großen internationalen Krebskongresse in London, Moskau, Houston Tokio und als einer der letzten der in Argentinien. Und siehe da: Auch dort hörte man mehr und mehr über die Fragen der Immunität, der Tumorantigene, über die immer noch umstrittene, aber auch nicht widerlegte Virustheorie, über zelluläre und humorale Abwehrvorgänge, über generelle Stoffwechselveränderungen beim Krebskranken und über therapeutische Maßnahmen zur Ergäntung der orthodoxen Geschwulstbehandlung. 1973 erklärte der Münsteraner Pathologe GRUNDMANN auf dem Internistenkongreß in Wiesbaden, daß das Schicksal des Krebskranken - unabhängig von der Effizienz voraus gegangener operativer oder radiologischer Maßnahmen - in erster Linie von der zwischen der körpereigenen Resistenz und der Wachstumskraft des Tumors entschieden werde. Wem von uns Außenseitern hätte man vorher diese uns aus dem Herzen gesprochene Behauptung widerspruchslos abgenommen? In der Eröffnungsrede des Deutschen Krebskongresses 1974 in München führte C.G. SCHMIDT, derzeitiger Präsident der Deutschen Krebsgesellschaft und in dieser Eigenschaft Nachfolger von K.H. BAUER, u.a. aus, daß man die Erstbehandlung des Tumorkranken zwar im Griff habe, daß die Schwierigkeiten jedoch in der Nachbehandlung zu suchen seien und daß eine ausgesprochene Unterversorgung dieser Patienten in den ärztlichen Praxen vorliege. Er bedauerte gleichzeitig, daß diese Lücke vorerst noch von der - wie er sich ausdrückte - "mehr oder weniger problematischen Außenseitertherapie" ausgefüllt würde, bestätigte mit seinen Worten aber doch indirekt, daß hier ein echter Bedarf an ärztlicher Nachsorge nachzuholen sei. Mit anderen Worten: Es war wieder ein Ruf nach der von uns seit jeher geforderten generellen Krebstherapie.

In aller Stille vollzog sich vollends noch ein Ereignis von medizinhistorischer Bedeutung, das von der gesamten Fachpresse diskret übergangen wurde. Nachdem K.H. BAUER durch sein starres Festhalten an der lokalistischen Doktrin den Durchbruch der ganzheitsmedizinischen Tumortherapie jahrzehntelang verhindert hatte, machte er kurz vor seinem Tod am 7.7.1978 gelegentlich eines Quick-Interviews eine totale Kehrtwendung mit dem wörtlichen Eingeständnis: "Die körpereigenen Abwehrkräfte müssen so gestärkt werden, daß der Körper selbst, sein Immunsystem, mit dem Krebs fertig werden kann".

Es wird späteren Generationen unbegreiflich erscheinen, daß man während eines Jahrhunderts des mechanistischen, lokalpathologischen Denkens und Handelns eines Jahrhunderts freilich auch der gigantischen Entwicklung der Medizin in allen ihren Bereichen, die Totalität und Ordnung allen Lebens, die leib-seelische Einheit des Menschen, seine Einheit auch mit der Natur weitgehend vernachlässigte und in ihrer praktischen Bedeutung für den Heilungsvorgang unterschätzte. Die natürliche Heilkraft und deren Unterstützung, anerkannt und angewandt bei allen Krankheiten, sie soll bei den Krebsleiden plötzlich völlig nebensächlich und unwirksam sein ?

Ich glaube, daß wir nach dieser Fülle weiterführender Argumente, Erkenntnisse und Bekenntnisse veraltete Dogmen fallen lassen dürfen , diese durch neue Konzepte zu ersetzen haben und mit unseren Patienten neue Wege zu gehen verpflichtet sind.


Ich möchte Ihnen nun vortragen, was ich - basierend auf der ZABELschen und Isselschen Behandlungsweise Krebskranker - seit 10 Jahren unter prä- und postoperativer Tumortherapie 
zu verstehen gelernt und zu praktizieren mich bemüht habe. Dabei sei auch gleich dem Einwand entgegnet, daß durch unsere vorkliniscben Maßnahmen kostbare Zeit für die sofortige Entfernung des Tumors verlorengehen könnte. Nicht erst seit KROKOWSKI wissen wir, daß diese Gefahr tatsächlich weit geringer ist als die der mangelhaften psychischen und physischen Vorbereitung des Kranken auf den operativen Eingriff. ⅔ aller Geschwulstleiden
kommen ja ohnehin in nicht mehr operablen Stadien zur Diagnose oder sind wegen ihres systemischen Charakters dem Messer primär unzugänglich. Noch tragischer wäre der Fall jedoch, wenn der Arzt durch falsches Verhalten, durch ein Zuviel oder ein Zuwenig seines Handelns den Zustand der Unheilbarkeit verursachen würde.

Sobald die Diagnose feststeht, obliegt uns die gesetzlich verankerte, aber auch menschliche und ärztliche Pflicht, den Kranken, mindestens aber dessen Angehörige über die Art des Leidens aufzuklären. Davon gibt es eigentlich nur die eine Ausnahme, nämlich wenn es sich um ein finales Stadium handelt. Die Wahrheit ist dann von keinem Vorteil mehr. In allen anderen Fällen mag sie den Patienten zunächst schockieren. Die Erfahrung zeigt aber immer wieder, daß nach Überwindung der ersten Niedergeschlagenheit eine vermehrte Kooperationsbereitschaft und daß sich auf der Grundlage einer jederzeit offenen Aussprachemöglichkeit auch das gerade für jede Tumortherapie so wichtige 
Vertrauensverhältnis zwischen Arzt und Patient entwickelt. Die fromme Lüge ist niemals eine Dauerlösung. Nur der über den Ernst der Lage aufgeklärte Kranke oder Gefährdete ist bereit, die von ihm zu fordernden Opfer und Unbequemlichkeiten auf sich zu nehmen und die nötige Geduld für die sich oft über Monate und Jahre erstreckende Nachsorgetherapie aufzubringen. Es zeugt auch von einer völligen Verkennung der Tatsachen, wenn uns von bestimmter Seite das "Geschäft mit der Angst" vorgeworfen wird. Nur wer die Gefahr kennt, kann sich ihrer wirksam erwehren.

Der nächste Weg, den wir mit unseren Krebspatienten so früh wie möglich zu gehen haben, ist die Regulation der vitalen Grundfunktionen. Die Veröffentlichungen Pischingers beweisen die Dringlichkeit dieser Maßnahmen in aller Deutlichkeit. Wer das Herdgeschehen in seinem Verhängnis nicht erkennt und nicht die richtigen Wege zu seiner Beseitigung einschlägt, dem fehlt die wichtigste Basis für jede Therapie überhaupt. Ich bin immer wieder entsetzt, mit welch trostlosem Gebißzustand mancher Tumorpatient zu uns kommt, frisch entlassen aus namhaften Kliniken, leider auch manchmal überwiesen von Kollegen, die sich sonst einer ganz vernünftigen Therapie befleissigen. Unverständlich ist mir aber auch der Mut mancher Chirurgen, die angesichts solcher Beherdungen skrupellos das Messer ansetzen, nichtsahnend, in welcher Gefalir der Kranke schwebt und wie deletär sich diese postoperativ auswirken kann. Da gibt es also nur einen Weg: Sofort zu einem gewissenhaften Zahnarzt ! Selbstverständlich muß jeder Sanierungsmaßnahme eine klare Herddiagnose und ein wohlüberlegtes Sanierungsprogramm vorrausgehen, desgleichen die Planung der späteren prothetischen Versorgung.

Vergessen sie bitte nicht, daß wir nicht nur die orale Beherdung, sondern ähnliche Vorgänge gestörter Mikroökologie auch intestinaler Art zu beseitigen haben. Dies macht - und das kann ganz allgeniein für jede akute oder chronische Erkrankung gelten - eine systematische Symbioselenkung erforderlich, die wir vorteilhafterweise mit den Symbiosepräparaten des Mikrolabors in Herborn in stufenweiser Steigerung durchführen, zunächst mehrere Monate durchgehend, später dann – besonders bei inkurrenten Infekten oder Rezidiven des Geschwulstleidens- zur Stützung der Abwehr immer wieder für längere Zeit in verstärkter Form.

Auf der Basis des sanierten und eubiotischen Organismus kann der Patient jetzt an die nächstwichtige Aufgabe der optimalen Ernährung herangebracht werden, die über die rein chemisch-nutritive Wirkung hinaus ja eine weit umfangreichere, ich möchte sagen bis ins Genetische, ja Metaphysische reichende Funktion zu erfüllen hat. Dies kann sie allerdings nur dann, wenn sie den biologischen Bedürfnissen Rechnung trägt und nicht von hergebrachten Gewohnheiten und Unsitten, von falschen Auffassungen und Gepflogenheiten des Behandlers oder gar von der gewissenlosen Nahrungsmittelindustrie bestimmt wird. Wir wissen heute, daß ganze Zellbestandteile, komplette Molekülkomplexe die Darmwand passieren, nach der Blutpassage die Zellwand durchwandern und unverändert von der Zelle als Baumaterial verwendet werden. Rusch, Kolb und Santo haben mit vollem Recht den Satz aufgestellt: Leben kann nur durch lebende Substanz erhalten werden. Fehlt diese in unserem Stoffwechsel oder draußen im Kreislauf der großen Ökologie, so kommt es früher oder später zur Katastrophe. Die internationale bürgerliche Küche enthält nur noch Spuren lebender Substanz. Sie erzeugt das, was Kollath als Mesotrophie bezeichnet hat. Er forderte: Laßt das Natürliche so natürlich wie möglich! Ich sage meinen Patienten: Rohkost ist permanente Frischzellentherapie und wirksamster Krebsschutz. Mein Lehrer Bircher- Benner sprach schon vor 70 Jahren von der Sonnenkraft in der Nahrung und der damit zu erzielenden Ordnung im kranken Organismus. Er hat vollkommen recht behalten. Alle Forschungslaboratorien der Welt, alle Tierversuche und alle Computer werden uns zu keinen
besseren Erkenntnissen und Wahrheiten führen. Ist es nicht erschreckend, daß gerade die Kliniken und Krankenhäuser eine im biologischen Sinn geradezu wertlose Massenverpflegung liefern und daß diese gesundheitliche Minderwertigkeit mit dem Gigantismus der Kliniken zwangsläufig zunimmt? Sehen Sie sich bitte diese monströsen, unmenschlichen Zwingburgen an, in Münster für 1100, in Aachen für 2000 Kranke im Bau, letztere mit einem mehrfach aufgestockten Kostenaufwand von rund 1 Milliarde, was pro Bett etwa ½ Million entspricht. Abgesehen von diesen astronomischen Summen, glauben Sie wirklich, daß sich ein Mensch, ein kranker, hilfloser Mensch in einem solchen, von kranken Gehirnen erdachten Silo geborgen fühlen kann, was doch für seine Heilung eigentlich die Voraussetzung sein sollte? Ich gebe zu, daß vieles in diesen Gesundheitsfabriken mit ihren teueren diagnostischen und therapeutischen Maschinen machbar sein wird, die sich kleinere Häuser, die man einfach nicht mehr in die Krankenhaus-Bedarfspläne aufgenommen und damit zur Schließung gezwungen hat, nicht leisten können. Aber haben wir nicht heute schon einigemale davon gesprochen,und in den letzten Wochen an einer Reihe von Katastrophen erlebt, daß nicht alles technisch Machbare auch haltbar, unfehlbar und unserem menschlichen Leben adäquat ist? Ich glaube vielmehr, daß wir uns proportional zur Hypertrophie unserer Kliniken von der Humanität und Wärme, der Individualität und dem heilenden Arzt-Patient-Verhältnis entfernen.

Wenn wir unsere Patienten in ihrer Ernährung umgestellt haben und diese uns unaufgefordert berichten über den damit verbundenen gesundheitlichen Gewinn, so erfüllt es uns mit Sorge, wie all das im Falle einer evtl. erneut notwendig werdenden Klinikeinweisung wieder in Frage gestellt ist. Damit ist auch ablehnende Haltung der Lehrmedizin gegenüber jeder ernstzunehmenden Ernährungslehre zu erklären, weil außer diätetischen Nebensächlichkeiten eine solche in keiner Klinik auch nur im Ansatz durchführbar ist. Dazu muß der Arzt nämlich selbst davon überzeugt sein und danach leben. Er muß die jüngsten Forschungsergebnisse,- beispielsweise von WENDT, Frankfurt, kennen, der genau wie Bircher Benner vor 80 Jahren die Gefahr der Eiweißüberfütterung erkannt hat, in der die Bevölkerung Deutschlands und seiner Nachbarländer schwebt, besonders was den Verzehr animalischer Eiweißquellen betrifft. Das bisher kaum beachtete Eiweißdepot in den Kapillarwänden führt bei Proteinakkumulation zur Hypoxie aller Gewebe und Organe und damit zu einem kausalen Faktor vieler Krankheiten, von der Hypertonie bis zum Tumor, sofern dazu weitere karzinogene Noxen kommen. Daß Eiweißüberschuß auch zu Darmfäulnis und Dysbakterie des Darmes zur Folge hat, wissen wir schon lange. Nicht von ungefähr weisen wir im Harn Krebsgefährdeter ja laufend Diazäfarbstoffe , Urorosein, Indikan und Karzinochrom nach, Karzinogene, Toxine, die verschwinden, wenn der Patient eine an animalischem Eiweiß arme oder freie Kost erhält und wir gleichzeitig den Enzym- und Bakterienhaushalt regulieren. Dem habituellen Eiweißüberschuß steht ebenso regelmäßig das Zuwenig an Vitalstoffen.gegenüber, die eben nur in der durch Hitze nicht kontaminierten und nicht industriell verstümmelten, konservierten oder raffinierten Nahrung enthalten sind.

Jede Therapie ist zur Entfaltung ihrer optimalen Wirkung auf die Reaktionstionsfähigkeit des Organismus angewiesen. Seine Regulations- und Abwehrsysteme sind in einer Evolution von Jahrmillionen an bestimmte Umweltbedingungen, besonders an eine natürliche Urnahrung als stärkstem Umwelteinfluß angepaßt. Diese erste Voraussetzung jeder Gesundung fehlt heute fast bei allen Kranken. Die von uns empfohlene Heilnahrung wird nicht in der Restaurant- und nicht in der Krankenhausküche, sondern zuhaus vom Patienten oder seinen Angehörigen aus frischen Naturprodukten zubereitet. Sie bildet die Basis für jede Form auch der Krebstherapie.

Sie verhindert in vielen Fällen das Hineingleiten in das Stadium der Unheilbarkeit und schützt den Gesunden weitgehend vor Zivilisationsschäden, infektiösen und degenerativen Erkrankungen.

Nach den unabdingbaren und primären Forderungen der Entherdung, der Sanierung, der Symbioselenkung und der laktovegetabilen Vollwertkost baut sich auf dieser Basis die medikamentöse Therapie auf, die selbstverständlich auch so früh wie möglich eingesetzt werden sollte. Eine Reihe verschiedenartiger, wenngleich sich z.T. überschneidender Aufgaben macht ebensoviele Präparate erforderlich. Ihr gleichzeitiger oder sequentieller Einsatz ist kein polypragmatisches Durcheinander, als was es Außenstehende manchmal abwertend bezeichnen, sondern eine sehr systematische, wohlbegründete und in ihrer Wirkung genau zu überwachende Kombinationstherapie. Wir verfolgen damit 
- Aktivierung der körpereigenen Abwehr, ich erinnere an Eigenblut, Tuberkulin, BCG, Hyperthermie und verschiedene Antigene bzw.Vaccinen;

- Verbesserung des Sauerstofftransportes und der Sauerstoffutilisation in Blut und Gewebe, ich erinnere an Aktovegin, Polyerga Neu, Mes-Akton, Polydyn und Cytochrom-Uvocal;

- Normalisierung des Zellstoffwechsel und der Zellregeneration, ich erinnere an Iscador und Helixor, an die Regeneresen und ähnlichen Organpräparate, bes. der NNR und der Thymus, sowie an das Pischingersche Elpimed, Ich bin gerne bereit, wenn Interesse besteht, anschließend eine Kasuistik bemerkenswerter Tumorverläufe unter Iscadorbehandlung vorzulesen.

- Abbau des krebsbegünstigenden Nährbodens, ich erinnere an Milchsäureprodukte und die vorwiegend azidotisch wirkende Kostform.

Zu den milieuverändernden, umstimmenden Maßnahmen zählt auch die therapeutische Hyperthermie. Systematisch zur Behandlung chronischer Leiden schon in den 30er Jahren durch die einfache Frau SCHLENZ in Innsbruck eingeführt, entwickelte sich die Überwärmung besonders durch LAMPERT und neuerdings VON ARDENNE zu einem bedeutenden Heilfaktor auch bei Krebserkrankungen. In den USA scheint die Methode weitere Verbreitung als hierzulande zu haben, denn es fanden schon spezielle Kongresse statt, und in der DDR wird das v.Ardennesche Verfahren an verschiedenen Kliniken praktiziert. Der Patient wird dabei nicht mehr gebadet, sondern sein Blutzuckerspiegel wird durch langzeitige Infusionen der sonst streng verbotenen Glukose auf 4 - 500 mg % gesteigert. Dabei kommt es zu einer maximalen Aktivierung der Zellmitose und damit verbundener Azidose, die den Zellen aber schlecht bekommt, weil sich gleichzeitig ein spontanes Fieber unterschiedlicher Höhe bildet. Diese drei zusammenwirkenden Faktoren führen zum Zugrundegehen der betroffenen Zellpopulation, was man durch chemotherapeutische Synchronisation der Mitose oder leichte Strahlendosen noch weiter steigern kann

Ich halte die laufende Zufuhr von Bakterien überhaupt für ein sehr vernachlässigtes Gebiet der Medizin. Als ein System lebendiger Regulation passt es eben wieder nicht in das allein dem Arzt und der Pharmaindustrie vorbehaltene Recht der Krankheitsbeseitigung. Man hat ja ein Jahrhundert lang zunächst alle Mikroben in Acht und Bann getan und ein Leben unter nahezu sterilen Bedingungen für erstrebenswert gehalten. Dann erkannte man allmählich, daß lediglich ein winziger Bruchteil aller Kokken, Bakterien und Pilze pathogen ist, und auch das nur unter besonderen dispositionellen Bedingungen, ich erinnere Sie an das bekannte Wort von CLAUDE BERNARD "Le microbe n’est rien, le terrain c’est tout". Heute wissen wir, daß es ein Leben ohne Bakterien überhaupt nicht gibt, daß völlig keimfrei aufgezogene Lebewesen kein Immunsystem, insbesondere keine Lymphozyten entwickeln. Ja, wir können sagen, die permanente Inkorporation aller Arten von Mikroben, auch pathogener, ist die Voraussetzung jeglicher Immunität und Vollgesundheit. Was tun die besterzogenen und gepflegtesten Hunde, wenn sie auf eine Kuhweide kommen? Sie stürzen sich zum Entsetzen von Frauchen oder Herrchen auf die frischen Kuhfladen und fressen davon mit sichtlichem Wohlbehagen. Was aber tut die moderne Heilkunde? Sie sorgt durch Asepsis und alle nur erdenklichen Impfungen dafür, daß gerade in dem für die Immunitätsentwicklung entscheidenden 1. und 2. Jahrsiebt unsere Kinder nur ja mit keinem Infekt Bekanntschaft machen. Und wenn es trotzdem passiert, so wird jede noch so geringfügige, im Grunde so wichtige Auseinandersetzung mit den Mikroben und ihren Toxinen durch fiebersenkende Mittel und Antibiotika im Keim erstickt. Wie soll sich aber ein Organismus, dem man in seiner Entwicklungszeit jede Gelegenheit der Immunstimulation vorenthalten hat, 40 oder 50 Jahre später gegen die Invasion der Krebszellen, die in uns allen ja fortwährend entstehen, zur Wehr setzen? Das ist auch ein Aspekt des Krebsproblems, der vor allem unsere Kinderärzte beschäftigen sollte. Ich empfehle ihnen, alles zu lesen, was MOMMSEN, einer der führenden Biologen unter den Pädiatern der Bundesrepublik, zu diesem Thema geschrieben hat. Er ist nicht nur ein Vorkämpfer für eine vollwertige natürliche Ernährung der Kinder von der Mutterbrust bis in die Pubertät, sondern er gibt auch gerade den geschädigten Kindern in jedem Lebensalter eine gezielte Symbioselenkung und hat damit in dem von ihm gegründeten Salem-Kinderheim bei einer ausgesprochen schlechten Auswahl der dortigen Insassen in psychischer und physischer Hinsicht ausgezeichnete Erfolge. Der erste Satz einer seiner letzten Veröffentlichungen lautet: "Die heutige Kinderheilkunde besteht im wesentlichen aus Therapieschäden".- Ich selbst empfehle, wenn ich danach gefragt werde, höchstens die Impfung gegen Tetanus, Diphtherie und Polio halte aber auch bei diesen Krankheiten eine vernünftige Lebensweise und Ernährung für den besten Schutz. Die Zwangsimpfung gegen Pocken wurde bei uns glücklicherweise aufgehoben, zu spät für die etwa 16 000 Impfgeschädigten mit cerebralen Dauerschäden bis zum totalen Kretinismus, die wir den Ländern Europas ohne Impfzwang voraus haben. Evtl. könnte man noch an die Impfung gegen Röteln bei Mädchen denken, die diese Krankheit noch nicht durchgemacht haben. Masern und alle übrigen Kinderkrankheiten verlaufen unter einfacher Homöopathie und Hydrotherapie im allgemeinen harmlos. Wenn ich in solchen Fällen von Komplikationen höre, werde ich nie den Verdacht los, daß es sich vielleicht doch um um eine iatrogene Komplikation gehandelt haben mochte.

Noch ein weiteres Umweltgeschehen bedarf hier der Erwähnung: Die geopathischen Noxen.
Die seit Jahrzehnten laufenden und zu immer konkreteren Ergebnissen führenden wissenschaftlichen Untersuchungen dieser Einflüsse auf den Menschen, um die sich besonders der Arbeitskreis um Hartmann verdient gemacht hat, verbieten es kategorisch, hier noch von Glauben oder gar Aberglauben zu sprechen. Zwar sind die meisten Patienten noch auf die Subjektivität der Rutengänger angewiesen – und ich bin gern bereit, auf Anruf diesbezügliche Auskünfte zu geben -, aber es wurde durch ASCHOFF und Mitarbeiter im Laufe der letzten Jahre eine Technik entwickelt, die es erlaubt, in relativ objektiver Weise die geopathische Belastung eines Menschen festzustellen oder auszuschließen. Wie auch immer, eine solche Dauerschädigung muss so früh wie möglich erkannt und beseitigt werden. Unterlassungen in dieser Richtung sind nach unseren heutigen Kenntnissen unentschuldbar, weil sie die gesamte Therapie eines Krebsleidens unwirksam machen können. Kommt der Kranke nach dem Klinikaufenthalt zuhause wieder in die gesundheitsschädigenden Bereiche, so sind damit der Metastasierung oder dem Rezidiv Tür und Tor geöffnet. Deshalb gehört Aufklärung und sachverständige Prophylaxe auf diesem Gebiet gleichfalls zu den paraklinischen Maßnahmen.

All das sind Faktoren, die auch beim perfektesten Einsatz von Stahl und Strahl unberücksichtigt bleiben und deshalb noch vor der klinischen Phase zur Anwendung kommen sollten, nach Abschluss des Klinikaufenthaltes aber umso intensiver als Langzeitbehandlung fortgesetzt werden müssen.

Als Ergebnis einer derart eingeleiteten Tumortherapie übergeben wir dem Chirurgen oder Radiologen einen zwar aufgeklärten, kritisch gewordenen, und damit vielleicht unbequemen Patienten, der sich aber in einem optimalen Zustand der Resistenz, der Regulations- und Regenerationsfähigkeit befindet. Wir haben damit in zweifacher Hinsicht vorgearbeitet, nämlich 1. für eine verbesserte Komplikationsfreiheit und Erfolgschance der Operation bzw. für eine erhöhte Strahlensensibilität der Geschwulstzellen, 2. für die Aktivierung der letzten Endes immer über das Schicksal des Kranken entscheidenden Immunabwehr und für die Beseitigung des Tumormilieus.

Ich schließe mein Referat mit dem lebhaften Wunsch, dass dessen zeitliche Plazierung an das Ende der Tagung nicht symbolhaft sein möge für die leider oft erst in letzter Stunde in Erwägung gezogene, viel zu oft aber ganz in Vergessenheit geratende, biologisch-ganzheitsmedizinische Betreuung des Krebskranken.

WAS STEHT EINER VERBESSERUNG UNSERER HEUTIGEN KREBSTHERAPIE IM WEGE ? 

Es gibt nicht eine, sondern viele Antworten, leider viele Antworten auf diese Frage. Etwa 1,5 Millionen Menschen der Bundesrepublik werden oder sind bereits von einem Geschwulstleiden befallen, etwa 170 000 erliegen alljährlich diesen Leiden und so, wie wir hier versammelt sind, muß jeder Vierte mit diesem Schicksal rechnen. Vielleicht berechtigt uns gerade das Osterfest mit seinen Gedanken an Tod und Auferstehung darüber nachzudenken, wie wenig wir getan haben und noch tun, um unser Leben und das der uns anvertrauten Kranken qualitativ zu verbessern und in lebenswerter Weise zu verlängern. Schon heute wäre es möglich die Krebssterblichkeit - je nach Geschwulstart - um 30 - 50% zu reduzieren durch die Nutzanwendung neuer Erkenntnisse und Realisierung neuer Therapien. Unsere geistige und körperliche Gesundheit verpflichtet uns zu einem Einsatz in der Krebsabwehr, der nicht durch Dogmen und Hierarchie eingeengt werden darf. Resignieren Sie auch dem scheinbar hoffnungslosen Fall gegenüber nicht. Kein Kliniker hat das Recht, einen Kranken als infaust aufzugeben, nur weil er auf chirurgischem, radiologischem oder chemotherapeutischem Weg keine Behandlungsmöglichkeit mehr sieht. Nehmen Sie aus diesem, in so ungewöhnlicher Umgebung gehaltenen Referat die Gewissheit mit nach Hause, daß sich die wirksame Therapie des Geschwulstpatienten nicht mit den ablativen, zellvernichtenden Maßnahmen der Klinik erschöpfen darf, sondern daß vor, während und nach dieser Phasen die interne, immunstimmulierende und regulationsverbessernde Behandlung von Mensch zu Mensch absolutes Vorrecht hat.

 


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