Ganzheitsbehandlung der Geschwulsterkrankungen (Nach einem Vortrag auf der Tagung des Zentral-Verbandes für Naturheilverfahren im September 1960 in Freudenstadt.)
Von Werner Zabel
Die Behandlung der Inoperablen, die heute im wesentlichen in Bestrahlungen, in der Verabreichung von Hormonen, Zytostatika, radioaktiven Isotopen und der Gabe von Narkotika besteht, ist in ihrer Auswirkung durch Herberger [6] so meisterhaft beschrieben worden, daß damit der Anfang einer für den Kranken unendlich segensvollen Umstellung des
ärztlichen Denkens ohne Zweifel gegeben ist. Das bedingt aber, daß erst drei Voraussetzungen geschaffen werden müssen.
1. Genau wie für den Tuberkulösen müssen Krankenhäuser mit besonderen Einrichtungen geschaffen werden.
2. Es muß von der Versicherungsseite aus, ebenfalls wie bei den Tuberkulösen, die Möglichkeit geschaffen werden, daß ein solcher Kranker längere Zeit behandelt werden kann.
3. Es müssen besondere Ärzte herangezogen werden. Es ist zu hoffen, daß es keine Spezialisten sind. Was hier verlangt wird, sind neben allen Kenntnissen vor allem menschliche Qualitäten auf Seiten des Arztes, denn die Behandlung inoperabler Geschwulstkranker setzt eine beinahe unvorstellbare seelische Leistung voraus.
Aus diesen Gründen konnte ich mich leichter von der Behandlung dieses Themas trennen. Draußen in der Praxis sind wir heute weder in den Methoden, dem Aufbau einer solchen Organisation, noch in der Ernährung so weit, daß die Vorbildung des Arztes genügen würde, eine solche Aufgabe zu übernehmen, die - wie ich schon sagte - in hoffentlich baldiger Zukunft die Aufgabe besonderer Krankenhäuser werden muß.
Viel fruchtbarer ist aber die Fragestellung, die ich für den Praktiker heute darstellen will:
Welche Möglichkeiten und welche Aufgaben hat der Praktiker im Augenblick, in dem er die Diagnose Karzinom stellt?
Wenn heute bei einem Kranken die Diagnose Karzinom gestellt wird, so hat dieser nach der überzeugenden Statistik von Bauer nur in 17,9% der Fälle die Aussicht, den Fünfjahrestag dieser Feststellung zu überleben.
B a u e r [ 1 ] kommt nämlich in dem Kapitel „Absolute Heilziffern aller Krebserkrankungen“ zu einer sehr interessanten Kritik an der bisherigen Statistik und weist nach, welcher Unterschied zwischen einer Erfolgsstatistik ausgewählter Fälle und einer ungeschminkten Statistik besteht. Wenn man, wie Bauer das getan hat, seine Statistik auf 10.000 Krebskranke berechnet, so muß man bedenken, daß zwei Drittel der Geheilten immer noch auf das Konto der Haut- und Genitalkarzinome kommen. Wie niederziehend gering für alle anderen Karzinome die Erfolgsaussichten sind, zeigte ich schon früher [18] in einer Tabelle.
Wir sind uns darüber klar, daß in den heutigen Erfolgsaussichten kein Triumph unserer Therapie liegt. Der Kranke, dem diese Zahlen auch nicht mehr ganz unbekannt geblieben sind, sieht sich nach einer Therapie um, die für ihn günstigere Ergebnisse zeitigt.
Es ist außerordentlich schwer zu sagen - und ich konnte bisher keine genaue Statistik darüber finden -, wieviel Prozent der Patienten, die sich zur Untersuchung wegen eines Karzinoms begeben, bei der Diagnosestellung schon als inkurabel zu gelten haben. Nur H e r b e r g e r führt an, daß heute noch 50 bis 70% aller Krebskranken schon inkurabel sind. Diese Kranken bilden also sowohl für die Chirurgie als auch für die Röntgenologie aussichtslose Fälle, bei denen man mit einer vollen Wiederherstellung nicht rechnen darf.
Man kann hier nur mit Bauer [2] sagen: "Was wir vom Krebs wissen, ist viel; was wir vom Krebs nicht wissen, ist leider, leider sehr viel mehr." Und man muß weiter sagen, daß es heute nicht mehr zu verantworten ist, bei der Behandlung des Karzinoms als Arzt sich nur auf den chirurgischen Eingriff und die Bestrahlung zu verlassen. Das ist auf dem letzten Internationalen Chirurgenkongreß ausgesprochen worden und auch den Patienten nicht unbekannt geblieben. Wir stehen hier vor einer Neuausrichtung unseres Denkens, und es ist begreiflich, daß jedes Umdenken Schwierigkeiten bereitet.
In einer solchen Lage ist es notwendig, klar zu erkennen, worin die wesentlichen Kennzeichen der bisherigen und auch der neuen Art, die Dinge zu betrachten, liegen. Die gesamte ungeheure Arbeit, die auf diesem Gebiete geleistet wurde, ging von der Vorstellung aus, daß eine Rettung des Kranken nur dann möglich sei, wenn eine von außen kommende, von ärztlichen Maßnahmen gesteuerte Vernichtung der Krebszelle - sei es mit dem Messer, sei es mit dem Röntgenstrahl - erreicht werde. Am extremsten vielleicht drückte dies Bauer [2] aus, indem er sagt: "Gibt es also keine Sanatio naturalis, so ist jeder Fall, der geheilt wird, zugleich der Beweis für die Sanatio curativa".
In diesem Ausspruch wird in den Vordergrund gestellt, daß der Organismus des Krebskranken gegenüber dem Tumor völlig machtlos sei. Dies ist aber nun sicher nicht der Fall, und es besteht kein Zweifel darüber, daß der noch sehr bescheidene Erfolg, den wir in unserer bisherigen Therapie der Krebsgeschwulst gegenüber aufzuweisen haben, aus diesem Denkfehler heraus zu erklären ist.
Hiergegen melden sich bei der heutigen Ausbildung des Arztes ganz erhebliche Widerstände, die einmal darauf beruhen, daß die P athologie, die viele Jahrzehnte das ärztliche Denken allein beherrschte, zwar krankhafte Veränderungen im Tumor, nicht aber wesentliche Veränderungen im Wirtskörper feststellen konnte.
Seitdem wir eine biochemische Forschung haben, wankt dieses Dogma, und wir begreifen, daß die Tatsache, einen Tumor zu tragen, zu gleicher Zeit auch bedeuten muß, daß Funktionen nicht nur im Tumor, sondern auch im Organismus versagt haben müssen.
Wir nehmen hierbei also an, daß es eine Abwehr nicht nur gegenüber Bakterien, sondern auch gegenüber der Tumorzelle gibt. Eine Ansicht, die jeden, der sie vertrat, noch vor Jahren wissenschaftlich disqualifizierte; eine Ansicht aber, die sich doch trotz aller Widerstände immer mehr durchsetzt.
Der Widerstand gegen eine solche Auffassung, der sich aus dem naturwissenschaftlichen Denken ergibt, beruht darin, daß Begriffe wie Abwehr, Allgemeinbefinden - die doch a priori Gegebenheiten sind, soweit es unser Thema angeht - bisher wissenschaftlich nicht oder ungenügend erfaßbar scheinen. Trotzdem sind sie eine unbestreitbare Gegebenheit. In der Zwischenzeit sind wir auch längst über das Erahnen dieser Zusammenhänge hinaus und können uns auch auf Forschungsergebnisse berufen.
Domagk hat öfters geäußert, daß es nur, wenn die "Abwehr" zusammenbricht, zum unaufhörlichen Fortschreiten des Tumors kommt. Ein Zeugnis, das hier ganz besonders zu werten ist.
Aber selbst die Histologen können um den Begriff Abwehr in unserem Zusammenhang nicht herum. Ich erinnere an die Darstellung von Borst über die Umgebungsreaktion oder an Siegmund [14], der sagt: "Die Geschwulstzelle, die sich anschickt, formlos und autonom zu proliferieren, hat immer einen lebendigen Partner im ganzen Organismus des Kranken".
Es ist weiter bekannt, daß das Properdin ganz allgemein als Maßstab der Abwehr heute sich Anerkennung verschafft [17]. Halten wir fest, daß die Organe, die vom Karzinom erfahrungsgemäß nie erfaßt werden, hochproperdinhaltig sind, und erinnern wir uns daran, daß man schon fand, daß der zytolytische, Effekt des menschlichen Serums gegenüber den Aszites-Tumorzellen von der Höhe des Properdinspiegels abhängt. Eliminiert man Properdin, so sinkt der zytolytische Effekt des Normalserums gegenüber der Krebszelle.
Vergessen wir weiter nicht, daß vor fast 40 Jahren Freund u. Kaminer schon die Tatsache feststellten, daß das Serum des Gesunden Krebszellen auflöst, währen das des Krebskranken diese Fähigkeit verliert [4].
Es besteht weiter kein Zweifel darüber, daß wir alle Krebszellnester mit uns herumtragen und daß die Tatsache des auftretenden Krebsknotens eben bedeutet, daß unsere Abwehr zusammengebrochen ist.
Auch Domagk [3] sagt: „Ich glaube, daß im menschlichen Körper wahrscheinlich viel häufiger Krebszellen entstehen, als wir vermuten, daß der normale Organismus aber über sehr wirksame Abwehrfunktionen verfügt und diese Krebszellen am Weiterwachsen hindert. Nur wenn diese Abwehr zusammenbricht, kommt es zur Ausbildung eines unaufhörlich fortschreitenden Tumors."
Wir wissen ferner, daß eine ungenügende Übung im Aufrufen der Abwehrkräfte eher zu Krebsbefall führt, denn das bedeutet es, wenn wir in der Vorgeschichte eines Patienten erfahren, er habe nie Fieber gehabt oder mindestens in den letzten Jahren kein Fieber mehr zustande gebracht. Eine Angabe, die wir gerade beim Krebskranken häufig finden.
Ich will jetzt nicht von der Hyaluronsäure sprechen, aber auch hier wäre der Nachweis zu erbringen, daß sie ganz offensichtlich in das System der Abwehr gegen die Ausbreitung der Geschwulst mit eingeschaltet ist (Herberger).
Zuletzt möchte ich auf die freiwilligen Versuche in amerikanischen Zuchthäusern hinweisen (Herberger). Hier wurden implantierte Krebszellen vom gesunden Organismus vernichtet, und zwar um so schneller, je öfter dieser Versuch wiederholt wurde. Nur bei kranken Organismen breiteten sich die implantierten Zellnester aus.
Wir wissen auch, daß Verhaltensweisen, die die Abwehrmechanismen des Organismus überziehen, zu Krebsbefall führen. Turner haben weniger Krebs als Stubenhocker; Gastwirte mehr als Landwirte, und es ist gerade wieder Domagk, der darauf hingewiesen hat, daß vernünftige Lebensweise - das heißt Nichtüberziehen der Abwehrmechanismen - eine wichtige Forderung für die Nachbehandlung sei.
Das alles spricht doch dafür, daß es eine Abwehr auch gegenüber der Krebszelle gibt. Ist das aber der Fall, dann haben wir uns bei der Behandlung des Krebskranken nicht nur um seinen Tumor zu kümmern, sondern um den ganzen Patienten, und wir müssen dann unsere bisherige Therapie einer Revision unterziehen.
Zunächst einmal müssen wir bei der Auswahl unserer Behandlungsverfahren den Grundsatz einhalten, einem so schwer geschädigten Organismus nichts zuzumuten, was schon den Gesunden belasten würde.
Wir werden dabei mit unserer Kritik weder an der heutigen Röntgentherapie, noch an der Behandlung mit Zytostatika vorbeikommen und manche Bedenken anmelden müssen. Grote hat es zuletzt noch ausgesprochen, daß eine Therapie abzulehnen sei, wenn sie zwar den bestehenden Krankheitszustand beseitige, aber die künftige Gesundheit gefährde oder in Frage stelle. Es ist doch wohl kaum abwegig anzunehmen, daß in die Therapie des Krebskranken nichts hineingehört, von dem wir wissen, daß es krebserzeugend wirkt. Wollen wir diese Richtlinien anerkennen, was sollen wir dann über die heutige Röntgentherapie, die heutige Krankenhausverpflegung, die Gleichgültigkeit des Arztes denken, mit der er Sulfonamide, Antibiotika und Zytostatika als unschädlich bei der Behandlung seiner Krebspatienten erachtet?
Ich möchte nicht falsch verstanden werden und werde das später eingehender darstellen. Es wird durchaus anerkannt, daß ich, wenn ich zwischen zwei Übeln zu wählen habe, das kleinere wähle. Das berechtigt mich z. B. zu einer vernünftig dosierten Röntgenbehandlung. Aber es ist wichtig, daß wir nicht in der Auffassung leben, Röntgenbestahlung, Sulfonamide, Zytostatika seien nicht nur gleichgültig bei der Behandlung des Krebskranken, sondern sie seien die beste, die einzig mögliche Hilfe.
Ein paar Worte zum chirurgischen Eingriff. Die meisten Chirurgen sind heute streng in ihrer Indikation. Es muß auch daran erinnert werden, daß die Kunstfertigkeit des Chirurgen bei keinem Problem vor eine so hohe Bewährung gestellt wird wie bei manchen Geschwulst-operationen. In diesem Sinne sind Persönlichkeit des Chirurgen und sein Können in der Erfolgsstatistik mit verankert. Wir sind uns also darüber klar, daß wir im Kampf gegen den Tumor keinen verläßlicheren Bundesgenossen als den guten Chirurgen haben, denn mit jedem Gramm Tumormasse, das er entfernen kann, entlastet er den Organismus.
Es bleibt aber noch genug zu tun übrig, denn, sprechen wir es ruhig aus, auch wenn im Opera-
tionsbericht die Floskel auftritt: "Der Tumor wurde im Gesunden entfernt", so mag das visuell richtig sein, de facto aber bleibt, wenn wir den lebenden Organismus histologisch durch-schauen könnten, immer die Aufgabe, daß der Organismus mit den Restbeständen dieses krankhaften Geschehens allein fertig werden muß.
So wäre von unserem Standpunkt aus nur erwähnenswert, daß es im Bereich der Chirurgie nach dem Stand unseres heutigen Wissens nicht erlaubt ist, Probeexzisionen zu machen, denen nicht umgehend die Operation folgt. Es wäre erfreulich, wenn die von Fischer, Fehr, MacCarty, Hellwig und Winterstein geäußerte Ansicht, daß man noch bis zu sieben Tage nach der Probeexzion die Mamma-Amputation schadlos folgen lassen könne, sich bei breiter Nachprüfung halten ließe [13]. Sicher aber ist es als fahrlässig anzusehen, unzweifelhaft sich als bösartig erweisendeGeschwülste erst Wochen nach der Probeexzision zu operieren oder zu bestrahlen, soweit dies auf ärztliche Anweisung oder mit ärztlicher oder ohne ärztliche Warnung erfolgt.
Es besteht darüber hinaus sehr oft die Möglichkeit, ein Übersichtsbild im Gefrierschnitt zu machen und nach dieser Aufklärung mit einer notwendigen Operation sofort zu beginnen.
Wenden wir uns nun der Frage der Röntgenbestrahlung zu.
Immer wieder muß darauf hingewiesen werden, daß die Kenntnis des Begriffes „relative Herdraumdosis" [18] auch gerade da, wo sie unbedingt zu fordern wäre, nicht vorhanden ist. Beiden üblichen Bestrahlungsverfahren nämlich landen, von der Chaoulschen Nahbestrahlung abgesehen, etwa 0,5 % bis 5 % im Tumor, und mit 95 % der r-Raumliter muß der Körper fertig werden. Ich bin überzeugt davon, daß man später nicht begreifen wird, daß man dem Körper bedenkenlos die heutigen, hochdosierten Bestrahlungen zumutete, auch wenn man damit in manchen Fällen den Anfangserfolg erreichte.
Weiter ist es eine noch ungeklärte Frage, ob es nicht sehr ähnliche Mechanismen sind - ich denke hier vor allem an Fermentreaktionen - die gleichermaßen den Körper zur Abwehr von Infekten befähigen und ihn auch in die Lage versetzen, die Krebszelle in ihrer Ausbreitung abzuriegeln. Auf jeden Fall sprechen die Forschungsergebnisse über das Properdin doch sehr für einen solchen Gedanken.
Wenn das aber so ist, dann setzen wir durch die Röntgenbestrahlung, selbst wenn wir den primären Tumor vernichten, das Abwehrvermögen gegen weitere Ausbreitung von Tumor-zellen herab und müssen dies auf jeden Fall in Rechnung stellen.
Ich erwähnte schon, daß es eine praktische und eine theoretische Vernunft gäbe, und ich halte es für unberechtigt, selbst bei der Kenntnis dieser Tatsachen fanatisch die Röntgenbestrahlung in Bausch. und Bogen abzulehnen. Auch hier: die Dosis macht's!
Auf Grund meiner eigenen Erfahrungen. kann ich sagen, daß man bei Einschaltung aller biologischen Möglichkeiten in die Heilbehandlung ganz offensichtlich zu keinen schlechteren Ergebnissen kommt, wenn man die Dosis auf die Hälfte des heute Üblichen herabsetzt; wenn man weiter viel weitgehender von der Kontaktbestrahlung und in geeigneten Fällen von aufgelegter Kobaltmasse sowie von der sogenannten Halbtiefentherapie Gebrauch macht.
Was aber bestimmt zu ändern ist, ist das Schema, in dem heute Dosis und Intervall behandelt werden.
Die Warnzeichen vor einer Überbestrahlung werden heute im wesentlichen vom Blutbild abgeleitet. Bevor uns aber kein sichereres und besseres Warnzeichen als das Zusammen-brechen des Blutbildes zur Verfügung steht, sollten wir doch das Allgemeinbefinden etwas mehr beachten, als dies heute geschieht. Das ist einer der Begriffe, der den reinen Wissenschaftler als „noch nicht bewiesen“ wenig interessiert. Aber er ist eine Realität. Zusammenbruch des Allgemeinbefindens heißt eben hier zugleich: Zusammenbruch der Abwehrkräfte. Wenn schon nach den ersten Bestrahlungen dieses Symptom auftritt, dann gibt es nur die Möglichkeit, die Dosis herabzusetzen, das Intervall zu vergrößern, die Allgemein-behandlung auf das Sinnvollste zu steuern, und wenn das alles nicht hilft, dann muß man sich klar und eindeutig bewußt machen, daß hier Reiz und Reizbeantwortung in einem Mißver-hältnis stehen und somit für die Strahlenbehandlung keine Aussichten mehr vorhanden sind.
Die schematische vorbeugende Bestrahlung lehne ich ab, wenn mir die Möglichkeit gegeben wird, die ganzen Verfahren der zusätzlichen Therapie anzuwenden und der Patient bereit ist, in seiner Lebensführung die notwendigen Voraussetzungen zur Erhaltung seiner Abwehr-reaktion sicherzustellen.
Wir müssen also etwas mehr tun, als nach schematisch festgesetzten Einzeldosen und Inter-vallen zu bestrahlen und uns von dem Glauben trennen, daß, je höher die Dosis gewählt wurde, um so größer die Sicherheit sei.
Ich darf hier auch ausdrücklich betonen, daß die Pendelbestrahlung keineswegs die relative Herdraumdosis - d. h. das Verhältnis der r-Raumliter, die im Körper und im Tumor des Kranken landen verändert. Es wird dabei nur die Haut geschont. Dieses Verfahren ermöglicht es allerdings dem Röntgenologen, mit immer höheren Dosen zu arbeiten, aber das ist ein Weg, den man als verhängnisvoll betrachten muß.
Eine leider wenig beachtete Möglichkeit bietet uns aber gerade die Röntgenologie. Die Zelle antwortet auf unvorstellbar kleine Röntgendosen. Pape in Wien hat bei dunkeladaptierten Patienten nachwei sen können, daß die auf die Netzhaut auftreffenden Röntgenstrahlen in einer Dosis von 1/1000 r von der Netzhaut noch wahrgenommen werden [9].
Teschendorf [15] hat weiter mit heute als ketzerisch gering geltenden Bestrahlungsdosen beim Lymphogranulom eine mehrfache Verlängerung der Lebenszeit erreicht, die ich bestätigen kann. Ja, wo es darum geht, das Mesenchym durch Übung anzuregen, da können wir durch die Röntgen-Viertelfeldbestrahlungen mit geringsten Dosen kaum eine sinnvollere Methode finden, um diese Aufgabe zu erfüllen. Vielleicht liegen diese Dosen sogar noch unter 5 r, gerechnet für die Hautoberfläche.
Wie sehr eine vernünftige Ernährung und eine Ferment-Vitamin-Substitution während der Bestrahlungszeit die Röntgenschäden auffangen, soll hier nur erwähnt sein.
Geschädigt wird bei jeder Bestrahlung immer auch die Leber. Bei voller Anerkennung der heute vielseitigen Möglichkeiten, die Leberfunktion nachzuprüfen, möchte ich doch darauf aufmerksam machen, daß das 17-Uhr-Urobilinogen bei Verfolg von Strahlenschäden eine gute Leitlinie gibt. Als Strahlenschutz Cholin einzusetzen, ist heute üblich. Aber diese Maßnahme ersetzt nur teilweise die weitaus vielseitigere Möglichkeit des Schutzes, Cholin durch eine optimale Diät zuzuführen.
Zuletzt noch ein Hinweis: Nach den letzten Forschungen von Warburg [16] ist es sehr wahrscheinlich geworden, daß mindestens ein Wirkungsfaktor der Bestrahlung darin zu suchen ist, daß Wasserstoffsuperoxyd im Gewebe erzeugt wird.
Warburg kommt in seinem Vortrag zu folgendem Ergebnis: Alle Körperzellen enthalten Katalase, die Wasserstoffsuperoxyd in Sauerstoff und Wasser spaltet. Die Krebszelle enthält praktisch keine Katalase. Da Wasserstoffsuperoxyd innerhalb des Zellbestandes außer-ordentlich schädigend wirkt, so hat die Krebszelle keine Möglichkeit, diesen schädigenden Stoff durch Katalase zu vernichten, während das normale Gewebe diese Möglichkeit hat. Gelingt es also, innerhalb des Bezirkes krebskranker Zellen Wasserstoffsuperoxyd zu erzeugen, dann werden diese Krebszellen vernichtet.
Da aber die Röntgenbestrahlung in jedem wäßrigen Medium Wasserstoffsuperoxyd erzeugt, so sieht Warburg als die wirkliche Ursache der therapeutischen Erfolge der Röntgen-bestrahlung die Erzeugung von Wasserstoffsuperoxyd durch die Röntgenstrahlen in dem Bezirk des Krebszellenverbandes an. Er schlägt vor, während der Bestrahlung die Gefäße mit einer Flüssigkeit zu durchströmen, die keine roten Blutkörperchen (Katalaseträger) enthält, aber trotzdem mit überschüssigem Sauerstoff angereichert ist.
Ich erwähne diese Ausführungen nicht, weil ich mir von der Schlußfolgerung Warburgs bezüglich eines therapeutischen Eingriffs unter abgeänderter Durchblutung das Wesent-
liche verspreche, sondern deswegen, weil diese Ausführungen von Warburg uns mindestens eine Erklärung dafür geben, daß die bisherige Auffassung über die Schädigung durch Rönt-
genstrahlen, bezogen auf die Krebszelle, eine völlig unerwartete Perspektive bekommen hat.
Mein Lehrer Grashey hat mich vor über 30 Jahren darauf aufmerksam gemacht, daß die These je höher die Dosis, um so sicherer der Erfolg beim Bestrahlen in ihm derzeit schon Zweifel erweckte. Er führte aus, daß eine notwendige Arbeit darin bestünde, einmal nachzurechnen, mit welchen Dosen die allerersten Strahlentherapeuten gearbeitet hätten, denn der Skeptiker Grashey zweifelte, ob diese nach unseren heutigen Auffassungen sicher unterschwelligen Dosen so viel schlechter gewirkt hätten als die heutigen. Diese Ansicht Grasheys mußte seinerzeit außerordentlich ketzerisch wirken.
Nach den Ausführungen Warburgs aber ist es heute mindestens zur Pflicht geworden, einmal die Frage zu diskutieren, ob zur Entstehung von H2 O2 im Bezirk des Krebsknotens wirklich die unendlich hohen Röntgendosen notwendig sind, die wir heute als unumgänglich betrachten.
Gleichzeitig erfährt die HOT-Behändlung von Wehrli, die Behandlung mit Methylenblau-lösungen, die Einführung von aktivem Sauerstoff in den Körper hier eine Begründung, die uns berechtigt, derartige Wäge im Sinne einer zusätzlichen Therapie bei Geschwulsterkrankungen zu verfolgen.
Nach diesen Feststellungen Warburgs wäre die maximale Anreicherung des Wirtskörpers des Tumors mit Katalase bei niedrigeren Dosen als bisher eine durchaus begründete Arbeits-hypothese.
Ich vermeide es, Stellung zu der Betatron- und Kobaltbombenbestrahlung zu nehmen, da ich hier keine eigenen Beobachtungen habe machen können. Ich fürchte aber, daß eine Auswertung auch dieser Verfahren keinen wesentlichen Fortschritt aufweisen wird.
Zusammenfassend möchte ich über die Röntgenbestrahlung sagen: Ich glaube, daß es verkehrt wäre, nach dem Stand unserer heutigen Möglichkeiten die Röntgenbestrahlung grundsätzlich abzulehnen. Aber Indikationen und Dosishöhe - so, wie sie heute geübt werden - sind oft unhaltbar, vor allem dann, wenn man die Möglichkeit biologischer Verfahren nicht ausnutzt, um die bei der Bestrahlung entstehenden Schäden so weit wie möglich auszuschalten.
Ich komme jetzt zur Besprechung der Zytostatika und der radioaktiven Isotope, die man Krebskranken verabreicht.
Auf Grund meiner Erfahrungen sehe ich keinerlei Veranlassung, sie anzuwenden, denn ich habe im Vergleich mit den bei mir geübten Verfahren niemals gesehen, daß sie sich als hilfreich erwiesen hätten, d. h. daß ich mit ihnen etwas hätte erreichen können, was über das Maß hinausgeht, das mit den hier beschriebenen Möglichkeiten erreicht werden konnte.
Auch bei Anwendung der Zytostatika und der radioaktiven Isotope müssen wir uns darüber klar werden, daß der ersehnte Angriff auf die Tumorzelle zugleich auch ein Angriff auf jede andere lebende Zelle im Organismus ist und daß hier sogar die hochwertigsten Zellen am eindeutigsten geschädigt werden. Auch das für die weitere Lebenserhaltung notwendige Mauserungsgewebe wird aufs schwerste getroffen.
Darüber hinaus ist zu beachten: jede Chemotherapie ist, auch im Erfolgsfall, immer eine gleichzeitige Belastung des Organismus. Ihre Anwendung beim Kranken, dessen Abwehrvermögen sich nach Operation, Metastasenbefall und vielfacher Bestrahlung schon dem Nullpunkt genähert hat, dürfte in späteren Zeiten als kaum erklärbares Kurzschlußdenken gewertet werden.
Wir danken es Ferdinand Hoff, daß er darauf hingewiesen hat, der Arzt solle keine Verfahren anwenden, die schlimmer sind als die Krankheit selber. Gewiß sind wir gerade beim Karzinom weit davon entfernt, jede Lage zu beherrschen. Aber das Arbeiten mit Mitteln, die eine so ungeheure Belastung des Organismus darstellen, ist abzulehnen, wenn uns noch andere Mittel zur Verfügung stehen, die alles das, was man den Zytostatika nachsagt, einwandfrei besser erreichen.
Diese Warnung vor den Zytostatika ist leider auch auf alle Sulfonamide und Antibiotika zu erweitern. Wie oft habe ich nach ihrer Anwendung bei einem krebskranken Organismus, der über Jahre symptomfrei geblieben war, die Katastrophe eintreten sehen. Ohne jede Indikation wurde eine lächerliche Infektion mit diesen Körpern behandelt.
Auch bei Operationen [5, 7] sollten Antibiotika beim Krebskranken vermieden, dafür aber ein sinnvoller Sanierungsschutz getroffen werden.
Zur Erklärung kurz folgendes: Die Probleme der Allergie spielen beim Verlauf des Karzi-noms eine Rolle., Körper, wie die Penicilline, die zu allergischen Reaktionen Veranlassung geben, müssen in einem krebskranken Organismus schädliche Wirkungen zeigen.
Von den Sulfonamiden wiederum wissen wir, daß sie dort Schwierigkeiten bereiten, wo die Funktionen der Leber auch nur einigermaßen deutlich herabgesetzt sind. Ich habe aber noch keinen Krebspatienten gesehen - auch die sogenannten noch "blühend“ Aussehenden nicht -, bei denen nicht die Elektrophorese, die Eiweißlabilitätsproben usw. deutliche Hinweise auf ein Leberversagen zeigten.
Wenn wir nach diesen Einschränkungen nun nach Richtlinien für die Auswahl der Behandlungsmittel beim Karzinomkranken suchen, so müssen sie doch wohl folgende Bedingungen erfüllen:
1 . Sie sollen einem so schwer gefährdeten Körper keine neuen Schädigungen zufügen.
2. je ernster der Zustand des Krebskranken und je empfindlicher der Patient, um so sorg-fältiger muß die Indikation für die ausgewählten Verfahren sein und um so niedriger muß die Dosierung der Heilmittel liegen.
3. Eine biologisch ausgerichtete Behandlung des Krebskranken hat nicht erst einzusetzen, wenn sich das erste Rezidiv meldet, sondern sie muß mit der Diagnosestellung einsetzen.
Der Ausbau der Krebstherapie beim noch Operablen im Augenblick der Diagnosestellung muß aber eine Angelegenheit der anzen Ärzteschäft werden und darf nicht in die Hände der Spezialisten kommen, denn es geht um mehr als nur um eine technisch vollendete Operation oder Bestrahlung.
Bevor ich die Therapie in ihren Grundzügen darstelle, die ich im Laufe von 25 Jahren immer mehr ausgebaut habe, möchte ich eines sagen:
Auch die Behandlung der inoperablen Fälle folgt natürlich den gleicben Grundsätzen, wie sie hier für den noch Operablen gestellt werden. Wenn es auch beim Inoperablen nicht zu einer völligen Symptomfreiheit kommt, so kann man folgendes Ergebnis auch für den Inoperablen feststellen:
1.) Die Lebenszeit verlängert sich für die einzelnen Geschwulstformen nach der Weltstatistik um mindestens das Doppelte, wenn nicht um das Drei- oder Mehrfache, und zwar in einer für den Kranken lebenswürdigen Verfassung.
2.) Man kommt ohne Morphinderivate aus; die Schmerzbekämpfung ist in den allermeisten Fällen sehr bald zu erreichen, so daß man mit Mitteln wie Treupel, Dolantin, Jetrium bis zum Ende durchkommt.
Aber nun zurück zur Behandlung der noch Operablen. Zunächst ein paar Worte über das Vorgehen bei der Diagnosestellung. In meinem letzten Vortrag vor diesem Kongreß [19] habe ich über den Wert meiner sogenannten Summationsdiagnose eingehend berichtet und ich möchte noch einmal davor warnen, leichtfertig auf Grund einer einzigen Untersuchungs-methode die Diagnose "Krebs oder präkanzeröses Stadium“ zu stellen. Die Summations-diagnose gibt uns jedoch die Möglichkeit, mindestens für den Augenblick der Untersuchung die Tatsache festzustellen, daß kein Krebs vorliegt. Sie gibt uns weiter die Möglichkeit, Wirksamkeit oder Unwirksamkeit unserer Therapie zu verfolgen.
Zunächst sind bei der Anlage der Therapie Kreislauf und Herz zu berücksichtigen. Welche Therapie wir auch treiben, sie muß über die Wege des Gefäßsystems laufen. Ich scheue mich fast, solche Banalitäten auszusprechen, aber die Praxis lehrt, daß dies nicht unnötig ist. Noch viel wichtiger ist der Hinweis auf die genaue Beobachtung der Leberfunktionen. Nach einer Operation, bei der es nicht klar ist, ob im Gesunden operiert wurde, ist es gut, so zu behan-deln, als ob man einen Leberparenchymschaden zu behandeln habe, gegebenenfalls also mit Infusionen.
Bei der Frage, ob neben der Operation das Röntgen heranzuziehen ist, entscheidet die Frage, ob der Patient die Möglichkeiten und den Willen hat, seine Lebensführung umzustellen und Diät einzuhalten.
Ich weiß, daß ein Patient, der hier nach richtigen Anweisungen sucht, in den meisten Fällen verlassen ist oder in ein Kreuzfeuer gegensinnigster Anweisungen gerät. Wenn er etwa auf den Gedanken kommen sollte, die Kost im Krankenhaus als richtungsweisend für sich anzusehen, so ist er schlecht beraten. Aber gegen diese widerspruchsvollen ärztlichen Anweisungen revolutionieren die Patienten heute schon derart, daß sie gebieterisch nach einer klaren Antwort verlangen, und es fällt mir schwer zu sagen, daß gerade die verantwortlichen Stellen hier nicht nur nichts in der Ausbildung der Ärzte tun, sondern sich gegen eine nun einmal nicht mehr aus der Welt zu schaffende Tatsache stemmen; dazu gehört auch die Gebetsformel: die Diät sei bei der Therapie des Karzinoms völlig unwirksam.
Es wäre noch hinzuzufügen, daß jeder Einsatz eines hier gewählten Heilmittels der dauernden Kontrolle durch die Summationsdiagnose bedarf.
Wenn man das Thema der Ganzheitsbehandlung von Geschwulstkranken erwähnt, so hört man zu häufig, daß wohl damit die sogenannten „Krebsheilmittel« gemeint seien. Um es klar auszusprechen, diese sogenannten Krebsheilmittel gibt es gar nicht, trotz der Hinweise in den Illustrierten.
Es gibt allerdings eine Anzahl von Mittel, die bei der Behandlung des Geschwulstkranken positiv und unterstützend wirken. Ich will ganz kurz diejenigen, die ich selber erprobt habe, nennen, um dann von den zuverlässigsten einiges zu sagen oder vielleicht auch vor einigen zu warnen.
Da wäre im Sinne einer zweifellosen Abwehrsteigerung der Mistelextrakt zu nennen, im Handel als Plenosol oder Iscador bekannt. Dann die organtherapeutischen Mittel AF2 und Mesacton, weiterhin das Elpimed. Die Kürze der mir zur Verfügung stehenden Zeit ermöglicht es leider nicht, auf das so außerordentlich interessante Mittel der Therapie mit körpereigenen Substanzen, wie es vor allem von Herberger [6] in seinem Buch (S. 254) eingehend dargestellt ist, einzugehen.
Mit dem aus Wundsekret gewonnenen Mittel habe ich Negatives erlebt. Sein Preis steht im umgekehrten Verhältnis zu den positiven Wirkungen, die man ihm nachsagt.
Das Elpimed, an dessen theoretischer Begründung besonders Pischinger gearbeitet hat, ist ohne Zweifel als immer wieder zwischengeschobenes Mittel dann ausgezeichnet, wenn die Therapie durch eine Schockphase blockiert ist. AF 2 und Mesacton sind auch theoretisch gut erklärlich, indem die Grundlage dieser Therapie Gewebsextrakte bilden, die nachweislich keinen Krebsbefall enthalten.
Im gleichen Sinne läßt sich die Niehanssche Therapie erklären, wobei allerdings ein bemerkenswerter Gesichtspunkt sich noch in den Anweisungen von Niehans findet, nämlich das Bemühen, eine Überfunktion der Hypophyse nicht durch ihre Blockierung, sondern durch Normalisierung der peripheren Drüsen abzudämpfen, was hier mit Organextrakten und nicht mit reinen Hormonen geschieht. Die Nachteile einer gegengeschlechtlichen Hormontberapie werden so vermieden. Ich erwähne, daß ich mit der Frischzellentherapie keine eigenen Erfahrungen habe, glaubte aber, diesen Hinweis der Beachtung empfehlen zu sollen.
Das Gaschlersche Mittel Carzodelan ist, wie all die anderen Mittel, keineswegs ein Krebsheilmittel, erweist sich aber doch bei allen Geschwulstformen als günstige zusätzliche Behandlungsmethode, vor allem bei den Leukämien.
Alle diese Mittel setze ich im Wechsel ein, da die Befunde der Summationsdiagnose eindeutig dafür sprechen, daß bei langer Anwendung nur eines dieser Mittel Gegensteuerungen auftreten.
Alswertvollstes Mittel in dieser Reihe empfiehlt sich ohne Zweifel das Plenosol. Über Iscador habe ich keine Erfahrungen; es scheint aber auf einer ähnlichen Stufe wie das Plenosol zu stehen. Röseler [11] hat über das Plenosol in diesem Kreise schon sehr eingehend gesprochen. Ich muß voll bestätigen, daß das Plenosol sicher das einfachste und wirkungsvollste Mittel ist, das nach den Anweisungen von Röseler schon vor der Operation, mindestens aber sofort nach der Operation, und als bester Rezidivschutz fortlaufend regelmäßig zweimal jährlich, wie das Röseler [12] genau beschrieben hat, zu geben ist. Es wird intravenös gegeben, was manchmal Schwierigkeiten bereitet.
Für diese Fälle möchte ich auf die Bienengiftpräparate hinweisen, über die ich außeror-dentlich interessante Versuche laufen habe.
Auf diese Gruppe pharmakologischer Körper bin ich durch Bauer [11] hingewiesen worden, der in seinem Buche (S. 651) feststellt, daß durchschnittlich 17,7% heute an Krebs erkranken,
davon nur 2,1% bei der ländlichen Bevölkerung und nur 0,27% bei den Imkern.
Ich glaube nicht, daß wir an dieser Tatsache therapeutisch vorbeigehen dürfen.
Die ersten Versuche zeigten eine außerordentlich schwer zu überwindende Anergie bei sämtlichen Krebskranken, so daß dieses Vorgehen sogar diagnostische Wertigkeit hat. Es gelingt nur schwer eine gut ausgeprägte, sekundäre Reaktion an der Haut zu erreichen.
Rezidive auch bei recht fragwürdigen Anfangsbefunden habe ich bisher bei monatlich einmaliger Quaddelerzeugung noch nicht erlebt. Die Beobachtungszeiten sind noch un- genügend, ebenso die Zahl der Fälle. Aber die aus der Bauerschen Statistik gewonnenen Hinweise veranlassen mich, diesen Weg weiter zu verfolgen, weil es sinnvoll und außer-
ordentlich bequem ist und außerdem die intravenöse Behandlung umgeht.
Über die Diät kann ich in der gesetzten Zeitspanne nicht mehr sprechen. Ich verweise auf meine Ausführungen über "Ernährung und Krebs" in Band V der Schriftenreihe des Zentralverbandes der Ärzte für Naturheilverfahren [19]. Es liegt mir aber am Herzen, noch einmal zu betonen, daß die Sicherung durch eine Diät-Therapie selbstverständlich nur so lange währt, als die Diät auch wirklich durchgeführt wird.
Ich bin mir hier vollkommen darüber im klaren, daß gerade diese Tatsache die schwierigste Frage der gesamten zusätzlichen Therapie bedeutet; deswegen, weil wir auf einen allgemein verbreiteten Mangel bei unseren Patienten stoßen - nämlich die fehlende Geneigtheit, verantwortlich für die eigene Gesundung etwas zu tun. Diese mangelnde Geneigtheit, Verant- wortung für die eigene Gesundheit zu übernehmen, würde aber auch bei überdosierter Bestrahlung und bei Anwendung von Zytostatika die Gesamtsituation verschlechtern, worauf Domagk immer wieder hinweist.
Über die Diät noch einen Hinweis. Der Grundsatz, die Kohlenhydratmenge, vor allem als Zucker, möglichst niedrig zu halten, ist selbstverständlich richtig, aber er wird weitaus übertroffen von dem Grundsatz, vollwertige Kohlenhydrate zu geben.
Bei Appetitlosigkeit soll die Eiweißmenge und die Menge von hochungesättigten Fettsäuren, soweit es nur geht, nicht vermindert werden. Hier ist die Verminderung auch der vollwertigen Kohlenhydrate besonders sinnvoll.
Auf das Laevoral, das zwischen medikamentöser Therapie und Diät-Therapie steht, möchte ich noch einmal aufmerksam machen, besonders auf seine Wirksamkeit bei Lebermetastasen und als Leber-Schutz.
Außerordentlich bewährt sich das, was ich Basis-Therapie beim Karzinom nenne. Von ihr gilt das gleiche, was von der Diät gesagt wurde. Der Schutz dieser Therapie setzt in dem
Augenblick aus, in dem diese Mittel nicht mehr genommen werden.
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