Prof. Dr. Werner Zabel

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Sonderdruck aus "ERFAHRUNGSHEILKUNDE" Heft 6/1974

Zum 80.Geburtstag


Einem Wegbereiter zum Eintritt in das 9. Lebensjahrzehnt

Prof. Dr. Werner ZABEL hat in aller Stille und Zurückgezogenheit am 23. 2.1974 sein 80. Lebensjahr vollendet. Er möge verzeihen, wenn unsere schnellebige, vergeßliche Zeit nicht früher von diesem Geburtstag Notiz genommen hat. Mit einer verspäteten Laudatio et Gratulatio aus der Feder eines seiner letzten Mitarbeiter sei darum nicht minder herzlich jenes Mannes gedacht, dem die Ärzteschaft biologisch-medizinischer Richtung Dank schuldet als einem ihrer besten Vorbilder und Bannerträger. Wir wünschen ihm, daß er - ungebeugt von der Last der Jahre - noch lange unter uns weilen und das wohlverdiente Otium cum dignitate genießen möge. Wenn es in der selbstgewählten Einsiedelei am Fuß der bayerischen Berge während der letzten Jahre auch etwas stiller um ihn geworden ist, so sei dem Jubilar dennoch versichert, daß er durch seine Persönlichkeit, sein Lebenswerk und das Gedankengut in seinen immer wieder lesenswerten Veröffentlichungen mit einem großen Kreis dankbarer Anhänger verbunden bleiben wird. Und wenn wir dem an der Schwelle zum 9. Jahrzehnt Stehenden unsererseits einen Wunsch und eine Bitte vortragen dürfen, so wäre es die, daß er uns Lernenden noch manche Bereicherung und Anregung für Praxis und Forschung aus dem
reichen Schatz seines Wissens und seiner Erfahrung schenken möge.

ZABELS bemerkenswerter Lebensweg zeichnet sich aus durch rückhaltlosen Einsatz für den ganzen Menschen und für den kompromißlosen Dienst am "inneren Arzt“. Diese Haltung beruht auf der Kenntnis und Achtung dessen, was die Hochschulmedizin an wissenschaftlichem Denken und Handeln lehrt. Darüber hinaus jedoch war ZABEL immer ein Suchender nach der großen, umfassenden Heilkunde der Zukunft und damit aufgeschlossen nicht nur für die Leistungen der anerkannten und angesehenen Naturheiler, sondern auch für neue umstrittene Auffassungen und Methoden, die er unbestechlich-kritisch prüfte und gegebenenfalls in seine Diagnostik und Therapie einzubauen bereit war, sofern nur die geringste Aussicht bestand, daß dem Kranken damit zusätzlich geholfen werden konnte.

Frühe Erfahrung am eigenen Leiden weckte und vertiefte manche Erkenntnis, brachte Begegnungen mit ärztlichen Außenseitern und führte zu einer Lebensweisheit mit all den Konsequenzen, die ZABEL später auch von seinen Patienten erwartete. Er wurde zum Lehrer und Vorbild der immer zahlreicher werdenden Hilfesuchenden, fand aber neben Praxis und Klinik in bewundernswerter Weise Zeit für Kongreßleitungen, Vorträge und Veröffentlichungen.

ZABELS Haupt-Interesse und -Arbeitsgebiete waren und sind die Homöopathie und Hydrotherapie, das Herdgeschehen, das Heilfasten, die mit dem Schlenzbad begonnene Hyperthermiebehandlung, die heilende und gesundhaltende Vollwertkost.

Der Drang, ungelöste Probleme zu lösen, und die Unerschrockenheit, auch heiße Eisen anzufassen, konfrontierte ZABEL schon früh mit den therapieresistenten Krankheiten, besonders jenen, die zu den schwersten und schicksalhaftesten Aufgaben des Menschen und des Arztes zählen, den Geschwulstleiden. Gerade auf diesem Gebiet bewies ZABEL seinen kritischen Sinn und seine heilerische Begabung, indem er das innerhalb und außerhalb der Lehrmeinung Gefundene mit Sorgfalt prüfte und aus dem Bewährten ein neues System der ganzheitsmedizinischen Tumor-Diagnostik und -Therapie aufbaute.

Als Ergebnis dieses Bemühens fand 1953 im Auftrag der Arbeitsgemeinschaft der Westdeutschen Ärztekammer der 5. Berchtesgadener Fortbildungskurs unter der Leitung von ZABEL statt, erstmals mit dem Thema "Ganzheitsbehandlung der Geschwulsterkrankungen". Die etwa 25 Referate - vorwiegend von Hochschullehrern - gipfelten in der These: "Der Krebs ist keine örtliche Erkrankung".

Obwohl der damalige Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft, Prof. NEUFFER, in seinem Geleitwort betonte, daß die Berchtesgadener Kurse als nützlich und notwendig anzusehen seien, weil nicht allein das Wissen, sondern auch das Heilen entscheidend sein müsse für Arzt und Kranken, konnte sich die vor 20 Jahren gewonnene Erkenntnis seither noch immer nicht durchsetzen gegen die lokalistische Lehre, die unentwegt behauptet, mit Stahl und Strahl alles für den Krebskranken Notwendige getan zu haben. Tragischerweise blieben die Bemühungen ZABELS um die Fortsetzung der Kurse erfolglos in der Zeit der fortschreitenden Technisierung und Spezialisierung, des Ersatzteildenkens und der Wundermittel, der Computeranbetung und der kassenärztlichen Fließbandbetriebe. Noch ist die Ganzheitsmedizin der klinischen Medizin gegenüber in der Defensive. Aber die Zeit des Gesinnungswandels scheint angebrochen zu sein. Auch auf den großen internationalen Krebskongressen wird den Fragen der körpereigenen Abwehr, der Tumor-Immunität und Immunsuppression, der Vielzahl endogener und exogener karzinogener Faktoren, der Stoffwechsel-Begleiterscheinungen und der aus diesen extratumoralen Vorgänge resultierenden ärztlichen Maßnahmen zunehmend Beachtung geschenkt. Es ist der Weg, den ZABEL seit Jahrzehnten vorgezeichnet hat. Er wird von einem nicht unbedeutenden Kreis aufgeschlossener Kolleginnen und Kollegen verfolgt, denen der Name ZABEL und seine Veröffentlichungen viel bedeuten. Ihre Organisationen und Arbeitsgemeinschaften, Kongresse und Zeitschriften sind der äußere Ausdruck einer vielgestaltigen, undogmatischen, neuen und lebendigen Gesundheitslehre. Wir werden immer stolz sein auf ZABEL als einen unserer ersten und besten Vorkämpfer.

Hier die wichtigsten Lebensdaten und wissenschaftlichen Werke:

1919-1925 Medizinstudium in Heidelberg, Innsbruck und Berlin; Fachausbildung in Ophthalmologie bei Prof. WFSSELY.
1930  Berührung mit biologischen Heilverfahren durch eigenes Leberleiden. Chefarzt der Augenabteilung am Evangelischen Krankenhaus in Düsseldorf. Weiterbildung in innerer Medizin bei Prof. v. BERGMANN, in biologischer Richtung bei ASCHNER, BIRCHER-BENNER, BRAUCHLE, BUCHINGER, in Psychotherapie bei Hans KÜNKEL.
1934  "Grenzerweiterung der Schulmedizin", Hippokrates-Verlag, Stuttgart.
1935/36 Leitung der diätetischen Abteilung des Rudolf-Hess-Krankenhauses in Dresden.
1937  Eröffnung der eigenen Privatklinik in Berchtesgaden.
1938  "Die Wandlung der natürlichen Lebensbedingungen im letzten Jahrhundert", Müllersche Verlagshandlung Dresden.
1944  "Die Schlenzkur", gemeinsam mit M. SCHLENZ, Hippokrates-Verlag, Stuttgart.
1950-1953 Leitung der Kurse für Ganzheitsmedizin in Berchtesgaden und Herausgabe von Band 1-13 der Schriftenreihe für Ganzheitsmedizin mit den Referaten und Vorträgen dieser Kurse, davon als eigene Beiträge:

Band 3 "Das Fasten", Hippokrates-Verlag, Stuttgart.
Band 5 "Die humoralwirksamen Verfahren der alten Ärzte", Ärzte-Verlag, Gießen.
Band 7 "Die Erzeugung eines gesteuerten Fiebers (Schlenzbad)", Ärzte-Verlag, Gießen.
Band 10 "Grundsätzliches zu den Herderkrankungen und Gemeinschaftsarbeit bei der Herdbereinigung", gemeinsam mit O. Voss, Ärzte-Verlag, Gießen.
Band 12 „Therapie der Herderkrankungen", gemeinsam mit L. GROTE, M. E. BIRCHER und Chr. FREY, Ärzte-Verlag, Gießen.
Band 13 Referat über den Fortbildungskurs 1953 mit dem Thema " Ganzheitsbehandlung der Geschwulsterkrankungen“, Hippokrates-Verlag, Stuttgart. 

1959  „Ernährung und Krebs", Band 5 der Schriftenreihe des Zentralverbandes der Ärzte für Naturheilverfahren, Med. Lit. Verlag, Hamburg.
1960  „Ganzheitsbehandlung der Geschwulsterkrankungen", Hippokrates, 22.
1964  "Körpereigene Abwehr gegen Krebs?" Med. Lit. Verlag, Hamburg; "Hilfe für Krebskranke durch Hebung der Abwehrkraft", gutachtliche Äußerung im Issels-Prozeß, Wendepunkt, Bircher-Benner-Verlag, Erlenbach/Zürich.
1967  "Die Interne Krebstherapie und die Ernährung des Krebskranken", Bircher-Benner-Verlag, Bad Homburg. 1970 "Die zusätzliche Therapie bei Geschwulsterkrankungen", Karl F. Haug Verlag, Heidelberg.
1972  altersbedingte Schließung der Klinik.


Dr. K. Windstosser

 

 


NEU: www.windstosser-museum.info

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