Dr .med. Josef Issels
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Von Dr. med. K. Windstosser
„Der Krebs hat keine neuen Waffen als diejenigen, die wir ihm selbst in die Hand geben. Gegenüber dem Krebs bedeutet Passivität die sichere Niederlage, denn: Was wir nicht selbst tun, das wird uns getan werden.“
K. H. Bauer
Veranlaßt durch das zunehmende öffentliche Interesse an Vorgängen in der Ringbergklinik, das besonders durch die sensationelle Genesung eines dort behandelten sarkomkranken Londoner Patienten in der britischen Öffentlichkeit weiter gesteigert wurde, beauftragten verschiedene britische Ärzteorganisationen (s. S. 13) eine Kommission von 6 Fachärzten, bestehend aus einem Onkologen und Strahlentherapeuten, einem Endokrinologen, einem Facharzt für medizinische und immunologische Krebsbehandlung, einem Mikrobiologen und Experimentalpathologen und einer Fachärztin für Pflege und Betreuung Unheilbarer, mit dem Besuch der Ringbergklinik und der Abfassung eines Gutachtens über die dort festzustellenden Tatsachen. Der daraus resultierende Bericht. „A Report on the Treatment of Cancer at the Ringberg-Clinic, Rottach-Egern, Bavaria", London 1971, Her Majesty's Stationary Office, London, wurde etwa 2 Monate später veröffentlicht. Er liegt mir im 20seitigen Original und in einer wortgetreuen Übersetzung vor. Die abschließende Zusammenfassung gipfelt in dem Urteil ... that the treatment peculiar to this clinic is ineffective (S. 17), daß die besondere Behandlung in dieser Klinik wirkungslos ist.
Der Inhalt des Reports und seine Schlußfolgerung wurde von einigen deutschen Zeitschriften und Tageszeitungen mit bemerkenswerter Eile und mit den üblichen tendenziösen Kommentaren (auszugsweise) wiedergegeben, noch ehe die medizinische Fachpresse oder die von dem Urteil Betroffenen dazu Stellung hätten nehmen können.
Um der Wahrheit willen und aus keinem anderen Grunde bedarf es einer sachlichen Richtigstellung des Reports und seiner deutschen Referate. Zu dieser halte ich mich für berechtigt und verpflichtet, nachdem ich seit 35 Jahren Krebskranke mit den gleichen, von jener Kommission als "unwirksam" bezeichneten Medikamenten und Methoden behandle, vorwiegend ambulant und nicht in dem klinischen Rahmen wie Dr. Issels, zwischen 1966 und 1968 aber als Mitarbeiter der Ringbergklinik und daran anschließend in mehrmonatiger gastärztlicher Tätigkeit in der Klinik von Prof. Zabel, dem Nestor und Vorkämpfer der biologisch-ganzheitlichen Tumortherapie seit 40 Jahren. Mit dieser Erfahrung glaube ich die Voraussetzung zur Beteiligung an einer Kontroverse zu besitzen, die im Interesse des Schicksals Tausender Krebskranker ausgefochten werden muß und dabei keinesfalls einseitig manipuliert werden darf.
Die ganzheitlich-interne Geschwulstbehandlung als Ergänzung der operativen und radiologischen Methoden befaßt sich mit nachprüfbaren Heilverfahren und Medikamenten, nicht mit Wundermitteln und nicht mit Spekulationen. Sie steht auf dem gleichen festen Boden der Tatsachen und Erfahrungen, den auch die wissenschaftliche und klinische Medizin für sich in Anspruch nimmt. Dr. Issels war einer der ersten Ärzte, die bei ihren Krebspatienten eine Kombination dieser seit langem im einzelnen bekannten und bewährten Methoden und Möglichkeiten angewandt haben und damit Erfahrungen auf breitester Basis sammeln konnten. In den seither verstrichenen 20 Jahren wurden die für die Beeinflussung des Krankheitsverlaufes entscheidenden Zusammenhänge klarer erkannt und therapeutisch besser ausgenutzt, die Verfahren verbessert, die Präparate vermehrt.
Es liegt heute ein ausgereiftes, polyvalent und konzentrisch wirksames System vor, das die Beeinflussung jedes einzelnen uns bekannten, am Geschwulstleiden beteiligten Faktors erlaubt. Es erstreckt sich von der optimalen Vollwertkost bis zum Heilfieber, von der Entherdung der Zähne bis zur Sanierung der Darmbakterien, von der Steigerung der körpereigenen Abwehrkraft bis zu den Möglichkeiten der Wiederherstellung normaler Sauerstoffutilisation im dysoxybiotisch veränderten Gewebe und zur gezielten Auflösung von Krebszellen durch ungefährliche Präparate. Über jede einzelne Komponente und Phase dieser Therapie liegen wissenschaftlich begründete Erfolgsberichte vor, die jedem ernsthaft interessierten Arzt und Wissenschaftler zur Verfügung stehen. Die Auffassung des Krebsgeschehens als Erkrankung des ganzen Organismus wird - und nicht nur in Deutschland - schon lange nicht mehr von einigen wenigen Außenseitern vertreten.
Viele Praktiker und Kliniker sind unentwegt bemüht, die Heilungschance ihrer Krebspatienten mit Hilfe der verschiedenen ganzheitlich wirkenden therapeutischen Methoden zu verbessern. Aus unseren Reihen kommen laufend Erfahrungsberichte und Erfolgskurven, unsere ärztlichen Organisationen, unsere Zeitschriften und alljährlichen Kongresse bemühen sich unentwegt um die Verbreitung dieser Erkenntnisse und Tatsachen.
Die einschlägige Literatur ist schon jetzt fast unübersehbar, und auch die bisher skeptisch oder gegnerisch eingestellte Klinik und Forschung muß in zunehmendem Maß die Bedeutung der immunbiologischen und konstitutionellen Faktoren im Rahmen der konventionellen Tumorbehandlung anerkennen. Auch die großen Kongresse - vgl. den internationalen Krebskongreß 1962 in Moskau, den gleichen Kongreß 1966 in Tokio - befassen sich in steigendem Maß mit immunbiologischen Themen.
Dr. Issels hat an diesen Erkenntnissen und Entwicklungen einen erheblichen Anteil. Es ist sehr bedauerlich, daß er 1960-64 in jenen unseligen Prozeß verwickelt war, dessen Ausgang weniger für die biologisch-ganzheitliche Richtung als vielmehr für die schulmedizinische Lehre vom rein örtlichen Charakter des Krebsgeschehens eine Niederlage brachte. Daß sich mit diesem Schauprozeß eine ungewöhnliche Aktivität der Boulevardpresse anbahnte, die hier auflagesteigernde Reportageserien witterte, war bedauerlich genug. Noch unerfreulicher und weitgehend vermeidbar war jedoch die seither nicht abreißende Folge journalistischer Ergüsse und Exklusivberichte über Dr. Issels und die Ringbergklinik. Den meist wenig seriösen Berichten begegnet man seit Jahren in sämtlichen illustrierten Blättern periodisch leider immer wieder, und es ist noch kein Ende derselben abzusehen.
Der freie Beruf - dies gilt für den Arzt ebenso wie für den Rechtsanwalt und den Künstler - muß durch Leistung werben, nicht durch business. Die Seriosität unseres Berufes, besonders aber der Wert einer neuen Therapie darf keinesfalls durch Schaustellerei beeinträchtigt werden. Allzu leicht leidet das Ansehen einer guten Sache unter der eiligen Kritik der öffentlichen Meinung an der Person.
Der Entwicklung und Anerkennung einer umfassenden, über den Rahmen der heute gegebenen klinischen Möglichkeiten hinausgehenden Krebstherapie wurde durch diese unentwegte Publizität mehr geschadet als gedient. Dieser Vorwurf richtet sich weniger gegen die Person von Dr. Issels als gegen das fast hysterische Sensationsbedürfnis mancher Journalisten, das diese in der Wahl ihrer Methoden und der Formulierung ihrer Kolportagen weit über die Grenzen ihrer ohnehin fragwürdigen Informationspflicht hinausschießen läßt.
Bedauerlicherweise nämlich erwies die Boulevardpresse der internen Tumortherapie einen schlechten Dienst durch die mißverständliche, voreilige und von Fachkenntnis ungetrübte Wiedergabe des britischen Reports. Es ist wesentlich einfacher, eine gute Sache zu diffamieren, als deren Ansehen hernach wiederherzustellen. Daran änderte nichts die Großzügigkeit eines solchen Journals (Hör zu Nr. 14/71), auch Dr. Issels zu Wort kommen zu lassen. Die Wiedergabe eines angeblich stattgefundenen, dann aber von Dr. Issels zurückgezogenen Interviews vermochte keineswegs zur Klärung der Angelegenheit beizutragen. Es ist vielmehr bekannt, daß Richtigstellungen durch die Presse nicht immer in der wünschenswerten Klarheit erfolgen, ja, daß solche unter dem Druck bestimmter Interessengruppen gelegentlich überhaupt nicht erscheinen dürfen.
Bei dem Bericht jener britischen Kommission, der den Anlaß zu den deutschen Reportagen hierüber gab, geht es jedoch um weit mehr, als um die Ringbergklinik und die Person von Dr. Issels. Vom vernichtenden Urteil jenes Gremiums muß sich jeder Arzt brüskiert fühlen, der seine krebskranken Patienten mit anderen Mitteln als Stahl und Strahl behandelt und sich dabei der gleichen Präparate und Verfahren bedient, die in jenem Gutachten als total unwirksam bezeichnet werden. Darüber hinaus trifft der Vorwurf der völligen Wirkungslosigkeit bei Geschwulstkranken auch die Herstellerfirmen dieser Medikamente, die sich hoffentlich ihrerseits eine Ehrenrettung ihrer Fabrikate angelegen sein lassen werden.
Daß den mit der Begutachtung beauftragten Onkologen unter ihrem Leiter Prof. Smithers jede Voraussetzung zur Beurteilung des wesentlichen Programms einer biologisch-ganzheitlichen Therapie fehlte, offenbart sich fast auf jeder Seite des Reports. Es besteht zudem nach Angabe des eingangs erwähnten britischen Patienten (laut dessen Stellungnahme zu dem Report, der mir ebenfalls im Wortlaut vorliegt), der begründete Verdacht, daß sich mindestens ein Mitglied der Kommission schon vor Beginn der gutachtlichen Tätigkeit in einer Weise gegen die Isselssche Therapie geäußert habe, die es wegen Befangenheit etwa als Gutachter vor Gericht a priori ausgeschlossen hätte. Ähnliches wird von den Organisationen berichtet, die den Auftrag zur Erstellung des Reports gaben (s. S. 13).
Die sachliche Beurteilung einer Therapieform und deren Wirksamkeit setzt außer Objektivität ein Minimum von Fachkenntnis voraus und darf nicht Spezialisten überlassen werden, die nur und ausschließlich jene Richtung beherrschen, auf deren Insuffizienz und Ergänzungsbedürftigkeit ja gerade die Notwendigkeit, das Anliegen und gesamte Programm der ganzheitlichen Krebsbehandlung zurückzuführen ist. Wer in Unkenntnis der Sachlage - dieser Vorwurf kann den auftraggebenden Organisationen in London nicht erspart werden - solche gewiß ausgezeichneten Fachleute ihres Gebietes als Gutachter für völlig andersartige Bereiche des Heilwesens einsetzt, der macht den Bock zum Gärtner und darf keine verwertbare Berichterstattung erwarten.
Erwin Liek, einer der ersten Verfechter der Lehre vom Krebs als Allgemeinerkrankung, war mir als jungem Arzt mit seinem 1934 erschienenen aufsehenerregenden Buch Krebsverbreitung, Krebsbekämpfung, Krebsverhütung richtungsweisend. Er zitiert auf Seite 83 den bekannten Tübinger Kliniker Ottfried Müller: Therapeutische Einwirkungen müssen unabhängig von der einen oder anderen Hypothese an einem breiten erfahrungsmäßigen Versuchsgut von der Mehrheit objektiver, sachverständiger Nachprüfer als tatsächlich heilsam anerkannt sein.
Legen wir diese maßgebliche Äußerung der vorliegenden aktuellen Auseinandersetzung zugrunde, so erheben sich Zweifel hinsichtlich der Mehrheit, der Objektivität und der Sachverständigkeit jener britischen Kommission. Sechs seit Beginn ihrer Berufsausübung zellularpathologisch geschulte und ausgerichtete Fachwissenschaftler maßen sich an, über Heilverfahren und Medikamente zu Gericht zu sitzen, die sie in der Ringbergklinik zum ersten Mal in ihrem Leben kennengelernt haben.
Die Kommission verbrachte 3 ½ Tage in Rottach-Egern. Während dieser Zeit nahmen die Mitglieder täglich mehrere Stunden abwechselnd an den Visiten teil, sie befaßten sich ferner mit dem Studium von 121 Krankengeschichten der stationär in Behandlung stehenden Patienten, den 48 Krankengeschichten gebesserter bzw. geheilter ehemaliger Patienten, sie besuchten Diskussionen und Demonstrationen (S. IV). Wenn man die zur Verfügung stehende Zeit allein mit dem enormen Umfang der durchzuarbeitenden schriftlichen Unterlagen vergleicht, so darf man annehmen, daß es zu mehr als einem flüchtigen Durchblättern derselben durch alle oder einzelne Kommissionsteilnehmer kaum kommen konnte. Wer weiß, bis zu welcher Stärke die Journale der Ringbergklinik bei langfristigen oder wiederholten Behandlungen anwachsen, einschließlich der stationär geführten Kurven und laufenden Eintragungen, der diversen Röntgenaufnahmen, der Sanierungsberichte, der Laborbefunde, der klinischen Berichte, der Behandlungsanweisungen nach der Entlassung, der zu Hause
weitergeführten Kurven etc., der kann nur sagen, daß schon das erschöpfende Studium einer einzigen Krankengeschichte zum Zweck ihrer sachlichen Beurteilung wenigstens eine Stunde in Anspruch hätte nehmen müssen. Unter Berücksichtigung der tatsächlichen Aufenthaltsdauer der Kommission konnten es nur Minuten gewesen sein.
Diese mangelhafte Information führte zwangsläufig zu Mißverständnissen und Fehlinformationen, etwa, daß Dr. Issels keine Kliniken (?) für ambulante Patienten - out patient clinics (S. 6) - habe, oder daß die diagnostischen Möglichkeiten und Einrichtungen der Ringbergklinik unzureichend seien: ... the diagnostic facilities are sparse (S. 1) Lacking the necessary diagnostic facilities (S. 6). Diesen Behauptungen muß ich aufgrund meiner Tätigkeit dort widersprechen. Es erfolgt sehr wohl und fast ausnahmslos eine oft monatelange Nachbehandlung der Krebskranken einerseits anhand von Verlaufsberichten .und Kurven, welche die Patienten von Zeit zu Zeit einsenden und die von Dr. Issels selbst beurteilt und beantwortet werden, andererseits in Zusammenarbeit mit den Hausärzten. Viele Patienten stellen sich gelegentlich wieder vor, wobei Nachuntersuchungen stattfinden und neue Therapiepläne aufgestellt werden, soweit keine Neuaufnahmen zu Wiederholungskuren in Frage kommen.
Die Feststellungen, daß fremde Krebsdiagnosen kritiklos übernommen werden, daß in der Ringbergklinik keine Histologie betrieben wird und daß dort andere in Krebskliniken übliche diagnostische Einrichtungen fehlen, entsprechen der lokalistischen Einstellung der Kommissionsmitglieder und der Verständnislosigkeit gegenüber den vorwiegend therapeutischen Aufgaben der Ringbergklinik. Hierauf werde ich unter dem Kapitel Die angezweifelten Diagnosen zurückkommen.
Wie wenig Verständnis bei Vertretern von Stahl und Strahl für die biologischen Krebsprobleme vorhanden ist, geht aus der Tatsache hervor, daß im ganzen 20seitigen Report kein einziges Wort über die Ernährung, über die Heilkost des Krebskranken enthalten ist. So sehr war den Gutachtern der Blick durch ihre einseitige Fixierung auf den Tumor getrübt, daß sie gar nicht auf den Gedanken kamen, es könnte auch die Ernährung einen Teil der Therapie darstellen. Ist es nicht sonderbar, daß sich eine Gruppe von Prüfern einer weiten Reise unterzieht, um eine neue Therapie der Geschwulstleiden kennenzulernen und zu begutachten, dann aber ausschließlich in extenso über die angewandten Medikamente berichtet, während ein so wichtiger, integraler Teil der Therapie wie die Vollwertkost völlig unter den Tisch fällt? Diese Unterlassung oder - Oberflächlichkeit - beweist allein, daß den Kommissionsmitgliedern alle Voraussetzungen für eine gerechte Beurteilung fehlten, nicht nur dessen, was in der Ringbergklinik vorging, sondern was in langjähriger Arbeit von Ärzten, wie Bircher-Benner, Kollath, Zabel usw. als Ganzheitstherapie geschaffen wurde. Mit den Scheuklappen der konventionellen lokalistischen Diagnose und Therapie ist dem Krebsproblem eben nicht beizukommen.
Eine ähnliche mangelhafte Sachverständigkeit ist hinsichtlich der Medikamente erwähnenswert. Daß die 12 im Smithers-Report angeführten, in der Ringbergklinik angewandten Präparate in England nicht oder nur in vereinzelten Fällen gebräuchlich und bekannt sind, habe ich durch Befragung der Herstellerfirmen in Erfahrung gebracht. Es wäre also wissenswert, wie die Gutachter zu ihrer Urteilsfähigkeit in dieser Hinsicht kommen konnten. Die Angaben über die Arzneiwirkungen weisen verschiedentlich Fehler auf. Beispielsweise wird AH (Autohämolysat) - eine ärztlicherseits hergestellte homöopathische Verdünnung von hämolysiertem Patientenblut nicht für den im Report angegebenen Zweck for regression of organism (tumor, S. 18) eingesetzt, sondern zur Desensibilisierung hyperergischer Vorgänge, wie sie sich etwa im Gefolge einer dentalen Entherdung oder Tonsillektomie abspielen. Über Vaccineurin ergeht sich der Report in einer Aufzählung der Indikationen des langen und breiten. Die eigentliche und wesentliche Absicht, die mit der Injektion dieses Präparates bei Krebskranken verfolgt wird, nämlich die Auslösung eines umstimmenden und aktivierenden Heilfiebers, wird mit der lapidaren Feststellung abgetan: NB. Can also be used as pyrogen therapy (S. 18).
Die Aufzählung der Spenglersan-Sorten ist unvollständig, der Sinn ihrer Anwendung bei malignen Kranken blieb der Kommission verborgen, nämlich die Beseitigung der Resttoxikosen, die begünstigend bei der Entstehung des Tumormilieus mitwirken können.
Die Aufzählung der chemischen Analyse: Approximately 1 %, carbohydrate 0,02 %,
non-protein. nitrogen-containing substances, traces of formaldehyde, iodine, hydrochloric acid etc. (S. 19) ist zum Verständnis der Wirkung der Spenglersane völlig belanglos. Bei Arthrisinal enthält dessen Bestandteil Siphonospora polymorpha einen Orthographiefehler (S. 19). Möglich, daß es sich um einen Druckfehler handelt. Für Pyrifer gilt das unter Vaccineurin Erwähnte (S. 20). Von Actihaemyl wird behauptet: N. B. Used by Dr. Issels to raise white blood count after cyclophosphamide (S. 20). Tatsächlich liegen zahlreiche Veröffentlichungen vor über die günstige Wirkung dieses Präparates bei Strahlenschäden und bei Leukopenie (Fritzsche, Balzarini, Neukomm, Osten, Rietschel u. a.). Die Milchsäure-Therapie des Karzinoms scheint der Kommission gänzlich unbekannt gewesen zu sein. jedenfalls wird diese Indikation bei RMS (S. 19) nicht erwähnt.
Auch die unbeholfene Aufzählung der Präparatenamen verrät die Unkenntnis der Materie. Sie wurden von den Kommissionsmitgliedern offensichtlich im Vorbeigehen in der Hausapotheke, von den Schwestern oder Ärzten erfragt oder von den Kurven bzw. Krankenblättern abgeschrieben. Kein Hinweis auf eigene oder fremde Erfahrungen damit, keine Andeutung des mindesten Verständnisses für die Polyvalenz und Synergie der Verordnungen, für das Wesen des Tumormilieus, dessen Besserung oder Beseitigung doch das Hauptanliegen und der Haupterfolg jeder ganzheitlichen Therapie ist.
Daß das Heilfieber dazu dient, den Tumor anzugreifen to attack the tumor (S. 4), beruht ebenfalls auf einem Mißverständnis. Bekanntlich ist Fieber ein vorzügliches Mittel, um die körpereigene Abwehr zu steigern, auch gegen das Krebsgeschehen. Diese Erkenntnis ist uralt und wurde von wissenschaftlicher Seite neuerdings wieder in die Therapie, nicht nur der Malignome, einbezogen (Opitz, Lampert, Manfred v. Ardenne). Eine direkte Wirkung der Überwärmung auf das Neoplasma erfolgt jedoch nicht. Völlig verständnislos stand die Kommission auch der Blutsauerstoffbehandlung und der Ozonosan-Therapie gegenüber: We were not able to evaluate this (S. 4), - wir waren nicht in der Lage, dies zu überprüfen.
Eine der gravierendsten Feststellungen, die sich der Smithers-Report erlaubt, ist die Kritik an den von der Ringbergklinik gestellten oder übernommenen Diagnosen. Es wird Dr. Issels vorgehalten, daß er sich dabei völlig auf die Angaben anderer Ärzte oder Krankenhäuser verläßt, ohne diese fremden Diagnosen in seiner Klinik zu bestätigen oder zu entkräften.
Dem ist entgegenzuhalten, daß ein solches Vorgehen innerhalb der wissenschaftlichen Medizin auf der ganzen Welt üblich ist. Der Praktiker schickt den Patienten zur Diagnosestellung zum Facharzt, auf dessen Fachkenntnis er sich verlassen muß und dessen Diagnose er gar nicht nachzuprüfen in der Lage ist. Der Chirurg überläßt das Probeexzidat dem Pathologen, dessen Befund seine gesamte weitere Therapie bestimmt, auch in England.
Mit wenigen Ausnahmen standen die Patienten der Ringbergklinik vorher in Behandlung namhafter Kliniker, Operateure und Radiologen, an deren Diagnose niemand Zweifel zu hegen wagte. Alle Operationen, auch eingreifendster Art, alle Bestrahlungen, auch folgenschwerster Intensität, all diese oft jahrelangen, nach der heute geltenden Ansicht notwendigen Eingriffe und Verstümmelungen erfolgten unter der unzweifelhaften und wissenschaftlich einwandfreien, oft sogar mehrmals gestellten Diagnose der vorliegenden Geschwulstart. Der ganzheitlich-interne Therapeut biologischer Richtung ist einfach überfordert, wenn er diese Diagnose nach Einsatz seiner Tätigkeit zusätzlich und erneut zu revidieren, zu erhärten oder zu widerlegen hätte. Man denke an den völlig unnötigen Zeitverlust und Geldaufwand. Außerdem ist es zu diesem Zeitpunkt doch wohl auch zu spät, um negativen Falles die vorausgehenden Eingriffe ungeschehen zu machen. Auf welche Weise sollte auch der Ganzheitsbehandler die Diagnose jetzt erneut überprüfen ?
Der Report bemängelt, daß der Ringbergklinik die diagnostischen Möglichkeiten dazu fehlen. Ich muß diesen Vorwurf schärfstens zurückweisen. In der Ringbergklinik wird jeder Kranke mindestens so sorgfältig untersucht, labormäßig getestet und geröntgt, wie in jeder anderen Klinik. Dem Herdgeschehen wird nur an wenigen Stellen solche Aufmerksamkeit geschenkt wie von Dr. Issels. Erforderlichenfalls wird auch dort curettiert, exzidiert, cystokopiert und jeder andere Fachkliniker hinzugezogen. Daß die Ringbergklinik keine Szintigramme (für die im benachbarten Tegernseer Krankenhaus Gelegenheit gegeben ist), keine Lymphogramme, keine Probelaparotomien oder Bronchoskopien vornimmt, bedarf keiner Kritik. Alle notwendigen Feststellungen dieser Art haben die Patienten der Ringbergklinik längst hinter sich. Berufene Stellen, Professoren, bekannte Kliniker und Pathologen des In- und Auslandes haben die Diagnose Krebs bei ihnen gestellt. Auch Herr Newton-Fenbow, dessen Schicksalswende den Anlaß gab zu jenem Report, hatte ein von Londoner Pathologen histologisch nachgewiesenes Osteo-Chondro-Sarkom der linken Ileosacralgegend, das in einer Londoner Klinik teilreseziert worden war.
Dr. Issels hätte also auch diese Diagnose wie die so vieler anderer Krebskranker revidieren müssen? Wie denn? Etwa durch einen erneuten Bauchschnitt? Wissen die Herren Spezialisten der Kommission nicht, daß unnötige, immer wiederholte Exzisionen und andere diagnostische Eingriffe schlummernde Metastasen zu explosivem Krebswachstum bringen können? Außerdem, ist denn die histologische Diagnose wirklich ein letzter unwiderlegbarer Beweis des Malignoms ?! Es gibt manche sehr ernst zu nehmende Skeptiker, die dies aus wohlüberlegten Gründen bestreiten (Becker, H., Zangger, 1. (Pathol. Institut der Universität Graz, Vorstand Prof. Ratzenhofer): Der Krebs aus der Sicht des Pathologen, Krebs, 1967, Hippokrates-Verlag, Stuttgart.).
1. Es gibt keine krebsspezifischen morphologischen Befunde.
2. Atypie, Anaplasie und destruierende Infiltration sind besonders charakteristische morphologische Befunde, die eine Diagnose Malignom mit großer Wahrscheinlichkeit erlauben.
3. Bei Vorliegen eines Rezidivs und vor allem von Metastasen ist die Diagnose weitgehend gesichert. Hamperl: Der Maßstab, der mit Gutartig und Bösartig angelegt wird, besteht in nichts anderem als im Lebensschicksal des Geschwulstträgers. Zitiert bei Löckle, W. E.: Krebsstatistik und Histologie, Hippokrates, 11/1958.)
Wenn man aber Dr. Issels aufgrund seiner angeblich unsicheren Diagnosen Überflüssige Behandlungen unterstellt, warum unterstellt man sie gerechterweise mit der gleichen Akribie nicht auch den vorher behandelnden Chirurgen oder Röntgenologen? Was der konventionellen Therapie recht ist, sollte uns Ganzheitsbehandlern billig sein. Man lege an die von uns gestellten - oder übernommenen Diagnosen keine strengeren Maßstäbe als an die der Schulmedizin!
Was die von dem Report ebenfalls hervorgehobene Möglichkeit von Verwechslungen zwischen karzinomrezidiven und Röntgenschäden betrifft, so schlägt auch dieses Argument ins Leere. Jeder Röntgenologe, jeder Krebstherapeut weiß, daß eine Strahlenfibrose nicht immer mit letzter Sicherheit von einer Lymphadenitis carcinomatosa zu unterscheiden ist, eine strahleninduzierte Entkalkung nicht immer von einer osteoklastischen Metastase. Im Zweifelsfall darf dem Patienten die spezifische Behandlung als Verdachtsfall nicht vorenthalten werden, zumal unsere Ganzheitstherapie den Vorteil hat, nicht zu schaden und außerdem auf die Strahlenkontamination ebenso günstig zu wirken wie auf ein etwa vorliegendes Geschwulstgeschehen.
Bekanntlich vermag sich noch nach 10 und 20 Jahren in einem röntgengeschädigten Gewebe Krebs zu entwickeln. Die kausalen Faktoren liegen in beiden Fällen auf der gleichen Linie. Wo ist die Kommission, die exakte Beweise und Gegenbeweise zu führen wagt, wo der Strahlenschaden endet und der Tumor beginnt? Wer die vielen Krebspatienten, die sowohl unter ihrem Geschwulstrest als auch unter der Strahlenüberdosierung leiden, nach Abschluß einer erfolgreichen Ganzheitsbehandlung einfach als nichtkrebskrank aussondert, der hat sich, wie ich glaube, die Entscheidung doch wohl allzu leicht gemacht.
Der sicherlich schwerste Vorwurf des Smithers-Reports ist jedoch der, daß Patienten mit langfristigen, klinisch untermauerten Anamnesen, mit jahrelangen Geschwulstrückbildungen oder -wachstumsstillständen weder bei Aufnahme in der Ringbergklinik noch früher jemals einen Krebs gehabt haben sollen. Abgesehen davon, daß ein solcher Vorwurf in seiner ganzen Härte jene Arzte treffen würde, die an solchen Patienten demnach vorher unnötige Operationen und Bestrahlungen durchgeführt hatten, so bliebe noch die Frage offen, wieso man bei vielen dieser Fälle denn schließlich eine absolut infauste Prognose stellen konnte, aufgrund derer die Kranken oder ihre Angehörigen dann ihre letzte verzweifelte Zuflucht in die Ringbergklinik gesucht haben.
Es standen der Kommission für diese Prüfungen 48 Krankengeschichten zur Verfügung. Persönlich vorgestellt konnten 33 dieser jetzt seit 2 bis 21 Jahren beschwerde- und tumorfreien Patienten werden. Bei 28 dieser 48 Patienten stellte die Kommission die Diagnose Krebs zum Zeitpunkt ihrer Aufnahme in der Klinik in Abrede (S. 2). Unter den 121 stationären Kranken der Ringbergklinik wurde bei 117 die Diagnose Krebs zwar anerkannt (4 Patienten waren tumorfrei und bekamen metaphylaktische Behandlungen), die Kommission konnte jedoch in keinem Fall eine vollständige Rückbildung der Geschwulst feststellen, bei nur 4 Patienten eine teilweise Rückbildung ohne Anwendung von Chemotherapeutika.
Dazu ist zu bemerken, daß bei einer Langzeitbehandlung, die beim Vorliegen eines Malignoms, einer Prä- oder Metakanzerose immer erforderlich ist, selbstverständlich nie ein schneller und deutlich erkennbarer Erfolg innerhalb einiger Wochen erwartet werden darf, wie ihn die Chirurgie und Radiologie zu sehen gewohnt ist. Daß vollständige Tumorrückbildungen bei den noch in Behandlung stehenden Kranken nicht zu verzeichnen waren, ist also nicht der angewandten Heilweise anzulasten.
Wesentlich schwerwiegender erscheint mir der Umstand, daß ein sachlich sein wollender Report bei 48 ehemaligen, jetzt tumor- und beschwerdefreien Patienten die Krebsdiagnose in 2/3 der Fälle refüsiert, bei 117 in Behandlung stehenden Patienten jedoch ausnahmslos anerkennt, obwohl doch bei beiden Gruppen seitens der Ringbergklinik völlig gleiche Untersuchungsbedingungen bestanden hatten und die 48 Erfolgsfälle von Dr. Issels einer besonders kritischen Auslese unterzogen worden waren. Offenbar scheint hier nicht die wissenschaftliche Objektivität und Wahrheitssudie, sondern die Morgensternsche Devise, daß nicht sein kann, was nicht sein darf, ausschlaggebend gewesen zu sein. Denn es ist wohl kein Zufall, daß die Mehrzahl der seit Jahren Geheilten kein Malignom gehabt haben durften (vgl. hierzu außerdem die gebotene Eile des Studiums der Krankengeschichten), während man den Ungeheilten, den noch in Behandlung befindlichen Tumorträgern zu 100 % ihre Malignome zugestand.
Nachdem von den 48 als besonders instruktiv ausgewählten Langzeit-Patienten nur 11 von der Kommission als Erfolge anerkannt wurden - wir fanden so etwas wie eine vollständige „Tumorrückbildung“ (S. 16) -, wird dieses Urteil bei 8 derselben wegen zu knapper Evidenz (S. 2) oder zeitweiliger Zuhilfenahme von Chemotherapie wieder eingeschränkt. Von den verbleibenden 3 Fällen ohne Chemotherapie, die offenbar jeder Kritik standhielten, heißt es: The remaining 3 all showed unusual features (S. 2) - sie zeigten alle ungewöhnliche Besonderheiten - und In nearly every case, however, some simple explanation of the patient's apparent recovery could be found (S. 16) - Fast in jedem Fall konnte für die augenscheinliche Erholung des Patienten eine einfache Erklärung gegeben werden. Unter den 121 stationären Patienten fand die Kommission 4, bei denen sich die Geschwülste ohne Chemotherapie zurückzubilden schienen, aber they all had unusual features (S. 16) - auch sie hatten alle ungewöhnliche Besonderheiten. Leider lüftet die Kommission in ihrem Report den Schleier nicht über diese ungewöhnlichen Umstände und einfachen Erklärungen, mit denen sie die Rückbildung dieser Tumoren begründen zu müssen glaubt. Das ist m. E. eine unverzeihliche Unterlassung eines Ärztegremiums, das mit dem Auftrag und in der Absicht gekommen war, die in der Ringbergklinik erzielten Erfolge objektiv und lückenlos zu erforschen ... to make an assessment of the results being achieved S. III, . . . making an unbiased assessment of the work S. IV). Auch bei diesen geheimnisvollen Fällen unbestreitbarer Tumorrückbildungen erfahren wir leider wieder nicht, weshalb die früheren fachärztlichen Behandler den Zustand als hoffnungslos angesehen haben konnten.
Diese Stellen des Smithers-Reports werfen ein bezeichnendes Licht auf die Tendenz der Kommission, alles zu vermeiden, was einer echten Aufklärung hätte dienen können, aber alles in den Vordergrund zu rücken, was als negativ oder unwirksam ausgelegt werden konnte.
Die Billigung des Reports durch die Auftraggeber, des Joint Co-Ordinating Committee on Cancer Research, das den 3 Organisationen Cancer Research Campaign, Imperial Cancer Research Fund und dem Medical Research Council beratend übergeordnet ist, und die Autorisierung seiner Veröffentlichung durch das Department of Health and Social Security verrät fehlende Sachverständigkeit auch bei diesen Gremien.
Es ist ferner zu beanstanden, daß die Kommission lokalistisch fixiert ihr Augenmerk ausschließlich auf Tumorrückbildung richtete, nicht aber mit gleicher Aufmerksamkeit den Wert der Ganzheitstherapie in pro- bzw. metaphylaktischer Hinsicht gewürdigt hat. Die Erfahrung der mit diesen Methoden behandelnden Ärzte zeigt, daß Rezidive operierter Malignome dadurch auf etwa die Hälfte der üblicherweise zu erwartenden Quote reduziert werden. Diese liegt beispielsweise beim Mamma-Karzinom aller operablen Stadien ohne interne Nachbehandlung bei etwa 50 %, nach frühzeitig und anschließend durchgeführter postoperativer Behandlung unter 25 %. Dieser Umstand fand im Report keinerlei Beachtung.
Endlich fehlt die gerechte Würdigung der segensreichen Wirkung der Ganzheitstherapie bei den sogenannten inkurablen und prämortalen Krebskranken. Es ist unmenschlich und unverzeihlich, diese Patienten mit Analgetika und Narkotika dahindämmern zu lassen angesichts der Tatsache, daß wir im biologischen Arzneischatz Möglichkeiten besitzen, die auch in extremis subjektive Besserung und Linderung bestimmter Beschwerden zu geben vermögen, abgesehen von der Hoffnung und dem Glauben an unsere Hilfe, die wir Ärzte auch dem Sterbenden bis zu seinem letzten Atemzug nicht nehmen dürfen. Diese wichtige Aufgabe des Ganzheitsbehandlers wird von dem Report auf S. 4 mit 4 Zeilen abgetan.
Es ist falsch, alle mit Ganzheitstherapie erzielbaren Erfolge erklären zu wollen als Frage des Glaubens (S. 11) oder der Sage (S. 17), die sich um die Ringbergklinik und ihren Chef gewoben haben mag, obwohl diese metaphysische Seite der Krebstherapie in jeder Klinik mitschwingt. In einem wissenschaftlichen Gutachten sollten solche Erklärungsversuche, die nur von den Tatsachen ablenken, aber keinen Raum haben.
Das letzte Kapitel des Reports beginnt mit den Worten: if all doctors were good doctors, if all doctors treating cancer had a wide experience of malignant disease, il patients received the best available therapy at a stage when they could most often be helped, and if regular and continued support was always available to the dying, there would be less inclination for patients to seek help abroad - Wenn alle Ärzte gute Ärzte wären, wenn alle Krebsbehandler entsprechende Kenntnisse vom Krebsgeschehen hätten, wenn die Kranken die beste Behandlung in einem Stadium bekämen, das optimale Erfolge verspricht, wenn auch dem Moribunden diese Hilfe grundsätzlich und ausreichend zur Verfügung stände, dann wäre weniger Anlaß gegeben, daß Patienten im Ausland Hilfe suchten.
Genau das ist das vorliegende ärztliche Problem, zu dessen Lösung der britische Report jedoch nichts beigetragen hat. Wenn nämlich die Hochschulmedizin anstatt ununterbrochen inquisitorisch zu nörgeln und herabsetzen, alle Kräfte und Mittel, die für überflüssige oder zersplitterte Krebsforschung und nutzlose Organisation eingesetzt werden, für bessere Aufklärung der Ärzte über die vorhandenen, tatsächlich bewährten therapeutischen Möglichkeiten bei allen Stadien von Malignomen aufwenden würden und anstatt die biologischen Methoden und Medikamente laufend als wissenschaftlich nicht anerkannt zu diskriminieren, diese endlich auf breiter Front in richtiger Weise und Kombination der Mehrzahl Krebskranker und Krebsgefährdeter angedeihen ließe, so wäre dies ein bedeutender Schritt zur Überwindung nicht nur der Kluft zwischen Außenseitern und Schulmedizin, sondern der Krebsnot in aller Welt.
Ich habe versucht, die wesentlichsten Punkte der im Smithers-Report enthaltenen Kritik klarzustellen und zu entkräften. Objektiv betrachtet, ist der Report in seiner vorliegenden Form unannehmbar. Er ist ein typisches Beispiel dafür, wie Gutachten nicht zustande kommen dürfen.
Seine Sprache ist die des fachfremden Spezialistentums. Anerkennende Worte über die Persönlichkeit von Dr. Issels, über sein Entgegenkommen in der Bereitstellung der nötigen Unterlagen, über die Führung der Klinik und über die einwandfreie Haltung der Mäuse im Forschungslaboratorium sind höfliche, aber überflüssige Floskeln. Der Report ist nicht dazu angetan, Klarheit über die Wirksamkeit der Ganzheitstherapie des Krebsleidens im allgemeinen, über die Erfolge der Ringbergklinik im speziellen zu schaffen und die Öffentlichkeit in gehöriger Weise zu unterrichten.
Er ist kein Gutachten, sondern ein Pamphlet. Zu viel Negatives wurde hervorgehoben, was von der konventionellen Hochschulmedizin nicht besser gemacht werden kann, zu viel Positives wurde mißverstanden oder unterschlagen, was echte Hilfe bedeutet und wirklichen Fortschritt in die Krebstherapie bringen könnte.
Der Smithers-Report verkennt das Wesen der polyvalenten, konzentrischen Tumortherapie vollkommen, ignoriert integrale Bestandteile derselben total und wird weder deren prophylaktischer noch deren metaphylaktischer Bedeutung auch nur im entferntesten gerecht. Die Fragestellung darf sich nicht mit der krampfhaften Suche nach Tumorbeseitigung erschöpfen. Mindestens ebenso wichtig ist die Sicherung der operativ erzielbaren Erfolge und der Schutz vor Rezidivierung und Metastasierung, außerdem die echte Therapie auch in völlig infausten und moribunden Fällen. Unglaubhaft wirkt der Report in seiner Bemühung, bei einer Gruppe als besonders instruktiv ausgewählter, ehemals inkurabler, jetzt offenbar gesunder Patienten, die bei Behandlungsbeginn gestellte Krebsdiagnose in Abrede zu stellen, sie jedoch bei 117 in Behandlung befindlichen gelten zu lassen.
Für die von der Kommission vorgefundenen unbestreitbaren Fälle von Stillständen und Rückbildungen werden keine plausiblen Erklärungen gegeben, die doch gerade von dieser Seite erwartet wurden und brennend interessiert hätten. Der Stil des Reports ist überheblich, unsachlich, oberflächlich, ungerecht. Der Wahrheitsfindung wurde durch den Report keinesfalls gedient, evtl. bestehende Unklarheiten über die Vorgänge in der Ringbergklinik wurden durch ihn nicht aus der Welt geschafft.
Die abschließende generelle Diffamierung der in der Ringbergklinik üblichen Ganzheitsbehandlung Krebskranker muß schärfstens zurückgewiesen werden, da sie zahlreiche Ärzte beleidigt, die in ähnlicher Form erfolgreich von ihr Gebrauch machen.
Keine deutsche Zeitschrift hätte der Wiedergabe des Reports auch nur eine Zeile zur Verfügung stellen dürfen. Es ist tief bedauerlich, daß durch den unverantwortlichen Report, seine bewußt negativen Aussagen und deren Abdruck in der Massenpresse Tausende Krebskranker abgehalten werden, sich einer prä- und postoperativen Intensivbehandlung zu unterziehen, die nachweislich eine wesentliche Besserung der postoperativen Heilungschance zu verschaffen vermag. Man hat den Eindruck, daß kein positives Urteil der britischen Kommission zustande kommen durfte, wie auch in der BRD übermächtige Kräfte am Werk sind, alle außerhalb der Hochschulmedizin entstandenen und bestehenden Bestrebungen einer ergänzenden, internen Krebstherapie zu unterdrücken und zu diskriminieren.
Es ist zu fordern, daß eine zukünftige Überprüfung der zur Diskussion stehenden Methoden und ihrer Leistungsfähigkeit, so wünschenswert eine solche ist, nur durch Ärzte erfolgen darf, die sich nachweislich und ernsthaft mit der komplexen Geschwulstbehandlung beschäftigt haben und über die nötigen Kenntnisse der einschlägigen biologischen, homöopathischen und immuntherapeutischen Heilmethoden verfügen. Fachärzte der Chirurgie, Radiologie, Chemotherapie oder Pathologie, fixiert in der Lehre des Krebsleidens als rein örtliches Geschehen und verständnislos für die Auffassung vom Malignom als örtlichen Ausdruck des generellen Geschwulstleidens, sind dafür so wenig kompetent, wie ein orthodoxer Homöopath für die Begutachtung chirurgischer Heilmethoden und deren Erfolge.
Es ist bemerkenswert, daß der Smithers-Report selbst in England keinen einhelligen Beifall fand. Prof. W. J. Dempster von der Royal Postgraduate Medical School in Hammersmith, den man bestimmt nicht als isselsfreundlich verdächtigen kann, glossiert die Tätigkeit seiner Kollegen in der Fachzeitschrift World Medicine nicht eben schonungsvoll (Zitiert nach euromed, 7, 1971. Wenn unsere medizinischen Organisationen ihren Besuch (bei Issels) mit ihren deutschen Kollegen nicht abgesprochen und deren Zustimmung erhalten haben, ist es unsererseits der Gipfel der Vermessenheit, ein Urteil über die bayerische Klinik abzugeben und so zu tun, als ob die deutschen Sachverständigen dazu nicht kompetent gewesen wären. - Unser Berufsstand hätte eine überzeugende Erklärung abgeben sollen, daß sich in der Krebstherapie im Laufe der letzten Jahre nichts Neues ergeben hat, am wenigsten seitens der bayerischen Klinik.).
Die Vergangenheit ist reich an kollektiven Verurteilungen aller ärztlichen Bemühungen um das Krebsleiden außerhalb der doktrinären Bereiche von Stahl und Strahl. Die durch den Smithers-Report geschaffene Situation reizt zu einem Vergleich mit einem ähnlichen Bericht, der vor 18 Jahren mit umgekehrten Vorzeichen in den USA zustande kam. Der dem amerikanischen Justizministerium als Beamter angehörende Jurist B. F. Fitzgerald erhielt vom Senatsausschußvorsitzenden Ch. W. Tobey damals den Auftrag, alle sich mit dem Krebsproblem befassenden außerklinischen diagnostischen, prophylaktischen und therapeutischen Methoden in den USA zu überprüfen und dabei insbesondere auch alle Versuche und Bestrebungen zu erfassen, die eine Behinderung oder Unterdrückung dieser Methoden darstellen könnten.
Die sehr eingehende Untersuchung, die sich über mehrere Jahre hinzog, und sich u. a. auf das Studium von 530 Krankengeschichten sowie auf genaue Erhebungen in einigen Privatkliniken mit ungewöhnlichen Behandlungserfolgen bei Krebskranken stützte, fand ihren Niederschlag im sog. Fitzgerald-Bericht, veröffentlicht in der Augustnummer 1953 der Zeitschrift The Defender (Deutsche Übersetzung herausgegeben und kommentiert von der Gesellschaft zur Förderung einer biologischen Krebsbekämpfung, 8032 Gräfelfing, Im Winkel 5.).
Leider starb der Auftraggeber, Senator Tobey, noch ehe er den Bericht im einzelnen mit Fitzgerald hätte besprechen und irgendwelche Maßnahmen hätte ergreifen können. Sein Nachfolger, Senator J. Bricker, war ein Gegner der Weiterverfolgung dieser Angelegenheit und ließ den Bericht auf sich beruhen. The Defender appellierte daraufhin an seine Leser, den Senatsausschuß an seine Pflicht zu erinnern, weil die Klärung im Interesse der amerikanischen Öffentlichkeit, besonders aber der krebskranken und krebsgefährdeten Menschheit liege.
Der Fitzgerald-Bericht kam zu dem Ergebnis, daß es tatsächlich Heilungsmöglichkeiten bei Krebs außerhalb der von der Schulmedizin vorgeschriebenen und praktizierten Operation und Strahlenbehandlung gibt und daß sich letztere häufig zum Schaden der Patienten auswirken. Es wurde eine staatlich autorisierte, juristisch untermauerte Fortsetzung der Untersuchungen gefordert, da der dringende Verdacht vorlag, daß Informationen über wirksame Behandlungsmethoden bei Krebs und anderen inkurablen Krankheiten unterdrückt und den daran Leidenden zu deren Nachteil vorenthalten würden. Fitzgerald stellte sich selbst für die Leitung weiterer Überprüfungen zur Verfügung. The Defender äußerte daraufhin die Befürchtung, daß die USA dann einen Skandal sondergleichen zu erwarten hätte. Da es zu einem solchen Skandal nicht kommen durfte, unterblieb jede weitere Aktivität in der Angelegenheit. Der Fitzgerald-Bericht ruht noch heute in den Archiven des US-Senatsausschusses.
Wird er jemals wieder hervorgeholt werden? Wie viele Kommissionen werden noch eingesetzt, wie viele Reporte noch erforderlich werden, bis es zu einer gerechten Beurteilung der ganzheitlichen internen Krebsbehandlung kommt ?
Anschrift des Verfassers:
Dr. med. K. Windstosser,
4902 Bad Salzuflen,
Moltkestr. 13
Siehe auch
>>> Ringbergklinik Ärzte. Stellungnahme zum Bericht der brit. Ärztekommission
>>> Stellungnahme zum Report der britischen Ärztekommission über die Therapie der Ringberg-Klinik von Dr. Issels
NEU: www.windstosser-museum.info
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