Dr .med. Josef Issels 

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Gedanken zum Krebs

Dr. med. Josef Issels, 
Rottach-Egern


Die Erfolge der chirurgischen, strahlenheilkundlichen und medikamentösen Behandlungen bösartiger Geschwulstkrankheiten haben sich trotz aller Bemühungen während der letzten Jahre nicht mehr verbessern lassen. Der Krebstod steht praktisch jedem 5. Menschen bevor und rückte damit für die mittleren Jahrgänge bereits an die Spitze der Todesursachen. Besonders bedrohlich ist das Anwachsen des Lungenkrebses und das immer häufigere Auftreten bösartiger Leiden bei Jugendlichen und Kindern. Von den z.Zt. rd. 300.000 Krebskranken der Bundesrepublik sterben jährlich rd. 150.000. Von l00 Krebskranken sind 5 Jahre nach Beginn ihrer ärztlichen Behandlung nur noch etwa 18 am Leben, und dies trotz Einsätzen einen Maximums an diagnostischen und therapeutischen Möglichkeiten.

Krebs wird nach wie vor ausschließlich als örtliche Erkrankung betrachtet und behandelt, nicht aber als gleichzeitige und primäre Erkrankung den gesamten Organismus. Zur Widerlegung diesen Irrtums ließen sich hunderte von Äußerungen auch chirurgischer und anderer Fachärzte anführen. Prof. Warburg erntete wenig Anerkennung und manche Anfeindung, als er 1966 auf der Tagung der Nobelpreisträger in Lindau verkündete, daß wir kaum bei einer anderen Krankheit mehr über die inneren Vorgänge und Vorbedingungen wissen als beim Krebs, daß die Nutzanwendung aus diesen Erkenntnissen jedoch beschämend gering sei. Immer noch bleibt weiterhin unbeachtet, daß Krebs nur auf dem Boden einer allgemeinen Krebsbereitschaft, einer Dyskrasie entstehen kann, wie sich die Ärzte früherer Jahrhunderte ausdrückten. Wir wissen heute, daß vereinzelte erste Krebszellen in jedem Organismus, auch im jugendlichen Alter entstehen können. Sie werden von den natürlichen Abwehrkräften eines gesunden Körpern sofort vernichtet. Nur bei Schwächung dieser Funktion können sie sich ansiedeln und vermehren. Daraus ist zu schließen, daß ein Gesunder nie an Krebs erkranken kann.

Wir stellen also fest, dann Stahl, Strahl und Chemotherapie zwar die Geschwulst ganz oder teilweise zerstören, keineswegs aber die innere Krebsbereitschaft beseitigen oder verringern können. Dies erreichen wir vielmehr nur mit Hilfe eines umfangreichen therapeutischen Programms, das eine systematische Entgiftung des Organismus über Leber, Niere, Darm und Haut, Beseitigung aller toxischen Herde, Verbesserung der Sauerstoffverwertung im Gewebe, Hebung der körpereigenen Abwehrfunktionen, Wiederherstellung einer ausgeglichenen Darmbakterienflora, Normalisierung des Säure-Basenverhältnisses im Blut, Umstellung auf eine optimale Kostform, Entwöhnung von allen Genußgiften und eine Reihe weiterer gesundheitlicher Forderungen enthält. Nur eine solche ganzheitliche Basistherapie vermag den Umschwung, die Umstimmung zu bringen, die dem Organismus dazu verhilft, die in der Umgebung des Tumors noch vorhandenen oder durch den Eingriff verstreuten Geschwulstzellen, die eventuell noch vorhandenen, auch bei radikalsten Operationen nicht immer entfernbaren Geschwulstreste, die eventuell bereits ankeimenden Tochtergeschwülste (Metastasen) aus eigener Kraft „festzusetzen“ oder zu vernichten.

Ein biologisch eingestellter Arzt wird stets den bisher üblichen klinischen Methoden ihren gebührenden Platz einräumen. Er ist sich aber bewusst, dann diese rein örtlich angreifenden Maßnahmen niemals eine ursächliche Behandlung des Krebsleidens darstellen können, weil sie nichts ändern an den vielfältigen Stoffwechselstörungen, an den Intoxikationen, an den beeinträchtigten Schutz- und Abwehrvorgängen, an der Blutzusammensetzung und all den vielen anderen gesundheitlichen Faktoren, die beim Krebskranken meist schon jahrelang vor der Entwicklung der eigentlichen Geschwulst in Unordnung geraten sind.

Von klinischer Seite wird der Einsatz von Röntgen- bzw. Radiumstrahlen oder chemotherapeutischen Mitteln häufig als „Nachbehandlung“ bezeichnet. Es sei hier ausdrücklich darauf hingewiesen, daß eine solche Nachbehandlung nicht gleichzusetzen ist mit der von uns geforderten Ganzheitsbehandlung. Denn weder Strahl noch Chemotherapie vermag den Organismus umzustimmen, zu entgiften oder in seiner Abwehrkraft zu stärken, im Gegenteil. Gerade der bestrahlte oder chemotherapeutisch behandelte Patient neigt, wenn er nicht durch besonders glückliche Umstände von seinem Geschwulstleiden völlig befreit wurde, zu ungewöhnlich bösartigen Rückfällen oder Metastasierungen, die infolge der strahlen- und medikamentbedingten Resistenzschädigung dann auch auf biologische Heilmethoden weniger gut ansprechen. Trotzdem ist die Durchführung einer sorgfältigen Ganzheitstherapie bei solchen Krebskranken, die vom Chirurgen und Röntgenologen nach mehrfacher schulgemässer Behandlung aufgegeben wurden, besondere wichtig. Nach dem heutigen Stand unserer ärztlichen Erfahrung dürfen wir einen solchen Kranken nicht rundweg als „unheilbar“ bezeichnen, nur weil er nicht mehr operiert oder bestrahlt werden kann. Auch in solchen fortgeschrittenen Fällen kann das eine oder andere Mal noch eine Wendung zum Besseren, ein Stillstand den Leidens, eine Linderung der Schmerzen und ein erträglicher Zustand geschaffen werden, vorausgesetzt, daß der Kranke überhaupt noch über die Lebenskraft, die Lebensdauer und den Lebenswillen verfügt, um über die zum Wirksamwerden der Ergänzungstherapie erforderlichen Wochen zu kommen.

Der entscheidende Punkt der ganzheitlichen Krebstherapie ist deshalb der: Sie darf nicht zu spät beginnen, sondern muss entweder schon vor der Operation, also sogleich nach der Entdeckung der Geschwulst oder unmittelbar nach der Operation eingesetzt werden. Wir erleben es leider immer wieder, daß der Patient operiert, eventuell auch bestrahlt wird. Er fühlt sich 1 Jahr oder länger wohl. Dann erscheint da oder dort ein neuen Knötchen eine neue Drüsenschwellung. Es wird wieder operiert oder bestrahlt. Schließlich kommt dann der Augenblick, da den Angehörigen mitgeteilt wird, es sei nichts mehr zu machen. Inzwischen sind Monate und Jahre ungenützt verstrichen, der Organismus ist durch verstümmelnde Eingriffe oder schädigende Strahlen in seiner Regenerationskraft weiter beeinträchtigt, und nun kommt eventuell eine noch so sorgfältige Nachbehandlung im biologischen Sinne zu spät und vermag den Verlauf des Leidens nicht mehr aufzuhalten.

Zum sofortigen Einsatz einer wirksamen ganzheitlichen Behandlung gehört des weiteren als unbedingte Forderung die Aufklärung des Kranken. Es ist leider heute noch fast allgemein üblich, dem Patienten, meist auch seinen Angehörigen, die Diagnose zu verschweigen. Wenn der Kranke aber nicht weiß, wie es um ihn steht, so verhält er sich falsch. Er unterlässt wesentliche Maßnahmen. Er wurde ja vom Operateur beruhigt; Er weiß nicht, daß ihm das Messer an der Kehle sitzt. Er verliert kostbare Zeit und damit u.U. seine letzte Chance.

Jeder Krebskranke muß deshalb aufgeklärt worden, aufgeklärt freilich in einer Form, daß es für ihn kein Todesurteil bedeutet. Wir müssen ihm die vielen therapeutischen Möglichkeiten vor Augen halten, die nun auf ihn warten. Wir müssen ihn auf die Chance hinweisen, die damit gegeben ist, selbst wenn das Leiden schon weiter fortgeschritten sein sollte. Kurz, wir münzen ihn positiv aufklären.

Manche Ärzte und auch Angehörige meinen, eine solche Aufklärung sei unmenschlich vom Arzt, unerträglich für den Patienten. Die Erfahrung in einigen tausend Fällen beweist das Gegenteil. Noch keiner ist durch eine solche Mitteilung, wenn sie richtig gemacht worden ist, zusammengebrochen. Unsere Kranken sind uns dankbar, endlich Bescheid zu wiesen.

Wir lehren jeden einzelnen, mit seinem Tumor zu leben.

Bei jedem wird dadurch das Verständnis für die Notwendigkeit der eigenen Mitarbeit wachgerufen.

Auch dies ist ein Teil der ganzheitlichen Krebstherapie und nicht ihr unwichtigster. Die immer ehrliche, menschliche Beziehung zwischen Arzt und Krankem. Denn wenn wir trotz allen Einsatzes ärztlich nicht mehr helfen können, ist unser Beistand auf der letzten Wegstrecke die Hilfe, deren der Kranke dann dringender als der Arznei bedarf.

 

 

 


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