Dr .med. Josef Issels 

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Ganzheitstherapie - 

unsere wichtigste Waffe 
im Kampf gegen den Krebs

Von Dr. med. Josef Issels   
     
und 
Dr. med. Karl Windstosser

 

Während der letzten Jahrzehnte gelang es durch Vervollkommnung der operativen Technik, durch Verwendung spezieller Strahlenarten und chemotherapeutischer Medikamente neue Waffen gegen den Krebs zu schmieden. Man erwartete von diesen Methoden eine weitere Verbesserung der Heilungsergebnisse. Tatsächlich ist diese Hoffnung aber nicht erfüllt worden. Die Weltstatistiken zeigen, daß die Dauerheilungen - und nur diese können uns hier interessieren - während der vergangenen zwanzig Jahre nicht mehr wesentlich angestiegen sind. Sie haben mit der Zunahme der Geschwulstleiden nicht Schritt gehalten. Der Krebstod steht heute praktisch jedem 5.Menschen bevor. Alle 4 Minuten befällt der Krebs einen Bewohner der Bundesrepublik, alle 5 Minuten stirbt einer daran. Für die mittleren Jahrgänge hat er bereits die Spitze der Todesursachen erreicht und bedroht jeden 4.Mann jede 3.Frau. Allgemein bekannt ist das lawinenhafte Anwachsen des Lungenkrebses und das immer häufigere Auftreten bösartiger Erkrankungen bei Jugendlichen und Kindern.

Dieser zunehmenden Bedrohung stehen wir mit unseren ganzen bisherigen ärztlichen Wissen und Können in erschütternder Hilflosigkeit gegenüber. Trotz aller Bemühungen um Aufklärung und Früherfassung, trotz optimaler Verbesserung der frühdiagnostischen Methoden kommen 2/3 aller bösartigen Erkrankungen so spät zum Arzt, daß Stahl und Strahl nicht mehr eingesetzt worden können. Von Auftreten der ersten Symptome bis zum Beginn einer ernsthaften klinischen Behandlung vergehen durchschnittlich 14 Monate, von denen der Patient 9 Monate, der Arzt durch Verkennung des Leidens 5 Monate verschuldet (Hegemann). Viele Geschwülste besonders des Magens und Darmes machen sich erst bemerkbar, wenn sie weit fortgeschritten sind, bei manchen anderen Geschwulstleiden ist mit Operation oder Bestrahlung überhaupt nichts auszurichten. Exakte Statistiken, wie die der Welt- Gesundheitsorganisation (WHO), zitiert von E. und C. Farrensteiner kommen auf eine echte Heilungsquote von 1,5%, H. Domagk gibt sie auf Grund umfangreicher Versicherungsstatistiken mit 2 % an. Es ist unverantwortlich, mit Heilungsziffern von 20 und 30 % zu operieren, weil diese immer nur Teilergebnisse darstellen, gewonnen an einer qualitativen Auswahl von Patienten oder Tumorarten, die unter optimalen Bedingungen in erstklassigen Kliniken behandelt wurden. Nur "theoretisch arbeitende" Wissenschaftler liefern solche "zweckfrisierte Statistiken" (Kuhl), auf die das böse Wort anwendbar ist, daß sich mit Statistiken allen beweisen läßt.

Tatsache ist jedenfalls, daß trotz Einsatzes eines vermeintlichen Maximums an diagnostischen und therapeutischen Möglichkeiten von 100 ärztlich betreuten Krebskranken aller Arten und Stadien 5 Jahre nach Beginn Ihrer Behandlung nur noch ein kleiner Prozentsatz an Leben ist. Wenn es der hochentwickelten Heilkunde in Jahrzehnten aber nicht gelungen ist, dieses erschreckende Mißverhältnis zwischen Therapie-Einsatz und Heilungsergebnis auch nur nennenswert auszugleichen, so kann dies nur an erheblichen grundsätzlichen Fehlern liegen. Eine Besserung der unbefriedigenden Situation läßt sich aber

nicht durch hartnäckige Verkennung, Verteidigung und Fortsetzung der Mißerfolge herbeiführen, sondern nur durch klare Erkenntnis der Unzulänglichkeiten mit dem Ziel ihrer Ausmerzung. Dies setzt allerdings eine radikale Neuorientierung und Erweiterung unserer gesamten Einstellung zum Krebsproblem voraus.

Seit Virchow galt das Dogma, daß Krebs als krankhafte Veränderung der Zelle zu gelten habe und daß alle weiteren Entwicklungsstadien des Leidens als Folge dieser zellulären, also auf die Geschwulst selbst zurückzuführende Entartung aufzufassen seien. Auf dieser Lehre beruht unsere gesamte heutige Krebstherapie, die infolgedessen ausschließlich auf die Zerstörung oder Entfernung der Geschwulst ausgerichtet ist, ohne sich um die Inneren Voraussetzungen der Geschwulstbildung oder um die Möglichkeit einer körpereigenen Abwehr zu kümmern. Die von der biologischen Heilrichtung seit jeher vertretene Ansicht dagegen ist die, daß die Geschwulstbildung bzw. zelluläre Degeneration als Folge und Endstadium den Zusammenwirkens vieler krankhafter Vorgänge aufzufassen sei. Zunächst entsteht so eine Veränderung des ganzen Organismus und seinen Stoffwechsels, die wir als Vorkrebs (Präkanzerose) bezeichnen. Erst das Hinzukommen letzter auslösender Momente läßt schließlich, sobald der Nährboden dafür reif ist, den Tumor, die Geschwulst bzw. das bösartige Leiden, die Leukämie, die Lymphogranumomatose usw., ausbrechen.

Die Annahme, daß es sich beim Krebs primär um eine Erkrankung des gesamten Organismus handelt, wird täglich durch neue wissenschaftliche Erkenntnisse ergänzt und bestätigt. Hunderte von Äußerungen kompetenter Biochemiker, Biologen, Pathologen, Chirurgen, Gynäkologen und anderen Fachärzten liegen sich dazu aufführen. In der Praxis haben diese Fortschritte aber noch keinen Niederschlag gefunden. Alle Krebskranken werden nach wie vor unter dem Gesichtspunkt der Zellzerstörung und Tumorvernichtung behandelt, und niemand kümmert sich um die allgemeine Krebsbereitschaft, das eigentliche Innere Krebs-Leiden.

Es ist z.B. erwiesen, daß in jedem Organismus- auch des Jugendlichen Individuums - vereinzelt Krebszellen entstehen. Sie werden von den natürlichen Abwehrkräften des gesunden Körpers sofort erfaßt und vernichtet. Sie finden ganz einfach keinen Nährboden. Ist die Abwehrlage des Organismus durch unterschwellige chronische Schäden aber eines Tages geschwächt, so versagt auch die Abwehr gegen die entarteten Zellen, die sich nun ansiedeln und vermehren können. Der Geschwulstbildung steht jetzt nichts mehr Im Wege.

Wie es zu dieser krankhaften Veränderung und Abwehrschwäche des Organismus kommt, die wir als Vorkrebs, als Präkanzerose, als Tumormilieu bezeichnen, darüber bestehen grundsätzlich keine Unklarheiten. Wir brauchen nur an die vom Augenblick der Geburt an wirksamen Unzahl erblicher und erworbener, funktioneller und organischer Minderwertigkeiten und Belastungen zu denken, ferner an den ganzen Komplex der Tag und Nacht auf uns einstürmenden Zivilisationsschäden, an die zunehmende, jetzt schon nahezu völlige Technisierung und Chemisierung unserer Umgebung, an die Reiz- und Lärmüberflutung usw. Der In Kanada lebende österreichische Forscher SELYE ist dem Problem der Stress-Situation des modernen Menschen nachgegangen und hat mehrere umfangreiche Werke darüber veröffentlicht. Er wies nach, daß durch diese anhaltenden Reize bei jedem Lebewesen allmählich irreparabel werdende Schäden an zentralen Nervensystem entstehen, die schließlich auch zu den tieferen Ursachen der Zellentartung führen können. Auch Fehlhaltungen des Geistes- und Gemütslebens können die Krebsbereitschaft fördern. Ebenso wie seelische Harmonie die Grundlage einer ausgeglichenen Stoffwechsellage bildet, so vermögen negative Gedanken und geistige Unrast ähnlich zu wirken wie der von außen kommende Streß.

Die Ursache der Geschwulstbildung liegt also nicht allein in der Veränderung der Zelle, wie man ein Jahrhundert lang geglaubt hat, sondern primär und vorwiegend In der krankhaften Situation des gesamten Organismus, also in der eigentlichen, unsichtbaren Krebskrankheit. Sie bleibt so lange unerkannt, wie der Körper die bösartigen Zellen In Schach hält. In gewissem Sinn verhält sich dies ähnlich wie bei den Infektionskrankheiten, mit denen der Krebs sonst selbstverständlich nichts gemein hat, weil er nicht ansteckend ist. Auch hier entscheiden nicht die Bakterien allein über das Zustandekommen einer Krankheit, sondern mehr noch der Nährboden, auf dem sie wachsen und gedeihen.

Welche Schlüsse müssen wir nun aus diesen Überlegungen für die Behandlung des Krebsleidens ziehen? Welche praktischen Nutzanwendungen haben sich insbesondere aus der nichtorthodoxen Behandlung von rd. 5000 Krebskranken mit anderen als den bisherigen Methoden ergeben?

Durch rechtzeitig eingesetzte, ganzheitliche Therapie läßt sich bei mindestens 17% schulmedizinisch aufgegebener Krebskranker, die für den Chirurgen und Röntgenologen als "unheilbar" gelten, eine anhaltende, also nicht nur vorübergehende Besserung des Allgemeinbefindens mit Rückgang der Geschwulstbildung und Wiederherstellung voller Arbeitsfähigkeit erzielen. Dies wurde 1959 gelegentlich einer exakten Überprüfung gefunden, wobei 252 solcher Patienten erfaßt wurden, bei denen nicht der geringste Zweifel an der Diagnose und an der nach schulmedizinischer Auffassung hoffnungslosen Situation bestand. Während der vergangenen 10 Jahre haben sich die Möglichkeiten der internen Krebsbehandlung weiter verbessert. Auch ist zu berücksichtigen, daß bei einen großen Teil dieser Patienten die interne Behandlung erst Wochen und Monate nach Erkennung der ausweglosen Situation, also nach weiterem Wachstum der primären Geschwulst, nach dem Auftreten von Tochtergeschwülsten oder sonstigen alarmierenden Symptomen begonnen worden konnte. Könnte man, wie wir das stets propagieren, die ganzheitliche biologische Therapie unmittelbar und ohne Zeitverlust an den chirurgischen Eingriff oder die Bestrahlung anschließen, so wäre bestimmt noch ein weiterer Prozentsatz von Krebskranken zu retten. Die ganzheitliche Frühbehandlung, d.h. deren Einsatz sofort nach der Diagnosestellung als Vorbereitung auf die Operation etc., würde eine weitere Steigerung der Erfolgsquote durch Minderung des Operationsrisikos und Zeitgewinn erbringen. Wir dürfen somit ohne Überheblichkeit von einer zu erwartenden Verbesserung der heute vorliegenden Heilungsziffern um das 3 - 4fache sprechen, wenn sich der Gedanke und die Praxis der obligaten Früh-, Vor- und Nachbehandlung im biologischen Sinn durchsetzen würde. Vorerst wäre aber schon viel gewonnen, wenn die Krebspatienten - mit welcher Prognose immer - im Anschluß an die übliche klinische Behandlung so rasch wie möglich in die Hände des Ganzheitsbehandlers kämen.

Stahl, Strahl und Chemotherapie reichen nämlich für diese zweite und umfassendere therapeutische Aufgabe nicht aus. Diese Methoden der klinischen Medizin sind dazu bestimmt, den Tumor selbst oder die Tochtergeschwülste anzugreifen, zu verkleinern

oder wenn möglich auszurotten. Das dieses Vorgehen bei einem Bruchteil der so behandelten Krebskranken zu einen Dauererfolg führt, geht aus den erwähnten Zahlen der Weltstatistik

hervor und kann von jedem Behandler täglich In der Sprechstunde bestätigt werden. Man hat über der Krebsgeschwulst und ihrer Bekämpfung die Krebs-Krankheit und Ihre Behandlung vergessen. Die Jagd nach der Zellvernichtung und Geschwulstausrottung hat uns blind gemacht für die noch wichtigeren Erfordernisse der ganzheitlichen Behandlung des übrigen Organismus. Wir glauben, daß es mit dem Abtragen der Maulwurfhügel abgetan sei, und vergessen darüber den unsichtbar weiter wühlenden Maulwurf.

Die zur ganzheitlichen Beeinflussung des Krebsleidens erforderliche Behandlung nennen wir - im Gegensatz zum lokal wirksamen operativen, röntgenologischen und chemotherapeutischen Vorgehen- interne Tumortherapie. Sie besteht aus einer bewährten Kombination biologischer Maßnahmen, die in der Reihenfolge ihrer Wichtigkeit nach Verträglichkeit individuell dosiert, aber möglichst intensiv und ausreichend lang zur Anwendung kommen. Ihre Ziele sind die Entherdung und Entgiftung des Organismus, seine allgemeine Umstimmung, eine vollwertige Ernährung mit hohem Vitalstoffanteil, die Normalisierung der gestörten Zellatmung, die Aktivierung der Immunbiologischen Abwehrvorgänge, der neural-hormonalen Regulationen und den allgemeinen Regenerationsvormögens. Die rein örtlich angreifenden, auf die Geschwulst selbst abzielenden Therapien der Schule sind nicht in der Lage, diese Entgiftung, Umstimmung und Regeneration herbeizuführen. Selbstverständlich sind auch wir biologischen Ärzte bestrebt, dem Kranken rein mechanisch möglichst viel seines bösartigen Gewebes abzunehmen. Aus diesem Grund ist der Chirurg nach wie vor unser bester Bundesgenosse im Kampf gegen den Krebs. Es ist aber doch so, daß wir die Vor- und Nachteile solcher Eingriffe gewissenhaft gegeneinander abwägen müssen. Oft spricht der durch umfangreiche verstümmelnde Maßnahmen, durch intensive Bestrahlungen oder chemische Medikamente geschwächte Organismus auf biologische Behandlungsverfahren nicht mehr befriedigend an. Eine optimale kombinierte Tumortherapie setzt Erfahrung und Entscheidungsvermögen voraus, welches Vorgehen im Augenblick das günstigste und wann es nach der einen oder. anderen Richtung zu ergänzen ist. Grundsätzlich aber gebührt der Ganzheitsbehandlung der Vorrang. In genügender Intensität und Dauer sollte sie sowohl als Vor- wie Nachbehandlung neben den örtlich wirksamen Therapie eingesetzt werden. Die heute allgemein anerkannte Forderung nach Frühdiagnose und Frühoperation ist zu ergänzen durch die Forderung nach der möglichst frühen, umfassenden internen Krebstherapie.

Möglichst früh heißt: Nicht erst im letzten Stadium. Wir erleben es leider immer wieder, daß Patienten operiert, bestrahlt, chemotherapeutisch behandelt werden. Sie fühlen sich zunächst wohl, die Geschwulst ist verschwunden. Nach Monaten oder Jahren kommt es zu erneuten örtlichen Knotenbildung (Rezidiv) oder zu Tochtergeschwülsten an entfernter Stelle (Metastasen). Wird wieder operiert oder bestrahlt. Langsam verschlechtert sich das Allgemeinbefinden, die Rezidive oder Metastasentreten in kürzeren Abständen auf und sprechen nun weniger gut auf die örtlichen Maßnahmen an. Allgemeinbehandlung findet keine statt, der Kranke weiß ja nichts davon, die ärztlichen Behandler stehen einer solchen indifferent oder ablehnend gegenüber. Schließlich kommt es zu therapieresistenten Komplikationen, der Patient verfällt mehr und mehr. Nun wird den Angehörigen eröffnet, es sei keine Hilfe mehr möglich. Inzwischen sind Monate, Jahre nutzlos verstrichen in denen nichts für das Grundleiden getan wurde. Ja. in den meisten Fällen suggerieren, die Ärzte und Kliniker dem Krebskranken geradezu, daß allein von Stahl, Strahl und Chemotherapie Rettung zu erwarten sei, und halten ihn von jeder weiteren Maßnahme ab. Ein solches Verhalten kann nach den heute vorliegenden Kenntnissen und Erfahrungen ärztlich nicht mehr vertreten werden. Die biologische Ganzheitsbehandlung des Krebskranken ist in jedem Fall grundsätzlich und so früh wie möglich zu fordern.

Mit dem Wandel unserer Einstellung zum Krebsproblem ist auch der Begriff der "Unheilbarkeit" zwangsläufig zu revidieren. Die Schulmedizin nimmt sich das Recht, einen Patienten als unheilbar zu bezeichnen, für den sie keine Behandlungsmöglichkeit mehr hat. Die Naturheilkunde und biologische Medizin kennt unzählige Fälle bei denen auf nichtorthodoxem Weg dennoch ein Heilerfolg zu erzielen war. Die Ablehnung des Krebskranken durch den Chirurgen oder Röntgenologen ist deshalb kein Kriterium für seine Heilbarkeit oder Unheilbarkeit. Der hippokratische Eid fordert von uns, für das Leben des Patienten bis zu dessen letztem Atemzug zu kämpfen. Solange wir die Möglichkeiten der biologischen Behandlung nicht restlos ausgeschöpft haben, dürfen wir also auch den Krebskranken nicht aufgeben. Es hat sich in der Praxis erwiesen, daß auch Patienten in fortgeschrittenen Stadien noch eine Chance haben, durch interne Tumortherapie gebessert, ja, geheilt zu werden, sofern sie noch über ein Minimum an Lebenskraft und Lebenserwartung verfügen. Es ist deshalb außer der Erkenntnis der grundsätzlichen Notwendigkeit und Wirksamkeit der Ganzheitsbehandlung auch die Forderung des möglichst frühzeitigen Beginns derselben bei Ärzten und Laien durchsetzt.

Ein weiterer Umstand erscheint uns bei der Durchführung der internen Tumortherapie noch besonders wichtig, ja, unerlässlich. Es ist jener Faktor, der nicht nur kostbare Zeit einspart und dem Patienten Verständnis gibt für den Zweck der Behandlung und die Wichtigkeit seiner persönlichen Mitarbeit, sondern auch entscheidend ist für das Vertrauensverhältnis zwischen Arzt und Patient überhaupt. Es ist das Wissen um die Diagnose. Die Ohnmacht der Schulmedizin dem Krebsleiden gegenüber brachte es mit sich, daß dem Kranken und seinen Angehörigen die Wahrheit fast ausnahmslos verschwiegen wird. Man bemäntle diese fromme Lüge mit "Takt" und "Schonung". In Wirklichkeit ist sie das Eingeständnis des eigenen therapeutischen Versagens und fügt dem Patienten schweren Schaden zu. In der Unkenntnis seines Zustandes macht er so ziemlich alles falsch. Er verliert vor allem Zeit und damit u.U. seine letzte Chance. Die Aufklärung muß allerdings in einer Form erfolgen, die dem Kranken gleichzeitig berechtigte Hoffnung gibt. Nur der Hoffnungslose bricht an der Wahrheit zusammen. Tausende in richtiger Weise aufgeklärte Krebskrank sind uns jedoch dankbar und fühlen sich befreit von nagenden Zweifeln, die doch stets auftauchten bei den täglichen, oft allzu durchsichtigen Beschönigungen und Bagatellisierungsversuchen.

Erst wenn die Mehrzahl der Ärzte und Kliniken dem Krebskranken gegenüber in dieser Weise alle zu Gebote stehenden psychischen und physischen Möglichkeiten ausnützt und sich nicht nur mit der Bekämpfung der Krebszelle begnügt, wird sich der so dringend erforderliche Wandel unserer schlechten Therapieergebnisse anbahnen. Sie wird ihr Optimum erreichen, wenn Chirurgen, Radiologen und Ganzheitsbehandler, jeder innerhalb der Grenzen seiner Leistungsfähigkeit, eine Arbeitsgemeinschaft bilden werden. Im Interesse hunderttausender todgeweihter Krebskranker sollte dieses Ziel keine Utopie bleiben.

 



 

 

 


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