Als Folge öffentlichen Interesses an der Therapie von Dr. Josef Issels
in Bayern empfahl das Joint Co-Ordinating Committee on Cancer Research
am 16. Dezember 1970, daß eine Gruppe von Fachleute die Klinik besuchen
solle.
Am 25. Januar 1971 traf die ausgewählte Gruppe in der Ringberg-Klinik ein. Nach insgesamt 3 1/2 Tagen dort kehrte sie nach England zurück und am 3. März 1971 veröffentlichte das Ministerium für Gesundheit und soziale Sicherheit ihren Bericht. Aus Gründen der Kürze -wird dieser Bericht in der nachstehenden Kritik „Smither's Report“ genannt. Die Gruppe bestand aus Prof. Sir David Smithers. Dame Albertine Winner. Nachdem wir den veröffentlichten Bericht sorgfältig und vollständig gelesen haben, fühlen wir uns gezwungen, die folgende Kritik dem Secretary of States (Außenminister?) zu unterbreiten. Wir selbst haben beträchtliche Erfahrung über das Funktionieren der Ringberg-Klinik in Bayern und über die Probleme, denen sich viele Krebsleidende in diesem Land gegenübersehen, Zusammenfassung der Bemerkungen:
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Der Smithers-Report scheint bei der Beurteilung der Therapie, die in der Ringberg-Klinik praktiziert wird, darauf gerichtet gewesen zu sein, sie als eine Alternative gegenüber konventioneller Behandlung anzusehen und auch zu bewerten, ob oder ob nicht Dr. Josef Issels Krebs „heilen“ kann (Smither’s Report Seite S 2.)
Daher war von Anfang an ihre kurze Auswertung falsch orientiert, denn es ist niemals behauptet worden, daß die Isselssche kombinierte Therapie eine Alternative gegenüber Chirurgie, Radiotherapie oder Chemotherapie darstellt. Dr. Issels hat wiederholt gesagt, daß seine Ganzheitstherapie als ein Rahmenwerk anzusehen ist innerhalb dessen, die physischen und psychischen Bedürfnisse des Krebskranken zu behandeln sind. Innerhalb dieses allgemeinen Rahmens betrachtet er die Anwendung jeglicher spezifischer lokalisierter Behandlung als erlaubt. Dr. Issels hat nachweislich wiederholt gesagt, daß Operationen durchgeführt werden sollten wo sie möglich sind, da diese das Krebsopfer auf raschest- mögliche Weise vom Tumor befreie. Er betont jedoch, daß es ebenfalls notwendig ist, die
Verteidigungsmittel des Patienten aufzubauen, so daß der Körper selbst instandgesetzt wird, vagabundierende Zellen zu beseitigen und einer Metastasierung vorzubeugen. Bei jenen Patienten, bei denen er eine Nachbehandlung durchgeführt hat, erzielte er eine Erfolgsquote von 87 %, die verglichen werden muß mit den konventionellen 50 % (Issels. J, 1970. "Immunotherapy in Progressive Metastatic Cancer. Preliminary Report.” Clinical Trials Jl. 7. 357.)
Dieses scheint uns die Crux des Problems zu sein. Dr. Issels Konzept, daß Krebs eine allgemeine Erkrankung des ganzen Körpers und der Krebstumor ein Spätsymptom ist, steht diametral zu jener Philosophie, die die konventionelle Krebstherapie beherrscht, das Krebs eine lokalisierte Erkrankung sei, die allein vom Krebstumor repräsentiert wird. Die Ärztegruppe, die Dr. Issels Therapie überprüfte, sollte in ihrem Bericht eine Überprüfung mit einbezogen haben, ob eine Ganzheitsbehandlung. wie sie in der Ringberg-Klinik durchgeführt wird, gegen Krebs jeglichen Stadiums und unbesehen der mit einbezogenen spezifischen Behandlung wirksam sein könnte oder nicht. Dieses haben sie vorgezogen zu ignorieren. (Smither’s Report S. 14)
Es scheint uns außerordentlich merkwürdig, daß ein Bericht von angesehenen Wissenschaftlern und Ärzten über eine solche wichtige Angelegenheit öffentlichen Interesses so häufig mit Ausdrücken wie "vielleicht" wenn" "könnte sehr gut gewesen sein", „möglicherweise“ "wahrscheinlich" durchsetzt ist. Darüber an späterer Stelle.
Im Hinblick auf die Beziehung zu ambulanten Patienten wurde festgestellt, daß Dr. Issels "keine ambulanten Kliniken hat" und die Nachbehandlung entweder durch Briefverkehr oder Wiederaufnahme in die Klinik erfolgt" (Smither’s Report S, 6)
Obwohl es keine Ambulatorien der Klinik gibt, wie wir sie in England kennen, kehren die Patienten häufig zur Ringberg-Klinik zurück für die Dauer eines Tages, für eine Kontrolluntersuchung und Beratung mit Dr. Issels und seinen Ärzten in sehr ähnlicher Weise wie anderswo auch.
Nur dann werden sie wieder stationär aufgenommen - wie in jeder anderen guten Krebsklinik auch -, wenn die Umstände dies erforderlich machen.
Viel ist aus der Tatsache gemacht worden, daß sich Dr. Issels völlig auf Berichte anderer Ärzte und Krankenhäuser über die Diagnose verläßt und sich daraufhin der Kritik aussetzt, daß die Diagnose falsch sein kann und daß er Patienten unnötigerweise behandle. Es wird betont, daß "dies in Gegensatz steht zu der normalen Praxis bei der Krebsarbeit, bei der jede Anstrengung unternommen wird um die Diagnose zu bestätigen oder zu entkräften“ (Smither's Report S. 6). Das ist häufig nur in den Frühstadien wahr, wenn der Patient Anzeichen (Symptome) AMCK bietet, die Krebs bedeuten können oder auch nicht. Wenn in England einmal eine feste Diagnose gestellt worden ist und eine Krebsbehandlung erfolgte, dann werden Rezidivsymptome häufig durch Radiotherapie oder Chemotherapie behandelt ohne daß die Diagnose erneut bestätigt wird. Die Mehrzahl von Dr. Issels Patienten trifft in der Ringberg-Klinik ein mit histologisch bewiesener Bösartigkeit und hatte zuvor konventionelle Therapie erhalten und hatte Rezidive.(Audier A. 1959. Immuno-Therapie metastasierender Malignome. Der Medizinische Nr. 40. P. 1860-4). Dr. Issels akzeptiert diese Diagnosen . Nun wird uns gesagt, daß diese Diagnosen wahrscheinlich falsch waren. Trotzdem wurde auf der Grundlage dieser Diagnosen von denen einige in kritischen Hochschulkrankenhäusern gestellt wurde, eine konventionelle Krebsbehandlung durchgeführt. Diese Behandlung schloß radikale Hysterektomie, Amputation der Brust und sonstige Operationen, intensive Bestrahlungstherapie und Behandlung durch cytotoxische Mittel ein. Unter Zugrundelegung dieser Diagnose wurde bei der Mehrzahl der Patienten von Dr. Issels auch eine terminale Prognose gestellt, und sie sind vor Ankunft in der Ringberg-Klinik verzweifelt, weil sie „aufgegeben“ wurden. Wenn die Autoren des Smither’s Report glauben, daß dies in der Tat der gegenwärtige Zustand der konventionellen Medizin sei, wenn sie glauben, daß Gynäkologen im allgemeinen von Krebsspezialisten im besonderen häufig nicht dazu imstande sind, zwischen Krebs und Bestrahlungsfolgen zu unterscheiden (Smither’s Report S. 15) dann würde man eine Empfehlung im Bericht erwartet haben, daß eine vollständige Neu-Überprüfung konventioneller diagnostischer und therapeutischer Maßnahmen dringend erforderlich sei. Eine solche Empfehlung gibt es nicht, Die meisten Patienten treffen in der Klinik ein mit einer zur Verfügung stehenden Histologie ihrer bösartigen Erkrankung. Dr. Issels akzeptiert die andernorts gestellte Diagnose und die Operationsbefunde vor der stationären Aufnahme. Dasselbe taten die Mitglieder der britischen Ärztegruppe, (Smithers-Report S. 10).
Die Ärztebesuchsgruppe bezweifelte, daß die Mehrheit der Patienten, die Dr. Issels als langfristig geheilt vorstellte, bei der stationären Aufnahme in der Klinik jemals Krebs hatten. Es handelte sich um Patienten, die sie nur anhand von Krankengeschichten überprüfen konnten, die vor mehreren Jahren angefertigt wurden, plus einem Interview mit einigen jetzt gesunden Patienten. Dr. Issels hatte Gelegenheit gehabt, dieselben Patienten bei der stationären Aufnahme mit all ihren Symptomen zu sehen. Dessen ungeachtet wurde angenommen, daß „117 der 121 Patienten in der Klinik sicherlich oder sehr wahrscheinlich jemals Krebs jetzt oder in der Vergangenheit hatten". (Smither’s Report S. 10) Für diese Patienten also, deren Symptome die Besuchergruppe nur retrospektiv beurteilen konnte und die Patienten mit einbezog, bei denen Issels zwanzig oder fünfzehn Jahre anhaltende Heilungen behauptet, wurde also in der Mehrzahl angenommen, daß sie niemals Krebs hatten. Bei den Patienten, deren Zustand von der Gruppe zum Zeitpunkt der Untersuchung überprüft werden konnte, wurde in der Mehrzahl angenommen, daß sie Krebs hatten. Uns wird immer wieder über die Gefahren und Schwierigkeiten retrospektiver Untersuchungen berichtet und dennoch -in manchen Fällen zwanzig Jahre später- kann die Besuchergruppe kategorisch sagen, daß 28 der Fälle sicherlich niemals Krebs hatten, als sie in der Ringberg-Klinik aufgenommen wurden. Dieser Behauptung folgt der Zusatz, daß bei jenen Fällen "wo Krebs bei der Aufnahme bestand und Rückbildungen stattfanden "einfache Erklärungen der, augenscheinlichen Besserung des Patienten zu finden waren" (Smither’s Report S. 16). Es wird uns nicht gesagt, welche simple Erklärung das ist, die bei der Rückbildung von Tumoren zutrifft, für Patienten, denen zuvor von ihren Spezialisten gesagt wurde, daß man nichts mehr für sie tun könne, Wenn man den Bericht sorgfältig überprüft, dann läuft es darauf hinaus, daß in ihm Meinungen und Vermutungen ausgedrückt werden, soweit es die retrospektiven Patientenüberprüfungen betrifft. Es wird darin verworfen, was viele andere Ärzte zuvor als Tumorinfiltration bezeichnet hatten und statt dessen werden Effekte von Überbestrahlung angenommen.
Früher war behauptet worden, daß Dr. Issels Krankengeschichten in unwissenschaftlicher Weise geführt würden. Dennoch, "wenn Kurven in allen Einzelheiten die täglichen Anordnungen unterschiedlichster Behandlungsmethoden und jeder einzelnen Reaktion und Ausscheidung des Patienten enthalten, wenn diese 20 Jahre lang beobachtet werden und wenn alle gemachten Beobachtungen inbegriffen eines bereits akzeptierten Glaubens erklärt werden" dann baut sich eine Sagengestalt auf, (Smithers Report S. 16). Die vielen Jahre klinischer Erfahrungen, die Dr. Issels bei der Behandlung fortgeschrittenen Krebsen hat, werden als „bereite akzeptierter Glauben" abgetan.
In der konventionellen Medizin gelten Jahre klinischer Erfahrung als wesentlicher Teil der Fähigkeiten eines Spezialisten. Niemand würde wagen irgendein Mitglied der Besuchergruppe anzugreifen, der eine Behandlung empfehlen würde aufgrund seiner Erfahrung bei einem besonderen Zustand eines Patienten. Diese böswillige Unterstellung, daß eine Sage Issels kombinierte Therapie umgibt, tut nicht nur Dr. Issels und seinen Kollegen grobes Unrecht, sondern betrüblicherweise, auch dem Ruf der objektiven englischen Medizin.
Es wird festgestellt, daß "es scheine" ein seltsamer Begriff in einem objektiven Bericht -"daß Dr. Issels versucht ohne alte Theorien über Behandlungsmethoden über Bord zu werfen, so viele neue Ideen wie möglich mit einzubeziehen... ". Natürlich versucht Dr. Issels immer seine Behandlungsmethoden zu verbessern, aber er hatte und hat alte Behandlungsmethoden zur Seite gelegt, wenn neue und wirksamere entwickelt wurden.
Es gibt eine Anzahl greller Unterlassungen in diesem Bericht. Die bemerkenswerteste ist, daß nirgendwo Ernährung und Diät erwähnt wird. Die korrekte Diät spielt jedoch eine größere Rolle bei der Issels'schen kombinierten Therapie, wie er wiederholt gesagt und geschrieben hat. Es scheint seltsam, daß eine Gruppe, die vorgeblich nach Bayern fuhr, um Dr. Issels kombinierte Krebstherapie zu überprüfen, eine der Grundbestandteile seiner Therapie ignoriert und sich allein auf den rein medizinischen Aspekt von Medikamenten und Injektionen konzentriert. Diese Unterlassung bekräftigt unsere Behauptung, daß die Besuchergruppe das, was in der Ringberg-Klinik geschieht, von einem völlig irrtümlichen Standpunkt aus beurteilte. Sie beurteilten es sicherlich niemals vom Standpunkt einer Ganzheitstherapie aus sondern lediglich vom konventionell akzeptierten lokalistischen Standpunkt. Die andere größere und außerordentlich verwirrende Unterlassung ist die, daß nirgendwo in dem Bericht Bezug genommen wird auf die Gruppe von 1052 Krebspatienten der Ringberg-Klinik, über die 1968 berichtet wurde und von denen 66 % entweder einen Tumorwachstumsstillstand, eine Teilremmission oder eine vollständige Rückbildung gehabt haben sollen. (Issels J. 1968 Erfahrungsheilkunde, XVII, 7.) Vielleicht hätte die Besuchergruppe mehr als 3 1/2 Tage benötigt, um eine kompetentere und verläßlichere Überprüfung durchführen zu können.
Dr. Issels wird häufig beschuldigt, wissenschaftliche Arbeiten nicht auf korrekte wissenschaftliche Art zu präsentieren. Trotzdem haben wir hier einen Bericht über eine Angelegenheit großer öffentlicher Besorgnis, der durchlöchert ist mit Ungenauigkeiten und vagen Ausdrücken. Nur ein Absatz soll genügen, um die lose Sprache zu illustrieren, die verwendet wird um eine wichtige wissenschaftliche Überprüfung zusammen zu fassen. "Aus den Notizen über Nachbehandlungsfälle fanden wir, was grade oben eine vollständige Tumorrückbildung hätte sein können, bei 11 Patienten und unter diesen Patienten 3 mit was eine vollständige Rückbildung hätte sein können" ohne Chemotherapie.
Bei beinahe jedem Fall jedoch, konnte irgend eine simple Erklärung der augenscheinlichen Besserung des Patienten gefunden werden. (Smithers Report S. 16)
Abgesehen von der Unbestimmtheit dieses ganzen Absatzes und der Tatsache, daß uns niemals gesagt wird, welche simple Erklärung das ist, wie wir schon gesagt haben, sind wir schockiert über dieses pauschale Abtun dessen, was in Wirklichkeit ein sehr dramatischer Augenschein war.
Die Unbestimmtheit und Liederlichkeit wiederholt sich im ganzen Bericht, nicht zuletzt auf Seite 15, wo wir lesen "Wunder wurden angenommen“. Es wird nicht gesagt von wem diese Wunder angenommen wurden und wer sie in der Tat als Wunder betrachtete -war es die Besuchergruppe? -. Gewiss war es nicht Dr. Issels, der glaubte "daß sich die Patienten besserten aufgrund des logischen Therapiesystems mit dem er sie behandelte und es waren nicht die Patienten, wie die Gruppe zugibt, die glaubten, daß ihre Besserung allein Dr. Issels Therapie zuzuschreiben war.
Es wird festgestellt: "Wenn alle Ärzte gute Ärzte wären, wenn alle Ärzte die Krebs behandeln eine große Erfahrung von bösartigen Erkrankungen hätten, wenn alle Patienten, die bestmögliche zur Verfügung stehende Therapie erhielten in einem Stadium, in dem ihnen am häufigsten geholfen werden kann und wenn regelmäßige und beständige Unterstützung für Sterbende immer zur Verfügung stünde, dann bestünde für Patienten weniger die Neigung im Ausland Hilfe zu suchen...." (Smithers Report S. 17)
Das genau ist das Problem, Wenn die bestehende Situation in England und anderswo besser wäre, dann wäre natürlich keine Notwendigkeit für Krebsleidende gegeben, nach Bayern zu gehen. Das ist schon immer der Punkt gewesen. Unglücklicherweise sind
unwissenschaftliche "wenn' s" von wenig Trost für die vielen fortgeschrittenen Krebsopfer und ihre Angehörigen, "Wenn’s“ werden nicht helfen, die Krebssterblichkeitsrate zu senken, die auf über 100 000 jährlich angestiegen ist. Dennoch, wenn wir dieser Feststellung der Besuchergruppe folgen, daß wenn die Situation besser wäre keine Notwendigkeit für Krebsleidende bestünde, im Ausland Hilfe zu suchen, finden wir nirgendwo in dem Bericht irgendwelche Empfehlungen, die dazu führen, die Situation zu verbessern. Der Smithers Report empfiehlt nicht einmal, daß jene Aspekte der Ringberg-Klinik-Behandlung, der man tolerant gegenübersteht, der psychologische und pflegerische Standard, die Partnerschaft zwischen Patient und Arzt, der hohe Grad der Teilnahme des Patienten- in das bestehende medizinische Rahmenwerk üblicher Krebsfürsorge eingeführt werden sollte.
Sie können lediglich selbstgefällig sagen, "Es mag wohl sein, daß in Kürze der Notwendigkeit für geschickte und freundliche Behandlung terminaler vollständig (mehr als vollständig) Rechnung getragen wird. (Smithers Report S. 17) Diese Selbstgefälligkeit ist auch augenscheinlich in der Art, in der sie in einem Satz die Rückbildungen abtun, die sie anerkennen nach kombinierter Behandlung incl. Chemotherapie ohne jegliche Überprüfung, ob Chemotherapie wie sie Dr. Issels innerhalb eines Rahmens der resistenzverbessernden Therapie gibt wirkungsvoller sein könnte, als die, wie sie normalerweise bei konventioneller Therapie gegeben wird. (Smithers Report S. 17)
Es scheint uns unglaublich, daß ein Kommitee, welches die Verdienste von Dr. Issels kombinierter Therapie überprüfen soll, Mitglieder des ärztlichen Berufsstandes einbezogen hat, die ausgesprochen kritisch einige Monate lang seinen Methoden gegenüberstanden. Und wenigstens ein Mitglied mit einbezogen zu haben, das prominent bei der Unterdrückung Dr. Issels war bis zu dem BBC-Dokumentarfilm "Go, Climb a Mountain" im Nov. 1970. Er scheint auch bemerkenswert, daß im Hinblick auf die negative Kritik, die zuvor von Mitgliedern der Besuchsgruppe und von Mitgliedern der Organisation die sie repräsentieren, ausgedrückt wurde, das Gesundheitsministerium eine aufgeschlossene und objektive Überprüfung der Behandlung in der Ringberg-Klinik erwartet hat. Zweifellos hat die
Besuchsgruppe ihr Bestes getan, die einzelnen Faktoren objektiv zu betrachten, aber sie müssen sich der Kritik bewußt gewesen sein, der sie sich selbst geöffnet haben.
Wir finden den Smithers Report völlig unannehmbar. Wir meinen, daß er sicherlich die existierenden Fakten verzerrt und daß die Beurteilung der Ringberg-Klinik auf irrigen Voraussetzungen basierend durchgeführt wurden. Wir finden den Bericht auch offensichtlich unwissenschaftlich und vage. Wir glauben, daß er in keiner Richtung dazu führt, die öffentliche Beunruhigung, die in England über die Verdienste von Dr. Issels Therapie existieren, zu besänftigen. Im Hinblick hierauf ersuchen wir den Gesundheitsminister, eine neue Gruppe zu beauftragen, die Isselssche kombinierte Therapie erneut zu überprüfen und die Durchführung kontrollierter wissenschaftlicher klinischer Versuche in diesem Land vorzuschlagen, so daß der Wert der verschiedenen Aspekte der kombinierten Therapie vollständig und unabhängig überprüft werden kann. Wir ersuchen, daß ein persönlicherer Krebsbehandlungsdienst unverzüglich innerhalb des nationalen Gesundheitsdienstes eingeführt wird. Wir betonen, daß, wenn und wann die Issels'sche kombinierte Behandlung in die englische Krebstherapie eingeführt werden sollte, sie als eine Ergänzung zur konventionellen Therapie zu betrachten ist, die ein Rahmenwerk darstellt innerhalb dessen, konventionelle Methoden wirkungsvoller gemacht werden können .
Die Isselssche Therapie ist nicht allein eine Alternative, noch ist sie eine Therapie nur für die terminalen Fälle. Jegliche zukünftige Gruppe, die diese Methoden überprüft, sollte sich dieses von Anfang an klarmachen. Wir verurteilen die Selbstgefälligkeit, die im gesamten Bericht augenscheinlich ist. Abschließend ersuchen wir den Gesundheitsminister, sich die Dringlichkeit des Krebsproblems in diesem Lande und die tiefe öffentliche Unruhe und Verwirrung, die existiert und die der Report nicht vermindert, zu vergegenwärtigen.
Peter und Wendy Newton-Fenbow.
Assoc. for Cancer Education & Prevention.
Peter NEWTON-FENBOW war 1966/67 Patient bei Issels. Er hatte ein anoperiertes Osteo-Chondro-Sarkom des Beckens. Ich kenne den Fall genau, weil ich die Aufnahme- und Abschlussuntersuchung selbst gemacht und den Patienten auf meiner Station liegen hatte. Befinden jetzt einwandfrei, Tumorrest zurückgegangen und stationär geworden, Pat. hat inzwischen geheiratet.
Windstosser
1. Als ein Resultat öffentlichen Interessens an der Behandlung von Krebspatienten in der Ringberg-Klinik empfahl das Joint Co-Ordinating Committee on Cancer Resarch, welches die Cancer Research Ampaing, den Imperial Cancer Research Fund und den Medical Research Council berät, am 16. Dezember 1970 daß eine Expertengruppe die Klinik besuchen solle.
2.) Das Komitee bat die Gruppe Information zu beschaffen über die Auswahl der Patienten und Einzelheiten der Behandlung, die Resultate, die erreicht wurden abzuschätzen und Bericht zu erstatten über allgemeine Eindrücke und anzuzeigen, ob weitere detailliertere Untersuchungen der in der Ringberg-Klinik angewandten Behandlungsmethoden gerechtfertigt seien.
3.) Die Gruppe hat jetzt ihren Bericht vorgelegt, der von der CRC, der ICRF und dem MRC gutgeheißen wurde und im Hinblick auf das öffentliche Interesse wird er, autorisiert durch das Gesundheitsministerium und das Ministerium für soziale Sicherheit veröffentlicht. Mitglieder der Besuchsgruppe:
Bei einer Zusammenkunft vor der Abreise legten wir einen Plan fest, um ein Maximum an Informationen in der Kürze der zur Verfügung stehenden Zeit zu erhalten. Wir kamen am Montag, den 25. Jan. 1971 an. An diesem Nachmittag begingen wir die Klinik, machten Bekanntschaft mit dem Personal, wurden bekanntgemacht mit der Methode der Krankenblattführung, der Behandlung und baten um zur Verfügungsstellung der Informationen, die wir brauchten. Am Abend trafen wir uns um die Arbeit untereinander aufzuteilen auf der Basis unseres ursprünglichen Planes und im Hinblick auf die inzwischen erhaltenen neuen Informationen. In den nächsten drei Tagen teilte sich die Gruppe, machte Visite an jedem Morgen, besuchte Laboratorien und machte schriftliche Aufzeichnungen. An den Nachmittagen hatten wir Diskussionen, Krankenvorstellungen durch Dr. Issels und Demonstrationen seitens Prof. Gerlach und Dr. Audier. Von Zeit zur Zeit wechselten wir die Rollen, so daß alle klinischen Mitglieder Visiten mit Dr. Issels mitmachten und jeder Gelegenheit hatte, Auszüge niederzuschreiben. Besuche fanden statt in der Apotheke um zu sehen, welche Medikamente verwendet werden und zum Operationsraum, zur Zahnabteilung, zu den klinischen Labors und zu Professor Gerlachs Forschungsabteilung. Zwei Mitglieder der Gruppe besuchten das Kreiskrankenhaus und suchten auch den Ordinarius für Chirurgie in München auf, da Patienten der Klinik, die chirurgische Behandlung brauchen, in diese Krankenhäuser eingewiesen werden, und da Fachärzte des Kreiskrankenhauses die Klinik besuchen, um Patienten zu besuchen und klinische Befunde zu erstellen.
Am 5. Tag verglichen wir Notizen über alle Patienten, die wir auf den Stationen gesehen hatten (2-4 Mitglieder gingen bei jeder Visite mit und Auszüge aus Krankengeschichten (von denen einige von verschiedenen Mitglieder der Gruppe unabhängig gemacht wurden) und wir arrangierten das Material in Tabellen. Die Mitglieder der Gruppe verbrachten über 200 Stunden in der Klinik und viele Stunden mehr in Beratungen, bei der Analysierung der Daten und in der Erstellung dieses Berichtes.
Wir sind Dr. Issels für seinen herzlichen Empfang sehr dankbar und wir danken ihm für seine gleichbleibende Höflichkeit und Gastfreundlichkeit. Alles was wir zu sehen wünschten, war ohne Einschränkung sofort zu unserer Verfügung. Alle Unterlagen, die wir brauchten, und die ausgezeichnet geführt waren, standen zu unserer Verfügung zu jeder Zeit und ohne Beaufsichtigung. Wir wurden in München abgeholt und seine Fahrzeuge standen immer zur Verfügung, um uns vom und zum Hotel zu bringen. Sein gesamter Stab war uns sehr hilfreich. Wir haben das besonders zu schätzen gewußt, da die Umstände unseres Besuches - der lediglich damit zutun hatte, eine unvoreingenommene Einschätzung seiner Arbeit durchzuführen - leicht hätte Anlaß geben können zu Schwierigkeiten. Er sorgte dafür, daß keine auftauchten. Ohne die volle Mitarbeit von Dr. Issels und seinem Stab hätte dieser Bericht nicht erstellt werden können.
1.) Es handelt sich um eine angenehme, gut geführte Klinik, sie besitzt nicht alle erforderlichen Mittel, die normalerweise in einem Hospital zu finden sind, in dem Krebspatienten behandelt werden. Die diagnostischen Möglichkeiten sind knapp, es gibt keine eigene Histologie und eine Diagnose des Krebses kann weder bestätigt noch entkräftigt werden.
2.) Das Prinzip der Klinik ist jedoch die Diagnose und die Prognose zu akzeptieren, welche von anderen gestellt wurde. Dies wird gemacht ohne Rücksicht auf die Kompetenz derjenigen, die über diese Belange aus verschiedenen Krankenhäusern in vielen Teilen der Welt berichten.
3.) Beratende Fachärzte aus der Nachbarschaft werden hinzugezogen um Patienten zu untersuchen und über Tumorprogredienz oder - Regression zu berichten.
4.) Das Ziel dieses absichtlichen Vermeidens einer kritischen Überprüfung (von Diagnose und Prognose) in der Klinik, ist die Ausschaltung von Vorurteilen bei ihren Resultaten.
5.) Es gibt keine Möglichkeiten größere chirurgische Eingriffe oder Radiotherapie in der Klinik durchzuführen. Größere Chirurgie wird in anderen Krankenhäusern durchgeführt, Tonsillektomien und Zahnextraktionen in der Klinik.
6.) Es ist schwierig die Methode der Auswahl der aufzunehmenden Patienten einzuschätzen. Viele werden nach vorherigem Schriftwechsel aufgenommen und Dr. Issels sagte uns, daß er etwa 60 000 Patientenanfragen hatte und daß er 6000 behandelt hat. Dr. Issels sagt, daß er nicht auswählen kann, er sagte wörtlich: "Wie kann ich irgendeinen zurückweisen? " Er versucht jedoch jene zurückzuweisen, die gelähmt sind, Gallenwegs- oder Darmverschlüsse haben oder Harninkontinenz. Einige Patienten werden bald nach Ankunft wieder zurückgeschickt, wenn Dr. Issels glaubt, daß er sie nicht behandeln kann oder daß er ihnen nichts geben kann.
7.) Die Behandlungskosten müssen wohl die Auswahl der Patienten beeinflussen, aber sie machen wahrscheinlich wenig Unterschied bei der Art des aufgenommenen Krankengutes.
8.) Das klinikeigene Behandlungsschema basiert auf den Theorien ihres Direktors und ist im wesentlichen dasselbe für alle Patienten und jeglicher Art Tumor. Abänderungen für einen individuellen Patienten erfolgen aufgrund einer detaillierten, täglichen Kurvenbeurteilung.
9.) Cytotoxische Mittel können der Behandlung zugefügt werden, entweder bald nachdem der Patient angekommen ist und sein Tumor rasch wächst, oder seine Aussichten besonders schlecht sind oder später im Verlauf der Behandlung, wenn sich keine Besserung einstellt. Mit diesen Mitteln wurden einige nützliche Tumorrückbildungen erzielt; diese Mittel sind aber überall sonst auch in Gebrauch.
10.) Die Psychologische Behandlung schwerkranker Patienten ist gut, sie sind voller Dankbarkeit; etwas Aktives wird dauernd für sie getan. Hoffnung und Ermutigung werden gegeben und sie nehmen selbst teil an den für sie gemachten Anstrengungen.
11.) Ausreichende Analgetika gibt es für die, die sie benötigen. Einige verlieren ihre Schmerzen aufgrund von Zuspruch allein.
12.) Einige Patienten der Klinik haben Nutzen daraus gezogen, daß sie eine Behandlung, die ihnen fälschlich andernorts vorgeschlagen wurde, nicht erhielten. Einige wenige Patienten schienen uns zu leiden an Mangel an Untersuchung und Behandlung, die sie andernorts hätten erhalten können.
13.) Wir sahen 121 Patienten, die zum Zeitpunkt unseres Besuches in der Klinik waren. Bei keinem Patienten, bei dem Krankheit zum Zeitpunkt ihrer Ankunft entdeckbar war, fand sich Augenschein, daß eine vollständige Tumorrückbildung bis zu dem Zeitpunkt, an dem wir sie sahen, stattgefunden hatte.
14.) Abgesehen von diesen Klinikpatienten zeigte uns Dr. Issels in Person oder aus Krankengeschichten weitere 48 Patienten, bei denen eine erfolgreiche Behandlung fortgeschrittenen Krebses im Laufe der Jahre behauptet wurde. Wir schlossen 37 dieser 48 Patienten aus, aufgrund dessen, daß a) 28 unserer Meinung nach keine Evidens einer restlichen Erkrankung boten als sie in der Klinik behandelt wurden, b) 6, weil sie von Dr. Issels mit cytotoxischen Mitteln behandelt worden waren, c) 2, weil ihre Tumoren nach der Behandlung von Dr. Issels chirurgisch entfernt wurden und d) 1, weil er wahrscheinlich niemals Krebs hatte.
15.) 11 Patienten blieben für eine Begutachtung übrig. Sie hatten nur die in der Ringberg-Klinik besondere Behandlung bekommen und sie zeigten einigen Anhalt dafür, daß der Tumor auf die Behandlung angesprochen hatte. Alle, bis auf 3 dieser 11 Möglichkeiten beruhten auf solch knapper Evidenz, daß sie nur mit viel Wohlwollen mit einbezogen werden konnten und die verbleibenden 3 zeigten ungewöhnliche Besonderheiten.
16.) In allen größeren Krebszentren kann man heute eine Anzahl von Patienten sehen, die einen metastasierenden Krebs hatten und die nach Behandlung leben, ohne daß bei ihnen irgendein Resttumor festgestellt werden kann. Es war enttäuschend, so wenig Evidens hiervon zu finden bei den Patienten, die uns Dr. Issels zeigte.
17.) Die Hauptursache der Verwirrung über die Erfolge, die in dieser Klinik behauptet werden, ist in unserer Meinung dadurch entstanden, daß Fehldiagnosen akzeptiert wurden, die anderswo gestellt wurden.
18.) Wir fanden viel Freundlichkeit, Ermutigung und Unterstützung für sehr kranke Patienten aber auch einige Fehlbeurteilungen, besonders, wenn wir glaubten, daß Reaktionen auf die Behandlung fehl eingeschätzt wurden als Tumorrezidiv.
19.) Aufgrund des uns zur Verfügung stehenden klinischen und wissenschaftlichen Augenscheins halten wir keine weitere Untersuchung dieser besonderen Behandlungsmethoden in der Ringberg-Klinik für erforderlich.
Die Ringberg-Klinik
Die Ringberg-Klinik liegt zwischen dem Fuß der Alpen und einem sehr attraktiven See, dem Tegernsee. Nur wenige Minuten Spazierweg liegt zwischen beiden und die Patienten werden ermutigt, in dieser schönen Umgebung zu spazieren. Zuerst in der Ebene, später auch auf die Berge. Die Klinik hat ein großes Areal und besteht aus einer Anzahl von Gebäuden. Das Hauptgebäude war ursprünglich ein Hotel. Es enthält den Eßraum, Büros (incl. das Chefarztzimmer) einen kleinen Röntgenraum, einen kleinen Operationsraum und einen Raum für Zahnextraktionen. Darüber liegen zwei Stationen, hauptsächlich belegt mit bettlägerigen oder schwerkranken Patienten, Station 1 und II. Sie bestehen aus Einzel- oder Doppelbettzimmern und man bemüht sich, Patienten derselben Nationalität zusammen zu legen. Station III, IV und V sind in zwei separaten Gebäuden und in einigen dieser gibt es auch Zimmer mit drei Betten. Die Räume sind angenehm und nett möbliert und es gibt fröhliche Bilder an den Wänden. Wir haben die Wirtschaftsräume nicht gesehen, außer, daß wir einen kurzen Blick in Stationsküchen und Spülräume warfen. In jeder Station befindet sich ein Arztzimmer und ein Schwesternzimmer mit Röntgenschaukästen im ersteren. Eine sechste Station ist geplant. Es gibt ein Laboratorium mit einer mäßigen Anzahl an Geräten. Blutzellzählungen werden regelmäßig durchgeführt incl. Thrombozyten, Blutsenkung und Weltmanntests. Blutchemie wird üblicherweise alle zwei Wochen gemacht. Es gibt keine Möglichkeiten für Histologie oder Cytologie oder für Bariumbrei-Untersuchungen, Lymphographie oder andere Kontrastradiographie.
Es existiert daher in der Klinik keine Methode zur Bestätigung der Diagnose Krebs bei den meisten Patienten, aber Sputum kann nach München geschickt werden oder Objektträger, falls vorhanden, an Pathologen in München oder anderen Plätzen für weitere Beurteilung. Es gibt ein Fotolabor und ein Tierhaus. Außer Dr. Issels gibt es 7 Ärzte und 41 Schwestern und
insgesamt 170 Angestellte. In der Klinik arbeiten Professor Gerlach und Frau, die Mykoplasmen studieren, und Professor Audier und Frau, die Vaccine herstellen und testen. Die Kosten für ein Zimmer betragen zwischen DM 45,- bis 50,- pro Tag für ein Dreibettzimmer, bis zu DM 65,- bis 70,- pro Tag für ein Einzelzimmer. Nicht eingeschlossen hierbei sind Arztkosten, Laboruntersuchungen, Röntgenuntersuchungen, Medikamente etc.. Ausländische Patienten müssen einen Kostenvorschuss von DM 10.000,- entrichten, der, wie Dr. Issels sagt, etwa 8 Wochen Behandlungskosten deckt. Die Patienten, die nicht sehr krank sind, bleiben üblicherweise 3 Monate, aber viele bleiben 5 Monate und länger.
Dr. Issels allgemeine Konzeption ist die, daß Krebs eine Systemerkrankung darstellt, bestehend zunächst aus der Fähigkeit die Krankheit zu entwickeln und dann den Tumor, der als Spätstadium der Krankheit betrachtet wird. Der normale Organismus verteidigt sich selbst gegen Krankheit. Krebs entsteht daher in einem defekten Organismus ("schlechtes Milieu"). Die therapeutische Aufgabe ist, das Milieu zu verbessern, zunächst dadurch, daß man die „negativen Einflüsse" avitaler Zähne oder infizierter Mandeln beseitigt und zweitens dadurch, daß man bakterielle Autovaccine und desensibilisierende Mittel wie z. B. AH und Spenglersan verwendet. Die nächste Aufgabe (aber üblicherweise gleichzeitig durchgeführt) ist, daß maligne Gewebe zu zerstören und die Tumortoxine aus dem Körper auszuscheiden "das Pulver" (Ca-15, Novocarcin) ist das "Immunotherapeutische" Mittel für diesen Zweck. Oral gegeben, so wird gesagt, soll es in den Tumor wandern innerhalb weniger Stunden und dort Schmerzen verursachen. Wenn der Tumor offensichtlich zu schnell für "Immunotherapie" alleine wächst, wird evt. gleich ein Cytostatikum gegeben. Chemotherapie besteht hauptsächlich in großen Dosen von Endoxan, aber gelegentlich werden auch andere Mittel verwendet, wie Trenimon und Cosmegen. Die Endoxandosis schwankt zwischen 50 - 80 mg pro kg und wird durch rasche, intravenöse Injektion innerhalb von wenigen Minuten verabfolgt, wonach Erbrechen und bei den meisten Patienten Haarausfall auftritt. Wir sahen mehrere Kurven von Patienten, die diese Dosen erhielten und die Leukozyten fallen regelmäßig bis auf einige Hundert herunter; bei einigen Patienten fielen sie bis auf 100. Dies geschah üblicherweise ab 7. bis 10. Tag. Um den 14. Tag steigen die Leukozyten in den meisten Fällen wieder an, manchmal bleiben sie nur 2-3 Tage lang auf niedrigen Werten. Wir sahen mehrere Erwachsene, die 5 g i. v. erhalten hatten und ein Kind von 6 Jahren, das 2 g i. v. bekommen hatte.
In den meisten Kliniken würde man es als gefährlich ansehen, die Leukozytenzahlen ohne besondere Vorkehrungen soweit abfallen zu lassen, aber Dr. Issels behauptet, daß dies niemals ein Problem dargestellt hat. Vielleicht ist das deswegen so, weil in der Bergluft ein vermindertes Infektionsrisiko besteht. Er gibt zwei und gelegentlich auch drei solcher Injektionen während der Behandlungsdauer eines Patienten. Alle „toten" Zähne werden entfernt, die Kriterien für einen toten Zahn bestehen in radiologischen Veränderungen oder im Ausfall der Vitalitätsprüfung. Tonsillektomie wird bei fast allen Patienten durchgeführt und die Tonsillen sollen praktisch immer abnormal sein. Gerlachs Vaccine, eine Kultur von einigen 50-60 Arten lebender Mykoplasma aus verschiedenen menschlichen und tierischen Quellen wurde als solches seit etwa 4 Jahren nicht verwendet. Wenn es jetzt gegeben wird, ist es eine sehr verdünnte Suspension, die Prof. Gerlach selbst als wertlos betrachtet.
Fiebertherapie wird verwendet um "den Tumor anzugreifen" und eine "Toxinausscheidung" zustande zu bringen, wenn die "Filter" des Körpers „ offen" sind, um dies zu erlauben. Der Erfolg der Therapie hängt ab von dem Ausmaß, in dem die "Filter offen sind". Pyrifer und Vaccineurin werden verwendet um Fieber zu erzeugen. Einmal wöchentlich erhält jeder Patient i. v. 50 - 100 ml gekreuztes Blut, das mit Sauerstoff angereichert, aufgeschäumt und mit einer unbekannten (aber wahrscheinlich sehr kleinen) Menge ultravioletten Lichts, bestrahlt wurde. Gelegentlich, bei geeigneten Patienten jeden zweiten Tag, wird 50 ml Ozon rektal verabfolgt. Dieses Gas ist für Zellen giftig, wahrscheinlich wird daher entweder das Rectumepithel beschädigt oder der Ozon ist mit Luft stark verdünnt, aber wir waren nicht imstande, dies zu überprüfen. Warmätherinhalationen, die normalerweise Teil der Behandlung sind, sind aus technischen Gründen vorübergehend abgesetzt worden. Von Zeit zu Zeit werden andere Prozeduren durchgeführt, so z. B. Frischzellen-Injektionen nach Niehans.
Die Behandlung erfolgt je nach den Notwendigkeiten bei einem individuellern Patienten. Dr. Issels entscheidet, je nach dem Fortschritt, den ein Patient macht, welche "Medikamente" verwendet oder gar nicht verwendet werden sollen und wann und in welchen Mengen. Es sieht auch so aus, daß er versucht - ohne alte Theorien oder Behandlungsmethoden zu verlassen - so viele neue Ideen wie möglich mit einzubeziehen mit dem Resultat, daß die therapeutische Mischung an Komplexizität zunimmt. Die hauptsächlich verwendeten Mittel in der Klinik sind im Anhang aufgeführt.
Ärztliche und pflegerische Betreuung der Patienten: Der allgemeine Standart der ärztlichen und pflegerischen Betreuung ist hoch. Es gibt einen Arzt für jede Station und eine Stationsschwester. Wir wurden informiert, daß die Gesamtzahl examinierter Schwestern 41 sei, aber es gäbe viele Hilfsschwestern, und uns wurde gesagt, daß die Zahl sämtlicher Angestellten der Klinik 170 betrüge. Wir machten Bekanntschaft mit der Oberschwester Dr. Issels und seine zwei Stellvertreter besorgen die Verwaltung und kümmern sich um alle Aufnahmen und Entlassungen.
Die Krankengeschichten waren ausgezeichnet geführt, detailliert und meistens schreibmaschinengeschrieben. Es war möglich, aus ihnen festzustellen, welche Diagnose gestellt worden war und von wem, die Vorgeschichte der Erkrankung zu entdecken und genau zu sehen, was in der Klinik gemacht worden war. Der Stationsarzt führt die Routinebehandlung durch und macht auch solche Eingriffe wie Parazenthesen und Bluttransfusionen. Alle "Immunotherapie", Fiebertherapie, Vaccine und Medikamente zur Beeinflussung des Verlaufs der Behandlung werden von Dr. Issels persönlich angeordnet, der jede Station zweimal wöchentlich visitiert und die Schwerkranken Patienten noch öfter besucht. Die Arzt- Patient-Beziehung hier ist sehr bemerkenswert. Dr. Issels und sein Patient werden Partner in einem Versuch, das Leben des Patienten zu retten. Er sagt ihnen alles, incl. den Sitz eines primären Tumors und der Metastasen, er verspricht nichts, aber sagt mit Vertrauen, daß er sein Bestes tun wolle. Die Patienten sprechen darauf an und erscheinen inspiriert und beeindruckt von all dem. Sie messen ihre eigenen Temperaturen und den Puls, schreiben ihre Flüssigkeitseinfuhr und -ausfuhr auf, schätzen die Menge des Erbrochenen und sind für den Ersatz von Flüssigkeit verantwortlich. Es gab kein Zweifel über ihre Gefühle für Dr. Issels, welche zu Zeiten bis zur Ergebenheit gingen. Die Pflege war von gutem Niveau und die Stationsschwestern schienen angenehm und kompetent. Analgetische Mittel werden sorgfältig aufgeschrieben und werden verwendet, wann immer sie nötig sind. Sie bestehen hauptsächlich in Zibalgin und Fortral, aber Morphium wird verabfolgt wenn nötig. Zweifellos jedoch ist die Kraft von Dr. Issels Persönlichkeit solcherart, daß Analgetika seltener erforderlich sind, wie vielleicht anderswo. Mit wenigen Ausnahmen erschienen die Patienten entspannt und keiner von denen, die wir sahen, bat um solche Mittel. Wir sahen mehrere Patienten, bei denen die subjektive Besserung bemerkenswert war, obwohl kein objektiver Anhalt dafür bestand, daß das Wachstum sich zurückgebildet hatte. Normalerweise bleiben die Patienten drei bis 4 Monate in der Klinik, manche bis zu 5 Monaten. Wenn die Patienten sehr krank sind und die Prognose schlecht ist, versuchen sie sie nach Hause zu senden, wenn noch Zeit ist, wobei die Behandlung dort fortgeführt wird. Kein Patient wird jemals als hoffnungslos aufgegeben und die Behandlung wird bis zum Ende fortgeführt. Dr. Issels versicherte uns jedoch, daß ein Patient, wenn er nicht nach Hause gehen wolle und lieber in der Klinik sterben wolle, dort bleiben könne. Er sagte uns, daß ungefähr 10 % seiner Patienten in der Klinik sterben.
Professor Audier und Frau waren dabei Forschungen zu beginnen für die Herstellung von Autovaccinen -abgetötete Bakterienkulturen aus Zähnen, Mandeln, Urin und Stuhl eines jeden Patienten-. Professor Gerlach war der Urheber der „Gerlach-Vaccine“ (eine gemischte Kultur lebender Mykoplasmen, die er in Angola verwendet hatte, um Rindertumoren "zu heilen"). Prof. Gerlach stellte fest, daß seine ursprüngliche Vaccine während der letzten 4 Jahre nicht in der Klinik verwendet worden war. Gegenwärtig isoliert er Mykoplasmen aus menschlichen und tierischen Tumoren., kultiviert sie in Boulion oder auf Agar und testet sie (mit einer eigenen Impftechnik auf Erzeugung von Tumoren bei Mäusen. Er verwendet junge,
erwachsene SPF NMRI - Mäuse in Gruppen von drei für jeden Versuch, die Mykoplasmakultur wird in ein gleiches Volumen von Agar inkorporiert und 1 ml davon subcutan eingeimpft. Kontrollmäuse erhalten keine Behandlung, Tumoren, häufig Lymphosarkome, entstehen spät im Leber der Mäuse (in etwa 85 %Häufigkeit) und sind begleitet von voluminösem Ascites und enthalten Mykoplasmen die morphologisch ununterscheidbar sind von den infektiösen Organismen. 170 Isolierte sind untersucht worden. In Chile studierte er Mykoplasmen in Amnion-Flüssigkeit oder Nabelblut von 173 schwangeren Frauen. Alle hatten sie. Er schloß daraus, daß es sich um ein ubiquitäres Krebsagens handle, das nur dann agiere, wenn das "Milieu" günstig sei. Gerlachs Mäuse werden von seiner Frau gut versorgt. Er macht keine Histologie sondern sendet sein gesamtes Material nach Wien zur „unabhängigen" Untersuchung.
Beziehungen zu anderen Hospitälern und Ärzten: Fachärzte verschiedener Richtungen incl. Gynäkologie, Otologie und Urologie aus den umgebenden Krankenhäusern besuchen die Klinik, hauptsächlich um Dr. Issels über klinische Befunde und Prognosen zu berichten. In Notfällen, besonders chirurgischen, wird der Patient entweder in das Tegernsee-Krankenhaus oder in die Chirurg. Univ.-Klinik München verlegt. Er hat keine ambulanten Kliniken und die Nachbehandlung wird entweder postalisch, in Mitarbeit mit dem Hausarzt des Patienten oder durch Wiederaufnahme in die Klinik durchgeführt. Dr. Issels verläßt sich völlig auf Berichte anderer Ärzte oder Krankenhäuser bei der Diagnose. Da ihm die diagnostischen Möglichkeiten fehlen, hat er in der Tat keine Mittel die Diagnose Krebs zu bestätigen oder zu entkräften, sondern sagt, daß dies Teil einer absichtlich angenommenen Politik sei, damit die Einschätzung seiner Erfolge objektiv stattfinde. Dies exponiert ihn jedoch der Kritik, daß die Diagnosen seiner Patienten von vielen Leuten unterschiedlicher Kompetenz gestellt wurden, daß man sie wohl in Zweifel ziehen kann, daß er sie nicht bestätige, daß die Behandlung unzureichend oder auch exesiv gewesen sein könne, die Durchgeführt wurde nachdem die Diagnose gestellt wurde und bevor der Patient schließlich zu Dr. Issels kam und daß er einige Patienten unnötigerweise behandle. Er hält jedoch streng an seiner Politik fest keinerlei Verantwortung zu übernehmen für die Diagnose oder die Prognose bei seinen Patienten. Das ist sehr das Gegenteil der normalen Praxis bei der Arbeit mit Krebs bei der jede Anstrengung gemacht wird die Diagnose zu bestätigen oder zu entkräftigen.
Unter uns sahen wir jeden der 121 Patienten der Klinik zum Zeitpunkt unserer Visite. Dr. Issels versorgte uns mit allen klinischen Details und gab uns freien Zugang zu den Krankenakten und Röntgenbildern.
Auswahl: Alle Patienten, die von Dr. Issels behandelt werden, werden in die Klinik eingewiesen. Er sagte uns, daß er niemanden von Beginn an ambulant behandelt, aber daß die Behandlung fortgeführt wird in Zusammenarbeit mit dem Hausarzt, wenn der Patient nach Hause geht. Seitdem die Klinik eröffnet wurde, sind 6000 Patienten aufgenommen worden von einer Gesamtzahl von etwa 60 000 Anfragen. Dr. Issels sagte, daß er nur einen von zehn Patienten aufnehmen könne, die zu kommen wünschten- gewöhnlich nimmt er fast alle Arten von Krebs, aber er weist Patienten zurück, die offensichtlich einer größeren Operation oder einer Bestrahlungsbehandlung bedürfen, wie z. B. jene mit Rückenmarkskompression und Harnwegs- Gallengangs- oder Darmverschluß. Bei manchen Gelegenheiten schickt er Patienten nach Hause, wenn er glaubt, daß er ihnen nicht helfen kann, aber er schickt sie zurück mit irgendeiner Behandlungsanweisung. Die Auswahl der Patienten erfolgt aufgrund von Schriftwechsel. Dr. Issels sagt, daß er in Wirklichkeit keine Möglichkeit der Auswahl hat, denn wie kann er jemanden zurückweisen, wenn er für ihn ein Zimmer hat, und die Briefe geben oft keine klare Vorstellung davon, wie krank ein Patient ist. Klassifikation Dr. Issels teilt seine Patienten in 4 Kategorien ein, wie in Tabelle 1 gezeigt wird, die von seiner eigenen Broschüre entnommen ist.
Prophylaktische Behandlung erfolgt bei Patienten mit z. B. Dickdarmpolyposis, Blasenpapillomen, Paget's-Erkrankung der Brustwarze und chronische Mastitis. Bei Patienten mit Krebs sieht er alte Narben und Campbell de Morgan Flecken als ominöse Zeichen an. Wir haben daher die Patienten, die wir sahen auf ähnliche Art analysiert. Wir überprüften alle Krankengeschichten sorgfältig und haben alle Details beim Kommitee separat untergebracht. Die von uns verwendete Klassifikation war wie folgt Kategorie I: Patienten die wegen Krebsverdacht behandelt werden. Es gab zwei von ihnen, die kein Anzeichen dafür boten, jemals Krebs gehabt zu haben und die Dr. Issels eigene Kriterien für eine "prophylaktische Behandlung" erfüllten. Kategorie II: Patienten deren Erkrankung noch nicht behandelt worden war bevor sie zu Dr. Issels kamen - sowohl Primärtumoren als auch Metastasen - . Es gab 21 Patienten, deren Primärtumor noch nicht behandelt worden war bevor der Pat. zur Klinik kam (Kategorie II a), und 27, die eine Metastasierung hatten und bei denen der Primärtumor behandelt worden war, nicht aber die Metastasen (Kategorie II (b). Patienten mit chronischer myeloische Leukämie und Morbus Hodgkin wurden klassifiziert als metastatisch, und sie hatten noch keinerlei Behandlung bekommen, bevor sie in der Klinik aufgenommen wurden.
Die Anzahl der Patienten mit ihrer jeweiligen Krebsart, die sich in der Klinik befanden, ist in Tabelle II aufgeführt (Tabelle II).
Kategorie III: Patienten, die von Dr. Issels behandelt werden, nachdem sie möglicherweise zureichende Behandlung anderswo erhalten haben (Patienten mit vermutetem, aber nicht bewiesenem Rest-Krebs, laut Krankengeschichte) ihre Zahl betrug sechs. Wir konnten keinen Beweis dafür finden, daß irgendein Hinweis für ihre Erkrankung zum gegenwärtigen Zeitpunkt bestand, obwohl man vernünftigerweise erwarten mußte, daß bei einigen von ihnen noch ein Rest-Krebs bestand. Kategorie IV: Patienten, die von Dr. Issels behandelt werden, nachdem andere Methoden bereits angewandt wurden um entweder primäre (a) oder sekundäre (b) Tumore zu behandeln ( Patienten, bei denen Operation, Bestrahlung und Chemotherapie versagt haben sollen).
Klassifizierung stationärer Patienten vom 25. - 28. 1. 1971.
Diagnostische Kriterien
Dr. Issels akzeptiert Diagnosen, die anderswo gestellt wurden. Es gab mehrere Patienten mit der Diagnose Magenkrebs, Pankreaskrebs und Gallengangskrebs, bei denen keine Histologie vorlag, aber bei denen angenommen werden muß, daß sie Krebs hatten aufgrund der Beschreibung während der Operation. Es gab weitere 4 Patienten, bei denen die Diagnose unbewiesen war ( zwei von ihnen wurden unter Kategorie I besprochen). Die verbleibenden zwei sollten Lungenkrebs haben, beide hatten abnormale Röntgenbilder der Lunge, aber weder Biopsie noch Bronchoskopie noch Sputumcytologie war gemacht worden. Wir waren daher imstande zu akzeptieren, daß 117 von den 121 Patienten der Klinik mit Sicherheit oder zumindest sehr wahrscheinlich jetzt oder in zurückliegender Zeit Krebs hatten.
Dr. Issels sagt, daß seine Behandlung viele Monate braucht, um anzuschlagen und es ist daher schwierig, seine Resultate einzuschätzen, wenn man die Patienten ansieht während sie sich in der Klinik befinden. Er gibt jedoch Chemotherapie, die schneller arbeitet in Zugabe zu seiner eigenen Behandlung, und wir meinten, daß wir bis zu einem gewissen Grade einschätzen sollten, was wir sahen. Tabelle III zeigt die Behandlungsresultate, die wir bei einer Patientengruppe beobachteten, welche in der Klinik während einer unterschiedlichen Zeitspanne - wenige Tage bis wenige Monate gewesen waren.
Eine Anzahl von Patienten fühlte sich viel besser nachdem sie in die Klinik gekommen waren, einige hatten an Gewicht zugenommen und ihre Symptome verloren, besonders ihre Schmerzen.
Bei keinem Patienten, bei dem die Erkrankung zum Zeitpunkt der Aufnahme in die Klinik nachweisbar war, konnte eine vollständige Rückbildung des Tumors nachgewiesen werden.
Objektive Besserungen wurden bei 12 Patienten beobachtet. Vier von diesen hatten nur Dr. Issels-Behandlung gehabt, acht von ihnen hatten zusätzlich Chemotherapie. Unter den 4 war einer mit chronisch myeloischer Leukämie, dessen Leukozytenwerte gefallen waren, aber nicht so, wie man es bei konventioneller Behandlung erwarten würde. Die verbleibenden 3 zeigten unsichere Besserungen und 2 von diesen zeigten sich bei Tumoren unsicheren Verhaltens oder langer Entwicklungsgeschichte.
Diese wurden von Dr. Issels und seinen Ärzten zwar als zweifelhaft bezeichnet, jedoch als Besserung definiert. Die verbleibenden Gruppen der unveränderten, verschlechterten und nicht analysierbaren erklären sich von selbst.
Eine statistische Analyse kann aus diesen Zahlen nicht erstellt werden. Obwohl Dr. Issels überzeugt ist, daß seine Behandlung wirkt, haben wir bei den Patienten in der Klinik keinen Beweis gefunden, daß seine Behandlung alleine eine wesentliche Tumorrückbildung verursacht hat. Es ist daher eine Frage des "Glaubens". Wir überprüften die Daten kritisch um bewerten zu können, ob irgendein Schaden resultieren könne, wenn man Patienten irgendeine moderne allgemein akzeptierte Behandlung für ihre Erkrankung versagt bei jenen wenigen Fällen, bei denen solch eine Behandlung nicht bereits gegeben wurde.
Es gibt keinen Hinweis dafür, daß diese Patienten Krebs haben und daher ist ihnen in dieser Hinsicht auch kein Schaden widerfahren.
Die in dieser Gruppe behandelten Patienten (Tabelle III) haben inoperable Tumoren, bei denen Chemotherapie von Nutzen sein kann, aber diese Patienten können eine solche Behandlung auch bei Dr. Issels erhalten. In dieser Gruppe waren zwei Patienten mit Verdacht auf Bronchial-Karzinom, aber wenn sie Karzinome haben sollten, was wahrscheinlich ist, werden sie inoperabel sein und haben daher wahrscheinlich keine wirksame Behandlung versäumt.
Einige der Patienten in dieser Gruppe haben Tumoren, die nicht gut auf medizinische Behandlung angesprochen haben. Ein Patient mit Morbus Hodgkin sollte unserer Ansicht nach jedoch noch einmal ordentlich überprüft werden und falls ein Rezidiv bestätigt werden sollte, entweder Bestrahlung oder kombinierte Chemotherapie erhalten. Die Patienten mit chronisch myeloischer Leukämie würden unserer Meinung nach mit Busulphan in den meisten Krankenhäusern heute besser behandelt werden.
Dasselbe gilt hier wie für Kategorie I, da er keinen Anhalt gibt für das Bestehen eines Rest-Krebses. Es bestand nur eine mögliche Ausnahme bei einem Patienten, der evt. operiert werden muß.
Dasselbe gilt hier wie für II (a). Im allgemeinen haben die üblichen Methoden wenig Chance auf Erfolg. Wir waren jedoch der Ansicht, daß zwei Patienten anderswo wirkungsvoller Behandlung bekommen könnten.
Kategorie IV (b): Wiederum gilt dasselbe -es ist zweifelhaft, ob die übliche medizinische Behandlung irgendeinem dieser Patienten hätte wesentlich helfen können.
Eine unserer ersten Fragen an Dr. Issels betraf die in seinem kürzlich veröffentlichtem Artikel erwähnten 42 Patienten, die alle vor 1954 behandelt worden waren. Unglücklicherweise befand sich die einzige verfügbare Liste über die Patienten noch immer in Dr. Audiers Gepäck auf dem Wege vom Kongo, und wir waren daher nicht imstande sie zu sehen. 13 der Patienten die wir sahen, waren vor 1954 behandelt worden und man nahm an, daß sie zu dieser Serie gehörten. An zwei Nachmittagen stellte uns Dr. Issels Patienten und Krankengeschichten von anderen Patienten vor und wir untersuchten insgesamt die Unterlagen von 48 Patienten, die zwei bis 21 Jahre überlebt hatten und von denen man glaubte, daß sie keinen Krebs mehr haben. Von ihnen sahen wir 33. Wir fragten Dr. Issels, welchen Prozentsatz diese von seiner gesamten Patientenzahl betrüge und er sagte, daß er es nicht wisse. Wir fragten, wie diese Auswahl für die Vorstellung für uns gemacht worden sei und er erwiderte, daß dies die Patienten seien, von denen er etwas wisse. Wir fragten, ob auch andere am Leben sein könnten und er sagte, er glaube, daß dies der Fall sei. Irgendeine statistische Analyse ist klarerweise unmöglich und so entschieden wir uns, diese Daten in derselben Weise zu behandeln wie wir die von stationären Patienten behandelt haben - indem wir diese Patienten in dieselben Kategorien aufteilten, wie Tabelle IV zeigt
Die hauptsächlichen Meinungsunterschiede zwischen uns und Dr. Issels sind zu finden zwischen den Gruppe III und IV (a). Der Grund hierfür wird detailliert später diskutiert aber er liegt in unserer Meinung hauptsächlich begründet in einem Irrtum seitens der Verantwortlichen in dieser Klinik, wie auch der anderswo, nämlich zu erkennen, daß Überbestrahlung schwere Gewebsreaktionen hervorrufen kann, die zu Fibrose und Oedem führen, welche manchmal sehr schwer von einer Tumorinfiltration zu unterscheiden sind. In anderen Worten, unserer Ansicht nach hat Dr. Issels eine Anzahl von Patienten behandelt, die an Bestrahlungsoedem, Nekrose und Fibrose litten in der Annahme, daß sie ein Tumorrezidiv hätten, und wir sind der Meinung, daß sie einen hohen Anteil haben an seinen "Erfolgen".
Tabelle V zeigt einen Vergleich zwischen unserer Einschätzung und Dr. Issels Einschätzung der Gründe für die lange Überlebenszeit. Dr. Issels gab nicht zu, daß diese Patienten ohne seine Behandlung irgendeine Überlebenschance gehabt hätten. Soweit es ihn betraf hatten alle Terminalen Krebs, obwohl sogar aus seinen Unterlagen hervorgeht , daß 8 Patienten keine Manifestationen einer bösartigen Erkrankung hatten, als er anfing sie zu behandeln (siehe Tabelle IV). Er sagte, daß mehr als 95 % der von ihm behandelten Patienten in einem Zustand aufgenommen werden, der in allgemein gültiger Ansicht nach „Inkurabel" bezeichnet wird. In unserer Meinung fehlte der Beweis für das Bestehen eines Rest-Tumors zum Zeitpunkt der stationären Aufnahme in Dr. Issels Klinik bei 28 von 48 ausgewählten Patienten (58 %). Wiederum haben wir die Einzelheiten der Krankengesichten separat bei Kommitee untergebracht. Wir haben akzeptiert, daß bei 11 Patienten möglicherweise eine Tumorrückbildung stattgefunden hat: 3 Patienten hatten mutmaßliche Halslymphknotenrezidive, die zwar unbewiesen waren, aber die sich zurückbildeten. 2 Patienten hatten solitäre durchscheinende Areale in Knochen, die man für metastatisch hielt; diese Erklärung schien uns unwahrscheinlich. 1 Patient hatte Knötchen in der Narbe, die bösartig oder entzündlich gewesen sein können, nach einer Behandlung wegen Mamma-Carcinom; eine Biopsie wurde nicht durchgeführt und die Fotografie konnte weder das eine noch das andere beweisen. 1 Patient hatte einen Hirntumor. Sieben Jahre nach Bestrahlung wurde in diesem Tumor aus einer Cyste Material asperiert, in welchem man Tumorzellen zu finden glaubte. 1 Patient mit Morbus Hodgkin hatte ein mögliches Rezidiv im Abdomen und in der Brust aber die Unterlagen enthielten widersprüchliche Berichte. Bei 3 Patienten bestand wenig Zweifel, daß ein aktiver Tumor vor Beginn der Behandlung bei Dr. Issels vorlag. Diese 3 Patienten scheinen fast den gesamten Beweis dafür zu liefern, daß eine günstige Wirkung auf den Tumor durch die Behandlung in der Klinik allein stattgefunden hat. Jeder dieser Fälle zeigt unübliche Eigentümlichkeiten, einer hatte keine histologische Bestätigung der Diagnose, einer zeigte geringgradige Bösartigkeit mit einer langen Vorgeschichte und einer Benignität oder höchstens Malignität am Rande. In jeder größeren Krebsklinik ist heute eine Anzahl von Patienten zu sehen, die metastasierenden Krebs hatten und die nach der Behandlung leben ohne daß ein Resttumor feststellbar ist. Es war enttäuschend so wenig Beweis hiervon unter den Patienten zu finden, die uns Dr. Issels zeigte.
Eine der vorherrschenden Ursachen der Verwirrung über den Erfolg der in dieser Klinik erreicht wurde, ist in unserer Meinung entstanden durch einen Mangel aller Betreffenden schwerer Bestrahlungsreaktionen zu erkennen oder auch nur die Möglichkeit in Erwägung zu ziehen, daß eine langsame Rückbildung von Oedemen, Gewebeinfiltration und Verbesserung des allgemeinen Zustandes mit langer Überlebenszeit nach langer oder wiederholter Bestrahlungsbehandlung folgen kann, ohne daß ein Rezidiv vorhanden ist.
Bei einigen dieser Patienten lag eindeutig Strahlenfibrose oder -Oedem- vor mit Schädigung von Rectum, Blase oder Vagina. Bei einem Patient war ein neues und fast mit Sicherheit strahleninduziertes Rectum-Carcinom aufgetreten. Dieses betrifft 16 von den 48 Patienten.
Unter diesen waren 10 Patienten mit Cervix-Carcinom. Die Unterlagen zeigten, daß sie alle Radiotherapie bekommen hatten und daß 4 von ihnen sogar erneut bestrahlt wurden wegen des vermuteten Rezidivs und sich daraufhin verschlechtert hatten; zwei von ihnen sollen einen Darmverschluß gehabt haben, der einen Anus praeter erforderlich machte, drei hatten Nekrose der Vagina, zwei Hämaturie (einer mit einem cystoskopischen Befund, der keinen Tumor in der Blase zeigte) und einer blutete aus dem Rectum, ohne daß ein Tumor zu sehen war. Von all diesen Patienten wurde angenommen, daß sie ein ausgedehntes Beckenrezidiv hatten, doch sie lebten 20, 19, 18, 17, 16, 16, 14, 11, 9, und 2 Jahre nach der Behandlung.
Es gab 6 Patienten, die unserer Meinung nach Zeichen für Strahlenschäden, jedoch nicht für ein Tumorrezidiv aufwiesen.
Schlußfolgerungen über diese gesamte Gruppe lang überlebender Patienten
in Beziehung zu der Gesamtzahl aller Behandelten sind unmöglich, denn wir
wissen nicht einmal, welchen Prozentsatz diese 4 Patienten von der Gesamtzahl,
der von Dr. Issels behandelten Patienten repräsentieren. Selbst wenn wir dies
wüßten, müßten wir wissen, wie viele andere Patienten noch immer leben,
wie ihr Zustand bei Aufnahme in de Klinik war, die Anzahl von irgendwelchen
Fehldiagnosen, was aus ihnen wurde und welche Nachbehandlung sieerhielten.
Beim Fehlen jeglicher normaler statistischer Auswertung war die einzige Frage,
die wir stellen konnten die, ob irgendeines der Resultate von Dr. Issels
Behandlung, die wir sahen, unerwartet war. Wenn man von dem Patienten ohne
Rest-Krebs absieht und wenn man absieht von denen, die man durch Bestrahlung
und Operation vor der Klinikaufnahme als geheilt ansehen würde und absieht
von jenen, die durch nachfolgende Operation geheilt wurden und von jenen,
denen Dr. Issels Chemotherapie gab, dann haben wir elf Beispiele gefunden, von
denen wir dachten, daß sie möglicherweise Rückbildungen zeigten, die auf
die alleinige Behandlung nach Dr. Issels Prinzipien zurückzuführen sind. Nur
drei von diesen schienen überzeugend genug für uns, daß sie auch in anderen
Krankenhäusern als erfolgreiche Resultate einer Versuchsbehandlung angesehen
werden würden, und wir glauben nicht, daß dies in den meisten
Krankenhäusern der Fall gewesen wäre. Man hätte dies nicht angenommen in
jenen Krankenhäusern, in denen wir arbeiten.
Um die Arbeiten dieser Klinik zu verstehen und die Behauptungen und Überzeugungen ihres Leiters ist es notwendig, zu ihrem Anfang zurückzukehren. Dr. Issels machte 1932 in Würzburg das Staatsexamen und promovierte 1934. Er wurde praktischer Arzt und diente als Sanitätsoffizier ab 1939. Er war Kriegsgefangener und wurde von den Russen 1945 entlassen. Er war dann wieder praktischer Arzt bis er seine Klinik eröffnete. 1949 wurde Dr. Issels zu einer jungen Frau in hoffnungslosem Zustand gerufen.
Sie war wegen Krebs mit Radium und Röntgenstrahlen behandelt worden und einige Monate, als man glaubte, daß sie ein Beckenrezidiv mit Rectalstenose habe, wurde sie erneut mit Röntgenstrahlen behandelt, was die Situation rasch verschlimmerte. Sie bekam Schmerzen, Ascites und Beinoedeme. Ihr wurde gesagt, daß keine weitere Behandlung mehr möglich sei und daß sie sterben würde. Dr. Issels selbst dachte, daß man nichts mehr tun könne, aber stimmte zu, alles zu versuchen. Er behandelte sie zu Hause und ihr Zustand besserte sich beständig. Zu dieser Zeit eröffnete er seine Klinik und als sie imstande war, transportiert zu werden, nahm er sie auf und sie blieb in der Klinik 9 Monate. Sie wurde hineingetragen und ging auf eigenen Füßen wieder hinaus. Ein Jahr nach Entlassung ging es ihr gut. Ihr Befinden blieb 20 Jahre lang gut.
1950 war der erste Patient, der in die Klinik aufgenommen wurde, gelähmt, wurde blind und war unfähig zu sprechen. Diese Patientin hatte einen Hirntumor, der das Felsenbein erodierte -kein Stück Tumorgewebe war für eine Untersuchung zu erhalten-. Die Art des Tumors war unbekannt. Sie war mit Röntgenstrahlen 3 Monate lang behandelt worden und erhielt 3 weitere Bestrahlungsserien innerhalb der folgenden 5 Monate. Sie verbrachte 6 Monate in der Klinik; nach 6 Wochen sprach sie wieder und konnte große Druckbuchstaben lesen zum Zeitpunkt, als sie nach Hause ging und wieder gut laufen. Sie blieb bei Wohlbefinden und bekam 6 Kinder. 8 Jahre später wurde sie wegen Wiederauftreten ihrer Symptome operiert und sie starb nach dieser Operation. Der Tumor war noch immer vorhanden, es handelte sich um ein Meningiom.
Diese beiden dramatischen Fälle tauchten genau zu Beginn der klinischen Arbeit auf. Von beiden wurde angenommen, daß sie eine vollständige Rückbildung eines fortgeschrittenen Krebses hatten, als Folge der in der Ringberg-Klinik verabfolgten Behandlung. Diese Annahme ist, soweit wir sagen können, niemals bezweifelt oder infrage gestellt worden von irgendjemanden, der in der Klinik arbeitet. Anscheinend sind keine anderen Erklärungen gesucht worden. Wunder wurden akzeptiert, und die überlebende Patientin meint natürlich, daß sie ihr Leben Dr. Issels verdankt; er selbst empfängt klarerweise viel von seinem Glauben an seine Behandlung aus ihr (der Patientin). Ihr Zusammenkommen mit einer Gruppe weiterer lang überlebender Patienten vor einer Zuhörerschaft, zunächst vor unserer Besuchsgruppe und später bei der wöchentlichen Vortragsrede vor den versammelten Patienten und Mitarbeitern, war in der Tat recht bewegend.
Einer dieser ersten beiden Patienten hatte ein Carcinom im Frühstadium und hatte eine schwere Strahlenreaktion mit einem -wie man jetzt sagen kann- offensichtlichen Strahlenschaden. Wir glauben, daß sie mit den weiteren Bestrahlungen falsch behandelt wurde, weil diese Reaktion auf ein Tumorrezidiv bezogen wurde, sie verschlechterte sich und es war ein glücklicher Umstand, daß sie dann eine sorgfältige Behandlung durch Dr. Issels hatte ohne weitere Schädigung, bis sie sich wieder erholte. Die andere Patientin scheint offensichtlich eine ganz exzessive Bestrahlung erhalten zu haben, diesmal offensichtlich für etwas, was sich als ein gutartiger Tumor herausstellte, auf den die Bestrahlung nicht mehr als einen verzögernden Effekt ausübte und auch sie war imstande sich zu erholen, in diesem Fall ohne daß der Tumor verschwand, denn er verursachte ihren Tod nach einer Operation 8 Jahre später. Dies wenigstens sind die offenkundigen Erklärungen dessen, was sich ereignete, wie es von denen gesehen wird, die eine kritische Überprüfung nach vielen Jahren vornehmen. Wir waren nicht dabei, wir können nicht präzise wissen was sich ereignete, aber bei beiden dieser Patientinnen haben die Krankengeschichten ein überzeugendes Bild einer langsamen Erholung nach grober Überbestrahlung vermittelt. Bei einer Patientin jedoch findet sich doch eine Anmerkung, daß das Vorhandensein eines Tumors nicht bestätigt wurde. Alle anderen Befunde lassen vermuten, daß kein Tumor da war und die Situation wiederholt sich auch bei den anderen Patienten, die wegen eines Cervix-Carcinoms behandelt wurden und überlebten. Immer wieder handelt es sich dabei um den Fehler, Strahlenschäden dieser Patienten zu erkennen, so daß wir die offenkundige Erklärung begünstigen müssen.
Wir haben jeden Patienten, der sich in der Klinik befand, gesehen, insgesamt 121. Wir haben ihre Krankengeschichten durchforscht und wir haben Dr. Issels auf seinen Visiten gesehen und gehört und wir haben den bemerkenswerten Effekt, den er auf seine Patienten ausübt, festgestellt. Wir hatten auch eine Gelegenheit die Krankengeschichten von 48 Patienten zu durchforschen, die herangebracht wurden, damit wir sie sehen können und die zu denen gehören, die Dr. Issels als seine größten Erfolge ansieht.
Es gab nicht einen einzigen stationären Patienten, bei dem wir eine vollständige Tumorrückbildung feststellen konnten, obwohl es zwei Fälle gab, bei denen es sehr fraglich ist, ob ein Tumor überhaupt bestand und es ging diesen Patienten gut. Weitere sechs boten keinen Anhalt für einen Rest-Krebs nach entsprechender Behandlung andernorts. Wir sahen nur vier Patienten, bei denen der Tumor sich teilweise unter einer Behandlung ohne Endoxan zurückzubilden schien und sie hatten alle unübliche Besonderheiten. Die übrigen stationären Patienten konnten entweder nicht analysiert werden oder befanden sich erst zu kurz in der Klinik.
Bei den Nachbehandlungsfällen fanden wir so etwas wie eine vollständige „Tumorrückbildung" bei elf Patienten und unter diesen eine möglicherweise vollständige Rückbildung ohne Chemotherapie bei 3 Patienten. In fast jedem Fall jedoch konnte eine einfache Erklärung für die augenscheinliche Erholung des Patienten gefunden werden.
Dr. Issels behandelt die sehr kranken Patienten, die zu ihm kommen in der Angst sterben zu müssen, mit Offenheit, manchmal mit schockierender Offenheit. Sie werden sich danach ihrer Position bewußt und akzeptieren sie. Dies wird unterstützt durch Vertrauen und Hoffnung und eine erhebliche Aktivität seitens der Ärzte und der Patienten. Er überredet sie, daß sie in einer verzweifelten Situation Schritt für Schritt Fortschritte machen können, sie schauen in die Zukunft, sie verlieren ihre Verzweiflung und sie vertrauen ihm., oftmals bis zu einem Punkt der Ergebenheit so sehr, daß manche von ihnen es verweigern ihn zu verlassen, selbst wenn sie wissen, daß sie sterben müssen. Schwere Schmerzen lassen manchmal ohne Medikamente nach, wenn sie anfangen, sich in einen hoffnungsvollen Kampf einzulassen. Sie werden oft geistig und moralisch erneuert.
Dr. Issels nimmt Patienten auf, die manchmal schockierend ärztlich und psychologisch falsch behandelt wurden. Einige seiner Patienten scheinen uns stärkstens überbehandelt worden zu sein mit Medikamenten oder Bestrahlung, wobei die Behandlung oftmals fortgeführt oder wiederholt wurde, wenn die Reaktionen als Anzeichen für ein Tumorrezidiv fehlgedeutet wurden. Seine unterstützende Behandlung, in den meisten Fällen ohne cytotoxische Mittel während der ersten Wochen, ermöglicht eine partielle Erholung nach einigen dieser therapeutischen Desaster. Wir waren erstaunt über einige Dinge, die er uns gezeigt hat und mit denen er versuchte sich auseinanderzusetzen: Eine vorhergehende Amputation eines Beines wegen Osteosarkom des Femur, die in Oberschenkelmitte durchgeführt worden war, ein moribunder Patient mit Mundgeschwüren und schwerem Entkräftungszustand nach lang durchgeführter exzessiver und nutzloser Chemotherapie, vorgeschlagener bilateraler Mamma-Amputation wegen Milchsgangspapillomen, die nicht sehr zahlreich und nur vermutlich maligne waren, Oedeme und ausgedehnte Fibrose nach exzessiver Bestrahlung und wiederholte Berichte über Ärzte, die Patienten aufgegeben hatten, weil sie keine Hoffnung oder Hilfe gaben jeglicher Art, um ihren sterbenden Patienten zu helfen.
In unserer Ansicht haben alle Beweisstücke, die wir sammelten gezeigt, daß Dr. Issels Behandlung keine Wirkung auf Tumorwachstum ausübt. Er strebt an, jeden Patienten in bestmögliche Verfassung zu bringen, um seine Krankheit zu bekämpfen, was bewunderungswürdig ist, - aber es gibt aufgrund unserer Untersuchungen der Patienten und ihrer Krankengeschichten keinen Beweis, daß diese Behandlung signifikant zu ihrem Überleben beiträgt. Wir haben nach jeglichem möglichem Anzeichen einer Tumorrückbildung gesucht, die nicht auf cytotoxischen Mitteln beruht und wir haben keines gefunden, das überzeugend war. Wenn sehr detaillierte Kurven geführt werden über tägliche Anwendungen einer großen Vielzahl von Behandlungsmethoden und über jede Reaktion und Ausscheidung des Patienten, wenn diese 20 Jahre lang beobachtet wurden und wenn alle die gemachten Beobachtungen erklärt werden in Begriffen von bereits akzeptiertem Glauben, dann wird eine Sage aufgebaut. Jede Reaktion wird in Begriffen erklärt von derjenigen Aktion, die am Vortage unternommen wurde. In frühen Stadien werden schlechte Anzeichen als gute Reaktionen bezeichnet, aber wenn dieselben Anzeichen fortbestehen, werden sie zu schlechten Reaktionen und dann erhält der Patient entweder Cytostatika oder ein Versagen der Behandlung wird zugegeben. Große Erfahrung, Anzeichen einer Verschlechterung in einem frühen Stadium festzustellen, wird erworben. Wenn ein Fehlschlag zugegeben wird werden die Angehörigen unterrichtet, aber die Offenheit der Diskussion mit den Patienten hört auf. Sie werden nach Hause geschickt mit einer ambulanten Behandlungskurve, die ausgefüllt werden muß und mit Medikamenten, die einzunehmen sind.
Dieser Versuch ihre Hoffnung aufrechtzuerhalten, selbst dann, wenn sie in schlechterem Zustand nach Hause gehen, als in welchem sie kamen, übt immer noch eine Wirkung auf manche aus. Wir sahen andere, die das Versagen der Behandlung akzeptiert zu haben schienen und froh waren, nach Hause zu gehen. Dr. Issels Verwendung großer Dosen cytotoxischer Mittel, ein-, zwei- oder gelegentlich auch dreimal gegeben, haben zu Zeiten sehr eindrucksvolle Rückbildungen erzeugt. Wir sahen ein bemerkenswert gutes Ergebnis bei einem massiven mediastinalen Seminom. Wir sahen einige Patienten, bei denen es uns besser erschien, wenn sie mit anderen Methoden behandelt worden wären und wir hatten das Gefühl, daß Dr. Issels Behandlung dies verhindere.
Wenn alle Ärzte gute Ärzte wären, wenn alle Ärzte, die Krebs behandeln eine große Erfahrung bei bösartigen Erkrankungen hätten, wenn Patienten die beste Behandlung in einem Stadium bekämen, indem ihnen am häufigsten geholfen werden könnte und wenn regelmäßige und andauernde Unterstützung den Sterbenden immer zur Verfügung stünde, dann bestünde weniger Neigung für Patienten, Hilfe im Ausland zu suchen. In diesem Land gibt es ein zunehmendes Interesse an den Problemen der Sterbenden und es ist gut möglich, daß binnen kurzem die Notwendigkeit für geschickte und freundliche Behandlung Sterbender besser berücksichtigt werden wird. Die Tatsache, daß so viele Patienten in diese Klinik gehen und dort etwas finden, was sie zu Hause nicht bekommen können, ist mehr eine Spiegelung der ärztlichen Versorgung, die sie verlassen, als ein Kredit für Dr. Issels besondere Behandlung.
Wir sind überzeugt, daß Dr. Issels unbedingt an die Behandlung glaubt, die er gibt. Wir glauben, daß er sehr viel tut, um den meisten seiner Patienten zu helfen, wir glauben jedoch betrübt, daß er in seinen Überzeugungen irregeleitet ist und daß die besondere Behandlung in seiner Klinik wirkungslos ist.
>>> Ringbergklinik Ärzte.
Stellungnahme zum Bericht der brit. Ärztekommission
NEU: www.windstosser-museum.info
Zu
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