von Dr.med. Karl Konrad Windstosser  

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Krebs-Kompendium

 

III. 

Therapeutischer Teil

DIE GANZHEITSMEDIZINISCHE BEHANDLUNG 
KREBSKRANKER UND KREBSGEFÄHRDETER

26.4 Die KMT nach VON ARDENNE 

und ihre Modifikation für den Praktiker

Erweiterter Text eines gelegentlich des Kongresses der DEUTSCHEN GESELLSCHAFT FÜR ONKOLOGIE 1997 in Baden-Baden gehaltenen Vortrages (Dr. Karl Windstosser)

Meine bisherigen praxisorientierten Vorträge finden heute ihre Fortsetzung mit den vereinfachten, alltagsgeeigneten Methoden der exogenen und endogenen Wärme, der Hyperthermie beziehungsweise Hyperpyrese. Zwischen diesen beiden Therapieformen besteht nicht nur hinsichtlich ihrer Technik, sondern insbesondere in Anbetracht ihrer physiologischen Wirkung ein sehr wesentlicher Unterschied, auf den an dieser Stelle nur insofern eingegangen werden kann, als die exogen induzierte, passive Überwärmung, die Hyperthermie, für sich allein verabreicht, im Verlauf des Krebsgeschehens einen nur schwachen, kurzdauernden, beim Überschreiten der individuellen Toleranzgrenze sogar immunsuppressiven Effekt auslöst, richtig dosiert im mesenchymalen Bereich allerdings positive Umstimmungs-, Resorptions- und Eliminationsvorgänge bewirken kann. Ganz anders verläuft die endogene, aktive, also durch toxische oder metabolische Faktoren ausgelöste Hyperpyrese, das echte Fieber. Hier dürfen wir eine viel tiefer greifende und länger anhaltende Aktivierung der Ordnungskräfte des Lebens und der gegen das Geschwulstgeschehen gerichteten körpereigenen Leistungen erwarten. Auch hier liegt die Gefahr der Überforderung des Patienten nahe und besteht die Kunst des Therapeuten in der situationsgerechten Steuerung der Anwendung.

Außer vor jeder diesbezüglichen Unüberlegtheit muß - eigentlich eine Selbstverständlichkeit im Rahmen eines die ganzheitsmedizinische Onkologie repräsentierenden Kongresses - davor gewarnt werden, Überwärmungsbehandlung in jeder Form lediglich unter dem Aspekt der Aggression gegen den Tumor zu betrachten, sie also gedanklich mit Operation, Bestrahlung und Chemotherapie gleichzusetzen, mit der sie allerdings sehr wirksam kombiniert werden kann. Wir dürfen uns über die Renaissance eines zeitlosen, uralten und natürlichen Heilfaktors glücklich schätzen, müssen uns aber darüber im klaren sein, daß wir damit nicht nur palliative oder adjuvante Therapie betreiben. Bei der Hyperthermie, mehr noch bei der Hyperpyrese spielen sich Vorgänge ab, die weit über die Karzinostase tief in die Persönlichkeitssphäre des Kranken hineinreichen und gerade deshalb für den Ganzheitstherapeuten von höchster Bedeutung sind.

Hyperthermie und Hyperpyrese sind ihrem Wesen nach ganzheitlich-systemisch wirksame Therapieformen. Das ihnen von der etablierten Onkologie in zunehmendem Maß geschenkte Interesse bedeutet einen Wandel in der einseitig lokalistischen Auffassung des Krebsgeschehens. Die große Pionierleistung in dieser historischen Entwicklung verdanken wir Prof. Dr. MANFRED VON ARDENNE (1,2,3,4,5), der in seinem Dresdener Forschungsinstitut unermüdlich bemüht ist, das von ihm seit über 20 Jahren entwickelte Therapiekonzept, bestehend aus maximaler Krebszell-Azidose, endogener Hyperpyrese, allgemeiner und lokaler Hyperthermie, teils synchron, teils sequentiell angewandt, zu vervollkommnen und mit bestimmten adjuvanten Kofaktoren zu ergänzen. Die kaum mehr zu steigernde apparative Perfektion dieses Verfahrens demonstrierte der inzwischen 80 Jahre alt gewordene und noch immer höchst aktive Forscher gelegentlich des Internationalen Hyperthermiekongresses 1987 einem großen Interessentenkreis und verschickt bereitwillig seine Exposes über den jeweils neuesten Stand seiner Entwicklungsarbeit.

VON ARDENNE hat früh erkannt, daß sich in der Krebszelle ein Säure-Basen-Quotient vorfindet, der dem (schon vor ihm erforschten) Blut- und Gewebs-pH umgekehrt proportional ist. Ebenso wichtig ist in seinem Konzept die Sauerstoffkapazität der Krebszelle, die auf Grund ihrer enzymatischen Schädigung Glukose bekanntlich nur bis zur Milchsäurestufe abbaut. Beide Vorgänge sind wichtig für die Hyperthermiewirkung im menschlichen Körper, denn mit zunehmender Sauerstoffversorgung und Azidose, also begünstigtem Krebszellstoffwechsel, wächst proportional die Wärmeempfindlichkeit der Krebszellen. Beide Faktoren stehen im Mittelpunkt der KMT.

Unter den verschiedenen Methoden der exogenen Hyperthermie hat sich die Verwendung von Mikrowellen (elektromagnetische Wellen von 50-3000 MHz) am besten bewährt. Ihre Eindringtiefe und Wirkung läßt sich durch Verwendung von wandernden, pendelnden, evtl. auch mehrfachen und ringförmig angeordneten Kurzwellen-Applikatoren verstärken. Das ansteigende Vollbad hat seine eigene lange Geschichte und darf für den häuslichen Gebrauch immer noch als das Mittel der Wahl gelten. Es ist eng mit den Namen LAMPERT, SCHLENZ, WALINSKI, ZABEL und anderer erfahrener Anwender dieser Überwärmungsform verbunden. Eine örtlich begrenzte Hyperthermie von gleicher Intensität läßt sich damit allerdings nicht erzielen.

Die zur nachhaltigen Schädigung der Krebszellen erforderliche Temperatur liegt um

42,5 º. Diese kann bei relativ oberflächlich liegenden Tumoren ohne Schädigung des gesunden Gewebes erreicht werden. In manchen Kliniken wurde diese Stufe - streng auf die Geschwulst beschränkt - schon bis 44 º überschritten. Bei tieferliegenden, beispielsweise abdominellen Malignomen gelingt dies wegen der wärmeableitenden Blutzirkulation nicht oder nur partiell. Eine Intensivierung der Durchflutung verbietet sich aber hier wegen der benachbarten Organe.

Die Strahlentherapie hat im Vergleich mit der Überwärmung eine auf das davon getroffene Gewebe und den Gesamtorganismus wesentlich aggressivere Wirkung. Infolge der ihr gesetzten Grenzen gelingt es nicht immer, die zur Zellvernichtung ausreichende Strahlendosis an den Tumor heranzubringen. Hinzu kommt, daß die Krebszelle nur in einer bestimmten Phase ihrer Teilung strahlenempfindlich ist, nämlich während der Spindelbildung (S-Phase), also dem eigentlichen Auseinanderrücken der Chromosomen. Alle nicht in Teilung begriffenen Zellen (die den größten Teil des Tumors ausmachen) werden durch die Strahlen kaum geschädigt oder erholen sich rasch wieder. Dieser Schwachpunkt der Strahlentherapie wird durch die Hyperthermie überwunden. Gerade in der Ruhepause, also zwischen den Teilungsvorgängen, sind die Krebszellen gegen Temperaturen von bereits 41 º empfindlich, bei weiterer Steigerung kommt eine selektiv zellschädigende Wirkung der Wärme hinzu.

Auch die Chemotherapie profitiert in ihrem Zusammenwirken mit der Hyperthermie von der mitosebedingten Sensibilität der Krebszellen, wenngleich nicht in dem Maß wie die Radiologie, weil es phasenspezifische Zytostatika gibt, bei deren Kombination die Zellkinetik kein Problem mehr darstellt. Unterstützt durch Hyperthermie, lassen sich auch diese toxischen Substanzen ebenso wie die Strahlen bei gleicher Wirksamkeit um 25 - 50% reduzieren.

Eine weitere Möglichkeit der Ausnützung zellteilungsbedingter Sensibilität liegt im Einsatz der verschiedenen Therapeutika synchron mit dem Biorhythmus der Mitosen. Nach VOUTILAINEN liegt deren Maximum zwischen 2 und 12 Uhr, ihr Minimum zwischen 16 und 18 Uhr.

Der wesentliche Unterschied und Vorteil der Hyperpyrese = aktiven Fiebertherapie gegenüber der passiven Hyperthermie besteht in der bei rationeller Anwendung damit zu induzierenden Aktivierung aller körpereigenen Abwehr- und Repairvorgänge. Mit geeigneten pyrogenen Substanzen bzw. Antigenen, vorzugsweise intravenös gegeben, lassen sich individuell dosierbare Fieberreaktionen auslösen, die mit messbaren Anstiegen der verschiedenen immunrelevanten Faktoren verbunden sind. Es kommt zu einer Mobilisierung der lymphatischen Gewebe, des Mesenchyms und des Knochenmarks, zu einem Anstieg der humoralen und zellulären Resistenz, die noch nach Wochen und Monaten nachweisbar sein kann. Die segensreiche Wirkung und Nachwirkung der Kinderkrankheiten auf das Gedeihen und die Persönlichkeitsentwicklung ist bekannt. Es ist verhängnisvoll, daß Entzündung und Fieber, diese natürlichen Prinzipien höherer Ordnung, von einer kurzsichtigen, linear denkenden Medizin seit einem Jahrhundert verkannt und bekämpft wurden und leider noch werden. Fehlendes Training des Immunsystems in der Jugend führt zwangsläufig zur Immunschwäche im Alter, unter welchem Namen sie uns dann auch begegnen mag.

Die Krebs-Mehrschritt- Therapie nach VON ARDENNE beginnt in ihrer Originalform mit einer Infusion von 40% Glukoselösung über mehrere Stunden, die den Blutzucker auf 400 - 500 mg% ansteigen läßt. Nach dem oben Gesagten, geraten die Tumorzellen dadurch in einen Zustand hochgradiger Azidose und Mitoseaktivität, die wir unter normalen Umständen selbstverständlich ängstlich vermeiden, um das Tumorwachstum nicht anzuregen. Aber gerade dadurch werden die Krebszellen äußerst empfindlich gegen zellschädigende Einflüsse aller Art, ob diese nun von den körpereigenen Abwehrvorgängen ausgehen oder von außen einwirken. Die Hyperglykämie löst zusätzlich einen dienzephal bedingten Temperaturanstieg von 1 - 1½ Grad aus, wirkt also hyperpyretisch.

Dies ist der erste KMT-Schritt. Ihm folgt die eigentliche Hyperthermie. Dazu wird der Patient in einem Ganzkörper-Infrarot-Lichtbad zunächst auf 39 - 40 º Kerntemperatur gebracht und kommt dann sofort unter einen Mikrowellen-Applikator. Dies ist der technisch aufwendigste und bewundernswerteste Teil der Therapie. Die zu durchflutende Körperregion ist trigonometrisch genau vermessen und der Befund im Computer gespeichert. Über den liegenden Patienten fährt sodann der elektronisch gesteuerte Arm des Applikators entsprechend dem eingegebenen Programm langsamer oder schneller in genau bestimmtem Abstand pendelnd das Relief des zu durchwärmenden Bereiches ab. Dabei wird mit höchster Präzision die errechnete Fläche, Bestrahlungstiefe und Bestrahlungsdauer eingehalten. In Verbindung mit den vorausgehenden pyrogenen Maßnahmen werden auf diese Weise Fokustemperaturen der Malignome zwischen 42 und 43 º erreicht, kritisch und selektiv genug, um Krebszellen zu inaktivieren ohne gesundes Gewebe zu schädigen.

Als weiterer Schritt kommt dazu die tägliche isobare Sauerstoff-Inhalation. Die in ihrem Stoffwechsel bereits stark labilisierten Krebszellen steigern dadurch ihre Azidose und ihre Mitoseaktivität bis zur Selbstvernichtung. Sie begehen gewissermaßen Selbstmord. Des in der Zellmembran lokalisierten Schutzes bar, verlieren sie ihre Malignität, werden als Antigene erkannt und fallen vermehrt den körpereigenen Abwehrkräften zum Opfer.. Dies vor allem dann, wenn zusätzlich noch dosisreduzierte Strahlen und/oder subtoxische Zytostatika sowie gewisse Immunmodulatoren zum Einsatz kommen.

Das KMT-Verfahren kommt routinemäßig an einer Reihe größerer Kliniken in den Ostblockländern zur Anwendung, so in Berlin-Ost, Leipzig, Karl-Marx-Stadt, Dresden, Jena, Halle, Budapest, Kiew sowie an einigen Stellen des übrigen Auslandes. Die Referenten dieser Häuser berichteten gelegentlich des Kongresses 1987 über ihre Erfahrungen an z.T. großen randomisierten Patientenkollektiven und Vergleichsgruppen sowie über langjährige Beobachtungen an teils mit KMT allein, teils radiologisch oder chemotherapeutisch zusätzlich behandelten Krebspatienten. Dabei ergaben sich fast ausnahmslos günstige Verläufe, etwa bis zu 33% häufigere, wenngleich nicht immer anhaltende, so doch monatelange Wachstumsstillstände und Schmerzlinderungen, bis zu 27% häufigere temporäre oder langzeitige Tumor-Remissionen oder -Teilremissionen im Vergleich mit den Krankheitsverläufen konventionell und ohne KMT behandelter Malignomträger. Bei Cervix-Ca konnte die 5-JahresÜberlebensquote von 72 auf 92% gesteigert, die Metastasierungsrate von 30 auf 16% gesenkt, die Mortalität von 28 auf 8% reduziert werden.

Es ist kein Ruhmesblatt für die deutsche Onkologie, daß VON ARDENNE 1973 in einem wichtigen Stadium der Entwicklung seiner Methode vergeblich versuchte, mit der KMT Anschluß an eine bundesdeutsche Klinik zu finden. Der Erfinder des Kreiskolbenmotors WANKEL war damals bereit, eine wissenschaftliche Studie im Kreiskrankenhaus Friedrichshafen unter Prof. SCHOSTOK mit einer Million DM zu subventionieren; Nach erfolgversprechendem Anlauf machte ein offener Brief aus dem Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg dem Unternehmen ein Ende. Der Stadtrat zog (mit einer Stimme Mehrheit) seine Genehmigung zurück, und WANKEL war unter diesen Umständen auch nicht mehr zur Finanzierung bereit. Umso größeres Interesse legten jedoch ab etwa 1976 dann die wissenschaftlichen Institutionen und Organe des Ostblocks an den Tag, mit denen sich in der Folge eine enge Zusammenarbeit ergab. Neuerdings existiert auch in der Bundesrepublik Deutschland eine Ärztegesellschaft für Sauerstoff-Mehrschritt-Therapie und bedienen sich zahlreiche Ärztinnen und Ärzte KMT-verwandter Behandlungsmethoden.

Die vereinfachende Modifikation der KMT, die ich während der letzten 10 Jahre im WERNER ZABEL-INSTITUT an einigen hundert Krebspatienten praktiziert habe, bedingt selbstverständlich den Verzicht auf alle technischen Perfektionen, die nur in einer entsprechend eingerichteten Klinik vorhanden sein können. Trotzdem sprechen die Krankheitsverläufe vieler der in dieser Weise behandelten Patienten dafür, daß mit der Vereinfachung der Methode nicht allzu viel von ihrem therapeutischen Wert verlorenging.

Auf die Glukoseinfusion muß unter vereinfachten Verhältnissen ohnehin verzichtet werden, weil sie eine 24-stündige Intensivüberwachung mit laufenden Blutzuckerkontrollen erforderlich macht. Bei Diabetikern verbietet sie sich von selbst, bei latentem Diabetes kann sie zu unerwünscht hohem Blutzuckeranstieg mit der Gefahr des Präkomas führen.

Ich habe mich von Anfang an einer Kombination von Hyperpyrese und Hyperthermie bedient, wie sie als Kernstück auch der KMT zugrunde liegt. Dabei kommt dem induzierten Fieber als körpereigener Leistung, der Hyperpyrese, vergleichsweise die weit stärkere Wirkung auf das Abwehr- und Repairsystem zu, meßbar am Anstieg der zellulären und humoralen Immunparameter. Hierüber liegen eingehende Untersuchungen nicht nur durch VON ARDENNE sondern auch von GÖHRING vor [6]. Selbstverständlich ist die Überwärmung in ihren beiden Formen auch keineswegs Ganzheitstherapie im Sinn des uns heute geläufigen Begriffes, obwohl es historische Belege dafür gibt, daß Fieber allein zur Ausheilung von Malignomen führen kann. Überwärmung wie auch immer ist vielmehr eine Ergänzung, ein Adjuvans aller übrigen metabolisch und systemisch wirksamen Maßnahmen, mit denen wir im krebskranken Organismus die verlorengegangene Ordnung wiederherstellen wollen. Hier wenden wir uns an den Wärmehaushalt, an die bei allen Krebskranken gestörte Thermodynamik und Thermoregulation unmittelbar, müssen uns aber bewußt bleiben, daß alle anderen biologischen Modulatoren genau so wichtig sind, jeder im Bereich seiner Dynamik.

Für eine der wichtigsten Voraussetzungen jeder Überwärmung halte ich die abgeschlossene Entherdung des Patienten, weil die andernfalls weiterbestehende fokalbedingte Mesenchymblockade die Fieberbildung bis zu deren völligem Ausbleiben beeinträchtigen kann. Sehr kachektische Patienten und solche mit Hirntumoren sind für diese Therapieform ungeeignet. Selbstverständlich wird man immer die Konstitution, den Reaktionstyp und die Leistungsfähigkeit berücksichtigen. Viele unserer Patienten erhalten aus Gründen der besseren Sauerstoffverwertung früh Strodival und Persantin, sie sind kreislaufmäßig also schon etwas gestützt. Trotzdem wird man die Hypotoniker und Myokardgeschädigten aussondern und die Überwärmung bei allen dafür geeigneten Patienten so individuell wie möglich gestalten. Fortgesetzt wird natürlich in allen Fällen die obligate Sauerstoff- und Ozontherapie in ihren verschiedenen Modifikationen. Aus noch zu erklärenden Gründen wird man mit der Wärmebehandlung auch nicht schon in der ersten Woche beginnen, sondern erst, wenn sich der Patient in der Ganzheitstherapie zurechtgefunden hat und man seine Reaktionsweise kennt.

Die praktische Durchführung der modifizierten KMT sieht so aus:

Der Patient wird um die Mittagszeit bestellt. Er sollte nicht allzu viel gegessen haben, aber auch nicht ganz nüchtern sein. Eine größere Portion Müesli, auf den Morgen und Vormittag verteilt, und reichlich Flüssigkeit haben sich bewährt. Als fiebererzeugendes Antigen wurde vorzugsweise das gleiche Mistelpräparat verwendet, mit dem der Patient schon vorher mindestens 4- bis 6-mal behandelt worden war. Diese Voraussetzung ist wichtig, weil wir es immerhin mit einem Fremdstoff (Antigen) zu tun haben, dessen Wirkung nicht mit letzter Sicherheit voraussehbar ist. War dieser aber bereits einige male subkutan ohne ungewöhnliche Lokal- oder Allgemeinreaktion vertragen worden, darf angenommen werden, daß damit bei vorsichtiger Dosierung intravenös kein allergischer Schock ausgelöst wird. Im allgemeinen kann beim erstenmal die 5 10-fache Menge der zuletzt s.c. gespritzten Dosis des betreffenden Mistelpräparates genommen werden. Bei Iscador wäre dies etwa eine Ampulle 2%, mit der noch nicht viel passieren kann, bei Helixor etwa 2 - 3 mg. Bei zu geringer Reaktion wird die Dosierung am nächsten oder übernächsten Tag verdoppelt, dann erforderlichenfalls verdreifacht, bei Iscador also auf 3%, schließlich auf 5% übergegangen. Ich habe dieses Antigen früher in 250 ml Fruchtzucker oder Kochsalzlösung verdünnt langsam infundiert, wie es heute noch in der Lukasklinik (Arlesheim) und von WOLF (Hannover) mit Vysorel gemacht wird. Meiner Erfahrung nach ist diese Vorsichtsmaßnahme überflüssig. Die auf Mistelpräparate ungenügend oder gar nicht ansprechenden Patienten benötigen ein anderes Antigen, etwa Echinacin, Euflamin, Plenosol oder Vaccineurin, die dann auch individuell dosiert und vorsichtig gesteigert intravenös zu geben sind. Nun aber kommt der wichtigste Teil der Fiebertherapie:

Der Patient muß nach der Injektion auf schnellstem Weg nach Hause gebracht werden, darf aber dabei unter keinen Umständen selbst den Wagen lenken. Oft dauert es nur 20 - 30 Minuten, bei geringer Dosierung 1 Stunde und länger, bis der Schüttelfrost einsetzt. Innerhalb dieser Zeit muß der Patient zuhause angekommen sein. Dort wartet die Badewanne mit mindestens 38 - 39 º warmen Wasser auf ihn. In dem langsam ansteigend temperierten Wasser wird der nun voll entwickelte Schüttelfrost abgewartet und erfahrungsgemäß umso besser ertragen. Es kommt dadurch zu einer zusätzlichen Wärmestauung, der Hyperthermie, die man dann umso mehr intensivieren und verlängern kann, je schwächer die Reaktion auf die Hyperpyrese ausfällt. Die Angehörigen sind über den gesamten Verlauf der Anwendung eingehend informiert und geraten dadurch nicht in Panik. Puls, Wasser- und Körpertemperatur (sublingual) werden alle 5 Minuten gemessen und notiert. Die Zahlen sollten eine etwa parallel verlaufende Kurve ergeben. Gelegentlich kommt es auf der Höhe des Schüttelfrostes zu Erbrechen, besonders bei Verwendung von Vaccineurin. Dies ist ein zusätzlicher, nützlicher, konstitutionstherapeutischer Effekt, worauf man den Patienten und seine Angehörigen hinweisen muß. Während des Bades darf der Patient natürlich nie allein gelassen werden, bei den ersten Bädern muß trotz des damit verbundenen Zeitaufwandes der Arzt anwesend sein. Nach mehreren unkomplizierten Verläufen genügt später eine telefonische Überwachung aus der Praxis. Ernstere Zwischenfälle habe ich unter der Voraussetzung entsprechender Auswahl der Patienten und kooperativen Verhaltens der Angehörigen nie erlebt. Über die eigentlichen Kontraindikationen habe ich schon gesprochen und möchte hier nur nochmal auf den Gefahrenkomplex der Reaktionsstarre infolge eines evtl. vorliegenden Herdgeschehens hinweisen. Warme, honiggesüßte Getränke stillen während des Überwärmungsbades den Durst und stützen den Kreislauf, denn als Folge des Wärmestaus scheidet manche Patienten während der nächsten Stunden große Mengen Schweiß aus.

Nach einer halben bis ganzen Stunde verläßt der Patient mit Unterstützung das Bad und begibt sich unverzüglich in das mit einem Badetuch ausgelegte Bett. In größeren Abständen wird noch Temperatur und Puls gemessen, aber im allgemeinen erholt sich der Patient von der Anwendung rasch, hat oft nur Durst, aber wenig Appetit auf das Abendessen und schläft in der folgenden Nacht meist tief und erquickend. Am anderen Morgen ist er manchmal noch etwas müde, aber bei guter Stimmung. Er darf das Bewußtsein haben, einen wichtigen Schritt auf der Stufenleiter zur Überwindung seines Geschwulstleidens getan zu haben. Einer Wiederholung der komplexen Wärmetherapie in angemessenen Abständen, evtl. sogar wöchentlich einmal, steht nichts im Wege.

Für den Hyperoxie-Schritt der KMT steht dem Praktiker eine Reihe von Geräten zur Verfügung, doch ist nicht jedes derselben gleich gut dazu geeignet. Von den durchaus empfehlenswerten HOT- und O2O3-Blutwäschemethoden einmal abgesehen sind in Verbindung mit der Überwärmungsbehandlung ausreichend die einfachen Sauerstoff-Inhalationen mit Hilfe der Sauerstoffbrille, allenfalls unterstützt durch medikamentöse Katalysatoren wie Rote Beete, Persantip, Polyerga oder andere mesenchymrelevante Biomodulatoren. VON ARDENNE beobachtete, daß mehrstündige Hyperthermiebehandlungen dann besonders gut und ohne Kollapsgefahr toleriert wurden, wenn die Patienten gleichzeitig Sauerstoff bekamen. Dies ist bei ambulanter Durchführung der KMT nicht möglich, doch kann unmittelbar vorher eine solche O2 oder O2 O3- Behandlung erfolgen, wie selbstverständlich auch sonst laufend im Rahmen der üblichen Ganzheitstherapie. Im WERNER ZABEL-INSTITUT wird jeden 2. bis 3. Tag eine Inhalation von 30 bis 60 Minuten Dauer bei einem Durchfluß von 3 bis 4 l/min Sauerstoff angeboten. Über die Verwendung von ionisiertem Sauerstoff und dessen individuelle Adaptation an die jeweils vorliegende konstitutionelle Reaktionslage habe ich an anderer Stelle gesprochen. Dies kann in der betreffenden Veröffentlichung nachgelesen werden [7].

Jeder Kollegin, jedem Kollegen, allen, die immer Krebspatienten zu behandeln haben, möchte ich Mut machen, sich mit der praxisangepaßten KMT ohne jede Ängstlichkeit in der beschriebenen Weise zu befassen und die gleichen guten Erfahrungen damit zu machen wie ich sie gemacht habe.

Zusammenfassung:

Exogene und endogene Wärme sind Voraussetzungen und Eigentümlichkeiten menschlicher Wesenheit und Lebenskraft. Ihre extremen Ausdrucksformen als Entzündung und Fieber im Krankheitsfall werden von einer rein symptomatisch und linear ausgerichteten Medizin in ihrer Bedeutung für die Gesundheit noch immer verkannt und arzneilich unterdrückt. Erst seit wenigen Jahrzehnten beginnen Überlegungen und Bemühungen, in Überwindung dieses Irrtums die körpereigene Wärmereaktion zu unterstützen und induzierte Hyperthermie bzw. Hyperpyrese als Therapeutikum anzuwenden. Insbesondere erfuhr die Krebstherapie auf diese Weise eine wichtige Bereicherung. Es gelang VON ARDENNE durch Kombination aktiver und passiver Überwärmung synergistisch mit anderen tumoraggressiven und immunstimulierenden Methoden die als KMT bekannt gewordene und bewährte Krebs-Mehrschritt-Therapie zu entwickeln. In vereinfachter, ambulant durchführbarer Form, die hier beschrieben wird, kann sie jeder Arzt an seinen Patienten praktizieren. Der Autor stützt sich auf Erfahrung mit mehreren hundert Behandlungen dieser Art.

 


   I. Einführung

 
0.1  Titel und Erläuterung
0.2 Redaktionelle Erklärung
0.3 Inhaltsverzeichnis
0.4 Leitgedanken
0.5  Widmung
PDF-Datei. Benötigt den Acrobat Reader 0.6  Literaturangaben  
 

  

II Allgemeiner und historischer Teil

 
PDF-Datei. Benötigt den Acrobat Reader 1.0  Die Situation des Krebsgeschehens um die Wende des 20. zum 21. Jahrhundert
2.0  Krebsmortalität in der BRD - Zahlen nach offiziellen Quellen
3.0  Das VIRCHOWsche Dogma der Zellularpathologie 
- Ein verhängnisvoller Irrtum der Lehrmedizin eines Jahrhunderts
4.0  Die Barrikade der lokalistisch festgefahrenen Onkologie ...
4.1 Oepen, I. (Hrsgb.) - „Unkonventionelle medizinische Verfahren. Diskussion aktueller Aspekte (1983)“
4.2 Oepen, I. (Hrsg.) „An den Grenzen der Schulmedizin“
4.3 „Außenseitermethoden in der Medizin“
4.4  Nagel, G.A., Schmähl, D., (Hrsgb.) - „Krebsmedikamente mit fraglicher Wirksamkeit“ (1984). 
Besprechungen K.H. Gebhardt und K.K. Windstosser
4.5 JUNGI, W.F., SENN, H.J. (Hsgb.)- Krebs und Alternativmedizin
4.6  Klassisches Beispiel systematischer Erkenntnisunterdrückung- Der FitzGerald-Bericht
5.0  Ist die ganzheitliche Krebsbehandlung "exakte Wissenschaft" oder "evidence based medicine“, das lehrmedizinische Postulat der „wissenschaftlichen Anerkennung" eine Fiktion?
5.1 Glanz und Elend der wissenschaftlichen Krebsforschung und ihre gefährliche Allianz mit den Pharmagiganten
5.2 Frühe Erkenntnisse und ihre unbeirrbaren Bekenner
5.3 Lehrmedizinische Erkenntnisse und Bekenntnisse
5.4  Der von WERNER ZABEL veranstaltete und moderierte "Berchtesgadener Kurs" 1952 – ein Paukenschlag ohne Nachhall
PDF-Datei. Benötigt den Acrobat Reader 5.5  JOSEF MARIA LEONHARD ISSELS, Protagonist der pluralistisch-komplementären Krebstherapie von heute, Initiator der komplementären Ganzheitstherapie Krebskranker von heute – Der gegen ihn inszenierte Jahrhundertprozeß- Das ZABELsche Gutachten und der SMITHERS-Report
5.6 Dr. med. Josef Issels- WIE IST DIE LOKALPATHOLOGISCHE EINSEITIGKEIT DER HERRSCHENDEN AUFFASSUNG DES KREBSPROBLEMS ZU ÜBERWINDEN ?
5.7  Ernst Krokowski - "Verändertes Konzept der Krebsbehandlung“
5.8 Ganzheitsschau versus Partikularismus - Der Paradigmenwandel
5.9  Kooperation oder Konfrontation? - Dämmernde Einsicht oder Taktik? Die KLINIK FÜR TUMORBIOLOGIE in Freiburg - ihr Gründer und wissenschaftlicher Leiter G.A.NAGEL
PDF-Datei. Benötigt den Acrobat Reader 6.0 Chemotherapie aus ganzheitsmedizinischer Sicht
PDF-Datei. Benötigt den Acrobat Reader 6.1 Hoffmann, J.: Chemotherapie aus anthroposophischer Sicht 
6.2  HOFFMANN, J.- Chemotherapie – Ja oder Nein?
7.0  Die Krebs-Nachsorge, -Nachkur, -Rehabilitation
8.0  Patienten-Beratungsstellen – Selbsthilfegruppen
 

 

III. Therapeutischer Teil

 
9.0  Aufklärung - Aufklärungsrecht - Aufklärungspflicht
10.0  Psycho-Onkologie
10.1 Wilhelm Reich
10.2 Ryke Geerd Hamer
11.0  Der Tageslauf
11.1  Die Körperbewegung
11.2  Der Abend und der Schlaf
11.3 Der Schlaf
12.0 Die Haut und ihre Pflege - Die Haut als Immunfaktor
12.1 Die Schleimhaut und die Zahnpflege
12.2 Die Kleidung, unsere zweite Haut
13.0 Das Haus und die Wohnung - Die Wohnschäden - Der Elektrosmog
13.1  Das elektrische Gleichfeld
13.2 Krank durch geopathische Zonen - Das Standortproblem - Die WünschelruteDer geopathische Faktor
13.3  Atmosphäre und Ionosphäre
13.4  Die Ionosphäre und die Reaktionstypen
14.0 Das Mesenchym - Mesenchymale Immunität - Mesenchymale Therapie
PDF-Datei. Benötigt den Acrobat Reader 15.0  Organotherapie - Die zytoplasmatische Organotherapie - Die Therapie mit Zellbestandteilen
15.1 Homöopathisch zubereitete Organpräparate
16.0  16.0 Das Herd- und Störfeldgeschen als pathogene, karzinogene und therapieblockierender Faktor
PDF-Datei. Benötigt den Acrobat Reader 16.1 Das Zahnstörfeld
17.0  Die obligate Vollwertkost in ihrer prophylaktischen und therapeutischen Bedeutung.
17.1 Die Getränke
17.2  Die Ernährungsgrundregeln
17.3 Eiweiß-Gehalt der Nahrungsmittel
18.0 Zur Bedeutung der orthomolekularen Therapie
18.1  Onkologisch essentielle Vitamine
PDF-Datei. Benötigt den Acrobat Reader 18.2  Vitamin-Tabelle in alphabetischer Reihenfolge
18.3 Die für den Krebskranken wichtigen Elektrolyte und Metalle
19.0 Die Zellatmung als Lebensvorgang - ihre Wandlung zur anaeroben Gärung als Initialstadium der Krebsgenese
19.1  Der medizinische Sauerstoff - Kleine und große Blutsauerstoffbehandlung nach WEHRLI (HOT, Photobiologische Eigenbluttherapie) Zellatmungs-Katalysatoren
20.0 Homöopathie, ein ganzheitlicher Regulationsfaktor
21.0  Die Anthroposophie - ein-Weg zur Weiterentwicklung und Vergeistigung der Heilkunde. Die im anthroposophischen Sinne entwickelten Heilmittel
PDF-Datei. Benötigt den Acrobat Reader 22.0 Die Mistel als Krebstherapeutikum
23.0  Immunrelevante Antigene und Nosoden
24.0  Eigenblutbehandlung
25.0  Die Molekulartherapie nach William Frederick Koch
26.0  Der Wärmeorganismus als Gesundheits- und Immunfaktor
26.1 Die Hyperthermie
26.2  Hyperthermie und Hyperpyrese in der onkologischen Alltagspraxis
26.3 FIEBER UND ÜBERWÄRMUNG - HÖHEPUNKTE DER KÖRPEREIGENEN HEILKRAFT
26.4  Die KMT nach VON ARDENNE und ihre Modifikation für den Praktiker
27.0 Andere Geräteverfahren
27.1 Die Eichotherm-Bestrahlung
27.2  Die Dauerbrause nach LUST
27.3 Die Magnetfeld-Therapie
27.4  Gleichstrom-Durchflutung mit Galvanotherapie und TENS
28.0  FIBRINOLYTIKA, ANTIKOAGULAINTIEN, AGGREGATIONSHEMMER
28.1  Enzymtherapie als adjuvante Krebstherapie
29.0  Konzept einer ambulanten und klinischen Krebshilfe ganzheitlicher Art
30.0  Die prinzipiell zu fordernden internen Maßnahmen der Sanierung des Krebskranken
 

 


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