von Dr.med. Karl Konrad Windstosser
Sie befinden sich
|
III. |
Therapeutischer Teil |
"Am Anfang war die Wärme und am
Anfang war alles Wärme. Aus der Wärme ist alles geworden und alles
Gewordene war Wärme."
"Nur wenn wir durch die Intensität und
das Qualitative unserer Organisation im Stande sind, jeden Wärmeprozeß
... sogleich innerlich ... in Empfang zu nehmen und ihn für unseren
inneren Prozeß umzubilden, sind wir ... in der Lage zur
Gesundheit." “The fact that thousands more cancer patients
were not given the benefit of such therapy (sc.Fieber) since it was
first initiated by Coley over 90 years ago, may be one of the greatest
tragedies in medical history.” Der Wärmeorganismus als ImmunfaktorWärme ist Leben, Kälte ist Tod. In vielen tief verwurzelten Redensarten klingt unbewußt die Bedeutung dieser Naturkräfte für das Leben des Menschen an, wenn wir etwa von "Heißer Liebe", "glühendem Verlangen", "Nestwärme“ oder andererseits von "Kaltherzigkeit", "eisigem Schweigen“, "Gefühltskälte“ sprechen. Alle Organismen, ob Mikrobe, Pilz, Pflanze, Tier oder Mensch, gedeihen auf die Dauer nur bei bestimmten, ihnen zuträglichen Temperaturen. Je nach dem Differenzierungsgrad der Zellen gelten hierfür unterschiedliche Wärmeoptima. Sogar in den einzelnen Organen hat man - von deren Stoffwechselfunktion abhängig - geringfügige Temperaturunterschiede festge-stellt. Der ausgeglichene Wärmehaushalt des Menschen spielt sich innerhalb einer Spanne von nur wenigen Graden ab. Wir sind deshalb auf Kleidung und Heizung angewiesen. Wärme zuführende Maßnahmen in ihren verschiedensten Formen sind und waren zu allen Zeiten, in allen Kulturepochen und bei allen Völkern bekannt und beliebt zum Zweck der sowohl äußeren als auch inneren Reinigung und Heilung, der Gesunderhaltung, der Abhärtung und der gesteigerten Lebensfreude. Man denke an die luxuriösen Thermen der Griechen und Römer, deren Überreste wir auf deutschem Boden noch heute bewundern (Aachen, Baden-Baden, Badenweiler, Wiesbaden), an die zahlreichen vulkanischen Quellen und sonstigen Heißbade-Gepflogenheiten in Japan, auf Island, auf Ischia und in Oberitalien, an das blühende Badewesen des europäischen Mittelalters, an die Saunakultur in den skandinavischen Ländern und in Russland, aber auch an die unzähligen therapeutisch genutzten Thermen und mannigfachen Moor-, Schlamm-, Fango-Anwendungen in aller Welt. Voraussetzung für Wärme ist immer irgendein Verbrennungsvorgang. Wärme hat deshalb enge Beziehung zu Licht, Atmung und Sauerstoff. In diesen drei Stoffwechselbereichen ist der Krebskranke primär gestört. Gestützt auf bewundernswerte Beobachtung und Erfahrung über Generationen nannten die Ärzte des Mittelalters den Krebs eine "kalte und trockene Erkrankung“. Mit dieser Charakteristik erfaßten sie zwei kausal und therapeutisch wichtige Eigenschaften des Krebskranken, nämlich seinen gestörten Wärmeorganismus und seinen gestörten Wasserhaushalt. Wärme ist eine Sonderform der Energie. Wir beziehen sie direkt und indirekt von der Sonne, der großen Lebensspenderin mit ihren 20 Millionen Grad Kerntemperatur. In allen Lebensmitteln sind Wärmeenergien gespeichert, die beim Verdauungs- und Assimilationsvorgang frei werden. Magnesium im Blattgrün und Eisen im Hämoglobin sind oxidationsfreudige, also lichtverwandte Elemente, die wichtige Aufgaben in der Energievermittlung zwischen Pflanze und Mensch zu erfüllen haben. Die Chloroblasten der grünen Pflanzen sind "Lichtspeicher“, Träger und Überträger der lebenserhaltenden Biophotonen, über deren vielseitige Aufgaben Naäheres bei POPP nachzulesen ist. Wir nehmen sie auch über die Haut und über die Augen (via Hypophyse und Zwischenhirn) in uns auf. Immanent sind Wärme und Licht auch reichlich in den Fetten und Ölen enthalten, die einen starken Einfluß auf die Wärmebildung und -erhaltung des Organismus haben. Mit der Nahrung (18.0) und auch perkutan (12.0), einverleibt, helfen sie dem Menschen in gesunden und kranken Tagen, Lebensenergie zu erhalten, Wärmeverluste und Wärmehaushaltsstörungen zu vermeiden bzw. auszugleichen. Trotz reichlicher, ja, überreichlicher Ernährung klagen heute immer mehr Menschen über mangelnde Eigenwärme. Sie haben kalte Hände oder Füße und frösteln selbst in geheizten Räumen und im Bett. In solchen Fällen besteht meist ein generelles Abwehrdefizit, das sich nicht nur in der zunehmenden Anfälligkeit für Erkältungskrankheiten, sondern auch als Tendenz zu degenerativen Zellveränderungen äußert. Die wärmebildenden und wärmeausgleichenden Kräfte verschlechtern sich offenbar von Generation zu Generation. Während die zentrale Steuerung dieser Vorgänge ihren Sitz im Hypothalamus (Zwischenhirn) hat, fällt der wärme-aufnehmenden und -abgebenden Haut der wichtige periphere Anteil dieser Aufgabe zu. Die Regulationsvorgänge zwischen diesen beiden Bereichen verlaufen über die vegetativen Nerven und über das Mesenchym (14.0). SCHWAMM hat die Messung der Infrarotstrahlung und der Thermoregulationsfähigkeit in die Diagnostik eingeführt. Die Methodik wurde von A. und J.ROST sowie verschiedenen Geräteherstellern (EIDAM, Bad Romburg, JAHNKE, Aitrang, PITTERLING, München, TIETZ, Neckargemünd u.a.) verbessert. Es offenbaren sich dadurch nicht nur generelle Störungen der mesenchymalen Grundregulation, sondern auch frühzeitig erkennbare segmentale und kutiviszerale Hinweise auf Depositions- und Degenerationsphasen innerer Organe. Außer Regulation geratene "Kälteinseln" finden sich beispielsweise im Genitalbereich bei psychosexueller Frustration. Metaplasiebegünstigend können diese Bereiche die Bildung von Malignomen an Uterus, Ovarien, Mammae und Prostata führen. Allen Mädchen und Frauen mit fibröser oder zystischer Mastopathie, die ja ihrerseits als Vorstufen späterer Bösartigkeit gelten, kann nur angelegentlichst empfohlen werden, Unterkühlung der Brüste zu vermeiden und - mindestens im Winter - gefütterte Büstenhalter zu tragen, wozu sich reine Schurwolle, Angorawolle oder Katzenfell besonders eignen, selbstverständlich unmittelbar auf der Haut getragen. Synthetische Gewebe sind wegen ihrer elektrostatischen Aufladung und geringen Wärmeisolierung dazu unbrauchbar. Es wäre einer exakten Nachprüfung wert, ob nicht die langzeitige synchrone Einwirkung von Druck, Unterkühlung und Kontakt mit körperfremden Stoffen an der Entstehung und Zunahme des Mammacarzinoms beteiligt sein könnte. Wie schon im Abschnitt "Kleidung" (12.2) dargestellt, ist die gewachsene "lebendige" Faser im Kontakt mit dem Körper allen synthetischen Textilien gesundheitlich, besonders aber hinsichtlich des Wärmehaushalts weit überlegen. Man hat versucht, dem chemotherapiebedingten Haarausfall mittels einer „Tiefkühlhaube“ zu begegnen, die dem Patienten, der Patientin während der zytotoxischen Phasen aufgesetzt wurde. Durch die Reduktion der Blutzirkulation sollte das Zellgift von den Haarwurzeln ferngehalten werden. Die Freude über anfängliche Erfolge mit dieser Methode war rasch verflogen, als sich in der unterkühlten Kopfschwarte nicht selten Metastasen ansiedelten. All diese Phänomene sprechen dafür, daß zwischen der Körperwärme und den Abwehr- bzw. Repairmechanismen bestimmte Verbindungen bestehen. Sinkende Körperwärme ist immer mit Stoffwechselverlangsamung bis zur Vita minima verbunden. Man denke an den Winterschlaf. Es gelang schon, unterkühlte Menschen mit 25 ˚ Kerntemperatur wieder ins Leben zurückzurufen. Manche Zellarten sind gegen den Kältetod völlig resistent. Bekanntlich überleben Embryonen und Spermien-Monate und Jahre unbeschadet bei -193 ˚ in flüssigem Stickstoff. Auch Krebszellen tolerieren tiefste Temperaturen einwandfrei. Selbst tagelanges Einfrieren in flüssigem Wasserstoff (- 253˚) beeinträchtigt ihre Vermehrungsfähigkeit und Transplantierbarkeit keineswegs (CRAIGIE 1953). Sogar die Eigentemperatur der Tumorzellen unterscheidet sich infolge ihres andersartigen Stoffwechsels von der im umgebenden Normalgewebe herrschenden. WESTERMARK hat festgestellt, daß die Kerntemperatur des WALKER-Rattentumors (Karzino-Sarkom) bei insgesamt 130 Untersuchungen in nur 11 Fällen mit der Umgebungstemperatur identisch war. Die Temperaturdifferenz nach unten betrug in 13 Fällen über 2,5 bis 5˚, in 34 Fällen 2,5˚, in 27 Fällen 1,5 bis 2˚ , in 45 Fällen 1˚ und weniger. Wir werden dadurch wieder an die Auffassung der alten Ärzte vom Krebs als einer "kalten und trockenen" Erkrankung erinnert. Umso empfindlicher sind Krebszellen gegen Wärme. Sie werden - je nach Tumorart und Einwirkungsdauer - schon bei 39 - 40 ˚ labilisiert, sodaß sie zusätzlicher Aggression körpereigener, radiologischer oder zytotoxischer Art gegenüber weniger resistent sind, bei 42 43 ˚ irreparabel geschädigt, während Normalzellen lokale Wärme bis 45˚ tolerieren. Zellen sind umso wärmeempfindlicher, je höher ihr Wassergehalt und je niedriger ihre Osmolarität ist. Dies trifft ebenso für die embryonalen wie für die malignen Zellen zu. Die unterschiedliche Wärmeempfindlichkeit eirizelner Tumorarten wurde von GERICKE untersucht, zitiert von DIETZEL, dem wir wohl die beste Monographie über "Tumor und Temperatur" verdanken (81 Seiten Literaturangabe!). Leider liegen die kritischen Temperaturen der Schädigung gesunder und kranker Zellen dicht nebeneinander. Es bedarf also der besonderen Sorgfalt und Erfahrung des Therapeuten, den richtigen Mittelweg einzuschlagen. Seiner Sorge um die Einhaltung dieser Regel gab ZABEL (1864 - 1978), einer der begeistertsten Vorkämpfer für die Überwärmungsbehandlung in ihrer einfachen, ursprünglichen, von der Heilpraktikerin MARIA SC HLENZ eingeführten Form immer wieder Ausdruck mit der Warnung "Wir können den Krebs nicht verkochen!". Nach WIGGERS kommt es bei einem Anstieg der Körpertemperatur um nur 0,1˚ bereits zu einer Grundumsatzsteigerung von 13%, bei einem Anstieg um 1˚ zu einer GU-Steigerung von 130% der Ausgangslage. EICKHORN gibt diese Steigerung unter teils hyperthermisch, teils hyperpyretisch, teils hyperglykämisch induziertem Temperaturanstieg je 1˚ mit 7% GU-Steigerung an. Die meisten lebenden Zellen weisen eine solche, dem Temperaturanstieg proportionale Stoffwechselsteigerung bis zur Grenze der Wirkungsumkehr und irreparablen Hitzeschädigung auf. Hierin liegt die gesamte Problematik der therapeutischen Wärmeanwendung, nämlich die Krebszellen einerseits maximal zu schädigen, soweit möglich sogar zu vernichten, den Organismus und seine tumorgerichteten Abwehrfunktionen andererseits jedoch keinesfalls zu schwächen, sondern für ihre gerade in diesem Augenblick besonders wichtige Aufgabe zu aktivieren. In den nach anthroposophischen Erkenntnissen erweiterten Heilkunde (22.0) wird dem Wärmeorganismus und seiner Rhythmik eine besondre Bedeutung zugeordnet, die der Lehrmedizin unbekannt ist. Die Ich-Wesenheit des Menschen bedarf nach dieser Auffassung, um im Körperlichen wirksam zu werden, der Wärme. Der Menseh "individualisiert“ sich durch Wärme, er macht sie zum Träger seiner Persönlichkeit und beherrscht durch sie die drei anderen Wesenheiten: Ätherleib, Astralleib, physischen Leib. Je gesünder ein Mensch ist, desto besser ist er befähigt, alle vier Wesenheiten seines Daseins in harmonischer Wechselbeziehung zu erhalten. In 22.1 wird dargelegt, welche Bedeutung dem Wärmeorganismus insbesondere bei der Entstehung und Behandlung bösartiger Erkrankungen nach anthroposophischer Auffassung zukommt. |
|
||||||||||||||||||||
|
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
NEU: www.windstosser-museum.info
Zu
Fragen über das Copyright © Jörg Rinne, 2015 |