von Dr.med. Karl Konrad Windstosser
Sie befinden sich
|
III. |
Therapeutischer Teil |
Die Eigenblutinjektion gehört zum festen
therapeutischen Rüstzeug der meisten Ärzte und war auch durch die
Hochflut der Antibiotika und sonstigen modernen Mittel nicht zu
verdrängen, Das Haferkampsche Buch enthält alles, was man hierüber
wissen muß. Daß sich aber auch eine so bewährte Methode verbessern
läßt, liegt in der Entwicklungsfähigkeit aller Dinge. Ich war deshalb
sehr erfreut, in Nr. VIII/37 (1956) der „Ärztlichen Praxis“ das
Referat von Schulten über die Reinjektion von hämolysiertern Eigenblut
zu lesen, zumal ich mich selbst seit etwa einem Jahr der
Eigenbluttherapie nur noch in dieser Form mit bestem Erfolg bediene. Die
m. E. allzu negative Stellungnahme Mühlbächers in VIII/50 (1956) der
„Ärztlichen Praxis“ gibt mir nun meinerseits Anlaß zu einem kurzen
Erfahrungsbericht.
Keineswegs soll die Eigenbluttherapie älteren, ebenfalls bewahrten Heilmethoden wie dem Schröpfen irgendwie Abbruch tun. Dasselbe gilt vom Aderlaß und vom Blutegel. Diesbezüglich interessierte Kollegen seien auf die einschlägigen Bücher von Scharfbülig, Bottenberg u. a. verwiesen. Mit zunehmender Erfahrung wird jeder biologische Arzt mitunter dem einen, dann wieder dem anderen Verfahren den Vorzug geben. Wer je einen kaum bewegungsfähigen Lumbagopatienten nach 10 bis 12 kräftig gesetzten Schröpfköpfen blutig oder unblutig je nach Konstitution aufrecht und nahezu schmerzfrei die Praxis verlassen sah, wird sich dieser Methode von Fall zu Fall gerne wieder bedienen. Zweifellos stellt sie eine milde, vorwiegend örtlich wirkende Eigenbluttherapie dar, neben sonstigen noch unklaren zonalen und neuralen Effekten. Eigenblut, wiederholt und in steigender Dosis gegeben, hat keine solche lokale, aber eine um so stärker allgemein‑umstimmende Bedeutung. Der Befürchtung Mühlbächers, daß es in hämolytischer Form bei entsprechender Dosierung irgendwie bedenklich sei oder gar gegen das ärztliche Prinzip des „nil nocere“ verstoße, kann ich nach Hunderten von Injektionen an zahlreichen Patienten indes nicht beipflichten. Man braucht die Injektion ja nicht gleich intravenös vorzunehinen. Die Antigenwirkung scheint auf dem intra‑ oder subkutanen Weg viel stärker zu sein. Nativ gespritztes Blut bildet am Ort seiner Injektion ein Koagulum, dessen Auflösung und Resorption, von den verschiedensten fermentativen Faktoren des Organismus abhängig, sich unbestimmte Zeit hinziehen und den gewünschten Heilerfolg damit verzögern oder in Frage stellen kann. Hämolysiertes Blut wird viel schneller aufgenommen, weshalb bei diesem Verfahren auch kleinste Mengen weit wirksamer sind als ein Vielfaches an unverändertem Eigenblut, in der bisherigen Weise gespritzt. Spengler (Davos) wies um die Jahrhundertwende nach, daß die Erythrozyten vorwiegend die Träger der Immunkörper des Blutes seien. Ihr Lysat wirkt diesbezüglich noch in 50 000facher Verdünnung starker als das Serum, und die Immunkörper werden nur nach Bedarf an das Serum und die Gewebeflüssigkeit abgegeben. Durch den Zerfall der Thrombozyten wird bekanntlich Thrombin, durch den Zerfall der Leukozyten Hystamin frei. Ob dabei auch Nekrohormone der gelösten Zellen zur Wirkung kommen, von spezifisch stimulierender Wirkung etwa auf den Blutbildungsprozeß, ist ebenso unklar, wie dies auch für die Zellulartherapie bisher noch nicht nachgewiesen werden konnte. Auch der Desensibilierungsvorgang durch Eigenblut blieb wissenschaftlich bisher noch ziemlich ungeklärt. Für die damit verbundenen, teils aktivierenden, teils dämpfenden Reaktionen auf die verschiedensten retikuloendothelialen, mesenchymalen und neurohormonalen Funktionen haben wir vorerst noch keinen anderen Indikator als die dadurch ausgelöste Heilung bzw. das subjektive Befinden des Kranken selbst. Da ich mich schon vor Beginn meiner Modifikation der Eigenbluttherapie gerne des Serumaktivators nach Theurer bediente, versetzte ich nun auch das Hämolysat in gleicher Weise wie vorher das Eigenserum damit und glaube, so eine besonders wirksame Zubereitung (aktiviertes Eigenbluthärnolysat) gefunden zu haben, mit der ich schon eine ganze Reihe therapieresistenter Krankheitszustände relativ erfolgreich behandeln konnte. Es handelt sich bei dem Serumaktivator um ein komplexes Aluminiumhydroxyd, das Antikörper und Abwehrfermente in Eigenblut, Eigenserurn und Eigenharn zu Vollantigenen komplettiert und dadurch spezifische Gegenregulationen im sensibilisierten Organismus anslöst. Gleichzeitig hat es konservierende Eigenschaften. Was nun die Herstellung und Anwendung des aktivierten Eigenbluthämolysates betrifft, so ist folgendes zu beachten: In einem sterilen Penicillinfläschchen mischt man die erforderliche Menge an Blut, sterilem bidestillierten Wasser (aus Ampullen oder den wohlfeilen Flaschenpackungen wie Ampuwa‑Fresenius) und Serumaktivator. Nach mehrfachem Variieren blieb ich in der letzten Zeit bei Blut und Wasser zu gleichen Teilen und ca. einem Fünftel bis einem Sechstel dieser Menge an Aktivator stehen. Man kann auch weniger als 50% Blut nehmen, aber nicht mehr. Wichtig ist sofortiges kräftiges Schütteln. Es tritt dann innerhalb weniger Minuten völlige Hämolyse ein ohne Gerinnselbildung, wie sie bei über 50% Blut doch gelegentlich vorkommt. Ob man dann zum Aufsaugen für die Reinjektion die Gummikappe des Röhrchens abnimmt oder durchsticht, ist bei sonstiger Wahrung der Sterilität gleichgültig. Das Präparat ist auch bei Zimmertemperatur mehrere Wochen haltbar. Die technischen Vorteile des aktivierten Eigenbluthämolysates sind seine sichere, leicht dosierbare und ungefährliche isopathische Wirkung, seine einfache Herstellung, seine Billigkeit und der Umstand, daß nur eine einmalige Blutabnahme erforderlich ist, was bei Kindern und Patienten mit schlechten Venen nicht unwesentlich ins Gewicht fallen dürfte. Sollte bei Kleinkindern wirklich einmal keine Venenpunktion möglich sein, bedient man sich des Blutes eines der beiden Eltern. Zu beachten ist, daß die ganze Behandlung ‑ wie jede Antigentherapie ‑ um so wirksamer und reaktionsloser verläuft, je kleiner man die Anfangsdosis wählt und je vorsichtiger die weiteren Injektionen in ihrer Menge gesteigert werden. Ich beginne grundsätzlich mit 0,1 ccm aktiviertem Eigenbluthämolysat intrakutan, da sich die Lokalreaktion so am besten beobachten und beherrschen läßt. Entsteht um die hirsekorngroße Hautquaddel innerhalb von 24 bis 48 Stunden kein größerer entzündlicher Hof als von ca. 1 cm Durchmesser, so kann schon nach zwei oder drei Tagen erneut gespritzt werden. Bei stärkerer örtlicher oder allgemeiner Reaktion warte man bis zum fünften oder sechsten Tag. Temperaturen bis 38° bedürfen keiner Berücksichtigung. Die zweite urid dritte Injektion gebe ich ebenfalls intrakutan, jeweils in doppelter Menge der vorhergehenden Dosis, also 0,2 und 0,4 ccm aktiviertes Eigenbluthämolysat mit Intervallen von drei bis vier Tagen je nach Reaktion. Von der vierten Injektion ab gebe ich diese dann intramuskulär (glutäal). Die Mengen sind 0,8‑1,5‑3,0 ccm, Intervalle wie oben. Selten sind mehr als sechs Injektionen erforderlich. Man kommt so normalerweise mit einer Gesamtmenge von 6 ccm aus, enthaltend 2,5 ccm Blut, 2,5 ccm Wasser und 1 ccm Serumaktivator. In besonders schwierigen oder chronischen Fällen, auch bei K‑Typen und älteren Personen (schlechte Antikörperbildner), nehme man 5 ccm Blut, 5 ccm Wasser und 2 ccm Serumaktivator. Diese Menge erlaubt dann noch eine letzte siebente Injektion von ca. 6 ccm. Den Abstand derselben von der vorletzten verlängere man auf fünf bis sieben Tage. Während man sich zur intrakutanen Injektion zweckmäßigerweise der bekannten Forapin‑Kanülen bedient, können die intramuskulären Injektionen – praktisch schmerzlos – mit langen, dünnen Kanülen gemacht werden (0,5 mal 35 mm). Ein nicht zu unterschätzender Vorteil ist ferner, daß aktiviertes Eigenbluthämolysat mit anderen Präparaten anstandslos als Mischspritze gegeben werden kann. Es scheint mir, als ob die Wirkung anderer notwendiger Medikamente durch diese Kombination gesteigert würde. Bei arteriosklerotischen Hypertonikern gebe ich es gerne zusammen mit Arnica‑Betula‑Plumbum (Weleda), bei Kranken mit rheumatisch‑arthritischen Veränderungen mit Forrnica in seinen verschiedenen Potenzen. Bei Blutbildveränderungen im Sinne einer Hyperchromasie (besonders auch bei Akne) ist eine Kombination mit Rubivitan (je 60 bis 90 y) von ausgezeichneter Wirkung, wie denn auch sonstige Blutbildungsstörungen durch aktiviertes Eigenbluthämolysat günstig beeinflußt werden, was ich insbesondere bei Fällen wie Leukozytose, Leukopenie und Lymphopenie einige Male ohne sonstige spezifische Behandlung beobachtet habe. Unnötig ist es fast, an die ausgezeichnete Wirkung von aktiviertem Eigenbluthämolysat bei Furunkulose, Hordeolose oder Panaritiose zu erinnern, wobei eine Kombination mit „injizierbarem Sulfur oder Sulfur jodatum in mittleren Potenzen in Betracht kommt, Auch mit den üblichen Vitamin‑ oder Organpräparaten, homöopathischen Injektionspräparaten etc. ist aktiviertes Eigenbluthämolysat ohne weiteres mischbar, Trockenzellinjektionen nehme ich jedoch grundsätzlich erst nach Abschluß der desensibilisierenden Behandlung vor. Das dentale Herdgeschehen bedarf generell vor und nach der Extraktionsbehandlung einer Desensibilisierung. Bei über 200 derart behandelten Fokalkranken habe ich nicht eine Komplikation erlebt. Die Vorteile eines solchen Vorgehens sind leider Ärzten wie Zahnärzten noch immer viel zu wenig bekannt. Nur die Unterlassung einer solchen desensibilisierenden Allgemeinbehandlung (die sich selbstverständlich außer des aktivierten Eigenbluthämolysats noch anderer biologischer Methoden wie Heildiät, Fasten, Hydrotherapie, Überwärmungsbäder, Röderscher Mandelbehandlung, Akupunktur etc. bedienen kann), ist an den Mißerfolgen einer sonst korrekten und gründlichen Entherdung schuld. Das gleiche gilt für Tonsillenherde. Dank der genauen Dosierungsmöglichkeit des aktivierten Eigenbluthämolysats kann man sogar in der hyperergischen Phase fokal bedingter Krankheiten spritzen, die sonst eine Kontraindikation für jede Sanierungsmaßnahme ist. Neuere Arbeiten weisen immer wieder eindeutig auf die Notwendigkeit und ausgezeichnete Wirkung jeder mesenchymal oder retikuloendothelial angreifenden Therapie bei malignen Erkrankungen hin (Altmann, Aiginger, Issels, Pischinger u. a.). Gerade dieser Forderung kann mit aktiviertem Eigenbluthämolysat in einfacher und wirtschaftlicher Weise entsprochen werden. Eine Kontraindikation sind aktive tuberkulöse Prozesse, bei denen jede noch so geringe Reizung schädlich sein kann, und schwere kachektische Zustände, die überhaupt zu keiner Antikörperbildung mehr Hoffnung geben. Einen besonderen Hinweis verdient noch der Umstand, daß die Blutsenkungs‑Werte im Verlauf der Therapie infolge der Eiweißresorption oft sehr erheblich zunehmen und daß aus dein gleichen Grund bei Weltmann und Mancke‑Sommer Linksverschiebungen auftreten können (die Wirkung auf andere Serumlabilitätsproben ist mir nicht bekannt). Es ist also empfehlenswert, den Ausfall dieser Reaktionen erst etwa vier Wochen nach der letzten Injektion von aktiviertem Eigenbluthämolysat zu bewerten.
Eigenblut, von BIER (1861 - 1949) vor 90 Jahren rehabilitiert und bei verschiedenen chirurgischen Indikationen eingesetzt, hat sich seither als Halbantigen bei allen möglichen Stoffwechsel-, Drüsen- und Hautkrankheiten in der Hand des Praktikers immer wieder bestens bewährt. Für sich allein eingesetzt, ist es in der Krebstberapie etwas zu schwach, in Form der verschiedenen Blut-Sauerstoff- und Blut-Ozonbehandlungsverfahren jedoch nach wie vor aktuell (siehe dort). Durch Zugabe des Serumaktivators nach THEURER wird Eigenblut zum Vollantigen und kann dann auch in potenzierter Form V. fd. Besonders während der ersten Behandlungsphase und zur Unterstützung der Symbioselenkung empfehlenswert als milde Antigene sind folgende, Coli-Stoffwechselprodukte enthaltende, bakterienfreie Präparate: Symbioflor-Antigen der Firma Mikrolabor, langsam ansteigend in den Stärken H, A und B mit entsprechenden Intervallen s.c. zu spritzen. Das gleichwertige Colibiogen der Firma Laves, in Ampullen gleicher Stärke, 6 - 12-mal mit entsprechenden Intervallen i.m. oder i.v. Diese Antigene bereiten überdies durch Desensibilisierung der Darmschleimhaut den Boden für die im Kapitel "Dysbiose, Symbioselenkung und enterale Immunität" erläuterte mikrobiologische Therapie Hierher zählt ferner das altbewährte Immunstimulans und Alterans Omnadin, das ebenfalls bakterielle Eiweißkörper und organische Lipoide enthält, zur Konservierung allerdings leider immer noch 5 mg Phenol je Ampulle. Man vergleiche außerdem die in den Kapiteln "Mesenchym" und "Organtherapie“ aufgeführten Präparate. Darüber hinaus bewirken alle ganzheitstherapeutischen Maßnahmen, sofern sie sachgemäß und individuell zur Anwendung kommen, direkt oder indirekt eine Steigerung der körpereigenen Abwehr, auch wenn diese nicht immer mit wissenschaftlicher Präzision messbar ist. Aufbau in kleinen Schritten ist bei Immunschwäche oft der bessere Weg. Man vernachlässige nicht die hier besonders wichtige Therapiekontrolle und erinnere sich immer wieder der Vollwertkost und der Symbioselenkung. Ein weiteres, viel stärkeres, sogar von der Lehrmedizin als Immunaktivator anerkanntes Antigen zur perkutanen Anwendung ist das BCG, eine nach den Angaben von CALMETTE und GUERIN inaktivierte bovine Tuberkelbazillen-Vaccine. Sie wurde von MATHE, dem langjährigen Leiter des französischen Krebszentrums in Villejuif, in die Tumortherapie eingeführt. Positive Erfolge wurden bisher von klinischer Seite hauptsächlich beim malignen Melanom gemeldet, doch finden sich unter der einschlägigen Literatur zahlreiche Bestätigungen der immunkompetenten BCG-Wirkung auch bei anderweitigen Tumoren. Der Impfstoff, die BCG-Vaccine der Behringwerke, wird unter vorsichtigem in skarifizierte Hautareale eingerieben, die je nach Ausfall der Reaktion allmählich vergrößert werden können. Es kommt zu mehr oder weniger heftigen Entzündungen, die bei empfindlichen, zu Allergie neigenden Patienten mit Allgemeinerscheinungen verbunden sein können. Vor der i.c.- oder s.c.- Injektion von BCG ist zu warnen, weil diese in nicht voraussehbarer Weise gelegentlich heftige Phlegmonen und tiefe Abszesse sowie Einschmelzung regionaler Lymphdrüsen mit hässlicher Narbenbildung zur Folge haben können. Dies würde u.U. eine Überforderung und unerwünschte Schwächung des Abwehrsystems bedeuten. Bei vorsichtiger und individueller Dosierung ist die durch BCG erzielbare Resistenzsteigerung jedoch eindrucksvoll und nachhaltig: Die Immunglobuline werden aktiviert, die immunkompetenten Zellen steigen an und es kommt zu Abstoßungsreaktionen gegen fremdes Gewebe. Eine Wiederholung der Impfung darf erst nach völliger Abheilung, der vorausgehenden Reaktion erfolgen. Keinesfalls geimpft werden darf bei hochgradiger Immunschwäche (siehe "Summationsdiagnostik"), bei manifesten Infekten, insbesondere Tbc, sowie bei Patienten, die Kortikosteroide oder ACTH bekommen. Wegen der beschriebenen Problematik der Immunantwort auf BCG wurde dieses im WERNER ZABEL-INSTITUT nie verwendet, statt dessen das auch von SOUM II wärmstens empfohlene, milder wirkende und leichter steuerbare Tuberkulin. Man beginnt mit 0,1 - 0,2 ml der Sorte GT 1000 der Behringwerke streng intrakutan (Tuberkulinspritze und Insulinkantile), am besten in die Mitte des Oberschenkels. Auf die Bildung der weißen Quaddel ist dabei zu achten. Spritzt man zu tief, also s.c., so wird das Tuberkulin abtransportiert und es kommt nicht zu der erforderlichen Hautreaktion, die einerseits Kriterium für die Beurteilung des Abwehrvermögens, andererseits längerwirkender Fokus zur erwünschten Abwehrsteigerung sein soll. Die Intervalle der Injektionen richten sich auch hier nach der erzielten Wirkung. Immer muß vor der Wiederholung die örtliche und die hier weit seltenere Allgemein-Reaktion völlig angeklungen sein. Als Kontraindikationen gelten die bei BCG angegebenen. Ein in gleicher Weise verwendbares und hinsichtlich der Immunität auswertbares Verfahren bietet der Multitest Merieux. Die Zäckchen des dazu erforderlichen Stempels enthalten 7 verschiedene Antigene: Tetanus, Diphtherie, Streptokokkus, Tuberkulin, Candida, Trichophyton, Proteus und eine neutrale Kontrolle. Die nach 48 Stunden entstandenen Entzündungsherde um die kleinen Stiche werden zweidimensional in Millimetern gemessen und die im Mittel dieser beiden Zahlen über 2 mm großen Reaktionen als positiv bewertet. Die Methode hat allerdings den Nachteil, daß die Antigene nicht exakt dosierbar sind und daß das Einzelantigen, auf das der Patient maximal anspricht, nicht für sich in ansteigender Menge repetiert werden kann. Klinisch bewährt hat sich ein relativ neues, zunächst nur bei melanotischen Tumoren und deren Metastasen versuchsweise angewandtes Verfahren einer Kutanreaktion mit immunstimulierender Wirkung: Die Einreibung von Dinitrochlorbenzol (DNCB), chemisch verwandt dem Nitroglyzerin (Dynamit). Da es noch kein Handelspräparat gibt, muß es 0,5 – 1%ig, in einer leicht resorbierbaren Salbengrundlage (Linola fett, Ung.Cordes, pH 5-Eucerin o.ä.) rezeptiert werden. Die im Handel erhältliche Mindestmenge von DNCB ist.allerdings 1 kg. Kleinere Mengen (20, 30 oder 50 g) liefert die Quellenapotheke, Parkstr.48, 4902 Bad Salzuflen. Man reibt diese Salbe mit einem Gummifingerling, auf einem kleinen Hautbezirk über der Resektionsstelle oder über dem tumorverdächtigen Knoten sanft ein und wiederhole dies mehrere Tage hintereinander, bis sich eine kräftige Dermatitis gebildet hat. Ist diese abgeklungen, kann die Einreibung in gleicher Weise beliebig oft wiederholt werden. Einer Anwendung an mehreren Körperstellen steht nichts im Weg. Diese "epifokale" Reiztherapie provoziert eine sowohl örtliche als auch allgemeine T-Lymphozytose, Phagozytose und Eosinophilie. Es wurden dabei schon mehrmals vollständige Remissionen von Primärtumoren und Metastasen beobachtet. Präoperativ angewandt, behindert die Dermatitis zwar zunächst die Exzision, es könnte aber immerhin der Fall eintreten, daß sich der Chirurg, von der Verkleinerung des Tumors überzeugt und auf die beabsichtigte operative Entfernung verzichtet. Dr. Karl Windstosser |
|
||||||||||||||||||||
|
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
NEU: www.windstosser-museum.info
Zu
Fragen über das Copyright © Jörg Rinne, 2015 |