von Dr.med. Karl Konrad Windstosser
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III. |
Therapeutischer Teil |
Einführung:Antigene sind alle Stoffe, die vom Organismus als körperfremd (not self) empfunden werden und bei ihrer Einverleibung eine Antigen-Antikörper-Reaktion auslösen, die meist mit der Bildung von spezifischen oder unspezifischen Immunkörpern verbunden ist. Dieser Vorgang kann akut und stürmisch (Soforttyp) oder schleichend und chronisch verlaufen. Er ist demgemäß im ersten Fall mit Schock, im zweiten Fall mit Streß verbunden und kann (günstigenfalls) entweder Immunität = Abwehrbereitschaft, oder (ungünstigenfalls) Abwehrerschöpfung (Hyp- bzw. Anergie-Anaphylaxis) oder Reaktions-Überschuß (Hyperergie, Allergie) hinterlassen. Ausbleiben jeglicher Reaktion nennt man Immuntoleranz, wie sie beispielsweise Tumorzellen gegenüber besteht. Wir versuchen in diesem Fall das körpereigene, bereits zur Geschwulstbildung führende Abwehrversagen in zellulärer und humoraler Hinsicht zu regenerieren und zu aktivieren. Die darauf abzielenden therapeutischen Maßnahmen stellen einen wesentlichen, wahrscheinlich den wichtigsten Teil der ganzheitlichen Behandlung Krebskranker und Krebsgefährdeter dar. Der Lehrmedizin sind diese Zusammenhänge weitgehend unbekannt, ihr fehlen deshalb auch die meisten diesbezüglichen Therapiemaßnahmen.
ANTIGENE UND IMMUNITÄTNach lexikalischer Definition ist jede Substanz ein Antigen, die vom Organismus als "fremd" („not self“) erkannt wird und eine (zelluläre bzw. humorale) Immunantwort auslöst. Vollantigene induzieren auf diese Weise Antikörper, Halbantigene (Haptene) besitzen diese Fähigkeit nicht, können aber durch Bindung an geeignete, als "Schlepper" wirksame Eiweißkörper zu Vollantigenen werden. Leben bedeutet fortwährende Auseinandersetzung mit "Antigenen" substanzieller Art aus Luft, Wasser und Nahrung, strahlender Art aus Erde und Kosmos, psychischer Art aus Beruf, Gesellschaft und Familie. Resultiert aus diesen vielfältigen Aktionen und Reaktionen ein Zustand des psychosomatischen Gleichgewichtes, so ist der Mensch gesund. Er ist dann auch bis zu einem gewissen Grad belastbar und ausgleichsfähig. Verliert der Mensch diese "Immunität" in psychischer oder physischer Hinsicht, so wird er krank. Dieses für jedes Kind verständliche biologische Grundgesetz gilt auch für das Krebsgeschehen. Die Immunologie gewinnt immer mehr an Bedeutung für die Suche nach der Tumorätiologie und nach wirksamen Behandlungsmethoden. Immunkompetente Überlegungen waren seit jeher die Grundlage aller ganzheitstherapeutischen Bemühungen. Erst in jüngster Zeit kamen dazu Erkenntnisse über die Bedeutung regulativer und gen-reparativer Vorgänge. In der Entwicklung der in der praktischen Tumortherapie bereits bewährten zytoplasmatischen "Response Modifiers“ (vitOrgan-Arzneimittel, 7302 Ostfildern 1.) und der erst versuchsweise bei Krebs eingesetzten Monoklonalen Antikörper hat diese Forschungsrichtung ihren vorläufigen Höhepunkt erreicht. Feststeht jedenfalls, daß eine Geschwulst sich erst dann entwickelt, wenn der Organismus die physiologische Kontrolle über die sporadisch laufend in ihm entstehenden potentiellen Krebszellen verliert. Immunschwäche ist nicht nur die Voraussetzung jeder Infektion sondern ebenso jeder Tumorzellinvasion. Diese Erkenntnis, durch die VIRCHOWsche Zellularpathologie und deren engstirnige Anhänger seit einem Jahrhundert unterdrückt, fand in jüngster Zeit eine tragische Bestätigung durch Pannen bei der Organübertragung. Die zur Unterdrückung der Organabstoßung erforderlichen Medikamente hemmen gleichermaßen die Abwehrfunktion gegen degenerierende Zellen, die bis dahin vom Immunsystem noch in Schach gehalten worden waren. Langzeitbeobachtungen des Kantonspitals Basel durch BRÜNISHOLZ und Mitarbeiter an 187 Patienten nach Nierentransplantation ergaben in 18 Fällen = 9,6 % Malignome, die bei 7 der davon Betroffenen zum Tode führten. Hauttumore waren bei etwa jedem 3. am häufigsten vertreten, gefolgt von Leukosen, malignen Lymphomen und Tumoren der Bauchorgane. Das Krebsrisiko stieg proportional zur Dauer der immunsuppressiven Behandlung. Es lag etwa 20mal höher als das einer vergleichbaren Gruppe von Personen ohne Organtransplantation und deren therapeutischen Konsequenzen. Das Versagen der körpereigenen Abwehr gegen das Geschwulstgeschehen liegt hauptsächlich darin, daß diese - siehe oben - die malignen Zellen nicht als artfremde Eindringlinge, als "nicht self" erkennt. Die Krebszellen sind befähigt, ihre Membran mit körpereigener Substanz wie Fibrin, Neuraminsäure usw, zu überziehen und dadurch eine negative Oberflächenladung anzunehmen. Alle zur Auslösung des Abwehralarms notwendigen Voraussetzungen fehlen demnach. Dem in New York tätig gewesenen, 1976 verstorbenen Immunologen WOLF gelang es, das schon vor ihm von BEARD, GASCHLER und anderen Forschern eingeführte Verfahren zur klinischen Reife zu entwickeln, die Krebszelle durch fibrinolytische Enzyme zu „enttarnen“ ("deshilding") und sie auf diese Weise für das Immunsystem als Antigen erkennbar zu machen. Die ganzheitlich orientierte Onkologie verfolgte seit jeher den Angriff auf das Krebsgeschehen in Kooperation mit den körpereigenen Aktivitäten. Diese Vorgehensweise wird die Basis jeder weiteren interdisziplinären Zusammenarbeit bleiben. Dabei werden die Begriffe "Antigenität" und "Immunität" eine zunehmende Bedeutung haben. Die bereits vorliegenden Forschungsergebnisse auf den Gebieten der monoklonalen Antikörper, der Psycho-Neuro-Immunologie, der Biological Response Modifiers, usw. lassen auf Fortschritte in dieser Richtung hoffen. Auch hier liegt die Initiative und Hauptarbeit leider wieder auf den Schultern einzelner Pioniere. HAGER schreibt in dem von ihm herausgegebeen Referaten-Sammelband zum I. Kongreß der Gesellschaft für Biologische Krebsabwehr und der Deutschen Gesellschaft für Onkologie 1985 in Heidelberg: „Es fehlt grundsätzlich an der Bereitschaft der etablierten Forschungsinstitute und Hochschulkliniken, Neuland zu betreten, Risikoforschung zu betreiben und diese Mittel und Methoden unvoreingenommen zu prüfen und bei der Prüfung auch neuentwickelte Techniken und Erkenntnisse der Mikrobiologie, Immunologie und Neuroendokrinologie anzuwenden." Vitamin B 17 ist, wie gesagt, ein ubiquitärer, wahrscheinlich essentieller, gänzlich unschädlicher Nahrungsbestandteil, der auch therapeutisch in erheblichen Mengen gegeben werden kann. Ich habe mir selbst, um allen törichten Einwänden besser begegnen zu können, mehrmals Lösungen von 3 g Amygdalin i.v. gespritzt, ohne die geringsten Nachwirkungen. Im Tierversuch ging KREBS bis zu 1 g pro Maus ohne jede erkennbare Toxizität, was für den Menschen eine Tagesdosis von 70 - 80 g bedeuten würde. Für therapeutische Zwecke sind 100 - 250 mg/d ausreichend, oral gegeben. Weil die Beschaffung und Dosierung von Amygdalin bei den Apothekern immer wieder auf Schwierigkeiten stößt, sind wir im WZI dazu übergegangen, einfach die Ausgangsdroge, die bitteren Mandeln in frisch gemalener Form zu verordnen, wovon der Patient täglich 3 x 1 Teelöffel, ab der zweiten Woche oder beim Auftreten irgendwelcher Unverträglichkeit nur 2 x 1 Teelöffel voll mit etwas Honig oder Flüssigkeit einnimmt. Die seitens der Lehrmedizin, besonders in den USA, betriebene Hexenjagd gegen die Nitriloside ist ebenso sinnlos wie das Verbot der Aristolochia. Leider findet auch in der deutschen medizinischen Presse diese Hetze von Zeit zu Zeit statt. Es ist allerdings auch falsch, Amygdalin als Krebstherapeutikum schlechthin zu bezeichnen, wie es der Kollege NIEPER tut, das geht zu weit. Im Rahmen unseres Ganzheitsprogrammes und der Vitaminversorgung Krebsgefährdeter hat Amygdalin aber sicher seine Berechtigung und karzinotrope Wirkung. Wer sich für den Feldzug gegen dieses Vitamin und die dazu in Anspruch genommenen unlauteren Machenschaften interessiert, der kann das in dem (schon genannten) Buch „Die Krebsmafia“ von BACHMANN nachlesen. Es ist draußen am Bücherstand ausgelegt. Zu den krebstherapeutisch perkutan verwendeten Immunstimulanzien, die unverletzte Haut wirkenden Immunstimulans, das sich besonders bei der Behandlung (Nachbehandlung und Rezidivprophylaxe) von malignen Melanomen und Banaliomen bewährt hat. Erste Erfolgsberichte hierüber erschienen 1965, denen in den siebziger- und achziger Jahren weitere positive Mitteilungen folgten. Es handelt sich um das dem Dynamit (Nitrobenzol) nahestehende Dinitrochlorbenzol = DNCB.(Es ist durch jede Apotheke lieferbar, die Mindestabnahme über den Großhandel beträgt jedoch 1 kg !). Es wird 2- oder 3 %ig in einer resorbierbaren Salbengrundlage (Linola, pH-Eucerin, Ung Cordes, o.ä.) jeden 2. bis 3.Tag über den Resektionsstellen oder den Tumorknoten eingerieben (mit Gummifingerling !), bis sich eine stärkere Dermatitis entwickelt hat. Nach deren Abheilung verbleiben keine Narben oder Pigmentflecken, wie gelegentlich nach BCG- und Tbc-Impfungen. Auch sind bei intermittierender Langzeitbehandlung keinerlei toxische Schäden zu befürchten. Ebensowenig tritt Toleranz, d.h. Abschwächung der Wirkung ein. Bei der epifokalen Anwendung von DNCB entsteht eine T-Lymphozytäre Immunreaktion, Aktivierung der Phagozytose, lokale Eosinophilie und anderweitige, z.T. noch unbekannte Steigerung der Abwehrmechanismen. Es wurden vollständige Rückbildungen des Primärtumors oder seiner Metastasen beobachtet. Der Einreibung an mehreren befallenen Stellen steht nichts im Wege. Je oberflächlicher die Knoten liegen, desto eher kann eine kurative Wirkung erwartet worden. Auch die Narbenbereiche exzidierter oder bestrahlter Malignome sollten in dieser Weise behandelt werden. Die entstehende Dermatitis verhindert allerdinge bis zu ihrer Abheilung einen chirurgischen Eingriff. Immunkompetente Laboruntersuchungen wie Blutbild, Pherogramm, Immunpherogramm, Intrakutanteste (cave verstärkte Reaktion !), T- und B-Klassifizierung, Lymphozytenzahl und -transformation, Mikrophagenfunktion etc. ergaben in der Folge weitgehende und heterogene Verbesserungen. (Unter Verwendung von D.DJAWARI: Adjuvante Immuntherapie mit DNCB) Die Behandlung mit Antigenen, Isopathinen, Nosoden, VakzinenDie hier beschriebenen Derivate und Substrate haben die gemeinsame Eigenschaft, daß sie bei parenteraler, seltener auch bei oraler Einverleibung vom Organismus als körperfremd ("paramolekular") bis toxisch empfunden werden und eine mehr oder weniger ausgeprägte bis heftige Abwehrreaktion auslösen. Diese Reaktion kann gezielt und spezifisch allein gegen die zugeführte Substanz gerichtet sein, sie kann aber ebensogut die Grenzen der Spezifität überschreiten und zu einer generellen, unspezifischen und breitgestreuten Reaktion werden, die dann lebensbedrohlichen Charakter annehmen kann. Schon hier sei deshalb vorweggenommen, daß diese Art der Therapie nur unter strikter Beachtung des individuellen und konstitutionellen Reaktionsvermögens zur Anwendung kommen darf. Dann allerdings können diese Verfahren in der Behandlung Malignomkranker von segensreicher Wirkung sein. Die Therapie mit Nosoden ist leider ebenso wenig bekannt wie die Homöopathie, weil sie eben auch eine gewisse Denkweise in Ähnlichkeitsregeln voraussetzt. Nosoden sind feinstoffliche Zubereitungen aus kranken Organen, Krankheitsprodukten oder Krankheitserregern. Der Name wurde von dem Homöopathen HERING geprägt (von nosos = (griechisch) Krankheit). Das Prinzip des Similia similibus curentur wurde dadurch in ganz spezifischer Weise bestätigt und der homöopathische Arzneimittelschatz in der Folge um eine große Zahl wichtiger Medikamente bereichert. Der Pariser Kollege JULIAN hat ein lesenswertes Buch darüber geschrieben. Grundsätzlich ist jeder Impfstoff, jede Vaccine, jedes Anti-Serum eine Nosode. Obwohl die Krebszelle einen nur bedingten Antigen-Charakter hat, wurden auch daraus Nosoden hergestellt, teils von deutschen, teils von englischen oder französischen homöopathischen Pharmazeuten. Es sind das im Wesentlichen das Epitheliominum, das Scirrhinum und das Carcinominum, engl. Carcinosinum. Von letzterem gibt es 6 Sorten je nach der dazu verwendeten Tumorart. Nun kommt aber das Wichtigste: Man darf diese Nosoden keinesfalls bei den betreffenden Tumorleiden geben, sondern nur bei Krankheiten, die in der Vorgeschichte, evtl. sogar bei den Vorfahren solche Geschwülste aufweisen. Nicht die Krankheiten selbst werden damit behandelt, sondern Spätzustände, die gar nicht mehr als krebsverdächtig oder krebsähnlich in Erscheinung treten. Darauf hat schon HERING hingewiesen und diese Regel hat sich seither immer wieder bestätigt. Das vom Krebs befallene Organ als Organpräparat ja, wir haben es besprochen, aber als Tumor-Nosode keinesfalls. Dagegen wird leider auch von manchen Firmen in ihren Therapieanweisungen verstoßen, aber lassen Sie sich dadurch keinesfalls verleiten. Wenn bei einem Krebskranken eine Nosode angezeigt ist, so spielt sich deren Arzneibild auf einer ganz anderen Ebene ab. VOLL sagte einmal: Tbc + Lu + Go = Ca. Nun ist das aber nicht ganz so wörtlich zu nehmen. Wir müssen ja noch tausend andere Karzinogene und Kokarzinogene berücksichtigen. In der Tat findet der mit EAP oder BFD arbeitende Kollege aber beim Ca-Kranken manche Zeigerabfälle, die auf solche Belastungen hinweisen, keineswegs immer in erworbener Form, sondern als Resttoxikosen u.U. über Generationen vererbt, gewissermaßen als genetischen Schönheitsfehler. Hier sind dann homöopathische Nosoden wie Tuberkulinum, Medorrhinum, Luesinum, Psorinum usw. indiziert und wirksam. (Hierher zählen auch die Spenglersane, die nicht über den Daumen gepeilt eingesetzt werden dürfen, sondern nach der von SCHWARZ angegebenen Agglutinationsmethode zu finden sind. Oft ist es die Sorte E = luetische Erbgifte, T = Residuen der Human-Tbc und R = Residuen der Rinder-Tbc, die einer Heilung entgegenstehen.) NOSODENUnter Nosoden versteht man Zubereitungen aus kranken Organen, Krankheitsprodukten, pathologischen Ex- oder Sekreten oder aus Kulturen von Krankheitserregern gewonnener Substanzen. Sie werden nach den Regeln der homöopathischen Pharmakopoe verarbeitet und potenziert. Stammt das Ausgangsmaterial vom Patienten selbst, so spricht man von Autonosoden oder Isopathinen. Die Bezeichnung Nosoden geht auf den HAHNEMANN-Schüler HERING (1800 - 1880), den Gründer des HAHNEMANN MEDICAL COLLEGE in Philadelphia zurück, der auch die Potenzierung der homöopathischen Arzneien in Dezimalstufen einführte. In Deutschland wurde die Behandlung mit Nosoden durch den Leipziger Tierarzt LUX bekannt, der dabei von HAHNEMANN allerdings wenig Unterstützung erfuhr, obwohl dieser selbst die erste typische Nosode Psorin aus dem Bläscheninhalt Krätzekranker hergestellt und außerdem bei Milzbrand versuchsweise potenziertes Blut des Kranken verabreicht hat. Während der letzten Jahrzehnte kam dieser Zweig der Homöopathie auch bei Nichthomöopathen zu Ehren. Die Präparate wurden weiten Kreisen von Therapeuten bekannt durch die Akupunktur-Messmethoden EAV, BFD u.a., die eine vom reinen Simileprinzip unabhängige, objektive Feststellung der jeweils indizierten Nosode (oder anderer Medik-amente) und deren optimaler Potenz ermöglicht. Um die Grundlagen und die Weiterentwicklung dieses neuen Therapiesystems haben sich besonders verdient gemacht (alphabetisch) KRACMAR, MORELL, W.SCHMIDT, SEITSCUEK, UHRMACHER, VILL, VOLL, WERNER und andere forscherische Persönlichkeiten. Im weitesten Sinn könnte man alle auf PASTEUR, KOCH, BEHRING u.a. zurückgehenden Impfstoffe, Seren und Vaccinen als Nosoden bezeichnen. Einige derselben werden nach homöopathischer Weiterverarbeitung auch als solche verwendet. Eine prophylaktische Wirkung ist damit allerdings nicht auszulösen und wird dem Sinn der Homöopathie gemäß auch nicht erwartet. Nosoden rufen bei der oralen Arzneimittelprüfung am Gesunden - im Gegensatz zu den meisten homöopathisch verwendeten Grundsubstanzen im allgemeinen nicht immer die ihrer Herkunft entsprechenden Symptomenbilder hervor. Da uns die Symptomatik dieser Krankheiten jedoch bekannt ist, treffen wir die Wahl der zu verordnenden Nosode nach dem Ähnlichkeitsbild der vorliegenden Erkrankung. Darüber hinaus gibt es noch gewisse erfahrungsheilkundlich gewonnene psychosomatische Leitlinien. Nosoden finden Verwendung wie alle Homöopathika, jedoch mit der Einschränkung, daß der Patient nicht unbedingt die gleiche Krankheit zu haben braucht, von der die Nosode abstammt. Ihr Einsatz erfolgt relativ selten im Sinne des Simillimums, beispielsweise als Morbillinum bei Masern, als Pertussinum bei Keuchhusten, als Scarlatinum bei Scharlach. Viel häufiger richtet sich die Wirkung der Nosoden gegen die Folgen lang zurückliegender, scheinbar überwundener oder auch symptomlos gebliebener und gar nicht zum Bewußtsein gekommener, vorwiegend infektiöser oder toxischer Erkrankungen, mitunter auch Erbtoxikosen. Solche Belastungen - dies wurde bereits in den Kapiteln "Mesenchym" und "Immunmodulation" dargestellt - können den Erfolg jeder gut gewählten spezifischen und unspezifischen Therapie vereiteln, weil sie tiefsitzende mesenchymschädigende Dyskrasien, Immunschwächen und Dysregulationen verursachen. Deshalb verdient die diagnostische Auffindung und therapeutische Anwendung der Nosoden auch in der ganzheitsmedizinischen Tumortherapie einen hervorragenden Platz. Es ist dies ein direkter Weg, die im Mesenchym abgelagerten Schadstoffe aufzulösen und zur Ausscheidung zu bringen. Nach verschiedenen Autoren (MEZGER u.a.) handelt es sich in solchen Fällen häufig nicht nur um humorale Toxine, sondern um morphologisch atypische Sonderformen der ursprünglichen Krankheitserreger, sei es im Blut, im Mesenchym, in latenten Herden oder apathogenen Absiedelungen (siehe das Kapitel "Blutparasitismus"). SEITSCHEK schreibt: "Infektbedingte Mesenchymverschlackung, d.h. an Eiweiß gebundene Toxine, z.B. nach Diphtherie oder Poliomyelitis, können nur mit den betreffenden Nosoden, hier Diphtherinum oder Poliomyelitis, aus dem Körper vertrieben werden". Wird bei einem therapieresistenten Leiden, auch bei einem Malignom, die ihm zugrundeliegende Blockade erkannt und durch Nosodenbehandlung beseitigt, so ist damit der Weg frei für die Effizienz spezifischer oder unspezifischer Therapie. Gegenstand der Nosodenbehandlung sind demnach nicht nur die den Nosoden zugrundeliegenden Krankheiten, sondern alle dem Krankheitsbild ähnlichen Syndrome (simile oder simillimum!). Es kann die der Nosode zugeordnete Krankheit vom Patienten wissentlich oder in latent gebliebener Form durchgemacht worden sein und eine „Resttoxikose“ hinterlassen haben. Dies ist die Regel nach symptomatisch (antibiotisch) behandelten Erkrankungen. Es können erbliche Belastungen solcherart außerdem nicht nur seitens der Eltern, sondern auch aus früheren Generationen vorliegen. In beiden Fällen bestehen Beziehungen zu dem in der Homöopathie geläufigen Begriff der „Psora“, einem (von HAHNEMANN irrtümlich auf die Krätze zurückgeführten) Zustand der Hyp- oder Anergie (siehe Kapitel „Mesenchym“ und „Immunmodulation") der konstitutionellen Schwäche oder "Dyskrasie“ der häufig die Grundlage zur nächsten Stufe, der „Präkanzerose" bzw. des „Tumormilieus", bildet. Insofern ist die Kenntnis der Nosodentherapie für den praktischen Onkologen unerlässlich. Mit dem Einsatz einer Nosode veranlaßt man den Organismus, auf den spezifischen Arzneimittelreiz mit einer spezifischen Reaktion zu antworten und mit dieser zugleich die Krankheit bzw. den blockierenden Krankheitsrest zu überwinden. Obwohl dieser Vorgang an die Antigen-Antikörperreaktion erinnert, ist er mit dieser nicht identisch, weil hochverdünnte Nosoden keinen Antigencharakter haben. Schon ab der D 3 (1:1000) sind keine nachweisbaren Eiweißkörper mehr vorhanden. Verwendet werden jedoch vorzugsweise Hoch- bis Höchstpotenzen. Die fehlende Antigenität haben die Nosoden mit den potenzierten Organpräparaten gemeinsam (siehe dort), ebenso die Fähigkeit, in das mesenchymale Geschehen einzugreifen und damit auf einem anderen Weg blockadelösend und immunmodulierend zu wirken. Es gibt insgesamt etwa 250 Nosoden der verschiedensten Ausgangssubstanzen und Symptomenbilder. Hersteller sind die meisten der auch für Homöopathika zuständigen Firmen wie (alphabetisch und ohne Gewähr für Vollständigkeit): Dr.Madaus, Köln; Dr.Schwabe, Karlsruhe; Staufen-Pharma, Göppingen (die das wohl umfangreichste Lager von Nosoden in der BRD unterhält). Wegen der Vielzahl der Nosoden kann auf ihre Individualität an dieser Stelle nicht eingegangen werden. Es sei diesbezüglich auf die einschlägige Literatur und auf die Auskünfte der Herstellerfirmen hingewiesen. Homöopathisches Denken in Arzneimittelbildern oder Sicherheit in der Testung mit den elektronischen Meßmethoden ist zur korrekten Nosodentherapie in jedem Fall erforderlich. Häufig benötigte Nosoden sind (alphabetisch): Diphtherinum; Influenzinum; Luesinum; Medorrhinum; Morbillinum; Pertussinum; Psorinum (siehe oben „Psora“); Pyrogenium; Scarlatinum; Tuberculinum; Vaccinunum und Variolinum (beide bewährt bei Impfschäden). Tuberculinum ist die auf frühere oder ererbte Tuberkulose ausgerichtete Nosode. Der Tuberkulinismus (Lymphatismus, Skrophulose) ist eine Sonderform der Psora. Er findet sich versteckt hinter allen möglichen Krankheitsbildern (auch des rheumatischen Formenkreises), die je nach ihrer individuellen Besonderheit den Einsatz unterschiedlicher Tuberkulin-Nosoden erforderlich machen: Tuberculinum alt oder neu KOCH, hergestellt aus humanen und bovinen Kulturen; T.aviaire; T.MARMOREK; T. BURNETT (Bacillinum) ; T. DENYS; auch die Spenglersane T und R (human und bovin) zählen hierher. Allen Formen der Tuberkulotoxikose gemeinsam ist ein ausgeprägter Trägheitszustand des Patienten bis zur völligen Gleichgültigkeit, ja, Ablehnung selbst erfolgreicher Behandlung. Beim Erwachsenen finden wir häufig primär chronische Polyarthritis, chronische Otitis, Sinusitis oder Blepharitis, ferner das Erythema nodosum. Es fehlt oft jede Reaktionsfähigkeit. Das Bild der Go-Toxikose ist, die mit Medorrhinum zu behandelnde Sykosis. Auch hier handelt es sich um chronische, therapieresistente Leiden mit Schmerzen mehr tagsüber, oft wandernd und wetterabhängig, lokalisiert an Gelenken, Schleimbeuteln, Herzbeutel und an Haut oder Schleimhaut (Warzen, Feigwarzen, Ekzeme, usw.). Die dritte große Erbtoxikose ist die Luetische Belastung. Diese Patienten sind schwierig, in der Jugend versagen sie in der Schule, später werden sie ruhelos, unsozial, kriminell, wenig anpassungsfähig, sexuell abnorm, süchtig, schlaflos, jähzornig, zu Selbstmord tendierend. Hier ist Luesinum (identisch mit Syphili(ti)num oder Brossulinum) indiziert. Von besonderer onkologischer Relevanz sind die aus Tumorgewebe (oder aus Kulturen obligater Blutparasiten Krebskranker, siehe Kapitel "Blutparasitismus") hergestellten Krebsnosoden. Sie wurden lange Zeit (und werden z.T. noch heute) aus England und Frankreich (A.Nelson & Co Ltd, 73 Duke Street, Groswenor Square, London W 1. Laboratoires Homeopathiques de France, Rue Nollet 57, Paris XVII.) eingeführt und hier weiterpotenziert. In Frankreich unterliegt die Herstellung und der Versand von Nosoden einer staatlichen Kontrolle. Sie müssen dort steril hergestellt werden und dürfen erst ab der D 6 bzw. C 3 abgegeben werden. Man bezeichnet die Nosoden dort als medicaments biotherapeutiques. In Deutschland bestehen für die Nosodenherstellung keine anderen Vorschriften als für die homöopathischer Medikamente. Nach JULIAN liefert Firma NELSON (siehe Fußnote) folgende "Carcinosin"-(Carcinomin)- Präparate, deren Ausgangssubstanzen bei Operationen im ROYAL LONDON HOMEOPATHIC HOSPITAL gewonnen werden: Carcinosin-Adeno-Stom. (Adenokarzinom des Magens) in D 3 - D 500, Carcinosin-Adeno-Vesica (papilläres Adenokarzinom der Harnblase) in D 3 - D 15, Carcinosin-Intestinal comp. (Magen-Darmkrebse verschiedener Art) in D 3 - D 15, Carcinosin-Scirrh.mammae (szirrhöser Brustkrebs) in D 3 - D 100, Carcinosin-Squam.pulm. (suamöser Lungenkrebs) in D 3 - D 15. Die wesentlich umfangreichere Liste der Krebsnosoden deutscher Hersteller (zitiert nach Dr. Madaus und Dr.Schwabe) enthält folgende Sorten: Canceris labial. sang. ; Canceris labial. pus; Cancerosinum ADAMKIEWICZ; Cancerosinum DOYEN; Cancerosinum KRANZ-BUSCH; Carcinominum; Carcinomatinum; Gliom; Karkininum labiorum; Karkininum nasi; Karkininum uteri; Mastocarcinominum; Scirrhinum; Teratom. Von Firma Müller/Göppingen hergestellt und von Staufen-Pharma/Göppingen geliefert werden nicht weniger als 74 Krebsnosoden, nach ansteigenden Potenzen in sog. KUF-Reihen geordnet, siehe Tabelle. Mit den Krebsnosoden dürfen nicht verwechselt werden die Tu-Organpotenzreihen (siehe Kapitel "Potenzierte Organpräparate“), bei denen es sich - wie der Name sagt - um Präparate aus gesunden Organen, nicht um Nosoden handelt. Beide Arzneiformen können wohl hintereinander, sollten jedoch nicht gleichzeitig zur Anwendung kommen. Erfahrene Nosodentherapeuten empfehlen, die Wirkung dieser Präparate mit ebenfalls nach dem Simileprinzip gewählten Homöopathika und außerdem mit sog. "Drainagemitteln" zu unterstützen. Es sind dies galenische Heilpflanzenauszüge, die z.T. auch in der Homöopathie Verwendung, finden, hier jedoch eine verstärkte Ausleitung anfallender toxischer Abbauprodukte bewirken sollen. Abgesehen von der obligaten Ernährungsumstellung und der vermehrten Flüssigkeitszufuhr (siehe die Kapitel "Ernährung" und "Getränke") wirken ableitend
Fertige Mischungen dieser Phytotherapeutika gibt es nicht. Sie können jedoch (ex OP !) rezeptiert oder vom Patienten selbst hergestellt werden, jeder Bestandteil in D 2, die nieren- und leberwirksamen Gruppen gesondert und im Wechsel früh und abends zu je 30 Tropfen einzunehmen. NEBEL gibt folgende Zusammenstellung an: China, Crataegus, Hydrastis, Scrophularia, Solidago, jeweils Urtinktur oder D 2 ana partes, täglich 2 x 20 Tropfen. In der einschlägigen Literatur finden sich zahlreiche Bestätigungen der immunkompetenten BCG-Wirkung auch bei anderweitigen Tumoren. Der Impfstoff, die BCG-Vaccine der Behringwerke, wird unter vorsichtigem Beginn in skarifizierte Hautareale eingerieben, die je nach Ausfall der Reaktion allmählich vergrößert werden können. Es kommt zu mehr oder weniger heftigen Entzündungen, die bei empfindlichen, zu Allergie neigenden Patienten mit Allgemeinerscheinungen verbunden sein können. Vor der i.c.- oder s.c.-Injektion von BCG ist zu warnen, weil diese in nicht voraussehbarer Weise gelegentlich heftige Phlegmonen und tiefe Abszesse sowie Einschmelzung regionaler Lymphdrüsen mit hässlicher Narbenbildung zur Folge haben können. Dies würde u.U. eine Überforderung und unerwünschte Schwächung des Abwehrsystems bedeuten. Bei vorsichtiger und individueller Dosierung ist die durch BCG erzielbare Resistenzsteigerung jedoch eindrucksvoll und nachhaltig: Die Immunglobuline werden aktiviert, die immunkompetenten Zellen steigen an und es kommt zu Abstoßungsreaktionen gegen fremdes Gewebe. Eine Wiederholung der Impfung darf erst nach völliger Abheilung der vorausgehenden Reaktion erfolgen. Keinesfalls geimpft werden darf bei hochgradiger Immunschwäche (siehe "Summationsdiagnostik"), bei manifesten Infekten, insbesondere Tbc, sowie bei Patienten, die Kortikosteroide oder ACTH bekommen. Wegen der beschriebenen Problematik der Immunantwort auf BCG wurde dieses im WERNER ZABEL-INSTITUT nie verwendet, statt dessen das auch von SOUM wärmstens empfohlene, milder wirkende und leichter steuerbare Tuberkulin (Der in Paris praktizierende Kollege spritzt es seinen Patienten intrakutan und verwendet es bei offenen Prozessen unverdünnt auch äußerlich lokal. Er berichtete 1975 während des Krebskongresses hier über seine in vielen Fällen ausgezeichneten Erfolge mit Tuberkulin als Monotherapie.Im WZI wurde es bisher immer nur adjuvant in Verbindung mit den anderen Komponenten der Ganzheitstherapie eingesetzt). Ein in gleicher Weise wirksames, sowohl diagnostisch als auch immunstimulativ verwertbares Verfahren bietet der Multitest-Merieux. Die Zäckchen des dazu erforderlichen Stempels enthalten 7 verschiedene Antigene: Tetanus, Diphtherie, Streptokokkus, Tuberkulin, Candida, Trichophyton, Proteus und eine neutrale Kontrolle. Die nach 48 Stunden entstandenen Entzündungsherde um die kleinen Stiche werden zweidimensional in Millimetern gemessen und die im Mittel dieser beiden Zahlen über 2 mm großen Reaktionen als positiv bewertet. Die Methode hat allerdings den Nachteil, daß die Antigene nicht exakt dosierbar sind und daß das Einzelantigen, auf das der Patient maximal anspricht, nicht für sich in ansteigender Menge repetiert werden kann. Klinisch bewährt hat sich ein relativ neues, zunächst nur bei melanotischen Tumoren und deren Metastasen versuchsweise angewandtes Verfahren einer Kutanreaktion mit immunstimulierender Wirkung: Die Einreibung von Dinitrochlorbenzol (DNCB), chemisch verwandt dem Nitroglyzerin (Dynamit). Da es noch kein Handelspräparat gibt, muß es 0,5 – 1 %ig in einer leicht resorbierbaren Salbengrundlage (Linola fett, Ung.Cordes, pH 5-Eucerin o.ä.) rezeptiert werden. Die im Handel erhältliche Mindestmenge von DNCB ist allerdings 1 kg. Kleinere Mengen der fertigen Salbe in der gewünschten Konzentration (20, 30 oder 50 g) liefert die Quellenapotheke, Parkstr.48, 4902 Bad Salzuflen. Man reibt diese Salbe mit einem Gummifingerling auf einem kleinen Hautbezirk über der Resektionsstelle oder über dem tumorverdächtigen Knoten sanft ein und wiederhole dies mehrere Tage hintereinander, bis sich eine kräftige Dermatitis gebildet hat. Ist diese abgeklungen, kann die Einreibung in gleicher Weise beliebig oft wiederholt werden. Einer Anwendung an mehreren Körperstellen steht nichts im Weg. Diese "epifokale" Reiztherapie provoziert eine sowohl örtliche als auch allgemeine T-Lymphozytose, Phagozytose und Eosinophilie. Es wurden dabei schon mehrmals vollständige Remissionen von Primärtumoren und Metastasen beobachtet. Präoperativ angewandt, behindert die Dermatitis zwar zunächst die Exzision, es könnte aber immerhin der Fall eintreten, daß sich der Chirurg von der Verkleinerung des Tumors überzeugt und auf die beabsichtigte operative Entfernung verzichtet. Zu den perkutan wirkenden, krebsrelevanten Antigenen möchte ich noch die Spenglersane zählen, die leider den Nachteil haben, daß man damit das Konservierungsmittel Phenol einreibt. Sie sind trotzdem von einiger Wichtigkeit. Wir haben im WZI 15 Jahre lang jeden Patienten damit getestet und ihm die zutreffenden Sorten für längere Zeit verordnet. Die Spenglersane sind aus dem Blut vorbehandelter Tiere gewonnene Vaccinoide in Kolloidform, die nach Auffassung ihres Initiators SPENGLER krankheitsspezifische Erb- und Rest-Toxine darstellen. Jeder von uns ist Träger solcher Toxikosen, sei es als hinterlassene Spur nicht gänzlich ausgeheilter früherer Erkrankungen, sei es die mit der Erbmasse überkommene Imprägnation von Krankheiten der Vorfahren. Das Testverfahren nach SCHWARZ sollte man kennen. Die resultierenden Spenglersan-Sorten sollte der Patient neben aller anderen Therapie laufend und evtl. in zyklischem Wechsel in die Ellenbeuge einreiben. Antigene sind - um es uns wieder einmal in Erinnerung zu rufen - Substanzen, die vom Organismus als "fremd", als "paramolekular" empfunden werden und eine der Reaktionsfähigkeit entsprechende Immunantwort auslösen. Demgemäß unterscheiden wir, wie schon bei Mesenchym erwähnt, eine anerge, hyperge, normerge, hypererge und allerge Reaktionslage. Zu den anergen und hypergen Typen zählen die meisten Krebskranken. Sie müssen in möglichst vorsichtiger, individuell angepaßter Weise an die Reaktionsfähigkeit herangebracht werden, weil sich der gesamte Heilungsprozeß auf dieser Basis abspielt. Im Grunde genommen ist jede Arznei ein Antigen. Ihre Wirkung setzt entsprechende Rezeptoren im Organismus voraus. Hier interessieren uns Stoffe, die mehr dem organischen oder mikrobiologischen Bereich entstammen und vorwiegend wegen ihres Eiweißcharakters antigen wirken. Bei ihrer therapeutischen Anwendung bedarf es gewisser Vorsicht, um den Empfänger nicht zu überfordern und keine Schock- oder Streßwirkung auszulösen, über deren immunsuppressive Folge schon beim Thema Mesenchym gesprochen wurde. Eines der mildesten Antigene, besser gesagt Teilantigene, ist das Eigenblut, das wir für sich in vorsichtig steigender Menge oder in Verbindung mit Sauerstoff und/oder Ozon gern einsetzen. Durch Zusatz von Serum-Aktivator der Firma Vitorgan kann Eigenblut zum Vollantigen verwandelt werden. Hier darf ich einmal mehr daran erinnern, daß der Zusatz von Natriumzitrat zur Gerinnungshemmung unbedingt vermieden werden sollte. Es stört auch in kleinsten Mengen den Elektrolythaushalt und wirkt im Bindegewege ansäuernd. Verwenden Sie bitte Heparin oder Liquemin. Es sind organische, orthomelekulare Substanzen, die außerdem noch eine leichte karzinostatische Eigenschaft haben. Etwas stärker als Eigenblut wirken die Ihnen allen bekannten Spenglersane. Man kann mit der Agglutinationsprobe nach Schwarz die jeweils geeignetsten herausfinden und mit deren Einreibung eine gezielte Immunisierung gegen die in den Spenglersanen enthaltenen, z.T. krebsspezifischen Antigene herbeiführen. Auch die diagnostisehe Aussage dieses Tests ist bemerkenswert. Besonders während der ersten Behandlungsphase und zur Untersützung der Symbioselenkung sind als immer noch milde Antigene empfehlenswert folgende Präparate: Symbioflor-Antigen der Firma Mikrolabor, Herborn, und Colibiogen der Firma Laves, Hannover. Beide enthalten Coli-Stoffwechselprodukte und sind völlig bakterienrei. Ihre Anwendungsweise ist den Beipackzetteln zu entnehmen. Die aktive spezifische Immuntherapie (ASI) unter Verwendung patienteneigener Tumorzellen Im Verlauf der Suche nach neuen Möglichkeiten abwehrsteigernder, immunstimulierender Behandlung Krebskranker erfuhr ein von der alten bakteriologisch-serologischen Antigen-Antikörper-Vorstellung hergeleitetes therapeutisches Prinzip seine Renaissance. Erste Gedanken in dieser Richtung gehen auf EHRLICH (1854 - 1915) zurück. Sie wurden später von dem Nobelpreisträger BURNET aufgegriffen und weiterentwickelt. Gemäß dieser Forschung geht die Entstehung eines bösartigen Tumors mit Mutationen und anderen genetischen Veränderungen des Zellkerns vor sich, die mit der Expression abnormer Proteine durch die Zellmembran verbunden sind. Diese werden vom Immunsystem erkannt und lösen normalerweise eine sowohl humorale als auch zelluläre Zerstörung der Tumorzellen aus. Das progressive Wachstum eines Tumors ist gemäß dieser Auffassung auf einen Defekt der Immunabwehr oder auf "Immunescape“, d.h. "Angriffs-Vereitelung durch Tarnung mit körpereigener Substanz" zurückzuführen. Wie einer der Forscher und Vorkämpfer dieser Richtung, SCHIRRMACHER, schreibt, konnten mit der neuen "Aktiven spezifischen Immuntherapie“(ASI) erste beachtliche Erfolge bei der Behandlung des Melanoms und des kolorektalen Karzinoms erzielt werden. Die dazu verwendete „Heidelberger Vakzine“ wird aus strahleninaktivierten, bzw. ihrer Neuraminsäure-Tarnung beraubten Tumorzellen des Patienten unter Zugabe des hoch immunogenen, für den Menschen nicht pathogenen Newcastle-Virus hergestellt. Es handelt sich demnach um eine Kombination von Nosode und Vakzine. Ähnliche Verfahren zur Gewinnung individueller Impfstoffe werden vertreten von TALLBERG, Central Hospital der Universität in Helsinki; ROTHAUGE, Urologische Universitätsklinik in Gießen; MALLMANN, Universitäts-Frauenklinik in Bonn; Firma VITORGAN, Ostfildern, die eine aus tiefgefrorenem Tumormaterial hergestellte "Aktive, patientenspezifische Immuntherapie (APSI)“ anbietet. Weitere Firmen mit ähnlichem Lieferprogramm sind Macrolab, Hannover; Dr.Nesselhut, Duderstadt; ILH, Hannover, u.a.m. Die Wirkung der von ROTHAUGE bei der Behandlung von Prostatakarzinom-Patienten eingesetzten ASI übertraf die der konventionell üblichen gegengeschlechtlichen Hormone bei weitem, wie an Hand der serologischen Befunde, der szintigraphischen Kontrolle von Knochenmetastasen und der (nahezu verdoppelten) Überlebenszeiten nachgewiesen wurde (Vortrag auf dem 3. Wissenschaftlichen Kongreß der GfBK 1987 in Heidelberg). Da es sich bei diesen Verfahren um bestellte, individuelle Anfertigung "pro Patient" handelt, sind dies keine Fertigprodukte. Sie unterliegen deshalb ebensowenig wie die in 15.0. genannten "Organpräparate auf Bestellung" der Zulassungspflicht und müssen lediglich nach § 67 AGM angemeldet werden. Es liegt an den operierenden Chirurgen und Gynäkologen, sich dieser vielversprechenden Methoden zu bedienen und eigene Erfahrungen zu sammeln. Denn, wie erwähnt, muß in jedem Fall frisch gewonnenes und sofort tiefgefrorenes Geschwulstmaterial zum Versand kommen. Dieser Umstand mag trotz der wahrscheinlich hohen Chance für die Patienten der Verbreitung der ASI vorerst noch hinderlich sein. Buchbesprechung (Windstosser)ALLEN, H.C.: Nosoden. Übersetzt von T.v.Grudzinski. 806 Seiten. Barthel & Barthel Verlag, 82335 Berg, Lizenzausgabe der Barthel Barthel Publishing Corp., New York. 1.Aufl.1987, 2.Aufl.1992. ISBN 3-88950-036-6 Die Bezeichnung "Nosode" geht auf den homöopathischen Arzt und Zeitgenossen HAHNEMANNs KONSTANTIN HERING zurück, der in "Stap`s Archiv“ als erster empfohlen hat, Krankheiten mit ihren identischen Krankheitsprodukten zu behandeln. Bekannt wurde die Nosodentherapie ausserdem durch den Leipziger Tierarzt und Dozenten JOSEPH WILHELM LUX, der 1833 ein Büchlein herausgab mit dem Titel "Die Isopathik der Kontagiosen". Darin vertritt er sein Vorgehen, einen Tropfen Blut des kranken Tieres diesem in homöopathischer Potenzierung als Heilmittel einzugeben. HENRY C. ALLEN praktizierte als einer der ersten homöopathischen Ärzte in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts an verschiedenen Stellen der USA. Er gründete sodann das "Hering Medical College and Hospital“ in Chicago, in dem er bis zu seinem Tod 1909 als Leiter und Dozent für Materia Medica tätig war. Als Mitglied bzw. Ehrenmitglied verschiedener Organisationen für homöopathische Belange und als Verfasser mehrererArtikel und Schriften machte sich ALLEN verdient um die Verbreitung der Homöopathie in den USA. Sein letztes Werk war die vorliegende Monographie "Nosoden", das zur Grundlage aller späteren Arbeiten auf diesem Gebiet wurde. Es ist dem Verlag Barthel & Barthel zu danken, diese Ergebnisse jahrzehntelanger Studien, Arzneimittelprüfungen und ärztlichen Erfahrungen ALLENs 77 Jahre nach ihrer Erstausgabe durch den Autor als erste deutsche Übersetzung vor dem Vergessenwerden bewahrt und als Klassiker dieses Sonderbereiches der Homöopathie herausgegeben zu haben. Wie im Vorwort des Übersetzers Dr.v.GRUDZINSKI zu recht betont, sind qualifizierte homöopathische Arbeiten zeitlos gültig und kommen nie zu spät an die Öffentlichkeit - im Gegensatz zu manchen Artikeln der Schulmedizin, die schon am Tag ihrer Veröffentlichung überholt und veraltet sind. ALLEN beschreibt 42 Substanzen, Sekrete, Inkrete und Derivate, die alle einen spezifischen Antigencharakter haben und typische Arzneimittelbilder bei ihrer Prüfung am Gesunden hervorrufen. Die Vielzahl der dabei auftretenden Symptome ist exakt und nach Organbereichen geordnet beschrieben. Von diesen Substanzen können 25 im eigentlichen Sinn und nach heutigem medizinischen Sprachgebrauch als Nosoden bezeichnet werden. ALLEN hat außerdem homöopathische Zubereitungen von Adrenalin, Ambra, Cholesterin, Ergotin, Lac (Milch verschiedener Tiere), Secale, Thyreoidin, Ustilago usw. mit aufgezählt und in ihrer homöopathischen Eigenschaft beschrieben bzw. bestätigt. Mittel also, die nicht als Nosoden gelten. Umso origineller und interessanter ist seine Beschreibung der Arzneimittelbilder und Heilwirkungen von potenziertem Milchzucker, der durch Einwirkung von elektrischem Strom, nord- und südgepoltem Magnetismus sowie Röntgenstrahlen zum Träger dieser Energieformen gemacht wurde. Auch für diese absonderlichen Homöopathika bringt ALLEN beweiskräftige Kasuistiken aus seiner und anderer Ärzte Praxis. Dies sollte Anlaß geben zur Nachprüfung solcher zunächst mystistisch anmutenden Arzneiwirkungen, die einen ganzheitlich orientierten und behandelnden Arzt, der sich mit Überzeugung entmate-rialisierter bioenergetischer Methoden bedient, zumindest nachdenklich machen dürften. Die Homöopathie wurde in ihrer Verbreitung und Weiterentwicklung gerade im Lande ihrer Entstehung durch die auf Symptombeseitigung spezialisierten Pharmagiganten und die Hochflut deren Erzeugnisse während des 20. Jahrhunderts sehr behindert. Die wachsende Zahl ihrer Anhänger, eine Reihe guter Schulungsstätten, traditionsreiche Zeitschriften und reichhaltige Fachliteratur lassen eine Neubelebung dieser Heilmethode und ihren Weiterbestand auch im Ansturm gleichmachender Bestrebungen der Europa-Union erhoffen. Das ALLENsche Buch erfüllt in dieser Situation eine wichtige Aufgabe zur Verbreitung der Homöopathie generell, der Behandlung mit Nosoden speziell. Was der Leser vermißt, sind Hinweise auf die Gewinnung und Zubereitung sowie auf die evtl. noch existierenden Bezugquellen der von ALLEN verwendeten Nosoden und Homöopathika. Aus diesem Grund wäre es zweckmäßig, wenn die nächste Auflage des Buches nähere Angaben über die wenigen praxisrelevanten Veröffentlichungen neuerer Zeit zum Thema Nosoden enthalten würde. Als Minimum wären dies etwa die sehr ausführlichen Darstellungen von OTTO JULIAN „Materia medica der Nosoden“, Karl F.Haug Verlag; PETER CORNELIUS „Nosoden und Begleittherapie“, Pflaum Verlag (mit Anweisungen zur Findung und Anwendung der neu entwickelten Degenerations-Nosoden zur Behandlung maligner Erkrankungen); ferner die Informationsschriften der auf den Vertrieb und die Lieferung von Nosodenpräparaten spezialisierten Firmen wie meta-FACKLER, Hannover, SANUM-Kehlbeck, Hoya, STAUFEN-Pharma, Göppingen u.a. Windstosser |
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