von Dr.med. Karl Konrad Windstosser
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III. |
Therapeutischer Teil |
Individuelle Ernährungs-Grundregeln. Das Heilfasten.„Der Kunstgriff, mittels dessen ein
Organismus sich stationär auf einer ziemlich hohen Ordnungsstufe hält,
besteht in Wirklichkeit auf einem fortwährenden Aufsaugen von Ordnung
aus seiner Umwelt.“ „Ich sehe keinen physisch Kranken wirklich
und nachhaltig gesunden, ohne daß sich auch Wandlungen in seiner Seele
und Gedankenwelt vollziehen; und keinen seelisch Kranken, ohne das sich
auch sein Stoffwechsel zu Ausgleich und zur Ordnung kommt.“ „Verzicht nimmt nichts und zwingt zu nichts.
Er gibt den unerschöpflichen Reichtum der Einfachheit und
Unabhängigkeit, das Glücksgefühl der Selbstüberwindung und die Gnade
der Reinigung.“ "Der Ernährungsvorgang ist ein einziges, großes Wunder und erzwingt ein stetes sich-wundern. Für den naiven Laien die natürlichste Sache der Welt, verbirgt sie für den Naturforscher die letzten Lebensrätsel." C. L Schleich.
Die VollwertkostMit der Art, Menge und Beschaffenheit seiner Nahrung bestimmt der Mensch weitgehend die Q ualität und Dauer seines Lebens. Von Generation zu Generation verhängnisvoller werdende Fehler in dieser Hinsicht sind die vordergründige Ursache der immer häufiger auftretenden Entwicklungsstörungen, Degenerationserscheinungen und Krankheiten aller Art, auch bei jüngeren Jahrgängen, insbesondere der Immunschwäche Krebs. Spätestens seit diese Zusammenhänge durch die moderne Molekularbiologie ihre Bestätigung gefunden haben, erscheint die Revision eingewurzelter Verhaltensweisen und Gepflogenheiten hinsichtlich der Ernährung dringend erforderlich. In besonderer Weise sollte die Erkrankung Anlaß dazu geben. Durch seine Ernährung und Atmung ist der Mensch - wie jedes Lebewesen - Teil der ihn umgebenden Natur und des Kosmos. Sind die Tiere durch ihren Instinkt und die „Herdenseele“ noch in bestimmte arterhaltende Gesetzlichkeiten eingebunden, so hat der Mensch durch Willensfreiheit und Kultur diese Führung weitgehend verloren. Man glaubte lang, diesen Verlust durch die Erkenntnisse der Wissenschaft ausgleichen zu können. Aber die wissenschaftliche Forschung ist auf das Sichtbare, Wägbare, Meßbare angewiesen. Enorme Erkenntnisse wurden auf diese Weise errungen, insbesondere was den menschlichen Organismus und seine Funktion betrifft. Aber das eindimensionale analytische Denken und Forschen hat uns der Einheit, Ganzheit und Mehrdimensionalität des Lebens und der Natur entfremdet. Die moderne Ökologie bemüht sich zwar darum, die vielfach zerstörte Totalität des Denkens und Handelns zurückzugewinnen, aber nach dem Gesetz der Entropie wird die schon allzulang herrschende Entwicklungstendenz nicht so schnell aufzuhalten sein. Auch Krankheit einschließlich Krebs ist nichts anderes als Verlust der Ganzheit und Ordnung, Verlust der fortwährend ausgleichenden Harmonie zwischen den menschlichen Wesensgliedern Geist, Seele und Körper. Diese wieder in ihre Hierarchie zurückzuführen, ist die Aufgabe der Naturheilkunde, der biologischen, psychosomatischen Ganzheitsmedizin. Wichtigster Bestandteil und Basis derselben ist die Vollwerternährung, ohne die keine Therapie ihre optimale Wirkung entfalten kann. Eine solche Ernährung ist - im Gegensatz zu einer "Diät" - in sich als Ganzes ausgeglichen, also in keiner Weise irgendwie einseitig, sie entspricht in ihrer vegetarischen Grundform physiologischen, anatomischen, ethischen und kulturellen Normen und sie erfüllt hinsichtlich jeder einzelner ihrer Bestandteile die Kriterien der Ganzheit und natürlichen Vollwertigkeit. Jede industrielle oder küchentechnische Verarbeitung oder Zubereitung muß nach diesen Maßstäben bewertet werden, denn der gesundheitserhaltende und gesundmachende Wert der Nahrung hängt von diesen ganzheits- und qualitätsverändernden Maßnahmen ab. Fehlberechnungen der Wissenschaft, Fehl-entwicklungen der Landwirtschaft, rücksichtsloses Gewinnstreben der Nahrungs- und Genußmittelindustrie, nichtzuletzt aber die Borniertheit der sogenannten "gut-bürgerlichen" Küche sind die Ursache der heutigen Ernährungsmisere, der Eiweißüberfütterung, des riesigen Zuckerkonsums und der verhängnisvollen Vollkorn-Unterversorgung, Auch die mehr als Mode und Schlagwort aufzufassende "Nouvelle cuisine“ und viele andere, ständig wechselnde Ernährungslehren haben in dieser Beziehung noch keinen durchgreifenden Wandel gebracht. Es bedarf der gründlichen Information und des vollen Einsatzes jedes einzelnen, um sich gegen die Macht der Gewohnheit und die Suggestion der Werbung durch-zusetzen, 25-jährige eigene Erfahrung an über 4000 Krebskranken und Krebsgefährdeten ergab, daß bei den Patienten, die sich mehr oder weniger konsequent an Vollwertkost gehalten haben, eine deutlich bessere Ansprechrate auf die jeweils durchgeführte Therapie zu beobachten war. Der von der Schulmedizin immer wieder vorgebrachte Einwand, keine wie immer modifizierte Ernährung habe irgendwelchen Einfluß auf den Verlauf bösartiger Erkrankungen, kann nicht aufrecht erhalten werden. Es liegen die Ergebnisse vieler wissenschaftlich ausgewerteter Studien vor, die den verhängnisvollen Einfluß gewohnheitsmäßiger Fehlernährung auf die Entstehung und das Fortschreiten chronischer und maligner Erkrankungen erkennen lassen. Um wieviel wichtiger ist demnach die Wiederherstellung einer therapie-adjuvanten Vollwertkost des Kranken! Einschlägige breitflächige Untersuchungen wurden von folgenden Organisationen durchgeführt: Deutsche Krebsgesellschaft 1960, Deutsches Krebsforschungszentrum 1976, Deutsche Gesellschaft für Ernährung 1984, Gesellschaft zur Förderung der Ganzheitsmedizin (Münchner Modell), vorläufig abgeschlossen 1989, Bundegesundheitsamt Berlin (Vegetarierstudie) 1989. Der Report einer demoskopischen Untersuchung des National Research Council in den USA wurde 1982 von der DGE in deutscher Sprache veröffentlicht. Sie ließ eindeutige Zusammenhänge bestimmter Ernährungsvorlieben besonders hinsichtlich des Fleisch- und Fettverzehrs mit der Häufigkeit einiger Geschwulstformen wie Mamma-Ca, Dickdarmkrebs usw. erkennen. Schon früher lagen gerade aus den USA Berichte vor über Zusammenhänge des Gesundheitszustandes mit der Lebensweise bestimmter Bevölkerungsschichten, etwa der Mormonen und Adventisten, die sich aus religiösen Gründen gewissen Ernährungsregeln unterwerfen und im allgemeinen auch auf Genußgifte verzichten. In weit größerem Umfang noch ist eine gesundheitliche Bewertung der Ernährung erlaubt, die bei den orthodox buddhistischen und hinduistischen Völkern Asiens üblich ist und die außer Milch und Butter keinerlei tierische Produkte enthält. Von dem Onkologen und Nobelpreisträger DULBECCO stammt eine Übersicht, die den täglichen Fleischverzehr der Bevölkerung verschiedener Länder der dortigen Krebsmorbidität je 100.000 Personen pro Jahr gegenüberstellt. Es ergab sich eine genaue Kongruenz: Neuseeland führte -mit einem individuellen Fleischverzehr- von 320 g pro Kopf und Tag einerseits, einer Krebsquote von 42 andererseite. Geringeren Fleischkonsum, d.h. unter 80 - 40 g und weniger - wie in Indien, Japan, Kolumbien, Nigeria usw. korrelierte mit einer Krebsmorbidität unter 8, also einem Fünftel der Spitzenzahl. Dabei spielen allerdings weitere Lebensverhältnisse, Umweltfaktoren etc. eine gewiße relevante, aber in diesem Fall unberück-sichtigt gebliebene Rolle. Eine 1991 veröffentlichte, statistisch besonders sorgfältig ausgewertete Übersichtsarbeit von FRENTZEL-BEYME und Mitarbeitern aus dem Deutschen Krebsforschungszentrum berichtete über das Ergebnis einer 10 Jahre währenden Beobachtung von knapp 2000 teils strengen, teils gemäßigten (nicht öfter als einmal wöchentlich Fleisch oder Fisch essenden) Vegetarierinnen und Vegetariern aller Altersstufen. Die dabei zutage getretenen gesund-heitlichen Vorteile einer solchen Lebens- und Ernährungsweise waren umso markanter, je länger diese schon vor Beginn der Beobachtungszeit gedauert hatte und wenn zusätzlich noch auf Tabak, Alkohol und andere Genußgifte verzichtet worden war. Generell ergaben sich vergleichsweise günstige Zahlen hinsichtlich Krankheitshäufigkeit, Krankheitsdauer, Krankheitskomplikationen, Häufigkeit und Dauer von Arbeitsunfähigkeit sowie der Lebensdauer. Im speziellen ließ sich eine gegenüber dem Bevölkerungsdurchschnitt bedeutend niedrigere Zahl von akuten und chronischen Erkrankungen an Herz und Kreislauf, Magen und Darm, Leber und Nieren, Lunge und Haut, Allergien, Altersbeschwerden, rheumatischen und arthritischen Krankheiten erkennen. Unter den Männern trat während der Beobachtungszeit nur ein einziger Lungenkrebs auf (bei einem Raucher). Im Vergleich mit der Lungenkrebshäuigkeit der Gesamtbevölkerung wären 6,4 Fälle zu erwarten gewesen. Magen- und Darmkrebs fehlten bei Männern und Frauen völlig, wären aber 3,5mal zu erwarten gewesen. Bei den Frauen kam es kein einziges Mal zu Brustkrebs, er wäre bei "normaler" Ernährungsweise mindestens zweimal aufgetreten. Als sehr eindrucksvoll erwies sich der Unterschied in der Sterbequote, sie lag um 50% niedriger als bei der gleichen Personenzahl des Bevölkerungsdurchschnitts. Die Lebenserwartung der Vegetarier-Gruppe war demnach genau doppelt so hoch wie die der großen Masse von "Normalverbrauchern". Faßt man die Ergebnisse all dieser Studien zusammen, so lassen sich im Vergleich mit der in den westlichen Industrieländern üblichen Lebensweise und Ernährung erhebliche gesund-heitliche Vorteile eines weitgehenden oder völligen Verzichts auf Produkte aus getöteten Tieren feststellen, von den noch zu erläuternden ethischen und ökonomischen Argumenten zunächst abgesehen. Selbstverständlich vermag die Umstellung auf noch so fehlerfreie Vollwerternährung für sich allein eine nach jahre- bis jahrzehntelanger Entwicklung offenkundig gewordene Krebs-erkrankung nicht oder doch nur äußerst selten zur Rückbildung zu bringen. Es verstößt jedoch gegen alle ärztlichen Pflichten, auf diesen Teil der medizinischen Behandlung zu verzichten oder sie abzuwerten, denn sie unterstützt nicht nur die körpereigene Abwehr gegen die Krank-heit, sondern beschleunigt auch die Überwindung der durch operative Eingriffe, Bestrahlung oder Chemotherapie gesetzten Schäden. Die dem oben erwähnten NRC-Report zu entnehmenden Empfehlungen lassen sich folgendermaßen zusammenfassen: 1. Übergewicht meiden oder schonend abbauen. Untergewicht durch vorübergehende Bevorzugung bestimmter Nahrungsbestandteile ausgleichen (Vitamine, Fette, Vollkorn-produkte), evtl.auch durch häufigere kleine Mahlzeiten. 2. Einhaltung eines langzeitig bekömmlichen Verhältnisses zwischen Eiweiß, Fett und Kohlenhydraten nebst den darin enthaltenen Vitaminen, Spurenelementen und Ballaststoffen, wobei der Eiweiß- und Fettbedarf ausreichend.mit pflanzlichen Produkten gedeckt werden kann. 3. Die tägliche Nahrung sollte im wesentlichen aus Vollkornprodukten, Gemüsen, Salaten und Obst, zum kleineren Teil und nur bedingt aus Milchprodukten bestehen. Dem rohen Anteil dieser Nahrungsbestandteile ist bei jeder Mahlzeit der Vorzug zu geben. 4. Gänzlich auszuschalten sind: Weißmehlprodukte, Zucker in jeder Form (auch Honig), geräucherte und gepökelte Nahrungsmittel, Alkohol und Bohnenkaffee sowie alle als starke Säurebildner deklarierten Nahrungsmittel und Getränke (siehe Tabelle 2). Zu 1. Individuell variierendes und gleichmäßig zu haltendesn Normalgewicht (Kg nackt = Zenti-meter über 1 m Körperlänge -110%) ist in jedem Fall erstrebenswert, besonders bei Fettsucht. Sie begünstigt - auch nach dem NRC-Ergebnis - den Brustkrebs bei Frauen. Einzelne oder einige Fasttage mit nur Wasser, Saft oder Gemüsebrühe sind durchaus empfehlenswert. Sie können bei Übergewicht in Abständen wiederholt werden. Abzuraten ist bei noch aktivem Krebsgeschehen von längeren Fastenkuren. Es ist jedoch erstaunlich, mit wie wenig Nahrung ein Erwachsener bei der heute üblichen körperlich wenig anstrengenden Tätigkeit auf die Dauer auskommt, ohne Schaden zu leiden. Die meisten Menschen der Industrieländer kranken an einer physiologisch unbegründeten, oft streßbedingten oder psychogenen Eßsucht und überlasten ihren Stoffwechsel dadurch permanent. Jede vom Organismus nicht benötigte Kalorie begünstigt u.a. auch das Wachstum maligner Zellen. Zu 2. Gewohnheitsmäßiger Eiweißkonsum in der heute üblichen Menge und Vielfalt - Fleisch, Fisch, Ei, Käse und andere Milchprodukte bei gleichzeitiger Unterversorgung mit alkalisierendem Vitalstoff – und ballaststoffreichen pflanzlichen Produkten verursacht - wie in 19.0. eingehend dargestellt, Gewebsazidose und Blutalkalose. Beide Abweichungen vom biologischen Säure-Basen-Gleichgewicht sind als Dauerzustand in ihrem reziproken Zusammenwirken Kausalfaktoren sowohl vieler chronisch entzündlicher als auch degenerativer und maligner Erkrankungen. Die aus der Nahrung stammenden und die im Stoffwechsel entstehenden Säurevalenzen verlassen den Organismus über die Haut, die Lunge, den Darm und die Nieren. Jeder Laie kann sich vom Zustand seines Säure-Basen-Verhaltens auf einfache, wenngleich nicht wissenschaftlich exakte Weise überzeugen, indem er tagsüber etwa alle 3 Stunden seinen frisch gelassenen Harn mit einem Streifchentest prüft, z.B. mit dem Spezialindikatorpapier Merck Nr.9557, Messbereich pH 6,4 - 8,0. Näheres hierüber in 19.0. Die Harnazidität weist eine zirkadiane Rhythmik auf, weshalb eine einmalige Messung keine Aussagekraft hat. BIRCHER-BENNER, der erste große Reformator und Ganzheitstherapeut unseres Jahrhunderts, nannte den Fleischverzehr der damaligen Zeit - er hat sich auf über 90 kg pro Kopf und Jahr (ohne Fisch, Ei und Milchprodukte !) verdoppelt - die in jeder Beziehung "ungesündeste“ und "unökonomischste“ Lebensweise und Kultur. Der finanzielle Aufwand im Gesundheitswesen - er hat in Deutschland maximal 275 Milliarden erreicht und wurde zum Anlaß für die umstrittenen Gesundheits-Strukturgesetze - und die mit der Fleischerzeugung verbundene Vergeudung riesiger, durch Regenwaldabholzung noch vergrößerter Agrarflächen ist volks- und weltwirtschaftlich nicht mehr zu vertreten. Diese Mißstände wurden nicht nur von BIRCHER-BENNER, KOLLATH und anderen Ärzten erkannt und angeprangert, sondern auch von Zahnärzten, die das Gebißelend als Produkt der endemischen Fehlernährung ja täglich von früh bis spät buchstäblich vor Augen habenp etwa auch die Milchzahnkaries schon kleinster Kinder. Manche dieser Zahnärzte sind unter diesen Eindrücken über ihre reine Reparaturarbeit hinausgewachsen und beschäftigen sich - mindestens diagnostisch - mit Ganzheitsmedizin, d.h. mit den Beziehungen der einzelnen Zähne zu den Organbereichen. Bekannt gewordene Namen dieser Richtung sind Glaser-Türk, Herget, Kramer, Lechner, Marschner, Mayer, Pflaum, Schimmel, Schnitzer u.a. Von letzterem liegen zahlreiche Informationen über die Zahnschäden, ihre Gefahren und ihre Verhütung durch Vollwertkost vor. Mit dem Studium anderweitiger organischer Folgeschäden, falscher Ernährung, insbesondere der Eiweißüberlastung, befaßte sich der Frankfurter Physiologe WENDT. In jahrzehntelanger Forschungsarbeit wies er nach, daß es dadurch zu einer Viskositätssteigerung.(Eindickung) des Blutes kommt, die er "Hyperproteinämie“ nannte, ferner zur Ablagerung schwerlöslicher Eiweißkomplexe in der Basalmembran der Blutgefäßwandung. Geschieht dies im Bereich der kapillaren Endstrombahn, so verlieren die Haargefäße im Interzallularraum ihre Durch-lässigkeit, für die"Abgabe lebenswichtiger Stoffe, etwa auch Sauerstoff, und für die Auf-nahme der Stoffwechsel-Abfallprodukte". WENDT nennt dies "Hypoporopathie". Er liefert damit eine späte Bestätigung der Beobachtungen von BIRCHER-BENNER, der schon um die Jahrhundertwende die.Kapillarmikroskopie als Kriterium des generellen Gesundheits-zustandes seiner.Patienten benutzte. Leider vertreten selbst Fachleute heute noch gelegentlich den längst widerlegten Irrtum, man könne ohne Fleisch nicht leben, nichts leisten und im Krankheitsfall nicht zu Kräften kommen, ja, selbst Kindern müsse man der Blutbildung wegen Fleischspeisen geben. Gerade der Massenverzehr dieser Nahrungsbestandteile –man sollte sie nicht Lebensmittel nennen- ist die Hauptursache der endemischen Halbgesundheit, „Mäsotrophie“, wie sie KOLLATH, Schüler,von BIRCHER-BENNER und einer der bedeutendsten Ernährungsförscher unserer Zeit nannte. Man versteht darunter Zustände labiler Gesundheit ohne eigentliche medizinisch feststellbare Krankheit, aber eine betändige-psychische und physische Schwäche und Anfälligkeit für leichte Infekte und andere Beeinträchtigungen des Wohlbefindens. Auf dieser für den lehrmedizinisch fixierten Arzt unerklärlichen und unzugänglichen Basis kann sich später eine manifeste Immun- und Regulationsschwäche entwickeln, die dann auch eine Präkanzerose beinhalten kann. Selbstverständlich benötigt der jugendliche, heranwachsende Organismus Eiweiß als Baustein in einer der Altersstufe ehtsprechenden Menge und Qualität. Für den Säugling ist sie in der Muttermilch mit 1,5% enthalten. Selbst diese geringe Menge wird von der Natur ab der 3. Woche ein wenig reduziert. Verabreicht man dem Kind artfremde Milch mit höherem Eiweißgehalt, so drohen schwerwiegende und lebensbedrohliche Erkrankungen. Die allergisierende Wirkung der Kuhmilch und die instinktive Abneigung mahcher Menschen gegen diese sind bekannte Erscheinungen. Nach Abschluß der Wachstumsperiode dient Eiweiß fast ausschließlich noch zur Zellerneuerung ("Zellmauserung"), zum kleinsten Teil zur Bildung von Blut und Lymphe, Enzymen und Hormonen. Für diese Zwecke genügt beim Erwachsenen eine Eiweißmenge (Proteine und Albumine) von etwa ½g pro kg Körperge-wicht = 30 - 40 g pro Tag, und das, wie die wissenschaftliche Forschung und praktische Erfahrung (siehe die oben angeführten Pilotstudien) mehrfach erwiesen haben optimal in vegetabiler Qualität, wobei alle grünen Blätter, alle Getreidearten, besonders deren Keime (siehe Zubereitung im letzten Abschnitt) und alle Hülsenfrüchte (Soja, das "Fleisch der Asiaten") sowie die Kartoffel als Lieferanten infrage kommen. Bei einer in dieser Weise gemischten Ernährung hat auch der früher oft vorgebrachte Einwand des "unvollständigen“, den menschlichen Stoffwechsel nicht ausreichenden Eiweißes pflanzlicher Herkunft keine Berechtigung mehr. Tausende gesunder und leistungsfähiger Vegetarier beweisen dies. Auch der Fettverzehr ist in einer für die Gesundheit und Wirtschaftlichkeit ganz unange-messenen Weise angestiegen. Er beträgt in einigen Landesteilen mit 120 Gramm pro Kopf und Tag etwa das Doppelte des Bedarfes, wobei der hohe Anteil an Butter und tierischen Depotfetten wegen ihres Cholesteringehaltes eine besonders verhängnisvolle Rolle spielt. Gleichzeitig weisen diese Fettarten einen relativen Mangel an lebenswichtigen „essentiellen“ ungesättigten (sauerstoffaufnahmefähigen) Fettsäuren auf, die in den pflanzlichen Fetten und Ölen, sofern sie schonend gewonnen und keiner chemischen Veränderung unterzogen wurden, in vielfach höherer Menge enthalten sind. Das gleiche gilt für die fettlöslichen Vitamine D und E, während das in besonderer Weise vor Krebs schützende Vitamin A den verschiedenen Margarinesorten zugesetzt wird. Bei ausreichender Zufuhr kaltgeschlagener Öle und ungehärteter Fette kann durchaus auch Butter als Teil des täglichen Fettkonsums verwendet werden, der jedoch 50 - 60 Gramm pro Tag nicht übersteigen sollte. Davon rechnet man etwa 1/3 als Kochfett (den Speisen zwecks Schonung der Vitalstoffe zum größten Teil erst nach Abschluß der Garung zuzusetzen) 1/3 als (kaltgeschlagenes und extraktmittelfreies) Öl zum Anrichten der Salate bzw. Rohkostspeisen und 1/3 als Streichfett. Dabei kann es dem Geschmack des Verbrauchers überlassen bleiben, ob er Butter oder Margarine den Vorzug gibt. Jedes dieser Fette hat Vor- und Nachteile. Das Naturprodukt Butter ist dem Kunstfett Margarine schon deshalb überlegen, weil es keinem aufwendigen Herstellungsprozeß entstammt und weil es geschmacklich durch kein anderes Fett ersetzt werden kann. Gerade dieser Umstand trägt aber zum hohen Fettkonsum bei. Der Vitamin- und Mineralstoffgehalt ist hoch, schwankt aber jahreszeitlich und futterabhängig. Nachteilig ist der Cholesteringehalt der Butter, der zwischen 180 und 280 mg in 100 g liegen kann, während alle pflanzlichen Fette cholesterinfrei sind. Auch hinsichtlich der für den Sauerstofftransport und die Zellatmung wichtigen Fettsäuren sind die Pflanzenfette und Öle (abgesehen vom Kokosöl) der Butter überlegen. Während in letzterer der Gehalt an mehrfach gesättigten Fettsäuren den an mehrfach ungesättigten Fettsäuren übertrifft, ist es bei den pflanzlichen Fetten und Ölen genau umgekehrt. Einzelheiten hierüber sind der reichhaltigen Literatur zu entnehmen, insbesondere etwa der wissenschaftlichen Studie von SCHWEIGART, H.A.: Butter und Margarine. Der Gehalt an solchen Linolsäuren und an stabilen Vitaminen wie A, Carotin, E und D in den Margarinen macht diese für den Krebskranken durchaus empfehlenswert. Besonderer Erwähnung bedürfen die in allen pflanzlichen Ölen und Seetierölen, nur in geringer Menge in Milch und Butter enthaltenen hochungesättigten Omega 3- und Omega 6-Fettsäuren, mit denen bei therapieresistenten Leiden wie MS, Neurodermitis u.a. beachtliche Erfolge erzielt wurden. Über die Wirkung im Rahmen der Behandlung Krebskranker liegen noch keine Erfahrungen vor. Man gewinnt diese Öle aus den Samen der Saflorpflanze, der Nachtkerze und des Boretsch. Tierische Speicherfette enthalten durchweg viele gesättigte und wenig ungesättigte Fettsäuren. Weitere Belastungen sind - besonders im Schweinefett – die von RECKEWEG erforschten Sutoxine, latenten Grippeviren und schwefelhaltigen Bindegewebsanteile (Azidosequellen!). Aus diesen Gründen sollten solche Fette in einer Vollwertkost keine Verwendung finden. Man denke auch an die vielen sonstigen Nachteile der Massentierhaltung. 3. und 4. betreffen die Ganzheits- und Ordnungsgesetze der Getreideprodukte. Bereits im 19. Jahrhundert und vor BIRCHER-BENNER erkannte eine Reihe von Forschern die Schwachstellen und die Notwendigkeiten auf diesem Gebiet.. Der Verzehr von integralem Getreide und von Kartoffeln ist seit 2 - 3 Generationen in Europa im gleichen Maß zurückgegangen, in dem der Eiweiß-, Fett-, Zucker- und Feinmehlkonsum zugenommen haben. Die Einseitigkeit dieser Ernährungsweise durchkreuzt insbesondere jede Krebs-therapie, weil sie die zur Kohlenhydratverwertung notwendige Vitamin B-Versorgung verschlechtert, die gesamte Azidose, insbesondere die der Krebszellen steigert und damit indirekt deren Wachstum fördert. Es ist unbegreiflich, daß trotz aller Gesundheitspropaganda und Aufklärung die Vollkornprodukte immer noch erst ein Zehntel des gesamten Getreideverzehrs betragen. Von frühester Kindheit an verursachen und unterhalten die ihrer essentiellen Bestandteile beraubten Zucker- und Feinmehlwaren viele z.T. irreparable Gesundheitsschäden und Krankheitsanlagen. Davor haben BIRCHER-BENNER, KOLLATH, BRUKER, SCHNITZER und viele andere Ärzte und Forscher immer wieder gewarnt. Der oft schon im Schulalter verheerende Gebißzustand ist ein untrügliches Merkmal für die begangenen Ernährungsfehler. Nur das volle Korn mit allen seinen Bestandteilen ist das dem Menschen angemessene Lebensmittel und "tägliche Brot" oder Mus, sei es nun aus Roggen, Weizen, Hafer, Gerste, Hirse, Grünkern (Dinkel), Buchweizen, Mais, Reis usw. in allen Varianten der landesüblichen Sorte oder Zubereitung. Die von interessierter Seite als wichtigsten Kariesschutz propagierte Zahnbürste hat durchaus ihre Berechtigung, sie kann die durch Fehl- und Mangelernährung im Mund und im gesamten Organismus entstehenden Schäden aber nicht verhindern. Die Hinwendung zur meist ebenso vernachlässigten Rohkost ist der zweite Schlüssel zur Erhaltung und Wiedergewinnung der Gesundheit. Jede Erhitzung über 50 ° zerstört unwiederbringlich Leben, auch die "Lebendigkeit" der Nahrung. Leben kann aber nach ewigen Naturgesetzen nur durch lebendige Substanz erhalten werden. Nur eine sterile Wissenschaft konnte das Leben auf chemische und physikalische Reaktionen reduzieren. Tote Agrarflächen, tote Wälder, Krankheit und vorzeitiger Tod der Menschen sind die Folge solcher Kurzsichtigkeit. Nur was roh gegessen werden kann, ist im eigentlichen Sinn lebendig und gibt seine Lebensenergie im Verdauungsprozeß an den Organismus ab. Kochen, Braten, Backen, Dämpfen, Dünsten und Grillen liefern tote Nahrung mit Sättigungs- und Heizwert, aber keine Lebensmittel. Charakteristika der Rohkost sind: Hohe Konzentration essentieller Inhaltsstoffe, hoher Ballaststoffgehalt in günstigem Verhältnis zu den gesamten verdaulichen Bestandteilen, bessere Nahrungsökonomie bei geringerem körpereigenern Energieaufwand, Anregung zu gründlicherem Kauen und besserer Einspeichelung, schnellere Darmpassage und voluminöserer Stuhlgang. BIRCHER-BENNERs Empfehlung lautet: Je kränker der Mensch, desto höher sei der rohe Anteil seiner Nahrung. Sachgerechte Rohkostküche erfordert: Qualitätswahl beim Einkauf, Umstellung der Zubereitungsgewohnheiten und der Küchentechnik, Geschmackspflege, De- likatesse und Phantasie des Anrichtens, insbesondere bei der Herstellung der als Bestandteile der Rohkost unentbehrlichen verschiedenen appetitlichen Soßen, Umerziehung eventuell der ganzen Familie und ein möglichst vollständiges, kaufähiges Gebiß! |
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NEU: www.windstosser-museum.info
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