von Dr.med. Karl Konrad Windstosser
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III. |
Therapeutischer Teil |
Die innere Oberfläche des Menschen und die Auskleidung seiner Hohlorgane hat keine geringere gesundheitliche Bedeutung als die Haut. Aufgaben der Schleimhaut sind Schutz, Gleitfähigkeit, Resorption oder Ausscheidung, je nach der Funktion des schleimhauttragenden Organs. Ermöglicht wird dies durch die in der Schleimhaut enthaltenen Schleimdrüsen, Flimmerepithelhärchen mit zur Körperöffnung gerichteten Bewegung und durch eine dünne Muskelschicht mit peristaltischer Funktion. Stellenweise wird die Schleimhautoberfläche durch Fältelung, Papillen, Zotten oder Lakunen vergrößert. Lymphozyten und Lysozyme im Schleimhautsekret sorgen für antibakteriellen Effekt, unterschiedliches pH-Milieu für das Gedeihen organspezifischer mikrobieller Symbiontenflora (siehe 18.0.). Die mit der Außenwelt ständig in Verbindung stehenden Schleimhäute von Mund, Rachen und Nase sind der Pflege zugänglich und bedürftig. Im Rahmen der Gesamthygiene sollten die regelmäßige Mundspülung und täglich mehrmalige Zahnreinigung selbstverständliche Bestandteile der morgendlichen und abendlichen Gesundheitspfelege sein. Auch nach und zwischen den Mahlzeiten ist der Gebrauch der Zahnbürste oder des guten alten Zahnstochers empfehlenswert. Weniger dazu geeignet sind die desinfizierenden und desodorierenden Zusätze in manchen lautstark propagierten Zahnpasten. Es gibt auch solche mit natürlichen Bestandteilen, die der Mund- und Rachenflora nicht schaden. Wer sich vollwertig ernährt, seine Symbiose laufend regeneriert, nicht raucht, seinen Mund pflegt und den Zahnarzt regelmäßig aufsucht, erhält nicht nur seine Zähne, sondern auch seine Schleimhäute gesund, hat keine progressive Karies und keinen schlechten Mundgeruch (der meist gar nicht oralen Ursprungs ist). Der Begriff "Symbiose“ geht auf den Frankfurter Botaniker DE BARY zurück, der 1897 als erster mit der Erkenntnis an die Öffentlichkeit trat, daß Flechten eine Lebensgemeinschaft von Pilzen und Algen darstellen, die sich in ständigem Generationswechsel befinden. DE BARY nannte diesen Vorgang "Phytobiose“. Aus den unzähligen weiterhin beobachteten Symbiosen in der Natur zog man den voreiligen Schluß, daß es sich dabei immer um das Ziel wechselseitigen Nutzens handle. Unter dem Einfluß bestimmter Milieuveränderungen kann es in manchen Fällen jedoch zu einem Wandel der Freunde in Feinde kommen. Dies gilt vor allem für die im Säftestrom, Blut und Gewebe der Pflanzen, Tiere und Menschen lebenden Kleinstlebewesen. "Eubiose“ wird dann zur "Dysbiose“. Dieser Doppelgesichtigkeit begegnen wir beispielsweise auch bei der klassischen Symbiose der Darmbakterien, die in Hunderten von Varianten und Verhaltensweisen auftreten können. Dies hatte schon ESCHERICH, ein Zeitgenosse DE BARYs wenige Jahre vor dessen Entdeckung beobachtet, als er erstmals Kolibakterien isolierte, die in der Folge zum Gegenstand einer noch heute nicht abgeschlossenen bakteriologischen Forschungsrichtung, Darmbakteriologie und Darmpathologie, wurden. Von „Parasitismus“ im Gegensatz zur Symbiose spricht man dann, wenn sich ein Mikro- oder Makroorganismus dem Wirt gegenüber vorwiegend oder generell aggressiv verhält und in diesem Fall als Schädling, Parasit, Schmarotzer oder Krankheitserreger zu bezeichnen ist. An dieser Stelle sei auf die Vorteile der viel zu wenig bekannten Nasenspülung [3] hingewiesen. Es ist sonderbar, daß diesem als Schmutz- und Bakterienfänger funktionierenden Organ weniger Sorgfalt an Reinigung gewidmet wird als der Mundhöhle. Der Anfänger verwende dafür zunächst lauwarmes, später kaltes Wasser aus der Leitung und lerne es, dieses bei abwechselnd zugehaltenem rechten und linken Nasenloch auf der jeweils anderen Seite allmählich immer höher aufzuziehen und mit aller Kraft wieder auszupusten. Diese milde intranasale Hydrotherapie hilft nicht nur bei akutem oder chronischem Schnupfen mit oder ohne Beteiligung der Nebenhöhlen und Mandeln, sie bessert auch Migräne und Schlafstörungen und führt mit der Zeit zu einer deutlichen Resistenz gegen Erkältungskrankheiten (Für den mit der einfachen Methode nicht Zurechtkommenden gibt es eine Spezialkanne aus Jenaer Glas, die Nasendusche „Lota“, zu beziehen über Apotheken oder vom Vertrieb W. Achatz, Pilotystr.2, 8000 München 22.). Ein schleimhautgesunder und -abwehrfähiger Mensch jedoch hat die Gewähr stabiler Gesundheit und Vitalität, auch gegenüber Tendenzen zu maligner Entartung. PAUL VOGLER [12], weiland Leiter der Klinik für Physiotherapie der Charite in Berlin, entwickelte eine von ihm so benannte "Schleimhautregie“ zur Behandlung aller chronischen Nasen-, Rachen-, Tonsillen- und Nebenhöhlenerkrankungen, auch vom Typ des Herdgeschehens (siehe 15.0.). Sie besteht aus folgenden Programmpunkten: 1. Täglich mehrmaliges gründliches, evtl. systematisch zu erlernendes Räuspern und Abhusten, was am besten nach den Mahlzeiten gelingt; 2. Die Zungenbürstung (siehe nächsten Abschnitt); 3. Das Gurgeln; 4. Die Nasenspülung; 5. Der Gesichtsguß. Erfahrungsgemäß läßt sich auf diese Weise (und unter Zuhilfenahme korrekter Symbioselenkung, Homöopathie, Mandelabsaugung usw.) mancher operative Eingriff verhüten. D i e Z u n g eSchließlich muß uns in diesem Zusammenhang auch die Beschaffenheit der Zunge interessieren, weil diese - ähnlich der Haut als "Spiegel" des Organismus - auf Grund einer gewissen Topographie den gesamten Eingeweidetrakt und seine Funktion erkennen läßt. Die Zungenspitze entspricht in etwa dem Ösophagus und der Kardia, der mittlere Zungenbereich dem Magen, der Bauchspeicheldrüse, dem Dünndarm und der Milz, das hintere Drittel der Leber, der Gallenblase und dem Dickdarm. Verschiebungen oder Überschneidungen dieser Lokalisationen sind möglich. Frühere Ärztegenerationen waren noch fähig, aus Belag, Farbe und Fältelung der Zunge diagnostische Schlüsse zu ziehen. Unsere jungen Mediziner erlernen diese Kunst nicht mehr. Sie sehen ihren Patienten, falls überhaupt, nur noch aus besonderem Anlaß in den Mund. Der "klinische Blick" wird im Zeitalter der Apparatemedizin nicht mehr geschult. Demgemäß spärlich und vorwiegend älteren Datums sind die einschlägigen Quellen (siehe Literatur). Morgendlich stark veränderte Zungen sind bei Krebskranken die Regel. Wir sehen uns früh die Zunge an. Sie ist ein Spiegel der Beschaffenheit unserer Eingeweide. Nach dem "Fastenzustand" der Nacht zeigt sie uns durch ihren Belag, dass eine verstärkte Ausscheidung von Giftstoffen durch die Magen- und Darmwand erfolgte, die während dieser Zeit in ihrer ganzen Länge einen ähnlichen Belag aufweist. Wir sehen auf dem Zungenrücken gewissermassen nur das oberste Ende desselben. Die Zungenschleimhaut ist normalerweise zart rosa und von einem dünnen Schleier bedeckt. Morgens ist dieser Belag - auch beim Gesunden - vermehrt, verschwindet aber schon nach dem Frühstück spontan. Er nimmt im Zustand des Fastens, beim Kranken je nach Schwere der Erkrankung und Beteiligung der Verdauungsorgane eine pelzartige Dicke und zähe Konsistenz sowie verschiedene helle oder dunkle Farbtöne an. Zunehmende Austrocknung gilt als signum mali ominis. Es fördert Wohlbefinden und Appetit, den Belag mit einer nicht zu weichen Zahnbürste bei vorgezogener Zunge so gründlich wie möglich zu beseitigen. Da bei Vitamin B 12- und Folsäuremangel die Selbstreinigung der Deckepithelien der Zunge (und des Magens) gestört ist, tritt bei Perniziöser Anämie (M.BIERMER) das Gegenteil des Belages auf, die atrophische, glatte, rote, wie lackiert aussehende HUNTERsche Zunge (fälschlich als "Glossitis" bezeichnet). Sie ist leichteren Grades auch bei anderweitigen Fällen von Magensäuremangel und subazider Gastritis zu beobachten. Belagfreie, hochrote Zungen sehen wir ferner bei Polyzythaemia rubra, bei Hyperthyreose und bei Scharlach. Nach dem Frühstück wird dieser Ausscheidungsprozess abgestoppt und wieder rückläufig. Die Ausscheidungsphase („Exkretionsphase“) wird durch die Aufnahmephase („Resorptionsphase“) abgelöst. Ein verstärkter Zungenbelag ist auch stets ein Anzeichen erhöhter Ansäuerung des Blutes, wie sie uns beim Krebskranken erwünscht ist. Alkalose, also Säuremangel des Blutes, geht immer mit einer glatten, roten, unbelegten, relativ trockenen Zungen einher. Solche Patienten leiden auch meist unter Säuremangel des Magens, damit verbundener Appetitlosigkeit, dypeptischen Beschwerden, Gasbildung usw. Aus der Art, Stärke und Farbe des Zungenbelages lassen sich vom Kundigen manche Rückschlüsse auf die Situation des Kranken und die Wirksamkeit der Therapie ziehen. In früheren Jahrhunderten achteten die Ärzte weit mehr auf solche Zeichen. Auch für den Kranken ist es nach dem oben Erwähnten aufschlussreich, täglich morgens seine Zunge zu betrachten, ohne dass er deshalb zum Hypochonder zu werden bräuchte. Dann sollte der Zungenbelag jedoch durch Bürsten mit der Zahnbürste entfernt werden. Er ist unappetitlich und übelriechend und sollte ebenso wie der durch die Magen-Darmwand ausgeschiedene Schleim den Körper möglichst rasch verlassen. Nach dieser gründlichen "Zungentoilette" fühlen wir uns wohler und gehen mit umso grösserem Appetit an das Frühstück. Vor diesem ist jedoch noch die Einnahme der wichtigen Darmbakterien erforderlich (vgl. die Kapitel "Verdauung", "Stuhlgang", "Darm" und "Bioacid"). Nobelpreisträger für Chemie nimmt Stellung zum FluorproblemFluoride sind gefährlich, und ihre karieshemmende Wirkung ist zweifelhaft; sicher ist jedoch, "daß Fluoride toxische Substanzen erzeugen, die Gefahren im Verlauf des Stoffwechselprozesses mit sich bringen, und zwar direkt im Menschen und indirekt über die Nahrung". Das schreibt in einer persönlichen Mitteilung kurz vor seinem Tode der am 8. Februar 1975 verstorbene englische Nobelpreisträger Professor Sir Robert ROBINSON. Als Inhaber zahlreicher Lehrämter und Ehrentitel kommt der Warnung von Professor Sir ROBINSON vor den Fluoriden besondere Bedeutung zu, wenn er in seinem Schreiben fortfährt: „Es ist bekannt, daß die Anwesenheit von Fluoriden zur Bildung von Fluoressigsäure führt, welche die normale Essigsäure ersetzt. In ausreichender Konzentration kann das den Anlaß zu ernsthaften toxischen Wirkungen geben." |
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