von Dr.med. Karl Konrad Windstosser
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III. |
Therapeutischer Teil |
Die Haut bedeckt in Abhängigkeit von der Körpergröße etwa 1,5
bis 1,7 qm Körperoberfläche des Erwachsenen. An Volumen und Gewicht
übertrifft sie das größte parenchymatöse Organ, die Leber, deren
Gegenspielerin die Haut in biochemischer Hinsicht ist. Sie bildet und
speichert im subkutanen Bindegewebe und in den elastischen Fasern große
Mengen saurer Valenzen, u.a. über 50% des gesamten Milchsäurevorrates.
Deren Überschuß wird mit dem Schweiß nach außen abgegeben und dient
der Aufrechterhaltung des "Säuremantels“. Über den Kreislauf
wird damit und mit Hilfe der CO 2-Pufferung das mit zunehmendem Alter
zur Alkalose neigende Blut-pH reguliert (siehe 19.0.). Die Leber
hingegen repräsentiert einschließlich der von ihr produzierten Galle
das Prinzip der Alkalität. Damit mag ihr relativ häufiger
Metastasenbefall zusammenhängen, während Haut und Unterhautgewehe vom
azidophilen Sarkom und Melanom bevorzugt werden.
Der Haut obliegt Schutz, Abwehr und Ausscheidung nach außen, Regulation, Reizaufnahme und -weiterleitung nach innen. In Verbindung mit den vegetativen Zentren des Stammhirns stabilisiert die Haut die Körpertemperatur im zirkadianen Rhythmus (siehe 29.0.). Über die Haut kommt der Mensch mit der Außenwelt in Berührung, mit der Haut tastet er sie ab, mit den vorwiegend ektodermal entstandenen Sinnesorganen riecht, sieht, hört und schmeckt er. Über die Haut nimmt er Kälte und Wärme wahr, empfängt er alle strahlenden und wellenförmigen Energien. In der Haut werden diese Impulse umgewandelt, polarisiert, assimiliert, "verdaut", nicht anders wie die Nahrung von der Schleimhaut des Darmes, resorbiert wie der Luftsauerstoff durch das hauchdünne Endothel der Lungenbläschen. Diese Aufnahmefunktion gilt auch für das Licht, dessen Bedeutung für die Gesundheit man heute durch die POPPschen Forschungen über die Biophotonen besser kennengelernt hat. Wo Licht und strahlende Impulse zu intensiv oder mit körperfremden Frequenzen einwirken, entstehen Abwehrreaktionen oder Schäden in und unter der Haut, von der ersten leichten Rötung bis zur evtl. irreparablen Verbrennung, von der gesunden Bräunung bis zum Hautkrebs. Während die vorwiegend ergotrop wirkenden roten und infraroten Wärmestrahlen ziemlich tief eindringen, entfalten die mehr trophotrop gerichteten ultravioletten Strahlen ihre Kraft schon wenige Millimeter unter der Hautoberfläche. Sie unterhalten lebenswichtige biochemische Vorgänge, unter denen die Bildung von Ergo-Calciferol = Vitamin D 2 und Chole-Calciferol = Vitamin D 3 mit unterschiedlicher physiologischer Wirkung hervorzuheben ist. Eine weitere lebenserhaltende Aufgabe der Haut ist die Erzeugung und Speicherung biologischer Inkrete und Energien zur Erhaltung des „inneren Tonus“. In der Haut und ihren Anhangsgebilden vollzieht sich ein ununterbrochenes Stirb und Werde. Die oberflächlichen Epithelzellen werden innerhalb weniger Tage abgestoßen, die Basalzellen wachsen rasch nach oben. Mit ihrem unermesslichen Kapillarreichtum, mit ihrem riesigen Netz von rezeptiven und funktionellen Nervenendigungen, mit ihrem mächtigen, den ganzen Körper überziehenden vegetativ-regulativen Unterhaut-Bindegewebe (siehe 13.0) nimmt die Haut an allen lebenserhaltenden Stoffwechselvorgängen teil. Sie ist Exkretions-, Inkretions- und Regulationsorgan zugleich. Das Wärmegefälle von der Hautoberfläche nach außen zur Umgebung einerseits, von der Hautoberfläche nach innen andererseits ist mit einer ständig fluktuierenden Nerven- und Gefäßaktivität verbunden. Diese widerum bedingt einen fortfahrenden Ausgleich elektrischer Potentialdifferenzen. Dabei werden intra- und extrazelluläre Elektronen und Elektrolyte in Bewegung gesetzt. In dieser bilateralen Funktion ist die Haut mit dem äußeren Blatt eines Kondensators vergleichbar. Sie ist neben der Atmung und Ernährung der wichtigste Energiespender. Deshalb können wir über die Haut nachhaltig auf alle möglichen Steuerungsvorgänge Einfluß nehmen und diese therapeutisch korrigieren. GROSS [4] nimmt zu den Aufgaben der Haut folgendermaßen Stellung: "Intensive, zum Teil in Einzelheiten noch unveröffentlichte Untersuchungen neuester Zeit haben ergeben, daß die Haut ein Immunorgan erster Ordnung darstellt, das Thymus und Lymphknoten insgesamt kaum nachsteht, einige auffallende Ähnlichkeiten, aber auch Unterschiede zu diesen besitzt und mit ihnen kooperiert". EDELSON und FINK [2] kamen auf Grund eigener und fremder Studien zu wichtigen Erkenntnissen, von denen drei für die Tumorimmunologie als besonders wichtig hier kurz beschrieben seien: 1. Die Haut hat beim Menschen differenzierte, an das T-Zellsystem gebundene Abwehrfunktionen, die mit den seit 20 Jahren vorliegenden Ergebnissen der PISCHINGERschen Forschung (siehe 13.0. und 13.1.) völlig übereinstimmen. 2. Haut und Thymus weisen eine Reihe ähnlicher funktioneller und biochemischer Eigenschaften auf. Dies ist eine von mehreren Erklärungen dafür, daß die Immunabwehr beim Erwachsenen normalerweise voll intakt bleibt, wenn sich der Thymus im 3.und 4.Jahrsiebt bis auf Reste zurückbildet. 3. Intensive Sonneneinwirkung und künstliche UV-Strahlen (Solarien) können die Immunkompetenz der Haut schädigen und schlummernde Malignome - sowohl lokal als auch generell - aktivieren. Bei ohnehin reduziertem Repairvermögen (Streß, Mesenchymblockade, Herdgeschehen, Geopathieschaden, Infekte usw.) sollte dies berücksichtigt werden. Ihrer Funktion als Exkretions- und Abstoßungsorgan gemäß werden über die kapilläre Endstrombahn Stoffwechsel-Endprodukte, Toxine, Erbgifte usw. in die Haut abgelagert, dort entgiftet und ausgeschieden. In ihr manifestieren sich Zeichen mangelhafter Ausscheidungsfähigkeit der Leber, der Nieren, des Darmes oder der Haut selbst, etwa in Form von Ausschlägen, Allergien oder anderweitiger "Hautkrankheiten“, die in Wirklichkeit Stoffwechselstörungen sind. Bei den exanthematischen Kinderkrankheiten handelt es sich nach Auffassung der biologischen Medizin um die Bewältigung von Erbgiften. Dies ist einer der Gründe, warum es für falsch gehalten wird, solche natürliche Gesundungsvorgänge durch immer noch umfangreichere Impfprogramme zu unterdrücken. Auch die "Hautkrankheiten" Erwachsener stellen ein Symptom des Heilbestrebens dar, das interner Unterstützung, nicht der Unterdrückung bedarf. Die Bemühungen der heutigen Dermatologie um die isolierte Behandlung und Beseitigung des Symptoms offenbart einmal mehr den uns in allen Fachbereichen begegnenden medizinischen Kollektivirrtum. Die hohe Rezidivquote derart behandelter Dermatosen, öfter noch die dem Dermatologen meist gar nicht bekannt werdenden internen Komplikationen "zurückgetriebener" Exkretions- oder Depositions-Bestrebungen des Organismus, d.h. einen Therapieschaden bekommt in der Regel der Ganzheitstherapeut, der Homöopath oder der Heilpraktiker zur gegebenen Zeit und in oft wesentlich therapieresistenterer Form dann zu sehen. Die HautpflegeAus der energetischen, funktionellen Betrachtung der Haut resultiert die Notwendigkeit, ihr in gesunden und kranken Tagen eine Pflege angedeihen zu lassen, die das Programm der üblichen Reinhaltung und Kosmetik freilich bei weitem übertrifft. Hautpflege ist einfachste, natürlichste und älteste Gesundheitspflege und Quelle des Wohlbefindens überhaupt. Die besten und billigsten Hautpflegemittel sind Wasser und Seife, Luft und Sonnenlicht, letzteres allerdings mit Bedacht und keinesfalls ersetzt durch UV Bestrahlung im Solarium. Wasser reinigt nicht nur, es ist in jeder seiner Aufgaben und Dienstleistungen für Pflanzen, Tiere und Menschen ein unentbehrlicher Lebensfaktor. Wasser hat die gesundheitlich bedeutsame Eigenschaft, statische Aufladungen der Haut abzuleiten und deren elektrisches Potential zu normalisieren. Dies ist für viele Mensehen wichtig, die in biologisch unbefriedigenden Häusern (Stahlbeton, Elektrosmog) zu wohnen gezwungen sind oder in ungeeigneten Betten schlafen (siehe 11.0., 11.1. und.11.2.). Wasser vermag auch Ionen und Photonen zu übertragen. Es reichert sich - besonders in fein verteilter Tröpfchenform versprüht oder vernebelt - mit negativen Ionen aus der Luft an, die den unter ungünstigen atmosphärischen Bedingungen (Föhn, Gewitter) daran verarmenden Menschen auf natürlichem Weg zugute kommen, sei es als Regen, Nebel, Gradierwerk- oder Wasserfalleffekt (siehe 21.0.). Abgesehen von seiner biologischen Bedeutung hat das Wasser in der Geschichte aller Völker, Kulturen und Religionen eine wichtige Rolle gespielt. Vom Himmel fallend, aus der Tiefe der Erde quellend und diese zu ⅔ als Meer bedeckend, gab es in früheren Zeiten und noch unseren Vorfahren Anlaß zu hoher Wertschätzung und mystischer Verehrung. Man ordnete ihm Götter, Halbgötter, Nymphen und Quellengeister zu. Für GOETHE war das Wasser Symbol des ewigen Wandels, er widmete ihm ein bekanntes Gedicht. In manchen kultischen Handlungen, etwa der Taufe, der Fußwaschung, des Weihwassers, haben sich bis heute Reste uralter magischer Vorstellungen erhalten. Selbst das Badewesen der zahllosen Kurorte in aller Welt entbehrt nicht gänzlich solchen Zauberss und lebt einträglich von suggestiver Werbung für hunderterlei Wässer, deren Berechtigung nicht in jedem Fall einer streng wissenschaftlichen Prüfung standhalten würde. PRIESNITZ und KNEIPP haben die heilende Wirkung kunstgerechter Wasseranwendungen in die Heilkunde eingeführt. Angepaßt an den konstitutionellen Reaktionstyp kann eine solche Therapie auch dem Krebskranken oder Krebsgefährdeten durchaus empfohlen werden. Der unkomplizierte, füllige, kontaktfreudige, optimistische, den Genüssen zugewandte Pykniker verträgt stärkere, wärmeentziehende Anwendungen, der schwächliche, schlankwüchsige, insichgekehrte, zaghafte Leptosome schonendere, wärmezuführende Maßnahmen. Darauf wird in 27.0. noch näher einzugehen sein. Die meisten Menschen haben nach dem Erwachen ein selbstverständliches Bedürfnis nach Sauberkeit und Frische. Der in diesem Fall segensreichen Technik verdanken wir es, dazu und allerorts warmes und kaltes Wasser zur Verfügung zu haben. Aber es ging uns die Ehrfurcht vor dem Wasser verloren. Wir vergeuden es Tag und Nacht in unvorstellbaren Mengen. Erst die Signale der jüngsten Vergangenheit gaben Anlaß zu Besinnung. Die Probleme der Trinkwasserqualität werden in 16.1. behandelt. Die morgendliche Belebung der Haut und ihrer Funktion erfolgt am besten in Form der Waschung unter Zuhilfenahme einer milden Seife, der Dusche oder des Vollbades, verbunden mit Ganzkörperbürstung naß, anschließender kräftiger Abreibung und - wenn möglich - einem kürzeren oder längeren Luftbad. Insbesondere das tägliche Bad von 38 – 40 ° Wärme und 15 - 20 Minuten Dauer ist dem Krebskranken als therapeutische Maßnahme dringend zu empfehlen. Es kommt dem Wärmebedürfnis der vielen leptosomen Vagotoniker unter unseren Patienten entgegen, sofern keine Kreislaufschwäche eine Reduzierung der Temperatur oder Dauer erforderlich macht. Das Bad wird mit der Bürstung eingeleitet und mit einer kühlen oder kalten Dusche oder Abwaschung beendet, woran sich kräftiges Trockenreiben bzw. Frottieren anschließt. Über die nicht ohne ärztliche Überwachung durchzuführenden Sonderanwendungen des Überwärmungsbades (SCHLENZbades) und der Dauerbrause lese man nach in 27.0. und 27.2. Im Krankheitsfall indizierte, hautreaktive Naturheilverfahren wie Umschläge, Packungen, Güsse, Massagen, Schwitzprozeduren vom Wickel bis zur Sauna usw. muß von sachkundiger Seite individuell entschieden werden. Ihre Aufzählung erübrigt sich an dieser Stelle. In Anbetracht der vielfältigen Möglichkeiten, die Aufgabe und Funktion der Haut anzuregen oder wiederherzustellen, ist es bedauerlich, daß davon seitens der Patienten und der Therapeuten viel zu wenig Gebrauch gemacht wird. Selbst an der einfachsten Körperpflege lassen es manche Menschen in unglaublicher Weise fehlen, obwohl schon damit an Selbstbewußtsein und Lebensqualität gewonnen werden kann. Nur durch vermehrte Aufklärung und Motivation wird sich das Verständnis und die Bereitschaft für diesen Teil der ganzheitlichen Krebstherapie steigern lassen. Nach dem Aufstehen erfolgt 5-10 Minuten lang ein intensives Bürsten der Haut. Wir besorgen uns zu diesem Zweck eine Körperbürste, die so hart sein muß, daß eine gründliche Rötung der Haut damit zu erzielen ist. Oft ist es nötig, sie später durch eine härtere zu ersetzen. Ob wir diese Bürstung trocken oder während der Körperwaschung unter Zuhilfenahme von Seife in der Wanne bzw. unter der Brause vornehmen, ist weniger ausschlaggebend. Letzteres hat den Vorteil, daß die aufgequollenen oberen Hautschichten gründlicher als bei der Trockenbürstung entfernt werden. Man fängt bei den Fußsohlen an und bürstet in langen Strichen die Beine, dann die Arme, schließlich auch kreisend den Leib, die Brust und den Rücken (Stielbürste!). Die Bewegung, die herzwärts geht, sollte immer etwas kräftiger ausfallen, als die entgegengesetzte. Durch das Bürsten kommt es zu einem wohligen, warmen Gefühl über der ganzen Körperoberfläche. Es verliert sich das Frösteln, das so häufig bei chronisch Kranken anzutreffen ist und lediglich von der zu geringen kapillären Durchblutung der Haut herrührt. Ist die Haut aber richtig durchblutet, so öffnen sich die Poren, die Hautatmung bessert sich, die Ausscheidungsfunktion der Haut wird unterstützt und die Bildung von Abwehrstoffen in der Haut wird gefördert. Viele Stoffwechselgifte kann der Tumorkranke auf diese Weise leichter bewältigen. Nach der Waschung und Bürstung wird der Körper - wieder in der Reihenfolge Beine, Arme, Bauch, Brust, Rücken grundsätzlich kalt abgewaschen oder abgebraust. Durch die kalte Ganzwaschung, die auch in der Kneipptherapie eine wichtige Rolle spielt, erzielen wir eine nachhaltige Erfrischung und Durchwärmung, zusätzlich aber jene Abhärtung der Haut, die allmählich jedes Frieren und jede Erkältung unmöglich macht. Abschließend frottieren wir uns noch mit einem möglichst rauhen Badetuch ab. Einige Atemübungen oder gymnastische Bewegungen - selbstverständlich möglichst bei offenem Fenster - beschließen dieses morgendliche Programm (vgl. mdie beiden folgenden Kapitel). D i e S o n n eHäufig werden wir gefragt, ob sich der Patient der Sonne aussetzen darf. Diese Frage ist nicht generell zu beantworten. Jeder muß wissen, was er sich zutrauen darf. Von manchen Krebskranken hören wir, dass sie mit Beginn ihres Leidens empfindlicher gegen Sonnenbestrahlung wurden. Wer aus dem Flachland kommt, muß berücksichtigen, daß Rottach-Eggern 750m hoch liegt und hier eine wesentlich intensivere Strahlung herrscht als in tieferen Lagen. Im allgemeinen darf der Tumorkranke kürzere Zeit bzw. in allmählich zunehmender Dauer sonnenbaden, wenn er sich dabei wohlfühlt. Natürlich ist jede Verbrennung zu vermeiden, wozu bereits eine beginnende Rötung zählt, weil dadurch oft eine Verschlechterung des Zustandes, mindestens des Allgemeinbefindens des Schlafes, des Appetits, etc. verursacht werden kann. Hautpartien, die einer Röntgenbestrahlung ausgesetzt waren, müssen wenigstens in der ersten Zeit vor direkter Sonnenbestrahlung geschützt werden. Grundsätzlich abdecken sollte man auch Hautmetastasen. Beim Wandern in praller Sonne sollte man bei Bedarf einen Strohhut tragen. Schwimmen, Segeln und sonstiger Sport ist unter Beachtung der gegebenen Vorsichtsmaßnahmen und unter Berücksichtigung der jeweiligen Leistungsfähigkeit duraus erlaubt. |
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NEU: www.windstosser-museum.info
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