von Dr.med. Karl Konrad Windstosser
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II. | Allgemeiner und historischer Teil |
„Der gute Arzt darf nicht den Fehler begehen, die Frage nach
alternativen Therapiemöglichkeiten leichtfertig vom Tisch zu wischen.
Solches Verhalten ist schlicht menschenverachtend, gehört aber leider
zum onkologischen Alltag."
"Die Schulmedizin hat übersehen, daß die Hinwendung der Patienten zur sogenannten Alternativmedizin weniger der Suche nach anderen Mitteln entspringt als dem Verlangen nach Zuwendung, Anhörung, Humanität, Ganzheitlichkeit, nach einem "Gesundheitskonzept" an Stelle des "Krankheitskonzepts" nach Erfüllung des Wunsches der Eigenleistung und Mitwirkung bei der Gesundung." Beide Zitate von: GERD A. NAGEL, Gründer und Leiter der KLINIK FÜR TUMORBIOLOGIE in Freiburg. ______________________________________________ Wie in den Abschnitten 4 a bis 4.i beschrieben, ergossen sich während der Jahre 1984 bis 1987 geradezu generalstabsmäßig vorbereitet und zeitlich vereinbart wissenschaftlich getarnte Aggressionen und Disqualifikationen über alle Ansätze der holistischen und pluralistischen Krebsheilkunde. Ebenso auffallend wie dieser Feldzug war die während der letzten Jahrzehnte bemerkbar gewordene Zurückhaltung der lehrmedizinischen Front. Einzelnen vorher strikt abgelehnten Komplementärmethoden brachten manche namhafte Vertretev der klassischen Onkologie und Forschung überraschendes Interesse entgegen, etwa der Vollwerternährung (18.0), der Misteltherapie (22.2) und der Überwärmungsbehandlung (26.1). Man liest jetzt auch dann und wann Beiträge früher streng linientreu-gewesener Autoren in ganzheitlich orientierten Zeitschriften. Diese zaghaften Ansätze eines Gesinnungswandels mögen zum Teil dem ehrlichen Bekenntnis zur überfällig gewordenen Grenzerweiterung der Krebsmedizin entspringen, vielleicht auch dem Bestreben, verlorengegangenes Gelände ohne allzu große Zugeständnisse zurückzugewinnen, denn die Forderung vieler Ärzte und Patienten nach „sanfter Onkologie“ wurde inzwischen immer lauter. Zu einer Weiterführung und Vertiefung dieser Entwicklung fehlte dann aber sowohl die dazu notwendige fundamentale Überzeugung und Vorbildung im ganzheitlich-biologischen Sinn als auch die Bereitschaft zur Revision, eventuell auch Aufgabe festgefahrener Konzepte und Institutionen, wie sie vereinzelt sogar aus den eigenen lehrmedizinischen Reihen gefordert wurde (5.0 bis 5.4 und 8.0). In einem Interview mit dem DEUTSCHEN ÄRZTEBLATT (Nr.7/1988) ging der Onkologe KLEEBERG (Hamburg), bis dato einer der engagiertesten Gegner aller ganzheitstherapeutischen Tendenzen so weit, zu bekennen, daß es "nicht sinnvoll" sei, "alle Krebskranken mit dieser (sc.orthodoxen) Behandlung zu belasten", und daß es "nicht gelungen" sei, durch vorbeugende, früh einsetzende und intensivierte interdisziplinäre Therapie die Rate der Krebsheilungen zu verbessern“. Wie uns die Erfahrungsheilkunde heute gelehrt hat, müssten hinter jedem dieser Prädikate die verhängnisvollen Fragezeichen der Ganzheitswirkung, der Immunrelevanz und der Unschädlichkeit stehen. Was unversöhnlich fanatische Onkologen ernsthaften Forschern und Praktikern der Komplementärtherapie noch vor wenigen Jahren als "Hirngespinst paramedizinischer Schwarmgeister“ oder "an Kriminalität grenzendes Experimentieren" vorgeworfen haben, findet jetzt plötzlich Gnade und liest sich bei KLEEBERG (siehe oben) beispielsweise so: "Außerdem setzen wir große Hoffnung in die aktive spezifische oder unspezifische Immuntherapie“. Genau dieses Ziel hat sich die ganzheitlich orientierte Krebsheilkunde seit Jahrzehnten in jedem ihrer Konzepte ausdrücklich und vorrangig gesteckt. Man ist offensichtlich bemüht, klammheimlich auf die vielgeschmähte Linie der Ganzheitstherapie einzuschwenken und den Anschein zu erwecken, als habe man schon immer ganzheitlich, pluralistisch, abwehrsteigernd und immunologisch gedacht und gehandelt. Dieser Verdacht erhielt Nahrung, als die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG in Nr. 20/1989 meldete, in Freiburg sei eine dem Universitätsklinikum angeschlossene Krebsklinik im Entstehen, in der "vor allem natürliche Heilverfahren zur Anwendung kommen sollten. Das Konzept dazu stamme von G.A.NAGEL, damals Präsident der DEUTSCHEN KREBSGESELLSCHAFT sowie Chirurg und Ordinarius in Göttingen, gemeinsam mit SCHMÄHL, inzwischen verstorbener Internist und Ordinarius in Heidelberg. Beide zeichneten damals als Mit-Herausgeber der als strenge orthodox geltenden Schriftenreihe AKTUELLE ONKOLOGIE. Mehrere Bände derselben wurden in 4.1 bis 4.4 besprochen. Ihr Inhalt besteht jeweils aus wissenschaftlich getarnten unkritischen Stellungnahmen zu fast allen Mitteln und Methoden der komplementären Krebsheilkunde. Absurd mußte es deshalb erscheinen, daß sich ausgerechnet ein Spitzenfunktionär der orthodoxen Onkologie berufen und befähigt fühlen sollte, die von ihm bisher keineswegs wohlwollend beurteilte, ganzheitliche Richtung in einem größeren klinischen Rahmen zu praktizieren und deren Wirkung im Vergleich mit dem konventionell-klassischen Vorgehen objektiv zu beurteilen, ein Vorhaben, das eine Unzahl von Fragen und Zweifeln aufwirft, unter denen wohl das Problem der Entscheidung zwischen den konkurrierenden Behandlungsweisen im konkreten Fall besonders schwierig sein dürfte. Die KLINIK FÜR TUMORBIOLOGIE - ein etwas sonderbarer Name für eine vorrangig doch der Therapie dienende Institution - wurde 1992 eröffnet. Ihre ärztliche und wissenschaftliche Leitung übernahm der von Göttingen nach Freiburg übergesiedelte G.A.NAGEL. Mit persönlich gehaltenen Schreiben vom 25.11.94 und vom 9.8.97 baten die Verfasser des vorliegenden Buches G.A.NAGEL um Nachricht über die bis dann gewonnenen Erfahrungen des seit 1992 laufenden Klinikbetriebes in Freiburg. Die Antworten lauteten 1994, ein diesbezüglicher Bericht sei "in der ersten Januarhälfte 1995“ zu erwarten, 1997, es lägen noch keine abschließenden Ergebnisse vor, "da es sich um Langzeitversuche“ handle. Diese Auskünfte, beidemale ohne weiterem Kommentar und nicht vom Klinikchef unterschrieben, kann man in Anbetracht der bis damals verstrichenen Überprüfungsdauer und Beobachtungszeit von 5 Jahren nur als unbefriedigend bezeichnen. Den Verfassern sind seither keine diesbezüglichen Veröffentlichungen mehr bekannt geworden. Sollte dieser mit viel Hoffnung verknüpfte und großer Erwartung bevorschusste jüngste Anlauf zur gegenseitigen Verständigung wieder als Flopp enden? |
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NEU: www.windstosser-museum.info
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