von Dr.med. Karl Konrad Windstosser
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II. | Allgemeiner und historischer Teil |
Wie aus den Jahresangaben der in den Abschnitten 2.0. bis 4.1.
beschriebenen Aktivitäten und Veröffentlichungen ersichtlich ist,
verschärfte sich die Aggressivität der Lehrmedizin gegen die
"alternativen" Krebsbehandlungsmethoden etwa ab Mitte der
achtziger Jahre unverkennbar. Wort- und federführend in dieser Hinsicht
bei allen sich bietenden Gelegenheiten, selbst auf Kongressen und -
siehe oben - in der Schriftenreihe "Aktuelle Onkologie“ des W.
Zuckschwerdt-Verlages, war und blieb die bereits mehrmals erwähnte Frau
Prof. IRMGARD OEPEN. Ohne jede eigene therapeutische Erfahrung glaubte
diese streitbare Kollegin, lediglich gestützt auf ihre - keineswegs
etwa juristische, sondern blutgruppen-serologische - Tätigkeit am
Marburger Institut für Rechtsmedizin, sich ei-autoritäre Kompetenz
anmaßen zu dürfen. Dieser Arroganz wurde allerdings alsbald durch
Urteil des OLG Hamburg vom 18.12.1986 ein Riegel vorgeschoben,
nachzulesen in "Weleda Bulletin" 7/8/1988 und
"Gesundheitspolitische Umschau" 9/1988. Die orthodoxe Medizin
war schlecht beraten, als sie sich bis zu diesem Zeitpunkt über Jahre
dieses mißtönenden Sprachrohrs kommentarlos bedient hatte.
Unter dem - doppelsinnigen - Titel dieses Abschnittes gab Frau OEPEN im gleichen Jahr 1985, in dem die unter 4.1. besprochene Dissertation von JANSSEN erschienen war, im Deutschen Ärzteverläg eine weitere kritische Arbeit heraus. Von ihrem eigenen Beitrag abgesehen stammen die darin enthaltenen Artikel von den 13 weiteren Mitgliedern des Arbeitskreises "Krebsmedikamente mit fraglicher Wirksamkeit" (3.0., 4.0.). Sie äußerten sich in der bekannten vorgefaßten und keiner sachlichen Stellungnahme entsprechenden Diktion über verschiedene, nicht nur krebsrelevante Themen der nichtkonventionellen Medizin. Eine ausführliche Besprechung dieses Buches durch KARL-HEINZ GEBHARDT aus "Allgemeine Homöopathische Zeitung" 1/1988 wird mit freundlicher Genehmigung des Rezensenten und des Karl F.Haug Verlages hier ungekürzt wiedergegeben: „Insgesamt haben 13 Autoren an diesem Buch mitgearbeitet. Die Beiträge sind von sehr unterschiedlicher Qualität. Während sich die Mehrzahl der Autoren kritisch mit den diskutierten Verfahren aufgrund eigener Nachprüfungen auseinandersetzt, stützt sich Frau Oepen in ihren Beiträgen lediglich auf Literaturkenntnisse, da sie als Serologin über keine eigenen therapeutischen Erfahrungen verfügt. Der von ihr benutzte Terminus „Paramedizin" stößt bei der Allgemeinmedizinerin Wörz-Bilfinger auf Bedenken, so daß sie dafür den Ausdruck „paraärztliche" Behandlungsmethoden verwendet. Die übrigen Autoren, mit Ausnahme von Hauser, sprechen mehr von unkonventionellen oder Außenseitermethoden. Im einzelnen enthält das Buch folgende Abschnitte: Zunächst diskutiert Frau Oepen in einem Artikel „Paramedizinische Verfahren in Diagnostik und Therapie - eine Übersicht" verschiedene Methoden überwiegend der Erfahrungsheilkunde, wobei sie arztrechtliche Aspekte an den Anfang stellt. Dies ist deshalb bemerkenswert, weil sie ja selbst gar keine Rechtsmedizinerin ist. Die Radiästhesie wird von ihr als magische Methode eingestuft. Bei der Neuraltherapie sind überwiegend die Zwischenfälle hervorgehoben, die durch unsachgemäße Anwendung dieser Methodik zustandekommen können. Das ist natürlich ein gänzlich unqualifiziertes Verfahren, sich ein Urteil über eine so wichtige Heilmethode zu verschaffen, denn Kunstfehler gibt es sowohl im Bereich der orthodoxen Medizin wie natürlich auch bei den sog. Außenseitermethoden, zu denen man andererseits die seit Jahrzehnten eingeführte Neuraltherapie kaum mehr zählen kann. Auch ihre Kritik an der Akupunktur ist völlig unqualifiziert. Über ein solches Verfahren läßt sich in der Tat nur urteilen, wenn man es selbst sorgfältig erlernt und ausgeübt hat. Inzwischen setzt sich zunehmend auch in der westlichen Welt die Erkenntnis durch, daß diese seit Jahrzehnten in China entwickelte und praktizierte Methode unbeschadet ihrer rationalen Erklärbarkeit eindeutige therapeutische Effekte hervorbringt. In dem Abschnitt über Homöopathie irrt Frau Oepen, wenn sie behauptet, Hahnemann habe seine Lehre erst um 1810 begründet. Die Geburtsstunde der Homöopathie ist vielmehr das Jahr 1796. In einem zweiten Abschnitt über „Unkonventionelle Methoden bei rheumatischen Erkrankungen“ referiert sie im Abschnitt „Homöopathische Therapie" die im Lancet veröffentlichte Studie über Rhus toxicodendron D6 bei rheumatischen Hüft- und Kniegelenksschmerzen. Sie hält diese Studie für „wegweisend, auch weil sie von homöopathischen und allopathisch orientierten Ärzten gemeinsam geplant und ausgeführt wurde". Gerade dies ist aber gar kein Gütezeichen, denn die Studie war von vornherein so unhomöopathisch angelegt, da Rhus toxicodendron D6 ja aufgrund einer klinischen Diagnose und nicht des homöopathischen Arzneibildes verordnet wurde, daß das negative Ergebnis vorprogrammiert war. Die Studie belegt deshalb nicht die Unwirksamkeit der Homöotherapie, sondern nur die wissenschaftliche Unfähigkeit ihrer Autoren. Im zweiten Abschnitt werden von der Allgemeinmedizinerin Frau Wörz-Bilfinger "paramedizinische Behandlungsformen und ihr Stellenwert aus der Sicht des Arztes für Allgemeinmedizin" abgehandelt. Die Arbeit ist kritisch und stützt sich auf eigene Untersuchungen mit sehr interessanten Ergebnissen. Danach folgt Hauser mit einem Abschnitt „Paramedizinisches Krebsmanagement". Er deckt die Schwachstellen der zahlreich empfohlenen Krebstherapien auf, was durchaus verdienstvoll ist. Anschließend bespricht Jungi die „Diättherapie maligner Tumoren", ebenfalls ein sehr kritischer und lesenswerter Artikel. Schumacher beschäftigt sich mit „Problemen der Immuntherapie in der Onkologie, speziell beim Mammakarzinom“. Dieser sehr gut geschriebene Abschnitt vermittelt eine ausgezeichnete Übersicht über die Problematik, streift aber die Thematik des Buches nur ganz am Rande. Schnitzer setzt sich anschließend mit der „Sauerstoffmehrschrittherapie nach Von Ardenne“ auseinander. Aufgrund eigener Untersuchungen konnte keine Wirksamkeit festgestellt werden. „Über die Therapie mit oralem und intravenösem Strophanthin“ äußert sich Erdmann ebenfalls sehr kritisch. Seine Schlußfolgerungen sind zwar experimentell gut abgesichert, stimmen aber nach meinen eigenen ausgedehnten Erfahrungen mit Strophanthin mit der therapeutischen Wirklichkeit nicht ganz überein. „Zur Problematik funktioneller Magen-Darm-Krankheiten am Beispiel des Colon irritabilen“ nimmt Jenss Stellung. Dieser Artikel ist sehr lesenswert, geht aber kaum auf außerschulische Behandlungsmaßnahmen ein. Insbesondere fehlt die Erwähnung der Arbeit von Mössinger, der eine Doppelblindstudie mit Asa foetida D3 bei der Behandlung des Colon irritabile durchführte und dabei feststellte, daß bei der mit Obstipation einhergehenden Form dieser Erkrankung Asa foetida D3 gegenüber Plazebo eindeutig wirksam war. Gerade in diesem Buch hätte eine solche Arbeit unbedingt besprochen werden müssen. Weitere Abschnitte beschäftigen sich mit Außenseitermethoden in der Psychotherapie und ihren Risiken, Magnetfeldern in der Medizin, Elektroklima und Klimageräten, Wettereinflüssen auf Befinden und Krankheit. Sie sind alle sehr kritisch geschrieben und durchaus lesenswert. Im letzten Abschnitt „Was heißt heilen? Die Bedeutung der spezifischen und unspezifischen Therapie" macht der frühere Heidelberger Physiologe Schaefer sehr interessante Ausführungen. Er hat sich die Ansicht von Jores weitgehend zu eigen gemacht, wenn er schreibt: „Die Ätiologien der Krankheiten im Joresschen Sinn bleiben hingegen der Therapie weithin unzugänglich (Jores, 1966): das Gemisch aus technischer Umweltveränderung, sozialer Unerträglichkeit, sozialer Determination pathogener Sitten und der Prägung unserer Persönlichkeit“. Er räumt weiterhin ein, daß eine spezifische Therapie im Sine einer Kausalbehandlung nur in etwa 10 Prozent der Fälle möglich ist und daß für die Heilung der übrigen Erkrankungen entscheidend die vis medicatrix naturae ist. Auch weist er darauf hin, daß die naturwissenschaftliche Medizin gegen diese Kraft eine verständliche, aber zu korrigierende Reserve habe. Er betont so auch die „Blindheit der Wissenschaft der Rolle der Emotionen gegenüber“ und schreibt wörtlich: „Wirleben in einer wissenschaftlichen Welt des Verstandes, der Intelligenz, der rationalen Beherrschung der Welt. Das Heil des Menschen kann aber hier, aus einsehbaren physiologischen Gründen, nicht gefunden werden." Leider tut Schaefer den letzten entscheidenden Schritt nicht, indem er nicht erkannte, daß die Homöopathie gerade auf die von ihm so stark apostrophierte vis medicatrix naturae durch die Signalsteuerung ihrer Medikamente als einzige Therapieform überhaupt einzuwirken vermag und daß andererseits die Homöopathie von Anfang an die von der sog. naturwissen-schaftlichen Medizin ausgeblendeten Emotionen und nicht erkannten oder nicht genügend zur Kenntnis genommenen Bedingungen des Krankwerdens und Krankseins sorgfältig registriert und für die Arzneimittelwahl genutzt ha. So endet dieses Buch, das eigentlich eine Apologie der naturwissenschaftlichen Medizin sein sollte mit der Einsicht, daß die Schulmedizin selbst an ihre Grenzen gelangt ist, die nun dringend überschritten werden müssen, wenn ein therapeutischer Fortschritt möglich sein soll." |
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