von Dr.med. Karl Konrad Windstosser
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II. | Allgemeiner und historischer Teil |
Die "Große Krebskonferenz""Wenn die Maske der Kosmetik fällt, resultiert schonungslos kategorisch die Forderung, Krebsforschung und Krebstherapie neu zu orientieren. Wann wird dies geschehen ? Es behaupte keiner, daß die Wege dazu nicht längst aufgezeigt wären.“ ERNST KROKOWSKI (1926 - 1985), Röntgenologe, Mentor neumoderner Aufassungen.
"Auch wenn alle einer Meinung sind, können doch alle unrecht haben" BERTRAND ARTHUR WILLIAM RUSSEL (1872 - 1970), Britischer Logiker, Philosoph, Schriftsteller und Nobelpreisträger Wenn sich ein Arzt vom medizinischen Dogma lossagt und eine seinem Gewissen, seiner Überzeugung und seiner Ausbildung gemäße pluralistische Therapie ausübt, steht er sofort einer bedrohlichen Front gegenüber. Besonders die den Bemühungen um eine grenzerweiternde Krebsheilkunde entgegengebrachte Verständnislosigkeit, Unduldsamkeit und Animosität manifestiert sich in immer vielfältigerer Form. Parallel dazu laufen mit zunehmender Tendenz die bekannten Aktivitäten der etablierten Medizinalbehörde, des Bundesgesundheitsamtes, der Arzneimittelkommission, des sogenannten "Gesundheits-Reformgesetzes" usw. Alle diesbezüglichen Maßnahmen und Entscheidungen verraten die Absicht, die biologische Medizin zu disqualifizieren und ihren Vertretern durch Arzneimittelverbote (14.1. und 14.2.) die Ausübung ihres Berufes zu erschweren, obwohl nachgewiesen ist, daß die große Mehrheit der Patienten eine Behandlung mit Naturheilmitteln wünscht und deren Erhaltung befürwortet. Nachdem sich das Bundesgesundheitsamt während der letzten Jahre jedoch eindeutig zum Sprecher der wissenschaftlich-dogmatischen Richtung gemacht hat, ist das drohende Verbot von über 2.500 biologischen Präparaten ein weiterer Schritt zur lehrmedizinischen Replementierung. Zusätzliche Gefahren werden 1992 mit der Nivellierung des Heilmittelwesens durch das Inkrafttreten des EG-Binnenmarktes auf uns zukommen, denn dieser richtet sich nach dem Status der Länder Europas, die hinsichtlich Naturheilkunde und Ganzheitstherapie als unterentwickelt zu gelten haben und sich mit dem einschlägigen Niveau in den deutschsprachigen Ländern nicht messen können. Damit dürften weitere einschneidende Restriktionen des Angebotes und der Herstellung biologischer Arzneimittel verbunden sein. Der Kampf um die Naturheilverfahren ist jedoch nicht nur ein Streit um Behandlungsformen, sondern gleichzeitig der Kampf um die Therapiefreiheit, um die Entscheidungsfreiheit des Arztes und des Patienten und damit um verfassungsmäßige Grundrechte. Wer diese Seite der Situation noch verkennt und unterschätzt, dem sei die Lektüre neuerer Bücher zu diesem Thema empfohlen (1,7,8), die am Ernst der Situation keinen Zweifel mehr lassen. BUCHLEITNER, Initiator der „Aktion für Biologische Medizin“, schreibt hier unter anderem: "Die Angriffe verbergen sich unter schön klingenden Schlagworten wie „keine unwirksamen Arzneimittel", "Kostendämpfung im Gesundheitswesen", "Harmonisierung im EG-Bereich". Allen diesen Bestrebungen liegt die Absicht zugrunde, die Bürger zu bevormunden und Abweichungen von der lehrmedizinischen "Norm" zu verhindern. Im Europäischen Parlament zu Straßburg erklärte 1987 ein Abgeordneter im Namen der EG-Kommission auf eine Anfrage zur Situation der Naturheilmittel kühn: "Außerdem deutet derzeit in der medizinischen Literatur nichts darauf hin, daß Alternativheilmittel wirksamer sind als Placebos. Die Krankheitskosten werden in den Mitgliedsstaaten von der sozialen Sicherheit, das heißt von der Gemeinschaft der Bürger getragen. Diese hat das Recht, zu fordern, daß erstattete Behandlungen eine öffentlich anerkannte Wirksamkeit haben." BUCHLEITNER schreibt dazu des weiteren: "Man fragt sich, was mehr Staunen verdient: Die Anmaßung, mit der sich ein Repräsentant der EG-Kommission zum Sprecher der "Gemeinschaft der Bürger" macht, oder die Heuchelei, mit der vorgegeben wird, man wisse, was für den Bürger gut ist." Für die Medizin bedeutet diese Entwicklung, daß künftig nicht mehr der Arzt die Notwendigkeit und Wirksamkeit seiner Verordnung zu beurteilen hat, geschweige denn der Patient mit seinem Befinden, sondern daß dies am grünen Tisch, beispielsweise eines Ministeriums oder einer EG-Kommission geschieht, und zwar nach dem "Stand der wissenschaftlichen Erkenntnisse". Die Entmündigung des Arztes und des Patienten ist damit perfekt. Wie sehr sich die Wissenschaft jedoch von der Erfahrung und der Natur entfernt hat, darüber lese man in Abschnitt 6.6. nach. Die Tatsache, daß auf dem Gebiet der Krebsheilkunde ähnliche Bestrebungen im Gange sind und die Therapiefreiheit bedrohen, macht es erforderlich, die Struktur und Tätigkeit auch dieser speziellen Front näher unter die Lupe zu nehmen. Sie hat sich während des vergangenen Jahrzehnts in bemerkenswerter Weise straff organisiert. Mit dem Ziel einer "besseren Koordination und Kooperation aller im Bereich der Krebsdiagnostik und Krebstherapie tätigen Kreise" wurde gelegentlich der "l. Großen Krebskonferenz“ 1979 das "Gesamtprogramm zur Krebsbekämpfung" ins Leben gerufen. Beteiligt an diesem Projekt waren schon damals viele medizinische und administrative Spitzenorganisationen, federführend beispielsweise das Bundesministerium für Jugend, Familie, Frauen und Gesundheit, ferner das Bundesministerium für Forschung und Technik, das Bundesministerium für Arbeit und Sozialordnung, das Deutsche Krebsforschungs-zentrum, die Deutsche Krebsgesellschaft, die Deutsche Krebshilfe, die Max-Planck-Gesellschaft, sogar die CDU-CSU-Fraktion des Bundestages, Bundesverbände vieler ärztlicher und nichtärztlicher Organisationen, Krankenkassen und Versicherungsträger usw. Bis zur 4., bisher letzten Tagung der "Großen Krebskonferenz“ 1989 ist die Zahl der am "Gesamtprogramm zur Krebsbekämpfung" beteiligten Institutionen auf 130 angestiegen. Über jede der bisherigen Tagungen liegt ein umfangreicher Bericht vor, herausgegeben vom Bundesminister für Jugend, Familie, Frauen und Gesundheit [2], der Auskunft gibt über die Tätigkeit der zunächst 14, jetzt 18 Arbeitsgruppen, Kommissionen und Sondergremien, deren personelle Zusammensetzungen, Arbeitsprogramme, Referate und Anträge einzelner Mitwirkender usw. |
Es ist in der Tat ein gigantisches Pensum, das man sich vorgenommen hat.
Alle Programmpunkte werden von ebensovielen Fachbereichsgruppen in
systematischer Weise laufend überprüft und kritisch bewertet. Kein
Gebiet der Onkologie ist dabei vergessen: Prävention,
Patientenversorgung, Diagnostik, Therapie, Epidemiologie, Forschung,
Rehabilitation, Umwelteinflüsse, sogar Ernährung usw. Die
Patienten-Selbsthilfe soll gefördert werden - wie zu befürchten, in
linientreuer Richtung -, spezielle Ausbildungszentren für dialektisch
befähigte Referenten sind vorgesehen, alles selbstverständlich, um
jeglicher Influenz nichtkonventioneller Art vorzubeugen. Die uns hier
besonders interessierende 13. (früher 11.) Arbeitsgruppe widmet sich
dem Thema "Unkonventionelle Methoden der Krebsbekämpfung“. Sie
wurde als solche bereits 1981 aufgestellt, aus Gründen ihrer
unbefriedigenden Leistung und ungeeigneten personellen Zusammensetzung
1987 als "Gutachtergremium" neu konstituiert. Als Aufgabe war
ihr gestellt, "sich solcher hypothetischer oder empirischer
Studienansätze anzunehmen, die im Rahmen der üblichen Krebsforschung
keine angemessene Förderungschance haben, deren Weiterverfolgung oder
Überprüfung jedoch sinnvoll sein könnte. Dabei werden
Forschungsanträge sowohl aus der wissenschaftlichen wie aus der
Erfahrungs-, Volks- und Alternativ-Medizin vorbehaltslos und sorgfältig
geprüft."
Gemäß offizieller Absichtserklärung vom 7.12.1982 sollten dieser Arbeitsgruppe angehören "auf der einen Seite Vertreter forschender medizinischer Fachdisziplinen wie Immunologie, Röntgenologie, Physiologie oder biomedizinische Statistik, auf der anderen Seite solche Experten, die selbst Erfahrung in der klinischen Anwendung nicht oder noch nicht allgemein anerkannter Methoden haben. Es wurden vorwiegend solche Fachleute in die Arbeitsgruppe berufen, die als aufgeschlossen gegenüber unkonventionellen Hypothesen oder Forschungsrichtungen gelten bzw. sich mit den sogenannten Außenseiterverfahren eingehend befaßt haben." Wie es mit der angekündigten "Seitengleichheit" und "Aufgeschlossenheit" dann tatsächlich aussah, zeigt ein Blick auf die 1981 entstandene personelle Besetzung der - damals 11. - Arbeitsgruppe. Ihr gehörten zunächst an (alphabetisch): Veronica Carstens, PD Hoffmann, Issels, Dr. Prof. Jachertz, Prof. Jesdinsky, Prof. Kaufmann, PD Kienle, Prof. Dr. Krokowski, Prof.Irmgard Oepen, Dr. Penn, Prof. Reutter, Prof. Sprinzl, PD Schönharting, Prof. Schumacher, Prof. Thomas. 3 überzeugten, praktizierenden Vertretern der biologischen Richtung standen demnach 12 wenngleich nicht durchweg kontrovers eingestellte Hochschullehrer gegenüber, von denen keiner über ausreichende Kenntnis und Erfahrung in ganzheitlicher Krebstherapie verfügte oder mit einschlägigen wissenschaftlichen Arbeiten an die Öffentlichkeit getreten war. Mehrere der Kommissionsmitglieder übten auf Grund ihrer rein labormäßigen, diagnostischen oder forschenden Tätigkeit gar keine Heilkunde aus. Die zu bewertenden "alternativen" Therapieformen waren ihnen also gänzlich fremd. Bestenfalls konnte ihr Wissen nur angelesen sein oder vom Hörensagen stammen. Dies gilt insbesondere für Prof.Irmgard Oepen, Blutgruppenserologin am Institut für Rechtsmedizin in Marburg, die sich seit jeher berufen gefühlt hatte, mit dem Eifer eines Ayatollah gegen alles zu Felde zu ziehen, was sich nicht in ihre akademisch medizinische Vorstellungswelt einordnen läßt (4.2, 4.3.). Auch Prof. Schumacher hat sich mit einer Attacke gegen die Misteltherapie gelegentlich seines Beitrages „Alles Hokuspokus?“ auf dem Fortbildungskongreß über Krebsnachsorge 1983 unrühmlich hervorgetan und mußte eine bis heute unwidersprochen gebliebene Richtigstellung durch GUTSCH (3) einstecken. Wie sollte von dieser Seite eine unvoreingenommene Vorauswahl "prüfungswürdiger Außenseitermethoden“ zu erwarten sein? Bereits 1981 war auch ISSELS in die Arbeitsgruppe 11 berufen worden. Wie sich weiterhin erwies, geschah dies allerdings ohne jede ernsthafte Absicht der Zusammenarbeit. ISSELS legte der Kommission damals sogleich ein Memorandum vor mit dem Titel „Nachbehandlung Krebskranker zur Regeneration der Abwehr",in dem er die seit 1951 von ihm konzipierte und praktizierte immunologische Ganzheitstherapie und die damit erzielten Erfolge darlegte. Der Beitrag blieb bis heute – 1995 - unbeantwortet und ohne Erinnerung. |
Während der folgenden Jahre entfaltete die Arbeitsgruppe 11 keine
nennenswerte Aktivität und veröffentlichte auch keinen
Tätigkeitsbericht. Von 150 eingereichten Anträgen wurden nur 4 einer
genaueren Prüfung für würdig erachtet:
Umso eifriger war Frau Prof. OEPEN in ihrem Sinne tätig. Noch bevor irgendwelche Prüfungen auch nur ins Auge gefaßt und vorbereitet waren, veranlaßte sie eine junge, unerfahrene Medizinerin zu einem Übersichtsreferat mit kritischen Kommentaren, das mit kunterbuntem Inhalt und einem Vorwort von OEPEN/NAGEL 1985 als Buch unter dem mit der Arbeitsgruppe namensgleichen Titel "Unkonventionelle Methoden der Krebsbekämpfung“ herausgegeben wurde [4], siehe Besprechung 4.1. Wer in dieser Weise vorprellt, greift - juristisch ausgedrückt - in ein schwebendes Verfahren ein und macht sich außerdem als Mitglied eines als unvoreingenommen programmierten Gremiums unglaubwürdig. Im gleichen Jahr 1985 und nicht von ungefähr tagte nach Art mittelalterlicher Ketzerprozesse das Internationale Symposium "Krebs und Alternativmedizin“. Unter den "Inquisitoren" befanden sich mehrere Mitglieder der "Großen Krebskonferenz". Präsidium und Referate lagen ausschließlich in Händen orthodoxer Onkologen, die zu den "Außenseitermethoden" in vorwiegend inkompetenter Weise Stellung nahmen. Einzelne Vertreter dieser Richtung waren wohl eingeladen worden, doch war eine Teilnahme solcher keineswegs generell vorgesehen. Nichtorthodoxe Vortragsthemen unterlagen außerdem der Selektion durch den Veranstalter, das INTERDISZIPLINÄRE ONKOLOGIEZENTRUM St.GALLEN. Hier die Liste der handverlesenen Referenten, Ihrer Aufgaben und Themen (alphabetisch): Prof.Baenkler (Zelltherapie), Prof.Baum (Alternative Medicine and Oncology in the Unitect Kingdom), Prof.Berger (Grundlagenforschung), Prof.Brunner (anthroposophische Krebstherapie), PD Cavalli (Moderator), Prof.Engelharcit (klinische Erfahrungen), Prof.Gallmeier (Vitamine und Krebs), Dr.Gertler (Neuraltherapie), Dr. Agnes Glaus (A1ternative Krebstherapie), Dr. Glowatzki (Das Magische in der Heilkunde), Prof.Hartenstein (klinische Forschung), Prof.Heimpel (Moderator), Prof.Herfarth (Moderator), Jungi (Krebserreger, Spezielle Krebsdiäten), Prof.Karrer (Moderator), Prof.Käller (Moderator), Prof.Kleeberg (Homöopathie und Krebs), Prof. Nagel (Wirksamkeitsnachweis und autistisches Denken in der Onkologie), Prof.Obrecht, (Anthroposophisches Umfeld), Prof.Irmgard Oepen (Wasseradern, Erdstrahlen), Prof.Pasternak (alternative Nachweismethoden), Prof. Dr. Pöldinger (Psyche und Krebs), PD. Dr. Sauer (Enzyme und Krebs), Prof. Schlatter (Nahrungs-Karzinogene und Antikarzinogene), Prof. Schmähl (Paramedizinische Methoden in der Krebstherapie), Prof. Schreml (Zytoplasmatische Therapie), Prof.Senn (Moderator), Prof. Stacher (Zytostatika aus Pflanzen), Prof.Tanneberger (Moderator), Prof.Wilmanns (Hyperthermie, biochemische Grundlagen), Prof.de Weck (Thymusextrakte), Prof. Riethmüller (Tumorimmunologie). 32 lehrmedizinische Onkologen, vorwiegend Hochschulprofessoren, saßen einmal mehr über biologische Heilverfahren zu Gericht, ohne hierfür kraft profunder Kenntnis und therapeutischer Erfahrung autorisiert gewesen zu sein. Bezeichnend war übrigens, daß das Thema "Mistel" programmgemäß ausgespart blieb! Es spielte sich mit erweiterter "Starbesetzung" die gleiche Groteske ab wie 1981 bei der Inszenierung und seitherigen Tätigkeit der Arbeitsgruppe "Unkonventionelle Methoden der Krebsbekämpfung“. Die eigentlich Sachverständigen dieser Richtung - unter ihnen Issels - waren weit unterrepräsentiert und bewußt benachteliligt. Sie blieben von den Referaten ausgeschlossen und konnten mit ihren zeitlich limitierten Diskussionsbemerkungen keine Richtigstellung der Aussagen erzielen. Die "Inquisitoren" haben damals in St.Gallen schon ganze Arbeit geleistet! Gelegentlich der 3. Zusammenkunft der "Großen Krebskonferenz“ 1986 erhielt die bis dahin 11. Arbeitsgruppe "Unkonventionelle Methoden der Krebsbekämpfung“ die Nummer 13. Als neue Mitglieder gehörten ihr nun an: Prof.Baenkler, Prof.Klaus, Dr. Piontek, Dr. Schietzel, Dr. Schwabe, ausgeschieden waren: PD.Kienle, Prof.Krokowski (verstorben), PD.Dr. Schönharting, Prof.Thomas. Obwohl keine neuen Tätigkeitsberichte vorgelegt worden waren, auch nicht über die Weiterverfolgung der zwischenzeitlich zur Prüfung empfohlenen 4 Themen (siehe oben), gab man der Gruppe erneut den Auftrag, "aus der Vielzahl unkonventioneller Ansätze diejenigen zu bestimmen, die prioritär forschungsmäßig überprüft werden sollen." Wieder sollten sich für diese Entscheidutgen "Experten zur Verfügung stellen, die nicht einseitig an schulmedizinische Vorstellungen gebunden sind und aus möglichst vielen Fachrichtungen kommen". Außerdem seien dabei '"Maßstäbe anzulegen, die darauf abzielen, solche Verfahren auszuschließen, bei denen eine Schädigung des Patienten zu befürchten steht oder die in völligem Widerspruch zu naturwissenschaftlichen Grunderkenntnissen stehen." Letztere Vorbehalte sind zunächst insofern absurd, als sie der Arbeitsgruppe erlauben, jede "alternative" Behandlungsweise als "möglicherweise schädigend" rundweg abzulehnen. Man bedenke vergleichsweise, daß fast alle in der Roten Liste aufgeführten Allopathika ganze Serien von Nebenwirkungen unter Umständen bedrohlicher Art auslösen können, ohne daß dies ihrer Prüfting und Zulassung im Wege stand. Was heißt außerdem "in völligem Widerspruch zu naturwissenschaftlichen Grunderkenntnissen“ ? Gerade diese Eigenschaft macht ein Mittel oder eine Methode doch gerade zum unkonventionellen Therapeutikum ! Als Diskussionsredner auf der 3."Großen Krebskonferenz“ nahmen als Vertreter der "Nichtkonventionellen“ Dr. Gebhardt (Hufelandgesellschaft für Gesamtmedizin) und Prof. Renner (Gesellschaft für biologische Krebsabwehr) zu den anstehenden Problemen Stellung. Sie warnten vor jeder Behinderung der Therapiefreiheit und befürworteten in Anbetracht des Fehlens echter Fortschritte in der klassischen Krebstherapie (“Progress against Cancer?", The New England Journ.of Med. 1986) die zusätzliche Behandlung Krebskranker mit nebenwirkungsfreien Alternativmethoden. Sie forderten außerdem eine bessere Zusammenarbeit zwischen Schulmedizin und Ganzheitsmedizin. Dem stand der Diskussionsbeitrag von Prof. Kleeberg, Deutsche Krebsgesellschaft, gegenüber, der einen permanent tagenden Arbeitskreis "Verbraucherschutz Onkologie" forderte, der "die sattsam bekannten alten und neuen Außenseiterverfahren“ laufend auf ihre Wirksamkeit überprüfen und die Ergebnisse der Bevölkerung über Presse, Funk und Fernsehen mitteilen sollte. Da man weiß, wie leicht solche Prüfungen und Informationen manipuliert werden können, bedarf dieser Vorschlag keines Kommentars. Er wiederholt außerdem nur die der Arbeitsgruppe 13 gestellte Aufgabe. Das Schlußwort der Bundesministerin für Jugend, Familie, Frauen und Gesundheit, Frau Prof. Süßmuth, forderte dazu auf, "insgasamt müsse die Krebsforschung Offenheit zeigen auch gegenüber unkonventionellen Verfahren" und wies ferner darauf hin, daß als nächstes die Konstituierung einer neuen Arbeitsgruppe zum Thema "Ernährung und Krebs" anstehe. Diese Ankündigung ging bis zum 4., bisher letzten Zusammentritt der "Großen Krebskonferenz“ zwar noch nicht in Erfüllung, verschiedenen Kräften und wohl auch der Einsicht des Konferenzpräsidiums selbst auf Grund seiner bisherigen personellen Zusammensetzung in den neunjährigen Leerlauf der Arbeitsgruppe war es zu verdanken, daß nach dieser Konferenz endlich ein längst fälliges, gründliches Revirement zustandekam. Fortan gehören der Gruppe nicht mehr an: Prof. Baenkler, Dr. Veronica Carstens, Prof.Hoffmann, Dr. Issels (aus persönlichen Gründen), Prof.Jachertz, Prof.Jesdinsky, Prof.Irmgard Oepen (!), Dr. Penn, Prof. Sprinzl, PD. Dr. Schönharting, Prof.Schumacher, Dr. Schwabe, Prof. Steiner, Prof.Thomas. Die Arbeitfigruppe 13 setzt sichnunmehr zusammen aus: Prof. Bühring, Prof.Franz, Dr. Gebhardt, Prof. Hillenkamp, Prof. Kaufmann, Prof.Köpcke, Prof. Körsterring, Prof. Maiwald, Dr. Matthiesen, Prof. Nagel, Prof.Reutter, Prof.Samson, Prof. Sauer, Dr. Schietzel, Dr. Schürhoff. Mit der Hinzunahme homöopathisch bzw. anthroposophisch orientierter Ärzte, dem Verbleib als "außenseiterfreundlich“ bekannter Professoren und dem Ausscheiden fanatischer Gegner aller nicht-linientreuer Konzepte wird die Arbeitsgruppe 13 ihrer eigentlichen Aufgabe und ursprünglich vorgesehenen Sachlichkeit hoffentlich besser gewachsen sein. Eine weitere positive Änderung trat insofern ein, als sich die Mitglieder nun auf die Begutachtung beratungsfähiger Anträge zu beschränken hatten, die Vorbereitung und Nachbearbeitung derselben jedoch Aufgabe der freien Universität Witten und des ihr angeschlossenen Krankenhauses Herdecke sein sollte. Nicht genug der kritischen Organisationen, konstituierte sich auf Betreiben der Deutschen Krebsgesellschaft bereits 1982 die damalige Arbeitsgruppe 12, jetzige Kommission 14 mit dem Programm "Krebsmedikamente mit fraglicher Wirksamkeit". Ihr gehörten zunächst an: Prof.Bolt, Prof.Henschler, Prof.Jesdinsky, Prof.Kleeberg, Prof.Lampert, PD.Ochsenfahrt, Prof.Irmgard Oepen, Prof.Riethmüller, Prof.Schmähl, Prof.Seeber. Noch vor Beginn ihrer Tätigkeit schieden durch Tod aus: Prof.Bolt, Prof.Lampert, PD.Ochsenfahrt. Bis zur 2. Tagung, der "Großen Krebskonferenz“ kamen folgende Mitglieder hinzu: Prof.Herrmann, Frau Hundsdörfer, Frau PD.Männel, Rose, bis zur 3. und 4. Tagung schieden aus: Prof.Jesdinsky, Frau Prof.Oepen, Prof.Riethmüller, Rose, Prof.Seeber. Aufgabe dieser Kommission 14 sollte es sein, parallel zur Tätigkeit der Arbeitsgruppe 13 - beide ohnehin weitgehend personengleich - die im Gebrauch befindlichen, jedoch in ihrer Wirkung auf das Krebsgeschehen nicht oder noch nicht ausreichend untersuchten Mittel der "alternativen" Therapeuten unter Einbeziehung der jeweils bereits vorliegenden experimentellen und klinischen Prüfungsergebnisse zunächst nur "aufzulisten“. Beide Gruppen sollten sich gegenseitig verständigen, jedoch unabhängig voneinander arbeiten. Der Konferenzbericht 1986 enthält keinen Hinweis auf die programmgemäße Tätigkeit der Kommission 14. Die Mitglieder derselben gaben jedoch - genau wie Prof.Irmgard Oepen 1985 als Mitglied der Arbeitsgruppe 11 und ebenfalls unter dem Titel ihrer Kommission - "im Auftrag der Deutschen Krebsgesellschaft“ 1984 den Band "Krebsmedikamente mit fraglicher Wirksamkeit" [6] (siehe Besprechung in 4.0.) heraus. Dem Bericht über die 4."Große Krebskonferenz“ 1989 ist keine weitere Aktivität dieses Gremiums im Sinne neutraler Vorschläge zur Prüfung "alternativer“ Krebstherapeutika mehr zu entnehmen. In diesem Jahr erschien die von 166 auf 176 Seiten erweiterte 4. Auflage des erwähnten Buches. In dem Bericht wird darauf wie folgt lakonisch Bezug genommen: "Es hat sich gezeigt, daß mehr als sechzig solcher (sc. nichtkonventioneller) Medikamente vorhanden sind, die ohne entsprechende Nachweise eine krebsspezifische Wirksamkeit für sich in Anspruch nehmen. Bei einigen wenigen dieser Mittel lassen sich jedoch Ansatzpunkte dafür erkennen, daß eine intensivere Forschung sinnvoll sein könnte." Unter welchen Bedingungen und personellen Eignungen diese Erkenntnisse zustandekamen, wird im nächsten Abschnitt 4.0. beschrieben. Einmal mehr dann wieder die Mahnung: "Beide Gruppen (13 und 14) haben streng darauf zu achten, daß ihre Arbeit der Forschung auf diesem Gebiet förderlich ist, jedoch nicht allein durch die Tatsache ihrer Existenz unberechtigte Hoffnungen bei den Patienten und ihren Angehörigen geweckt werden.“ - Das erstgenannte Ziel ist in der Tat äußerst wünschenswert, die Warnung an letzterer Stelle sollte sich vor allem die etablierte Onkologie zu Herzen nehmen. Mancher Leser mag einwenden, hier werde mit übertriebener Akribie auf die Tätigkeit und den Personenkreis der "Großen Krebskonferenz“ als der Repräsentantin des Widerstandes gegen die ganzheitsmedizinische Tumortherapie eingegangen. Es sei jedoch daran erinnert, daß wir uns mitten im Existenzkampf der Biologischen Medizin befinden, der von den uns autoritär und materiell weit überlegenen Gegnern mit allen nur denkbaren Mitteln geführt wird. Ihr Ziel ist die totale Ausschaltung der biologisch-medizinischen Richtung, obwohl dies im Gegensatz steht zu dem vom Bundestag gefaßten Beschluß, der Erfahrungs- und Naturheilkunde „den ihr gebührenden Platz" in Forschung und Anwendung einzuräumen. Möglicherweise waren dies aber auch nur Lippenbekenntnisse, mit denen die Parteien auf Stimmenfang gehen, weil sie wissen, daß über 80 % der Patienten den Wunsch haben, mit nicht-chemischen, risikolosen, "sanften" Mitteln behandelt zu werden. Es gibt Hochschullehrer - im Vorangegangenen fehlte es nicht an Beispielen – die Naturheilverfahren maßgeblich beurteilen, ohne eine Ahnung davon zu haben. Es gibt sogar eine Studie der Heidelberger Universität, die belegt, daß junge Wissenschaftler sich aus Angst um ihr Fortkommen nicht mit solchen Themen zu beschäftigen wagen oder dies gar nicht dürfen, weil sie sonst ihre Stelle verlieren (zitiert von BECKER, Gesellschaft der Ärzte für Erfahrungsheilkunde, in Süddeutsche Zeitung, 158/1990). Schulmedizin, Wissenschaft und Politik erkennen nur Ergebnisse an, die mit ihren konventionellen Methoden zustandekamen und nach ihren Grundsätzen beweisbar sind. Das ist bei Naturheilverfahren aber nicht (oder nur selten) möglich, weil hier beispielsweise keine Tierversuche oder Doppel-Blindstudien funktionieren (1.2. und 6.1.), sondern nur die geheilten Patienten gelten. Die fundamentale Verschiedenheit dieser Auffassungen macht leider jede Verständigung unmöglich. Der Kölner Internist Prof. GROSS hat es mit der Aussichtslosigkeit verglichen, mit der überzeugte Christen überzeugte Moslems bekehren wollen oder umgekehrt. Einstweilen also muß die biologische Medizin ihre Existenzberechtigung mit allen zu Gebote stehenden Mitteln und Argumenten beweisen. Sie wird - wahrscheinlich schon im 21.Jahrhundert - gegen alle Widerstände in ihre führende Rolle hineinwachsen. Die genaue Kenntnis der gegen sie gerichteten Front mit all ihren Spitzenfunktionären und deren Schachzügen ist jedoch für alle Mitstreiter im Kampf um eine menschengerechte, flexible und liberale Heilkunde eine unbedingte Notwendigkeit. Getarnte Gegner sind besonders gefährlich. |
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